Baek Sehee - Ich will sterben, aber Tteokbokki essen will ich auch

  • Baek Sehee - Ich will sterben, aber Tteokbokki essen will ich auch


    Verlag: Argon

    Erscheinungsdatum: 2023

    Spieldauer: 3 Stunden 53 Minuten

    Sprecher: Rebekka Veil, Bernd Reheuser

    ASIN: B0BYJHSBLS


    Über die Autorin:

    Baek Sehee, geboren 1990, studierte Kreatives Schreiben und arbeitete in einem Verlagshaus. Sie litt an Dysthemie, einer psychischen Erkrankung, aufgrund derer sie sich in psychiatrische Behandlung begab und über die sie in ihrem Buch "Ich will sterben, aber Tteokbokki essen will ich auch" berichtet.


    Über den Inhalt (nach Amazon):

    Ein Buch, das man in Zeiten der Dunkelheit zur Hand nehmen sollte


    Baek Sehee ist eine erfolgreiche junge Angestellte in der Social-Media-Abteilung eines großen Verlagshauses. Doch trotz ihrer Erfolge fühlt sie sich ständig niedergedrückt, ängstlich, zweifelt an sich selbst und urteilt über andere. Bei der Arbeit und im Freundeskreis kann sie ihre Gefühle gut verbergen; sie ist geübt darin, die Gelassenheit und Leichtigkeit auszustrahlen, die das Leben ihr abverlangt. Aber diese Fassade aufrechtzuerhalten ist unfassbar anstrengend und hindert sie daran, tiefe Beziehungen einzugehen. Zugleich: Wenn doch alles so hoffnungslos erscheint, warum hat Baek dann dennoch immer wieder Lust auf ihr Lieblingsstraßenessen, den scharfen, würzigen Reiskuchen Tteokbokki? Baek fragt sich, ob mehr dahintersteckt, und sie entschließt sich, einen Psychologen aufzusuchen. Kann sie aus dem Kreislauf ihres selbstzerstörerischen Verhaltens ausbrechen?


    Indem sie ihre Gespräche mit ihrem Psychologen über einen Zeitraum von 12 Wochen aufzeichnet, beginnt Baek, die Rückkopplungsschleifen, Kurzschlussreaktionen und selbstschädigenden Verhaltensweisen zu entwirren, die sie gefangen halten. «Ich will sterben, aber Tteokbokki essen will ich auch» ist ein Buch, das man in Zeiten der Dunkelheit zur Hand nehmen sollte.


    Meine Meinung:

    Als ich auf den Titel "Ich will sterben, aber Ttekbokki essen will ich auch" stieß, fielen mir zunächst zwei Aspekte auf; zum einen der widersprüchliche und ungelenke Titel der Geschichte und zum anderen die Erwähnung von Tteokbokki, jenes koreanischen und wohlschmeckenden Fastfoods, das Erinnerungen in mir weckte und Pawlowsche Reflexe auslöste.

    Bei Tteokbokki handelt es sich um in fingergroß geschnittene Reiskuchen, die in einer scharfen roten Sauce serviert werden, vornehmlich an Imbissständen und deren Genuss sämtliche Lebensgeister weckt. Wer Reiskuchen isst oder wenigstens ein Verlangen nach ihnen verspürt, kann nur weit davon entfernt sein, einen Todeswunsch zu hegen. Soweit gingen jedenfalls meine Gedanken, als ich länger über den Titel nachdachte.


    In das Hörbuch stieg ich weitestgehend unvorbereitet ein und wusste nicht einmal, dass in dessen Mittelpunkt sich Therapeut und Patientin gegenüberstehen und es sich bei der Patientin um die Autorin handelt.

    Baek Sehees Behandlung, die Autorin erkrankte an Dysthemie, zeichnete sich durch Medikamentengabe als auch eine Gesprächstherapie aus; ihre Gespräche nahm die Verlagsmitarbeiterin, die für den Social Media Bereich zuständig war, auf und schrieb sie nach den Therapiesitzungen nieder. Die besprochenen Themenfelder überraschen wenig und sind klassisch besetzt, es geht um Herkunft und Familie, Ausbildung und berufliches Umfeld sowie zwischenmenschliche Beziehungen. Beeindruckend und informativer sind die beiläufigen Informationen, die dem Hörer ein Bild der südkoreanischen Gesellschaft und dem damit verbundenen Druck auf den Einzelnen vermitteln. Diie Erwartungshaltung, beruflich erfolgreich zu sein und die Forderung an Frauen, höchsten Schönheitsidealen gerecht zu werden, belastete auch Baek Sehee.

    Als sie sich in Behandlung begibt, weist sie ein geringes Selbstbewusstsein auf, ist geplagt von Selbstzweifeln und schämt sich, aus einer armen Familie zu stammen. Bernd Reheuser liest die Stimme des empathischen Therapeuten überzeugend, der mit Mitteln der Verhaltenstherapie seiner Patientin mögliche Wege aufzeigt, gegen ihre Zweifel anzugehen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Rebekka Veil, die der Autorin ihre Stimme leiht, überzeugt als verunsicherte Patientin, die sich als nicht schön empfindet und gleichzeitig nach Anerkennung sucht. Nicht immer kann der Hörer Baek Sehee folgen, wenn sie einerseits nicht mit ihrem Äußeren zufrieden ist und gleichzeitig entgegen koreanischer Vorstellungen beabsichtigt, sich tätowieren zu lassen. Zudem erscheinen Nichtbetroffenen manche Probleme der Autorin wie Befindlichkeiten, die weit davon entfernt sind, behandlungsbedürftig zu sein.


    Entgegen dem Titel, der die Erwartungshaltung aufbaut, mit dem Tod konfrontiert zu werden, tauchen in den Gesprächen kaum Äußerungen zum Lebensende auf, was dem Hörbuch durchaus eine Schwere nimmt und es zugänglicher macht.

    Trotz der vorgenannten Einschränkungen empfand ich den Epilog am gelungsten, da Baek Sehee als auch der Therapeut einzeln zu Wort kommen und die Geschichte lebensbejahrend abschließen.

    "Ich will sterben, aber Tteokbokki essen will ich auch" ist ein experimentelles Hörbuch, das sich nicht nur an psychisch Erkrankte richtet, sondern auch an Nichtbetroffene, die etwas über Therapiegespräche in einem anderen Land erfahren möchten.


    Da es Probleme mit der Hörbuchverlinkung gibt, habe ich die Druckausgabe verlinkt.


    ASIN/ISBN: 3499012723