'Südlich der Grenze, westlich der Sonne' - Seiten 001 - 052

  • Ich war sehr gespannt auf das Buch. Ich hatte im Vorfeld von den Kontroversen gelesen, die es bei Erscheinen angestoßen hat, die Streitgespräche im Literarischen Quartett, die schließlich das Ende dieser literarischen Institution führten.

    Ich lese die neuere Übersetzung, die direkte Übersetzung aus dem Japanischen. "Gefährliche Geliebte" wurde damals aus dem Englischen übersetzt, also eine Übersetzung der Übersetzung. Ich kann vielleicht nicht einschätze, wie stark sich die Übersetzungen unterscheiden.

    Ich bin zwar erst mit dem 1. Kapitel durch, wollte aber dazu schon mal etwas schreiben und bin dann beim Hinweis von Clare hängengeblieben. Mir war dieser Streit um das Buch nicht bekannt und so habe ich heute erstmal das recherchiert. :lache Sehr interessant, dass man sich dann doch so über ein Buch streitet, das eine lange Arbeitsbeziehung auseinandergeht. Jetzt bin ich auch noch viel gespannter auf das Buch und hoffe nur, dass es uns nicht so geht wie dem Literarischen Quartett! :knuddel1


    Über die Titel bin ich auch gestolpert. Alt- und Neuübersetzung unterscheiden sich ja schon in diesem Punkt wesentlich. Danke Salonlöwin für deine Aufklärung zum "neuen" Titel - ich werde mir die Erklärung gerne durchlesen, aber auch erst nach dem Buch. Mal sehen, ob es sich auch im Buch noch erschließt.


    Jetzt aber zum 1. Kapitel: ich bin sehr schnell hineingekommen. Mich wundert nur, dass sich Hajimas japanische Kindheit nicht von einer westlichen Kindheit unterscheidet (in Deutschland hätte es 1951 wohl noch nicht gepasst, sicher aber ein paar Jahre später). Eigenheim mit Garten und Haustier, Mutter Hausfrau, Vater Anzugträger (wahrscheinlich wenig präsent) ... Da kann man das Land - abgesehen von den Namen - überhaupt nicht herauslesen. Ob sich das noch ändert?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich bin zwar erst mit dem 1. Kapitel durch, wollte aber dazu schon mal etwas schreiben und bin dann beim Hinweis von Clare hängengeblieben. Mir war dieser Streit um das Buch nicht bekannt und so habe ich heute erstmal das recherchiert. :lache Sehr interessant, dass man sich dann doch so über ein Buch streitet, das eine lange Arbeitsbeziehung auseinandergeht. Jetzt bin ich auch noch viel gespannter auf das Buch und hoffe nur, dass es uns nicht so geht wie dem Literarischen Quartett! :knuddel1

    Ich bezweifle, dass es bei uns so weit kommen könnte.

    Du hast dir sicher auch den Ausschnitt aus der Sendung angesehen. Das Hauptproblem war nach meiner Meinung, dass Frau Löffler das Buch ganz anders sah, ihr das aber nicht zugestattet war.

    Unterschiedliche Meinungen sind spannend, finde ich, und man kann diskutieren, muss aber dem Anderen auch zugestehen, dass er es anders sieht. Man muss doch niemand von der eigenen Sicht überzeugen. Und das würde hier auch niemand machen.:knuddel1

    Aber das weißt du ja.

  • Murakami gefällt mir immer wieder, und auch dieses Buch hat mich voll in seinen Bann gezogen. Die Hauptperson kommt mir etwas unreif, oder unfertig vor, aber ich hoffe auf eine Entwicklung .Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass sich Murakamis Personal in seinen Romanen ähnelt. Ich liebe das Rätselhafte und Mystische, was sich durch seine Geschichten zieht.

  • Mir fällt es schwer, hier etwas beizutragen. Mir gefällt die Art der Erzählung, inhaltlich bin ich aber noch gar nicht abgeholt. Dazu kommt, das ich gerade auch keine Ruhe habe, das wird zum Wochenende hoffentlich anders.

    Vielleicht kommt das noch. Setz dich nicht unter Druck👋.

  • Aber das weißt du ja.

    Natürlich weiß ich das :) und meine Aussage war nicht ernst gemeint (hätte ich vielleicht einen Ironie-Smiley dahinter setzten sollen). Ich wollte mir die Sendung des Literarischen Quartetts eigentlich anschauen, habe es aber dann gelassen, als inhaltlich für mich zu viel gespoilert wurde. Vielleicht hinterher.


    Auch über einen der kritisierten Sätze bin ich mittlerweile gestolpert. Ja, "mit ... Sex haben, bis mir das Hirn schmilzt" klingt doch noch etwas angenehmer als "... bis zur Hirnerweichung vögeln". "Schön" finde ich beide Varianten nicht, aber der derbe Ausdruck passt zum jungen Hajima, der seine Libido nicht zügeln kann. Also durchaus merkbare Unterschiede in den Übersetzungen. Diese und andere Beispiele und vor allem eine Erklärung, wie es dazu kam habe ich auch im sehr lesenswerten Artikel http://www.relue-online.de/2014/03/oednis-im-bett/ gefunden.

    Die Hauptperson kommt mir etwas unreif, oder unfertig vor, aber ich hoffe auf eine Entwicklung .

    Ich gehe stark von einer Entwicklung aus. Schließlich ist Hajima am Ende dieses Abschnitts gerade mal 20, also noch sehr jung. Da wird bestimmt noch einiges passieren, hoffentlich in die richtige Richtung! Natürlich war es ein großer Fehler von ihm, fremdzugehen und Izumi damit sehr wehzutun, aber wenn er sich jetzt selber einredet, er sei der "Böse" und hätte einen schlechten Charakter, kann diese negative Selbstwahrnehmung erst recht zu schlechten Taten führen.

    Der Riss war bei ihm ja schon, weil sie nicht mit ihm ins Bett wollte.

    Der Riss war schon lange da, vielleicht von Anfang an und BEIDE haben ihn bemerkt, wollten ihn nur nicht wahrhaben. Hajima schreibt ja selber, es fehlt das "Etwas" und ich bin mir sicher, Izumi hat nicht mit ihm geschlafen, weil sie das gleiche gespürt hat. Wären sie ehrlich zueinander und vor allem zu sich selbst gewesen, hätten sie die Beziehung längst beendet. Aber es war halt bequem so und da man sich in der Gesellschaft des/der anderen wohlgefühlt hat, haben es beide halt laufenlassen. Ohne den Seitensprung hätte sich wohl die Beziehung der beiden nach Hajimas Weggang eher früher oder später ohne großes Drama in Luft aufgelöst. Aber so war es ein großer Schlag für Izumi.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021