Dort Dort - Tommy Orange

  • „Roosevelt hat mal gesagt: ich behaupte ja nicht, daß nur tote Indianer gute Indianer sind, aber in neun von zehn Fällen dürfte das schon der Fall sein, und beim zehnten möchte ich auch nicht so genau hinschauen.“ (Seite 56)


    287 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

    Originaltitel: There There

    Aus dem Amerikanischen von Hannes Meyer

    Verlag: Hanser Berlin, 2019

    ISBN-10: 3-446-26413-2

    ISBN-13: 978-3-446-26413-7



    Zum Inhalt (Verlagsangabe)


    Jacquie ist endlich nüchtern und will zu der Familie zurückkehren, die sie vor vielen Jahren verlassen hat. Dene sammelt mit einer alten Kamera Geschichten indianischen Lebens. Und Orvil will zum ersten Mal den Tanz der Vorfahren tanzen. Ihre Leben sind miteinander verwoben, und sie sind zum großen Powwow in Oakland gekommen, um ihre Traditionen zu feiern. Doch auch Tony ist dort, und Tony ist mit dunklen Absichten gekommen. "Dort dort" ist ein bahnbrechender Roman, der die Geschichte der Native Americans neu erzählt und ein Netz aufwühlend realer Figuren aufspannt, die alle an einem schicksalhaften Tag aufeinandertreffen. Man liest ihn gebannt von seiner Wucht und seiner Schönheit, bis hin zum unerbittlichen Finale.



    Über den Autor (Verlagsangabe)


    Tommy Orange, geboren 1982 in Oakland, ist Mitglied der Cheyenne und Arapaho Tribes. Sein erstes Buch, Dort, dort, war für den Pulitzerpreis 2019 nominiert und erhielt den American Book Award 2019. Er lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Angels Camp, Kalifornien.



    Meine Meinung


    Erst nach dem Lesen von „Verlorene Sterne“ wurde mir bewußt, daß dieses Buch hier quasi der Vorgänger dazu ist. Den wollte ich auch lesen, weil mich die Vorgeschichte interessierte - wenngleich, wie in meiner Rezension zum genannten Buch erwähnt - mit deutlich geringeren Erwartungen an das Buch, als ich sie an „Verlorene Sterne“ hatte.


    Nun, auch die geringeren Erwartungen haben nicht zu verhindert vermocht, daß ich nach rund hundert Seiten abgebrochen habe.


    Es war mir durchaus bewußt, daß der Inhalt kein erfreulicher sein würde, im Gegenteil. Wie schon in „Verlorene Sterne“ ist die Sprache nüchtern und emotionslos und sehr von Fäkalausdrücken durchsetzt. Nun mag es sein, daß die Figuren so denken und sprechen, aber muß man das dermaßen immer wieder so schreiben bzw. betonen? Ich vermisse eine gewisse Kunst des Schreibens und Formulierens, eine Beherrschung der Sprache, die - wenn schon der Inhalt eher depressiv ist - nicht noch selbst weiter hinabzieht, sondern zumindest eine, und sei es eine nur sehr kleine, Lesefreude (um in diesem Zusammenhang den Begriff „Lesespaß“ zu vermeiden) mit sich bringt und alleine darob zum Weiterlesen anregt.


    Aber weit gefehlt.


    Ich habe daher die Reißleine gezogen und abgebrochen. Zwar hätte mich das Schicksal der Figuren schon interessiert, aber dann müßte es mir zumindest so dargeboten werden, daß ich auch lesen will. Hier habe ich mich jedoch zu jedem Satz zwingen müssen - und das erst dann, wenn es keine Entschuldigung mehr gab, nicht lesen zu müssen. Da ich mich dabei ertappt habe, daß ich dauernd am Überlegen war, welches „schöne“ Buch ich nach diesem lesen könnte, war irgendwann der Punkt erreicht, an dem ich resigniert habe.


    Schade um das Buch. Schade um das Thema. Schade um die vertane Zeit.



    Mein Fazit


    „Man liest diesen Roman gebannt von seiner Wucht und Schönheit.“, so liest man im Klappentext. Ich konnte weder Wucht und schon absolut überhaupt keine Schönheit (nicht mal in der Sprache) entdecken.


    ASIN/ISBN: 3446264132



    Edit. Tippfehler berichtigt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Das Buch hat mich vom Thema her sehr interessiert. Ich weiß, daß es den Indianern heute meist schlecht geht und wie die Verhältnisse in den Reservaten (meistens) sind. Insofern habe ich kein "angenehmes" oder "schönes" Buch erwartet. Was mich am meisten gestört (und letztlich zum Abbruch geführt) hat, ist die Sprache, die mich überhaupt nicht überzeugen konnte. Ich kann inhaltlich eine Menge vertragen (und wenn man Bücher über den sog. "Wilden Westen" liest, seien es Romane, seien es Sachbücher, muß man das auch). Aber dann sollten Sprache und Aufbau des Buches mir das Lesen etwas erleichtern bzw. mich wenigstens dabei "unterstützen". Beides kann ich für mich von diesem Buch nicht sagen, so daß das Lesen (für mich!) zur Qual wurde. Bei "Verlorene Sterne" habe ich noch durchgehalten, hier wurde es mir schlicht zu viel.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")