Tage mit Milena, von Katrin Burseg

  • ASIN/ISBN: 3453274555





    Tage mit Milena, von Katrin Burseg


    Cover:

    Die kräftigen Farben gefallen mir.


    Inhalt und meine Meinung:

    Im Buch geht es um drei Frauen. Annika, Luzie und Milena.

    Annika (gute 50) führt ein ruhiges Leben und verdrängt ihre Vergangenheit. Als die 17 jährige Luzie (die sich als Protest auf die Straße fest klebt) in ihr Leben tritt, wird diese Vergangenheit wieder präsent. Anika wird durch Luzie wieder an ihre Freundin Milena erinnert mit der sie vor 30 Jahren in der Hamburger Hausbesetzerszene aktiv war, eine Zeit die sie am liebsten aus ihrem Gedächtnis ausradieren wollte so groß sind ihre Schuldgefühle.


    Ein Buch das uns langsam an die Geschichte von damals heranführt.

    Wir erleben mit was Annika und Milena erlebt haben.

    Annika öffnet das Tor ihrer Erinnerungen und traut sich oft selber nicht mehr.


    Die Autorin versteht es sehr gut dieses langsame Erinnern zu transportieren. Dabei geht es nicht nur um die Vergangenheit, auch die Gegenwart um Luzie (und ihr Geheimnis) und auch die drängenden Probleme des Klimawandels sind gut eingebaut.


    Autorin:

    Katrin Bursegs Faible für Geschichte und Geschichten ließ sie Kunstgeschichte, Literatur und Romanistik studieren. In Norddeutschland aufgewachsen und in Hamburg zu Hause, hat sie sich schon früh für die Ozeane und den Klimawandel interessiert. Auch die Idee zu »Tage mit Milena« rührt von diesem Thema her.


    Mein Fazit:

    Ein sehr aktueller Roman, mit sehr viel Emotionen, eingebettet in eine facettenreiche Rahmengeschichte.

    Von mir 4 Sterne.

  • Tage mit Milena

    Inhaltsangabe: Quelle Heyne


    Inhaltsangabe

    Annika führt ein ruhiges Leben und denkt schon lange nicht mehr an die traumatischen Ereignisse, die vor mehr als 30 Jahren ihre Welt aus den Angeln hoben. Bis die siebzehnjährige Klimaaktivistin Luzie ihren Alltag durcheinanderbringt und die Erinnerung an den Menschen wachrüttelt, dessen Namen sich Annika kaum auszusprechen traut: Milena. In der Hamburger Hausbesetzerszene der Achtziger waren Annika, Milena und Matti unzertrennlich. Sie hielten sich für unbesiegbar, so wie Luzie es tut. Um diese vor einem folgenschweren Fehler zu bewahren, nimmt Annika wieder Kontakt zu Matti auf. Sie reist zu ihm nach Italien – und erfährt, dass alles, was sie über damals zu wissen glaubte, eine Lüge ist.


    Meine Meinung zur Autorin und Buch

    Es ist nicht mein erster von der Autorin Katrin Burseg, sie versteht es immer wieder mich mit ihren Büchern zu verzaubern und in dem Geschehen ihrer Protagonisten zu versinken. In ihrem neusten Roman geht es um die Klimaaktivisten , die Hausbesetzer szene der 80er Jahre.

    Annikas Vergangenheit weißt viele Parallelen zu der jungen Klimaaktivistin Luzie auf. Ihr Schreibstil ist sehr flüssig, bildlich und passt hervorragend in unsere jetzige Situation. Ihre Protagonisten wirken real und lebendig, man konnte sich sehr gut in jede einzelne Figur hineinversetzen.


