Das stimmt, mein Sohn. Es ist immer so. Wir werden geboren, wir leben, wir sterben. Es ist alles eins. Wie das Gras, die Bäume, der Büffel. Alle sind für einige Zeit hier, oder längere Zeit, und gehen dann hinüber.* (Seite 53)
Meine gelesene Ausgabe:
261 Seiten, 1 Stammbaum, gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: Doubleday, a division of Bantam Doubleday Dell Publishing Group New York/London/Toronto/Sydney/Auckland 1995
ISBN-10: 0-385-47030-4
ISBN-13: 978-0-3-854-7030-8
Dies ist Band 24 der 29-bändigen Spanish-Bit-Saga, von der nur die ersten 4 Bände auf Deutsch erschienen sind.
Zum Inhalt (eigene Angabe)
Im Volk wird ein „Kind des Schicksals“ geboren, denn schon sehr bald wird deutlich, daß Wolf Pup, wie der Junge heißt, ein besonderes Kind mit besonderen Gaben ist. Doch bevor er seine Bestimmung als Medizinmann finden kann, muß er eine harte und lange Ausbildungszeit durchleben. Er muß die Natur verstehen lernen, damit er seinem Volk dienen kann.
Doch nicht immer geht alles nach Plan. Und plötzlich steht er vor einer Entscheidung, die Leben oder Tod bedeuten kann.
Über den Autor
Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.
Informationen im Internet:
- Der Wikipedia-Artikel zum Autor (in englischer Sprache)
- Serienaufstellung der gesamten Serie
Meine Meinung
Die Handlung setzt einige wenige Jahre nach den Ereignissen des Vorgängerbandes „Child of the Dead“ ein. Dark Antelope und Gray Mouse wird ihr erster Sohn Wolf Pup geboren, und schon bald wird klar, daß er besondere Interessen und Gaben hat - eigentlich kein Wunder, bei der Verwandtschaft und Herkunft. Und wieder gelingt es Coldsmith, aus einem sich eigentlich im Laufe der Jahrhunderte wiederholenden Geschehnis (Mensch wird geboren - wächst auf - lernt einen Beruf - lebt sein Leben) etwas Eigenes und innerhalb der Spanish-Bit-Saga Neues zu gestalten. So, wie auch jedes Leben etwas Eigenes und Neues ist. Immer wieder.
Auch in anderer Hinsicht hat sich die Reihe weiter entwickelt. Zu Beginn schrieb der Autor, daß dem Volk kein bestimmter Stamm Vorbild war, sondern er Eigenheiten mehrerer Stämme zu einem neuen vereinigt habe. Da es etwa aus dem 16. Jahrhundert auch nur wenige Überlieferungen gibt, ein durchaus sinnvolles Vorgehen. Doch je weiter die Erzählung voranschreitet (dieses Buch setzt um 1781 ein), je mehr Informationen gibt es, und es tauchen auch die Namen einzelner Stämme auf. So bin ich mir ziemlich sicher, daß er auf Seite 45 mit den Reitkünsten auf die Comanchen anspielt.
Die Besonderheit deutet sich schon früh im Leben von Wolf Pup an, als sein Großvater, der Medizinmann, während der Namenszeremonie dem knapp drei Jahre alten Wolf Pup nicht seinen eigenen Namen Singing Wolf gibt, sondern es zum Erstaunen aller beim „Babynamen“ Wolf Pup beläßt. „Der Junge wird sich seinen Namen verdienen“, so sein lakonischer Kommentar. Denn mit dem Jungen sei es etwas ganz Besonderes (vgl. S. 6f). Es versteht sich, daß der Großvater mir seiner Einschätzung richtig liegt, wozu bedürfte es sonst eines Romanes mit dieser Hauptfigur?!
Die Entwicklung beginnt sich zu beschleunigen, was immer wieder im Text auftaucht. Da gibt es Vergleiche mit früheren Zeiten, als man noch kein Pferd besaß oder nicht mit den Franzosen handelte, wodurch sich das Leben sehr vereinfacht hat. War man damals auf Gedeih und Verderb den Naturgewalten ausgeliefert, so kann man nun auch bei schlechten Bedingungen die Lebensgrundlagen zumindest soweit sichern, daß es zum Überleben reicht. Daß es aber auch in solch „modernen“ Zeiten lebensgefährlich werden kann und die Natur unberechenbar ist, zeigt sich, als der im Klappentext erwähnte Tornado über das Volk hereinbricht und so gut wie allen materiellen Besitz vernichtet - einschließlich der Wintervorräte. Nun wird sich zeigen müssen, worin die Berufung von Wolf Pup liegt. Sie scheint auf während des Sturmes und muß sich in der Zeit danach bewähren.
Darüber möchte ich nun hier nichts weiter schreiben, man muß es lesen, um alles nachvollziehen zu können.
Wie schon bei den früheren Bänden erwähnt, kann auch dieser völlig eigenständig gelesen werden. Allerdings hat man als Leser aller vorherigen Romane den Vorteil, viele Insider-Witze und Anspielungen zu verstehen. So warte ich beispielsweise schon auf mindestens eine Anspielung auf die Eastern Band, die als seltsam verschrien ist, oder daß ein Fremder nicht auf den Witz in der Schöpfungsgeschichte des Volkes kommt. Fast schon wehmütige Erinnerungen kommen auf, wenn auf Seite 78 die Rede von von einem „jungen Mann namens Adler“ ist, dessen Legende immer noch erzählt wird (vgl. Band 5 „Man of the Shadows“, angesiedelt etwa 1559 - 1561).
Gleichfalls wie schon früher gelingt es dem Autor, für das anscheinend Irrationale ganz rationale Erklärungen zu liefern. Im Verlauf seiner Ausbildung muß Wolf Pup beispielsweise lernen, den richtigen Zeitpunkt für das Abbrennen des Grases im Frühjahr zu bestimmen. Ein vom Gehabe her durchaus magischer Vorgang. Aber, wie sich bei der Unterweisung herausstellt, eine völlig rationale Angelegenheit: es bedarf sehr guter Kenntnisse von Vorgängen und Erscheinungen in der Natur sowie deren korrekter Beurteilung und einer sorgfältigen Naturbeobachtung - und schon ergibt sich der richtige Zeitpunkt von ganz alleine. Bei solchen Beschreibungen mußte ich an „World of Silence“ denken, in der Coldsmith anscheinend irrationale Geistererscheinungen letztlich völlig rational als psychologische Vorgänge erklärt. Man merkt eben, daß er im Hauptberuf Arzt war.
Es bricht in diesem Band also eine Menge über das Volk herein, das es fast an den Rand des Unterganges bringt. Da es noch fünf weitere Bände gibt, darf man beim Lesen der frohen Hoffnung sein, daß alles am Ende irgendwie gut ausgehen wird. Und daß Wolf Pup überlebt und einen neuen Namen bekommen hat.
Mein Fazit
Wolf Pup wird Medizinmann. Doch der Weg dahin ist mit Gefahren für Leib und Leben verbunden. Schon eine falsche Entscheidung kann den Tod bedeuten. Auch dieser Band der Spanish-Bit-Saga gibt einen tiefen Einblick ins Leben des Volkes und überzeugt auf der ganzen Linie.
Originaltext
* = That is true, my son. It is always so. We are born, we live, we die. It is all one. Like the grass, the trees, the buffalo. All are here for a season, or a few seasons, and then cross over. (S. 53)
Übersetzung nicht immer wörtlich, sondern aus dem Zusammenhang sinngemäß.
ASIN/ISBN: 0385470304 |