Wie ein wilder Gott - Gianfranco Calligarich

  • Hanser, 2024

    208 Seiten


    OT: Una vita all´estremo

    Übersetzt aus dem Italienischen von Karin Krieger


    Kurzbeschreibung:

    „Ein gut siebzigjähriger Nichtstuer“, der pensionierte Präsident der Geographischen Gesellschaft, schaut 1933 vom Fenster seiner Villa in Rom auf eine Gartenmauer. An ihr ziehen wie auf einer Leinwand die Bilder sowohl seines eigenen Lebens als auch die des berühmten italienischen Afrikaforschers Vittorio Bottego (1860 bis 1897) vorbei.

    Bottego hat auf mehreren gewagten Expeditionen das weitgehend unbekannte Abessinien und die Flüsse Juba und Omo entdeckt, auf denen Gold, Marmor und Elfenbein transportiert wurden. Sein Leitspruch war der aller Eroberer: „Zerstören oder zerstört werden.“

    Im melancholischen Ton des Beobachters und mit beißender Ironie erzählt der selbst in Asmara geborene Calligarich von der erschreckend aktuellen Gier nach Reichtum und der Gefährlichkeit von Macht.


    Über den Autor:

    Gianfranco Calligarich, geboren 1947 in Asmara, Eritrea, stammt aus einer Triestiner Familie. Er wuchs in Mailand auf, bevor er nach Rom zog, wo er als Journalist und Drehbuchautor arbeitet. 1994 gründete er das Teatro XX Secolo. 2022 erschien bei Zsolnay sein weltweit übersetzter Roman Der letzte Sommer in der Stadt.


    Mein Eindruck:

    Gianfranco Calligarich ist vielleicht der letzte italienische Schriftsteller, der die Stimmung der Dolce Vita der siebziger Jahre noch feiert. Wie ein Wilder Gott ist jedoch im späten 19.Jahrhundert angesiedelt und beschreibt die letzten Jahre des Entdeckers Viottorio Bottego, der nach Afrika reiste. Seine Expedition nach Äthiopien ist aber auch eine der Gewalt. Die Suche Ruhm und Reichtum hat ihn angetrieben. Es kommt zum tödlichen Kampf gegen den äthiopischen Kaiser Menelik.

    Das Buch ist aber keine Biografie sondern ein Roman und es geht nicht nur um Bottego, vielmehr wird gezeigt, wie er seine Taten auf andere wirkten. Transportiert wird das vor allen durch den Erzähler, der Präsident der Geografischen Gesellschaft in Italien ist und eigentlich das Reisen hasst. Dennoch wird auch er auf den Spuren Bottegos schließlich nach Afrika reisen.

    Auffällig ist, dass nie aus der Perspektive Bottegos erzählt wird.

    Das Buch ist sprachlich ausdrucksstark und stimmungsvoll. An der Erzählform, Bottegos Leben aus Sicht eines dritten nachzuzeichnen, könnten manchen Leser sich stören. Mich hat es angesprochen und für mich macht das erst wirklich Literatur aus dem Text.


    ASIN/ISBN: 3552075100