    Annikas jetziges Leben mit ihrem Mann Hendrik läuft in ruhigen Bahnen ab. Sie führt das Ehemalige Geschäft eine Papierhandlung die hochwertige Papiere führt und auch eine kleine Druckerei ihrer Schwiegereltern, Ölkers & Söhne . Hendrik ihr Mann dagegen geht seiner großen Leidenschaft von Ökologischen Anbau der Blumen nach. Sie leben im beschaulichen Bremen, und sind sehr glücklich. Bis eines Tages Luzie die Klimaaktivistin in Annikas Laden auftaucht, und ihr beschauliches Leben aus dem Gleichgewicht bringt. Die verdrängten Geister ihrer Vergangenheit werden wieder Lebendig und holen sie schneller ein als sie geglaubt hat. Ihre Erinnerungen an die 80er Jahre werden wieder wach , an die Hausbesetzungen im Hamburger Hafen , die Tage mit ihrer Toten Freundin Milena , alle ihre Jugendsünden. Es kommt alles wieder schlagartig hoch und sie muss nun lernen sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Auslöser dafür ist die junge Luzie, der ihren Beschützer Instinkt in ihr erweckt. Sie möchte das Mädchen vor den Gefahren die bei den Demos da lauern einfach bewahren. Leicht wird es für beide nicht werden. Es war spannend und bewegend die 50 Jährige Annika und die 18 Jährige Luzie zu begleiten. Besonders die Ansichten dieser Aktivisten näher kennen zu lernen. Kann man eigentlich seiner Vergangenheit davon laufen? Nein sie holt einem irgendwann unerwartet ein, das wird Annika bewusst . Ein wundervoller Roman.


    Vergangenheit und Neuanfang

  • Einfach Klasse


    Der Roman Tage mit Milena, von der Schriftstellerin Katrin Burseg

    ist ein besonders gutes Werk.

    Die Autorin versteht es prima, die heutige Situation der Umweltschützer und die Hausbesetzerszene der achtziger Jahre in Hamburg zusammen zu bringen.

    Die siebzehnjährige Luzy kauft in Annikas Laden Sekundenkleber. Kurz danach bemerkt Annika ein Verkehrschaos und sie bekommt einen Scheck. Sie Ahnt gleich das Luzy sich angeklebt hat. Durch diese Aktion wird sie an die achtziger Jahre erinnert. Durch ihre Freund macht sie bei den Hausbesetzern mit. Bei einem Polizeieinsatz stirbt ihre Freundin Milena.

    Sie will jetzt Luiy retten und erzählt ihr ihre Geschichte und macht sich auf den Weg, um einen Freund in Venedig zu suchen.

    Ich habe schon einige Romane von Katrin Burseg gelesen. Die schreibt immer wieder liebevoll über die Personen.Ich kann mich gut mit den Geschichten hineindenken.


    Es ist immer wieder ein Erlebnis.Auch diesen Roman kann ich unbedingt empfehlen.

  • Wenn die Leidenschaft aus dem Ruder gerät ...

    Wie nicht anders erwartet, zog mich die sympathische Autorin Katrin Bursig, die mir schon von ihrem wunderbaren Buch „Adas Fest“ bekannt war, mit ihrem neuesten Werk „Tage mit Milena“ mal wieder in den Bann. Der Roman dreht sich mit Annika und Luzie um zwei Frauen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten. Annika scheint im Leben angekommen zu sein und lebt mit ihrem bodenständigen und liebevollem Mann Hendrick in einer Wohnung in Lübeck, die direkt über ihrer kleinen Papeterie liegt. Doch dann erscheint die 17jährige Luzie plötzlich voller jugendlicher Leidenschaft auf der Bildfläche und wirbelt mit ihrer radikalen Umweltschutzaktion das Leben Annikas vollkommen durcheinander. Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit, die sie bis dato so gut verdrängt zu haben schien, kommen brodelnd wieder an die Oberfläche und auf einmal haben die Beiden mehr gemeinsam als sie für möglich hielten. Sie machen sich zusammen auf eine Reise, die sie zugleich in die Vergangenheit und die Zukunft führen wird …

