Deutscher Buchpreis 2024

  • Heute wurden die Nominierten für den Deutschen Buchpreis 2024 bekanntgegeben:


    Die nominierten Romane (in alphabetischer Reihenfolge):

    Nora Bossong: Reichskanzlerplatz (Suhrkamp Verlag, August 2024)
    Zora del Buono: Seinetwegen (Verlag C.H.Beck, Juli 2024
    Franz Friedrich: Die Passagierin (S. Fischer Verlag, April 2024)
    Martina Hefter: Hey guten Morgen, wie geht es dir? (Klett-Cotta, Juli 2024)
    Timon Karl Kaleyta: Heilung (Piper Verlag, Februar 2024)
    Maren Kames: Hasenprosa (Suhrkamp Verlag, März 2024)
    Michael Köhlmeier: Das Philosophenschiff (Hanser, Januar 2024)
    Daniela Krien: Mein drittes Leben (Diogenes Verlag, August 2024)
    André Kubiczek: Nostalgia (Rowohlt Berlin Verlag, Mai 2024)
    Ulla Lenze: Das Wohlbefinden (Klett-Cotta, August 2024)
    Clemens Meyer: Die Projektoren (S. Fischer Verlag, August 2024)
    Max Oravin: Toni & Toni (Literaturverlag Droschl, August 2024)
    Ronya Othmann: Vierundsiebzig (Rowohlt Verlag, März 2024)
    Mithu Sanyal: Antichristie (Hanser, September 2024)
    Stefanie Sargnagel: Iowa (Rowohlt Hundert Augen, Dezember 2023)
    Dana von Suffrin: Nochmal von vorne (Kiepenheuer & Witsch, März 2024)
    Markus Thielemann: Von Norden rollt ein Donner (Verlag C.H.Beck, Juli 2024)
    Ruth-Maria Thomas: Die schönste Version (Rowohlt Hundert Augen, Juli 2024)
    Doris Wirth: Findet mich (Geparden Verlag, März 2024)
    Iris Wolff: Lichtungen (Klett-Cotta, Januar 2024)


    Der Deutsche Buchpreis wird zum 20. Mal verliehen.


    Der Jury gehören neben Natascha Freundel (rbb Kulturradio) an: Gerrit Bartels (Der Tagesspiegel), Magda Birkmann (freie Literaturvermittlerin und Buchhändlerin), Torsten Hoffmann (Universität Stuttgart), Marianna Lieder (freie Kritikerin), Regina Moths (Buchhandlung Literatur Moths) und Klaus Nüchtern (Der Falter).


    Die Shortlist mit sechs Romanen wird am 17. September veröffentlicht.

    Die Preisvergabe erfolgt zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober 2024.

  • Vielen herzlichen Dank für die Verlinkungen und die Infos dazu! :knuddel1 Wie üblich kenne ich keins der vorgeschlagenen Bücher - ein paar zumindest vom Namen nach - aber ich verfolge den Buchpreis immer mit großem Interesse. Macht Spaß :), auch wenn ich die wenigsten Bücher tatsächlich lese.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Finde ich eine spannende Auswahl- eines habe ich gelesen bisher (Daniela Krien) und eines subt noch (Die Passagierin). Mal sehen was die anderen noch so bereit halten, ich schaue sie mir wie immer an, die Shorts.

  • War "Zeitgenössisches" früher auch so politisch?

    Da ist ja quasi kein Buch ohne erhobenen Zeigefinger dabei.


    Vermutlich hab ich mich einfach zu sehr verändert :unverstanden- da spricht mich tatsächlich kein Buch an, während früher von dieser Liste meist die Hälfte auf dem SuB gelandet ist.

  • War "Zeitgenössisches" früher auch so politisch?

    Da ist ja quasi kein Buch ohne erhobenen Zeigefinger dabei.


    Vermutlich hab ich mich einfach zu sehr verändert :unverstanden- da spricht mich tatsächlich kein Buch an, während früher von dieser Liste meist die Hälfte auf dem SuB gelandet ist.

    Deine Frage kann ich Dir nicht beantworten, da ich nur die Bücher lese, die mich ansprechen und die obige Liste wie alle anderen Listen dazu dient, mich zu inspirieren. Als Pflichtenheft sehe ich sie keinesfalls.

    Prinzipiell stören mich allerdings Bücher, die unter politischer Prämisse geschrieben werden und der Fokus auf der Zeitgeschichte liegt, wenn jedoch eine Geschichte in einer politischen Ära eine untergeordnete Rolle spielt und die Figuren sich in ihre Zeit einfügen, stellt das für mich kein Problem dar. Dana von Suffrins Roman "Nochmal von vorne" handelt zwar in einem zeitlichen Rahmen, der seine Schatten vorauswirft, doch im Mittelpunkt der Geschichte stehen Familienbande, das Verhältnis zweier ungleicher Schwestern und ihre Beziehung zum Vater, dessen Tod naht und später aufgearbeitet wird.

