'Südlich der Grenze, westlich der Sonne' - Seiten 053 - 184

  • ACHTUNG! BITTE BEACHTEN!!!

    Beim Anlegen der Abschnitts-Treads hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen. Der 2. Abschnitt geht von Seite 53-104 (im Titel ist aus der 0 eine 8 geworden)


    Ich bin noch nicht wärmer geworden mit Hajime, aber das ist nicht schlimm. Für mich ist es nicht zwingend, dass ich die Romanfiguren sympathisch finde. Ich finde ihn immernoch egozentrisch. Er ist auf seine Bedürfnisse und Träume und Sehnsüchte fixiert und hinterlässt rechts und links eine Menge Verletzte, ohne es zu merken.


    Nach wir vor ist Hajime für mich ein Wartender, wartend darauf, dass sein wirkliches Leben beginnt. Er geht Beziehungen ein, meist aber von kurzer Dauer. Er stürzt sich mit in die Studentenproteste, sagt aber von sich selbst, dass er nie richtig mit Leidenschaft dabei war, weil er "keine zwischenmenschliche Solidarität empfinden kann" (S.51). Sein Studium langweilt ihn, später auch seine Arbeit. Selbst als er heiratet und Kinder bekommt, hat er immer das Gefühl, dass es nicht sein Leben ist, das er führt.


    Bei allem ist es so, dass niemand IHN hat, auch wenn ER Frau/Freundin/Affäre/Job hat. Über allem schwebt verklärt seine kurze Zeit mit Shimamoto in der Kindheit, sein verklärtes Bild einer imaginären Idealfrau und eines imaginären Ideallebens.


    Uns dann tritt sie wieder in sein Leben.


    Ich kann heute leider nicht mehr weiterlesen. Zu gern wüsste ich, wie es weiter geht, wie Shimamoto lebt, ob sie sich wiedersehen und wann. Mit geht die Szene durch den Kopf, in der er der Frau, die ihn an Shimamoto erinnert folgt, die es auch ist, und wie der fremde Mann ihn bedroht und ihm Geld gibt, damit er es dabei belässt. Ehemann? Zuhälter? Wer?

    Morgen erfahre ich dann vielleicht mehr.

    - Freiheit, die den Himmel streift -

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  • Der Abschnitt geht jetzt bis Seite 105? Weil der dritte mit 105- 164 drin steht?


    Die geheimnisvolle Schöne der er nach geht ist tatsächlich Shimamoto. Das stellt sich heraus, als sie ihn wegen dieses Artikels in eine Illustrierten dort aufsucht.

    Hajime nimmt es mit den Frauen nicht so genau. Auch als er verheiratet ist hat er Affären. Dass das seine Frau so hin nimmt? Nun gut, zu der Zeit und in Japan mag das angehen. Ob ich es mag ist meine persönliche Meinung.

    Aber er ist ja auch immer auf der Suche nach der einen die sein Herz erfüllt. Tief im inneren ist er doch ein Romantiker mit einer Sehnsucht, die ihn, vor allem da Shimamoto eher gefährlich lebt, vielleicht mit einem der Yakuza mitglieder?, mit Sicherheit in die Bredouille bringen wird.

    Sprachlich hat es wirklich schöne Stellen drin, so auch die mit dem Talent.

  • Die geheimnisvolle Schöne der er nach geht ist tatsächlich Shimamoto. Das stellt sich heraus, als sie ihn wegen dieses Artikels in eine Illustrierten dort aufsucht.

    Hajime nimmt es mit den Frauen nicht so genau. Auch als er verheiratet ist hat er Affären. Dass das seine Frau so hin nimmt? Nun gut, zu der Zeit und in Japan mag das angehen. Ob ich es mag ist meine persönliche Meinung.

    Aber er ist ja auch immer auf der Suche nach der einen die sein Herz erfüllt. Tief im inneren ist er doch ein Romantiker mit einer Sehnsucht, die ihn, vor allem da Shimamoto eher gefährlich lebt, vielleicht mit einem der Yakuza mitglieder?, mit Sicherheit in die Bredouille bringen wird.