    Fast schon atemlos las ich mich durch diesen Roman, der nicht nur in den beiden Protagonistinnen, sondern auch bei mir Gefühle erweckte, die von berührt über wütend, bis hin zu ein wenig traurig reichten. Seite für Seite warf mir Katrin Bursig ein Puzzlesteinchen nach dem anderen zu, bis ich schließlich am Schluss ein Gesamtbild hatte und erschöpft aber irgendwie auch glücklich das Buch zugeklappten konnte. Viele Unbekannte lösten sich auf, lang unterdrückte Gefühle durften gefühlt werden aber auch so mancher Fehler im Leben Annikas und Luzies kam zu Tage. Ich bin tatsächlich total begeistert von diesem besonderen Roman, der mir mal wieder viele neue Erkenntnisse vermittelte und mich gleichzeitig spannend unterhalten hat. Das belohne ich gerne mit einer überzeugten Leseempfehlung gepaart mit fünf funkelnden Sternen. Ich wünsche dir noch viel Erfolg mit dem Buch, liebe Katrin, und vor allem noch viele begeisterte Leserstimmen.

  • Die Revolte der Jugend in den 80er Jahren und heutige Klimaaktivisten - gar nicht so unterschiedlich

    Klimaaktivisten? Klimakleber? Waren für mich leicht anders tickende Menschen, die irgendwo weit weg ihre Späße trieben. Bis ich ihre Folgen hautnah spürte, als sie im Dresdner Zwinger sich an einen Originalrahmen eines Cranach Gemäldes klebten. Wir haben den Zwinger erst 2 Tage später besucht und merkten erst an der Nervosität der Museumsangestellten, dass etwas nicht stimmt. Als wir erfuhren, was passiert war, haben wir uns bemüht, keine abrupten Bewegungen zu machen, die geforderte Distanz zu allen Exponaten zu wahren.

    Wir wohnen in einer kleinen fränkischen Stadt. Bei uns gibt es keine Straßenkleber. Die gibt es nur in Berlin, dachte ich. Katrin Burseg zeigt, Klimaaktivisten und -kleber kann es überall geben, auch im beschaulich-touristischen Lübeck hoch im Norden. Lübeck? Marzipan, Thomas Mann, Treppengiebel, Holstentor, Hansestadt.Und eben Straßenkleber. Es beginnt alles so harmlos. Ruhig schildert die Autorin den normalen Montagmorgen einer Papierhändlerin. Als ein junges Mädchen den Laden betritt, ändert sich alles schlagartig. Die Klimaaktivistin bringt Leben und Aufregung in den Alltag der Frau und in Lübeck den ganzen Verkehr zum Erliegen. Dass sich die Händlerin mit Luzie solidarisiert und sich auch auf die Straße setzt, um sie vor einem zudringlichen Autofahrer zu schützen, konnte ich noch verstehen. Aber dass Anika Luzie nach Hamburg folgt, sie dort nicht aus den Augen lässt, sie auf Schritt und Tritt bewacht, bei der großen Demo komplett ausrastet und die Kontrolle verliert und verhaftet wird, da dachte ich mir, das geht über das Gebaren einer braven Hausfrau und Händlerin hinaus. Da muss etwas dahinter stecken. Anikas Kette von Kurzschlussreaktionen sind zuerst unverständlich. Erst als Anika peu à peu ihre Vorgeschichte enthüllt, beginnen sich die Puzzleteile zusammenzufügen und die Romanhandlung zieht uns in ihren Bann. Die junge Luzie und die mitten im Leben stehende Anika ergänzen sich, die eine sorgt für die andere, hilft ihr, wenn sie nicht mehr weiter kann. Für Anika ist Luzie einerseits die Tochter, die sie nie haben konnte, und gleichzeitig Milena, Anikas Freundin aus der Jugendzeit. Mit dem Unterschied, dass Luzie ihr nicht die Liebe ihres Lebens ausspannen will.

    Katrin Burseg beschreibt meisterhaft, wie Anika die Aufarbeitung der dramatischen Ereignisse aus ihrer Jugend vollbringt. Sie hat das dreißig Jahre lang verdrängt und nun lässt sie Stück für Stück alles hervordringen, bringt die quälenden Gedanken zur Ruhe und dem Leser eine Erklärung für Anikas Handeln einst und jetzt.

    Hausbesetzer von damals und Klimaaktivisten von heute: beide Gruppen kämpften gegen das System.