Kiepenheuer&Witsch, 2024
240 Seiten
ISBN: 9783462050172
Kurzbeschreibung:
Die einst bildschöne Ida ist alt und vom Leben, den Männern und sich selbst enttäuscht. Um nicht völlig zu verarmen, arbeitet sie gelegentlich als Model bei Seniorinnenmodenschauen. In einem Kaufhaus begegnet sie Elvira, die ihren Enkel Ole betreut, genauer: ihn abwechselnd schikaniert und verwöhnt. Als Ida ihre Wohnung verliert, lockt Elvira, die den Kontakt zu ihrer Tochter abgebrochen hat und doch nichts mehr fürchtet als die Einsamkeit, die Freundin in ihr Landhaus, denn sie braucht Hilfe mit dem unberechenbaren, spätpubertierenden Hünen Ole.
Eines Morgens kommt es zu einem tragischen Ereignis, das Oles Mutter Manuela auf den Plan ruft. Sie hat ihren Sohn seit dessen erstem Lebensjahr nicht mehr gesehen. Während die Frauen einander misstrauisch umkreisen, entblättern sich ihre Familiengeschichten, ihre Biografien, ihre seelischen Verletzungen.
Über die Autorin:
Katja Lange-Müller, geboren 1951 in Ostberlin, lebt als freie Schriftstellerin in Berlin und im Aargau. 1986 erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis, 1995 den Alfred-Döblin-Preis für ihre zweiteilige Erzählung »Verfrühte Tierliebe«, 2002 den Preis des ZDF, des Senders 3sat und der Stadt Mainz, 2005 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor, 2008 den Preis der LiteraTour Nord, den Gerty-Spies-Preis und den Wilhelm-Raabe-Preis. In den Jahren 2012/2013 war sie Stipendiatin der Villa Massimo, erhielt den Kleist-Preis und war 2013/2014 Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya Istanbul. 2017 erhielt sie den Günter-Grass-Preis, 2023 den Turmschreiberpreis der Stadt Deidesheim.
Mein Eindruck:
Ein Kammerspiel in Prosa!
Katja Lange-Müller ist eine souveräne Schriftstellerin, die ihre Routine und können in diesem kleinen Roman voll ausspielt.
Sie schafft in kurzer Zeit die Ausgangssituation, die die Handlung bestimmen wird.
Die 76jährige Ida zieht zu Elvira und ihren Enkel Ole, der 17 Jahre alt und geistig behindert ist.
Als Ida Elvira mit Genickbruch tot auf der Treppe findet, ist da der Verdacht, dass Ole in seiner Unbeherrschtheit beteiligt war.
Oles egoistische Mutter Manuela taucht auf, um ihr Erbe zu sichern.
Es kommt zu einer Art psychologischen Zweikampf zwischen den in jeder Hinsicht ungleichen Frauen.
Ich könnte mir den Stoff auch gut als kammerspielartigen Fernsehfilm vorstellen.
Mit der Darstellung Oles hatte ich teilweise meine Probleme. Man hätte auch zeigen können, was Menschen mit Behinderung dennoch leisten können. Allerdings wurde Ole anscheinend leider nie in irgendeiner Form gefördert.
Davon aber abgesehen, ist der Roman großartig und unbedingt lesenswert.
ASIN/ISBN: 3462050176 |