Celia L. Grace - Die Heilerin von Canterbury und der Becher des Todes
ASIN/ISBN: B092VQRFMR |
Canterbury 1471. Die Rosenkriege gehen dem Ende entgegen, das erschöpfte Land beginnt sich zu erholen und als erstes zieht der neue König des Hauses York wieder regelmäßig Steuern ein. Die Einnehmer, die er damit beauftragt, sind verhasst. So auch Sir Reginald Eppingham, dessen Leiche im einem verschlossenen Raum eines Wirtshauses entdeckt wird. Verdächtige gibt es reichlich und der Beauftragte des Königs, der Ire Colum Murtagh und die Stadtärztin Kathryn Swinbrooke, müssen den Fall untersuchen und des Königs Steuergelder wiederbeschaffen, doch dann gibt es plötzlich noch drei ungeklärte Morde.
Das alles passiert im tiefverschneiten, winterlichen Canterbury, das an seinen Rändern noch sehr ländlich ist, mit Wiesen und Feldern und zugefrorenen Teichen, die zu heimtückischen Todesfallen werden.
Mit dem von ihrem Vater erworbenen Wissen um die Wirkung von Heilpflanzen,Giften und deren Dosierung, macht sich Kathryn daran, dieses unlösbar scheinende Verwirrspiel von Täuschung und Mord zu durchschauen.
Mein Eindruck:
Zunächst einmal ist es eine erstklassig konstruierte Kriminalgeschichte, ein "Whodunit", bei dem nicht schon nach 50 Seiten klar ist, wer derTäter sein muß.
Zwar gibt es durchaus drastische Schilderungen des Todes in seiner Vielfalt, es wird aber nie die Grenze zur Blutrünstigkeit überschritten und spricht eher den Geist an in seiner unprätentiösen, klaren aber hochkarätigen Sprache, die auch der sehr guten Übersetzerin Marion Balkenhol geschuldet ist.
Was mich am meisten anspricht, sind aber die exzellenten Kentnisse der Lebensformen und der täglichen Verrichtungen von Menschen des Spätmittelalters. Hier stimmt jedes Detail bis auf Kleinigkeiten. Die Währung, das Rechtswesen, das Steuer- und Abgabenwesen, die Standesordnung, die Lehens- und Eigentumsverhältnisse sind dem England des 15. Jahrhunderts entsprechend, damit oft erheblich abweichend von den Verhältnissen auf dem Kontinent.
Woran so viele historische Romane scheitern:
Die einfache Schilderung von Mensch, Umwelt und Raum in seiner Zeit und deren Sicht, alldas ist hier absolut gelungen.
Dazu stimmt jedes Detail, von der Speisenzubereitung über die Beleuchtung (Hornlaternen), bis hin zu Farben und Formen der Kleidung.
Es ist nicht nur eine Kriminalgeschichte in historischer Kulisse, sondern gelebte Historie, in Form einer guten Geschichte erzählt.
Ein größeres Lob weiß ich einem historischen Roman nicht zu geben.
Zu erwähnen ist noch zweierlei: dieser Band ist der zweite einer Serie, die ich auf jeden Fall ganz lesen werde und unter dem Pseudonym Celia L. Grace verbirgt sich ein(e) sehr bekannte(r) Autor( in).
Wer das ist, darf jede(r) für sich erraten, ich verrate nichts.
Absolute Leseempfehlung für alle Freunde historischer Romane.