    In der Reihe "Am Morgen vorgelesen" des NDR habe ich das Buch gehört und Dana von Suffrin kann zweifelslos schreiben; sie lotet das Potenzial ihrer Figuren aus, die Zeitgeschichte wird am Rande und ohne erhobenen Zeigefinger abgehandelt, die Stimmung variiert von heiter bis traurig, von anrührend bis komisch und der Tonfall der Geschichte weist einen Gleichklang auf, der mich überzeugte. "Nochmal von vorne" wird zwar nicht eines meiner Lieblingsbücher dieses Jahres werden, dennoch denke ich, dass dieser Roman es wenigstens auf die Shortlist schaffen wird, wenn er nicht sogar ein Anwärter auf den Deutschen Buchpreis ist.

  • War "Zeitgenössisches" früher auch so politisch?

    Da ist ja quasi kein Buch ohne erhobenen Zeigefinger dabei.

    Ich würde mal behaupten, dass deutsche zeitgenössische Literatur historisch seit den Nachkriegsjahren sehr politisch ist (Grass, Böll & Co.) und generell eher dem Realismus verschrieben ist. Insofern erscheint mir diese Liste nicht viel politischer als sonst. Einige Titel scheinen mir primär nicht politisch zu sein (Heilung, Mein drittes Leben, Iowa, Nostalgia usw.). Was immer wieder beim Buchpreis auffällt, sind typische Themenblöcke. Dieses Mal ist wieder sehr viel Autofiktion dabei. Letztes Jahr hatten wir ja sehr viele DDR-Romane.

    Aber grundsätzlich, ja, der Booker Prize scheint mir im Vergleich thematisch und im Genre gewöhnlich vielfältiger zu sein.

    Was mich immer wieder überfordert ist die Länge der Liste. Eine Longlist mit 20 Titeln ist schon eine Menge.

  • Nebelfrau Daniela Kriens Buch würde mir da einfallen. Ich habe es gerade gelesen und meiner Meinung nach ist das überhaupt nicht politisch. Ansonsten kenne ich noch „Lichtungen“, was ich ebenfalls mochte. Aber ob das politisch mit erhobenem Zeigefinger ist? Meiner Meinung nach eher nicht. :gruebel Die anderen kenne ich nicht.


    „Reichskanzlerplatz“ interessiert mich, da werde ich bestimmt mal reinhören. Salonlöwin danke für den Hinweis :wave

  • Heute habe ich mir die Zeit genommen und die Longlist näher angesehen. In diesem Jahr habe ich schon einige Bücher davon gelesen.


    „Reichskanzlerplatz“ von Nora Bossong, eine Romanbiografie über Magda Goebbels, hat einen gewissen Sog auf mich gemacht durch den ungewohnten Ich-Erzähler, ihrem jugendlichen Liebhaber und einer der Gründe der Scheidung ihrer ersten Ehe. Er trifft immer wieder auf sie, auch nach ihrer Ehe mit Goebbels. Ansonsten uninteressant einfach und ohne neue Erkenntnisse.


    „Das Philosophenschiff“ von Michael Köhlmeier, eine Groteske über die Bolschewistische Revolution und ausnahmsweise ein Roman von Köhlmeier, den ich nicht abgebrochen habe.


    „Iowa“ von Stefanie Sargnagel ist ganz witzig; dass es auf der Longlist steht, überrascht mich doch.


    „Die schönste Version“ von Ruth-Maria Thomas, ein Roman über häusliche Gewalt, der in seiner Kürze sehr oberflächig bleibt.


    Von „Lichtungen“ von Iris Wolff war ich nicht angetan.


    Jetzt warte ich auf das Lesebuch „Deutscher Buchpreis 2024. Die Nominierten”, das bald mit Leseproben erscheinen wird. Vom Thema her interessieren mich die Bücher von Kubiszek, Lenze, Meyer, Othmann, Sanyal.

    Und dann sind da noch die beiden Schweizer Schriftsteller, die es auf die Longlist geschafft haben, Zora del Buono und Doris Wirth. Letztere wird von einem neugegründeten Verlag verlegt, der Geparden Verlag; das macht mich neugierig.

  • "Reichskanzlerplatz" reizt mich nur wenig, doch ich werde im kommenden Monat dem Hörbuch im NDR eine Chance einräumen, mich vom Gegenteil zu überzeugen.


    Michael Köhlmeyers "Das Philosophenschiff" liegt bereits hinter mir; ich habe es ebenfalls im NDR in "Am Morgen vorgelesen" gehört.

    Es handelte sich dabei um mein erstes Buch des Autors. Das historisch belegte Philosophenschiff machte mich neugierig und der Anfang der Erzählung hielt mich bei der Stange, allerdings flaute mein Interesses recht schnell ab, als die Historie nicht mehr hergab und die Geschichte fiktiv weiterentwickelt wurde. Das fiktive Spiel mit zeitgeschichtlich verbürgten Personen empfand ich zum Schluss nicht mehr glaubhaft.


    Mit Iris Wolffs "Lichtungen" erging es mir ähnlich wie Dir Sequana .

    Die ARD übertrug das Hörbuch im Frühjahr und nach der öußerst positiven Rezeption in Feuilleton und Medien habe ich es probiert und relativ schnell abgebrochen, da mich die Sprache der Autorin nicht erreichte.


    Vielleicht ergattere ich ebenfalls eine Leseprobe; Kubiczek, Lenze, Sargnagel und Meyer möchte ich gern einmal anlesen.