Geparden-Verlag, 2024
320 Seiten
Kurzbeschreibung:
Krawatte, Dienstgrad, Feierabendbier: Es könnte immer so weiter gehen. Doch Erwin, Mittfünfziger, Familienvater, bricht aus. Einst ein Freigeist, stürzt er sich nach Jahrzehnten wieder in ein wildes, ungebundenes Abenteuerleben. Er taucht unter, flieht in die Natur, gilt bald als vermisst. Findet mich zeichnet das Psychogramm eines Mannes, dem letztlich eine Psychose diagnostiziert wird und dessen Familie ihn nicht mehr wiedererkennt. Doris Wirth erzählt diese Geschichte als Langzeitporträt, das wechselnde Perspektiven einnimmt; sie blendet zurück in die Vergangenheit von Erwins Ehe, in die sozialen Umstände der Familiengründung und die Reaktionen der in diesen Verhältnissen aufwachsenden Kinder. Findet mich ist ein packendes Romandebüt, das nach den Auswirkungen der Selbstdefinition über Leistung und Arbeit fragt und Zwänge und Begrenzungen in unserer Gesellschaft aufzeigt.
Über die Autorin:
Doris Wirth, geb. 1981 in Zürich, studierte Germanistik, Filmwissenschaft und Philosophie an der Universität Zürich und der Humboldt Universität Berlin. Veröffentlichungen in Magazinen und Anthologien. 2013 erschien der erste Erzählband (Edition Thaleia), 2016 die Erzählung Kinderspiele in der Reihe schöner lesen bei SuKuLTuR. Findet mich ist ihr Romandebüt. Doris Wirth unterrichtet Deutsch als Zweitsprache und leitet Schreibwerkstätten. Sie lebt in Berlin.
Mein Eindruck:
Mit Findet mich hat die Schweizerin Doris Wirth einen intelligenten Familienroman geschrieben und damit ein ordentliches Romandebüt geschafft.
Für den Roman spricht aus meiner Sicht, dass er sich hauptsächlich auf eine Familie bezieht (Erwin, Maria und die beiden Kinder Lukas und Florence) und auch wenn es mal Rückblicke in die Kindheit der Eltern gibt, wird es doch zum Glück keine generationsübergreifende Familiensaga.
Durch die Rückblicke werden immerhin gewisse Charaktereigenschaften von
Erwin und Maria verdeutlicht, zum Beispiel Maria, die in ihrer Jugend einen Drang nach der italienischen Lebensweise hatte, dann mit Erwin aber doch ein konservatives, bürgerliches führen wird.
Die Kinder haben auch ihre Passagen. Florence beginnt an Magersucht zu leiden und Lukas hat so einige Konflikte vor allen mit dem Vater, denn er will sich nicht beugen oder anpassen.
Überraschenderweise, auf den ersten Blick, ist es dann aber Erwin, der aus dem Familienleben ausbricht und zu Fuß versucht, in den Wäldern zu leben. Es ist aber der Beginn einer psychischen Erkrankung, das Hauptthema des Buches.
Mehr möchte ich jetzt aber nicht von der Handlung verraten, obwohl der Klappentext da leider auch schon sehr weit geht.
Die Figuren haben gute Ansätze, streckenweise werden sie für mich aber doch nicht ganz lebendig.
Dass der Roman aber gleich auf die Longlist des Deutschen Buchpreises gelangt, ist überraschend und vielleicht ein wenig übertrieben.
Ich halte „Findet mich“ für einen guten Roman, für den ich auch Sympathie habe, der aber doch nur in einem oberen Mittelfeld anzusiedeln ist.
ASIN/ISBN: 3907406117 |