    Sprachlich hat es wirklich schöne Stellen drin, so auch die mit dem Talent.

    Ich denke nicht, dass seine Frau von seinen Affären weiß. Soweit ich es verstehe, waren sie alle bewusst kurz und diskret. Hajime benutzt Frauen. Inzwischen habe ich aber nicht mehr das Gefühl, dass er es noch so verächtlich und exzessiv tut, wie in seiner Jugend. Er hat sich weiterentwickelt. Noch immer mag und braucht und nimmt er sich Sex, aber ich denke, dass er zunehmend eine Leere spürt.

    Tja, und dann ist Shimamoto wieder da...

  • Ich denke nicht, dass seine Frau von seinen Affären weiß. Soweit ich es verstehe, waren sie alle bewusst kurz und diskret. Hajime benutzt Frauen. Inzwischen habe ich aber nicht mehr das Gefühl, dass er es noch so verächtlich und exzessiv tut, wie in seiner Jugend. Er hat sich weiterentwickelt. Noch immer mag und braucht und nimmt er sich Sex, aber ich denke, dass er zunehmend eine Leere spürt.

    Diese Leere spürt er ja, seit Shimamoto aus seiner Jugend verschwunden ist. Ich denke auch, dass Sex ihm wichtig ist, die Affären nimmt er, und wie er schildert auch die betreffenden Frauen nicht ernst, so dass, wenn man es so sehen will, niemand zu Schaden kommt. Vielleicht hat ihm die Sache mit Izumis Cousine doch recht zugesetzt, es tut ihm ja immer noch leid, dass er sie verletzt hat.

  • Diese Leere spürt er ja, seit Shimamoto aus seiner Jugend verschwunden ist. Ich denke auch, dass Sex ihm wichtig ist, die Affären nimmt er, und wie er schildert auch die betreffenden Frauen nicht ernst, so dass, wenn man es so sehen will, niemand zu Schaden kommt. Vielleicht hat ihm die Sache mit Izumis Cousine doch recht zugesetzt, es tut ihm ja immer noch leid, dass er sie verletzt hat.

    Ich denke auch, dass das, was er von Izumis Cousine erfährt mehr zusetzt, als er wirklich zeigt oder sichtbar an sich heranlässt. Auf jeden Fall wird sich das Bild, dass er von seiner vergangenen Jugend hatte, schon verändert haben dadurch.

  • Ich bin froh, dass ich das Buch weitergelesen habe. Der zweite Abschnitt gefällt mir schon wesentlich besser, vor allem weil es nicht dauernd nur um die sexuellen Gedanken von Hajime geht.


    Ich bin noch nicht wärmer geworden mit Hajime, aber das ist nicht schlimm.

    Mir tut er inzwischen fast ein wenig leid. Ich habe ihn ja von anfang an nicht als wirklich unsympahtisch empfunden. Jetzt habe ich das Gefühl, dass er einfach unglaublich einsam ist und sich nirgendwo zugehörig fühlt. Auch wenn er sagt, er ist glücklich mit seiner Frau verheiratet kommt das bei mir als Leser nicht so richtig an. Ich glaube, er meint zwar glücklich zu sein, in Wahrheit ist er aber einfach nur immer noch auf der Suche nach seiner Jugendliebe und er steht immer irgndwie außerhalb der richtigen Lebens, ist nie wirklich mitten dabei.


    Zu gern wüsste ich, wie es weiter geht, wie Shimamoto lebt, ob sie sich wiedersehen und wann. Mit geht die Szene durch den Kopf, in der er der Frau, die ihn an Shimamoto erinnert folgt, die es auch ist, und wie der fremde Mann ihn bedroht und ihm Geld gibt, damit er es dabei belässt. Ehemann? Zuhälter? Wer?

    Das interessiert mich jetzt auch am meisten. In welcher Situation war Shamamoto damals, als Hajime ihr gefolgt ist ? Ich dachte ja erst, er wäre einem Phantom hinterhergelaufen und diese Frau wäre gar nicht Shimamato gewesen. Aber da sie es doch war hoffe ich sehr, dass das Geheimnis doch noch gelüftet wird.

