Bernhard Aichner - Yoko

  • Bernhard Aichner (1972) lebt als Schriftsteller und Fotograf in Innsbruck. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke. Für seine Arbeit wurde er mit mehreren Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt mit dem Burgdorfer Krimipreis 2014, dem Crime Cologne Award 2015 und dem Friedrich Glauser Preis 2017. Die Thriller seiner "Totenfrau"-Trilogie standen monatelang an der Spitze der Bestsellerlisten. Die Romane wurden in 16 Länder verkauft, u.a. auch nach USA und England. Mehrere seiner Romane wurden verfilmt, u.a. seine Totenfrau-Trilogie für Netflix/ORF.


    "Es ist nicht "nur ein Tier", ...Es ist ein Herz, das schlägt, eine Seele, ...die fühlt und ein Leben das leben will. (Sylvia Rassloff)

    Yoko ist gerade mal Ende zwanzig, als sie die Metzgerei ihres Vaters erbt. Für sie gab es nie was anderes außer Schlachten, obwohl sie auch hätte studieren können. Doch statt nun weiter Tiere zu schlachten, verwandelt Yoko ihr Erbe in eine Glückskeks-Manufaktur mit ihren ganz eigenen Sprüchen um. Für Yoko ist es ein Traum, der sie das erste Mal in ihrem Leben so richtig glücklich macht. Ihre individuellen Kekse beliefert sie an chinesische Hotels und Restaurants. Und so kommt es, dass sie eines Abends zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Beim Beliefern einer Kiste Glückskekse an ein chinesisches Restaurant entdeckt sie, wie zwei Männer einen kleinen Hund brutal quälen. Als Yoko eingreift, wird sie von den beiden Peinigern brutal zusammengeschlagen und missbraucht. Die beiden Männer haben ein leichtes Spiel und bedrohen Yoko zusätzlich, falls diese sie anzeigt. Plötzlich liegt ihr gesamtes Leben in Scherben vor ihr. Ängste plagen sie, bis sie sich entschließt, sich zur Wehr zu setzen. Nicht ihre Peiniger sollen gewinnen, sondern sie wird sich rächen. Sie ist sogar bereit dafür zu sterben. Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, dass ihre Peiniger nicht alleine das Sagen haben. Hinter ihnen ist eine viel größere Macht, die noch viel stärker und brutaler ist. Einer, der ihr alles nehmen wird, was sie je geliebt hat. Wird Yoko trotzdem zurückschlagen?


    Meine Meinung:

    Hinter diesem unscheinbaren Cover verbirgt sich eine wirklich spannende, traurige Geschichte, die mich sehr berührt hat. Allerdings sind einige Szenen in diesem Buch wirklich nichts für schwache Nerven. Denn sehr detailliert beschreibt der Autor vor allem einige der brutalen Szenen, bei denen man nicht allzu viel Fantasie haben sollte. Dass die chinesische Mafia nicht nur Restaurants erpresst und ausbeutet, sondern sogar zudem Tiere quält, ist mir allerdings neu. Jedoch als Ansatz für dieses Buch finde ich es gar nicht so schlecht. Hätte ich nur den Titel gelesen, hätte ich mit diesem Thriller wenig anfangen können. Erst der Klappentext macht mich so richtig neugierig. Yokos Geschichte könnte im Grunde überall geschehen sein. Leider gibt es solche brutalen, mächtigen Organisationen weltweit. Jedoch gefällt es mir, dass so ein kleines, vielleicht nicht ganz so zartes Wesen wie die sonstigen Asiatinnen sich eben nichts gefallen lässt und zurückschlägt. Der Autor schreibt hier mit vielen Emotionen, aber durchaus auch mit der richtigen Portion Spannung, Action und Brutalität, sodass einen die Geschichte wirklich fesselt. Es hat nicht nur was mit Tierquälerei und Macht zu tun, sondern ein Stück weit auch mit Femizid. Mir ist zwar nicht klar, ob die chinesische Mafia wirklich Tiere quält oder ob es eben nur die Idee eines Einzelnen ist. Aber ich denke, das bleibt natürlich der Fantasie des Autors überlassen und macht im Grunde die Geschichte erst so richtig interessant. Gut gefallen hat mir nicht nur Yokos tougher Charakter, sondern außerdem das Eintauchen in ihre Vergangenheit und ihre Gedanken in der Gegenwart. Deshalb bleibt sie für mich nicht oberflächlich, sondern ich kann mich gut mit ihr identifizieren. Darum glaube ich, dass vor allem viele Leserinnen sich ein Stück weit sogar in Yoko wiederfinden werden. Vielleicht nicht unbedingt in ihrem Rachefeldzug, sondern in ihrer Persönlichkeit, ihrem Hilferuf und der Verletzlichkeit. Mich jedenfalls hat dieses Buch gefesselt bis zur letzten Seite, und das ist eher eine Seltenheit bei so kurzen Thrillern. Den Cliffhanger am Ende fand ich zwar etwas störend, allerdings weiß man dadurch, dass es auf jeden Fall eine Fortsetzung gibt. Ich bin schon sehr gespannt, was mich in Band 2 "John" erwarten wird. Ich gebe eine Leseempfehlung und 5 Sterne für dieses Buch. :thumbup:


    ASIN/ISBN: B0CZ87DLW6

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Rachefeldzug der besonderen Art

    In „Yoko“ wird der Leser in eine packende Geschichte hineingezogen, die mit einer interessanten Prämisse beginnt. Yoko, die Protagonistin, ist eine Frau, die mit ihrem Leben im Großen und Ganzen zufrieden ist. Sie hat die Metzgerei ihres Vaters in eine kleine Manufaktur für Glückskekse umgewandelt.


    Die Geschichte nimmt eine dramatische Wendung, als Yoko bei einer Auslieferung an ein chinesisches Restaurant Zeugin der Misshandlung eines Hundes wird. Ihr Mitgefühl und der Wunsch, dem Tier zu helfen, führen sie in eine gefährliche Situation, in der sie selbst in die Fänge der Peiniger gerät.

    Der Thriller ist durchweg rasant erzählt und bietet eine Vielzahl von Wendepunkten, die die Spannung aufrechterhalten. Der Schreibstil des Autors ist anders, als ich es gewöhnt bin, aber trotzdem flüssig und ansprechend. Besonders hervorzuheben sind die kurzen, prägnanten Dialoge zwischen den Protagonisten.

    Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist der gut aufgebaute Spannungsbogen. Der Autor versteht es, die Neugier des Lesers zu wecken und ihn bis zur letzten Seite in Atem zu halten. Überraschungsmomente und unerwartete Wendungen sorgen dafür, dass die Handlung nie vorhersehbar wird.

    Dennoch gibt es einen Aspekt, der als Manko betrachtet werden kann: Die Art und Weise, wie Yoko ihre Rache an den Tätern vollzieht, erscheint etwas unrealistisch. Angesichts der Tatsache, dass sie es mit professionellen Kriminellen zu tun hat, wirkt es fast zu einfach, wie sie ihre Ziele erreicht.

    Insgesamt ist „Yoko“ ein fesselnder Thriller, der mit einer interessanten Protagonistin und einer packenden Handlung aufwartet. Trotz kleinerer Schwächen in der Plausibilität der Rachegeschichte bietet das Buch eine gelungene Mischung aus Spannung, Emotion und moralischen Dilemmata. Es ist eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich für Geschichten über Mut, Gerechtigkeit und die dunklen Seiten der menschlichen Natur interessieren.