    Sprachlich hat es wirklich schöne Stellen drin, so auch die mit dem Talent.

    :write

    Sprachlich mag ich das Buch auch sehr. Und ich habe mir auch schon einige Sätze notiert, die mir aufgefallen sind.

  • Mir tut er inzwischen fast ein wenig leid. Ich habe ihn ja von anfang an nicht als wirklich unsympahtisch empfunden. Jetzt habe ich das Gefühl, dass er einfach unglaublich einsam ist und sich nirgendwo zugehörig fühlt. Auch wenn er sagt, er ist glücklich mit seiner Frau verheiratet kommt das bei mir als Leser nicht so richtig an. Ich glaube, er meint zwar glücklich zu sein, in Wahrheit ist er aber einfach nur immer noch auf der Suche nach seiner Jugendliebe und er steht immer irgndwie außerhalb der richtigen Lebens, ist nie wirklich mitten dabei.

    Das empfinde ich ähnlich.

  • Diese Leere spürt er ja, seit Shimamoto aus seiner Jugend verschwunden ist. Ich denke auch, dass Sex ihm wichtig ist, die Affären nimmt er, und wie er schildert auch die betreffenden Frauen nicht ernst, so dass, wenn man es so sehen will, niemand zu Schaden kommt. Vielleicht hat ihm die Sache mit Izumis Cousine doch recht zugesetzt, es tut ihm ja immer noch leid, dass er sie verletzt hat.

    Da er auch während seiner Ehe Affären hat, schadet er aber zumindest seiner Frau.

  • Da er auch während seiner Ehe Affären hat, schadet er aber zumindest seiner Frau.

    Das weiß sie aber nicht, worauf er großen Wert gelegt hat. Das macht es nicht besser, aber es erspart ihr einiges an Selbstzweifeln.


    Soweit ich das aus anderen Romanen einschätzen kann, ist die Stellung der Frau in Japan schon sehr anders als bei uns. Es scheint immernoch sehr weit verbreitet zu sein, dass die Frau alles zu managen hat und der Ehemann zufriedenzustellen ist.

    - Freiheit, die den Himmel streift -

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  • Soweit ich das aus anderen Romanen einschätzen kann, ist die Stellung der Frau in Japan schon sehr anders als bei uns. Es scheint immernoch sehr weit verbreitet zu sein, dass die Frau alles zu managen hat und der Ehemann zufriedenzustellen ist.

    So sehe ich das auch. Vor allem, da es ja auch einige Jahrzehnte her ist. Er ist 1951 geboren und jetzt 37.

  • Mich berührt das Buch nach wie vor nicht besonders.

    Hajime ist ein Charakter, der eigentlich nur durch seine Liebe zu Shimamoto Kontur bekommt, ansonsten so vor sich hin dümpelt. Er ist begabt, hatte auf der Schule in den interessierenden Fächern gute Noten und musste sich nicht besonders anstrengen, einen Studienplatz an einem guten College zu bekommen. Er studierte Literaturwissenschaft und mag dann aber die Arbeit mit Schulbüchern nicht, was ich gut verstehen kann :lache. Politik interessiert ihn wenig. Aber was mag er eigentlich? Guten, altmodischen Jazz und Alkohol, vielleicht noch seine Familie. Aber das alles ist so ungefähr und nicht prägend. Was für ein armes Leben, wenn es nur durch die Erinnerung an einen Menschen Tiefe erhält! Ich bin auch gespannt, ob die Handlung noch durch Shimamotos Lebensumstände oder vielleicht eine Wiederbegegnung mit Izumi Drive erhält.

  • Argh! Alles schön vorgeschrieben, aber nicht gespeichert. ;( Jetzt muss ich aus dem Gedächtnis schreiben.


    Hajime scheint eine seltsame Obsession für Frauen mit lahmen Bein entwickelt zu haben. Da er abwechselnd Izumi und Shimamoto vermisst, frage ich mich, was da jetzt genau hinter steckt. Ohne eine von beiden scheint er sich wieder selber suchen zu müssen.


    Im Laufe des Abschnitts wird immer klarer, dass er zwar zufrieden ist, aber nicht glücklich. Wobei Glück auch irgendwie ein großes Wort ist. Niemand ist ja dauerhaft glücklich und man sollte sich darauf besinnen, dass langfristige Zufriedenheit viel wert ist. Ihm fehlt aber immer noch etwas, das er nicht benennen kann. Warum er glaubt, dass der Erfolg, den er mit Hilfe seines Schwiegervaters erreicht hat, weniger wert ist, verstehe ich auch nicht. Ich glaube, er verspricht sich einfach zu viel vom Leben, sieht andere und denkt, dass deren Leben einfacher oder besser ist. Was weiß ich. :gruebel


    Als Shimamoto plötzlich in der Bar auftaucht, habe ich es als sehr schlechtes Omen gesehen. Ob die beiden ihre Freundschaft beide verklären? Oder ist es tatsächlich die große Liebe, weil damals jeder er selbst sein konnte?

  • Noch etwas: Sprachlich mag ich das Buch sehr. Es gibt viele Kleinigkeiten, die mich das sehr gern lesen lassen und die eine Stimmung erzeugen, auch wenn etwas nicht direkt benannt ist.

    Ich mag, dass hier nicht S**Szenen ausgeschachtet werden, wie es in den heutigen Trendbüchern der Fall ist. Nichts gegen das Thema, aber nicht immer passt eine intensive Beschreibung zum Buch.

  • Hajimes Leben und damit auch das Buch tritt irgendwo auf der Stelle. Da habe ich ein ähnliches Gefühl wie finsbury :

    Hajime ist ein Charakter, der .... ansonsten so vor sich hin dümpelt.

    Klar, er heiratet, bekommt Kinder, wird erfolgreicher Barbesitzer (in dem Zusammenhang hat er leider wenig Selbstbewusstsein, klar bekommt er Startkapital vom Schwiegervater, aber den Erfolg erarbeitet er sich selber) - aber er weiß eigentlich gar nicht, was er will und wo sein Platz ist. Traurig.


    Für mich war ich froh, als Shimamoto wieder auftaucht weil ich hoffe, dass das Buch damit an Schwung gewinnt. Für Hajime - fraglich, ob ihn das gut tut. Vielleicht kann er endlich mit dieser Obsession abschließen und SEIN Leben leben.

    Als Shimamoto plötzlich in der Bar auftaucht, habe ich es als sehr schlechtes Omen gesehen. Ob die beiden ihre Freundschaft beide verklären? Oder ist es tatsächlich die große Liebe, weil damals jeder er selbst sein konnte?

    Ich denke schon, dass die beiden ihre Freundschaft verklären. Oder diese Sehnsucht gilt (nicht) nur dem/der anderen, sondern dieser als unbeschwert wahrgenommenen Zeit? Wo das Leben vermeintlich noch in Ordnung war, ohne Verpflichtungen jeglicher Art. Die große Liebe war es damals vielleicht auch, aber das heißt ja noch lange nicht, dass sie es immer noch ist. Schließlich sind sie mittlerweile erwachsen geworden.


    Soweit ich das aus anderen Romanen einschätzen kann, ist die Stellung der Frau in Japan schon sehr anders als bei uns. Es scheint immernoch sehr weit verbreitet zu sein, dass die Frau alles zu managen hat und der Ehemann zufriedenzustellen ist.

    Ich weiß jetzt nicht, wie das in den 80er Jahren in Japan war, allerdings stört mich die Art und Weise, wie beiläufig und selbstverständlich Hajime über seine Affären berichtet. Persönlich, das kommt sicher aus anderer Zeit/anderem Kulturkreis. Aber vor allem auch, da er mit seinem ersten Seitensprung Izumi sehr weh getan hat, was er ja auch weiß und bedauert. Doch auf sein Verhalten hat diese doch schwerwiegende Erfahrung keinen (oder nur ganz wenigen) Einfluss. Die Reue, was er Izumi angetan hat, wird dann doch wieder vom Drang nach Sex überwogen - obwohl er weiß, was er damit anrichten kann. Dass er es diskret macht, ist für mich keine Entschuldigung. Durch irgendwelche blöden Zufälle kann sowas immer auffliegen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021