Fast wie ein Bruder – Alain Claude Sulzer

  • Galiani-Berlin, 2024

    192 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Im Ruhrgebiet der Siebziger wachsen sie auf wie Brüder. Doch anders als den Ich-Erzähler zieht es Frank früh hinaus in die Welt: Er will als Künstler leben, geht nach New York, malt wie besessen, jedoch ohne Erfolg. Erst als er unheilbar krank ist, kehrt er zurück.

    Nach langer Zeit begegnen sich die Freunde am Sterbebett zum letzten Mal. So unterschiedlich ihre Lebensläufe, so tief ist die in der Kindheit geknüpfte Verbindung. Und so landen die Bilder aus Franks Nachlass von nun an gut verpackt in der Remise des Erzählers – dem nicht nur Franks Homosexualität stets fremd geblieben ist, sondern auch dessen Kunst.


    Über den Autor:

    Der Autor wurde 1953 geboren und lebt als freier Schriftsteller in Basel, Berlin und im Elsass. Er hat zahlreiche Romane veröffentlicht.


    Mein Eindruck:

    Nach Sulzers Erfolgsroman Doppelleben stehen auch hier wieder zwei Männer im Mittelpunkt. Sie sind beide1961 geboren und fast wie Brüder aufgewachsen.

    Schon die ersten Seiten nehmen mich sehr für den Autor und seine Figuren ein.

    Alain Claude Sulzer hat einen fabelhaften literarischen Stil, der in allen seinen Büchern zur Geltung kommt.


    Es gibt übrigens einen Miniskandal um das Buch. Der Autor sollte eigentlich ein Werkstipendium für die Erstellung des Buches bekommen. Das kam dann nicht zustande, da der Erzähler des Buches das Wort „Zigeuner“ verwendet. Er sagt sogar den Satz „Es hieß ja auch, dass sie klauten wie die Raben“.

    Hier muss man aber doch klar erkennen, dass dieses Vorurteil in früheren Zeiten verbreitet war und auch Kindern vermittelt wurde. Auch war Zigeuner der normale Sprachgebrauch der siebziger Jahre.

    Den Konsens heutiger Zeit, diesen diffamierenden Begriff nicht mehr zu verwenden (sondern Sinti und Roma) gab es damals nicht. Für den Roman selbst spielt das sowieso keine Rolle.

    Man muss außerdem zwischen Autor und Figur unterscheiden.


    Doch zurück zur Handlung und den beiden Protagonisten.

    Als sie jung waren, machten sie viel gleich und zusammen.

    Doch später kommen Unterschiede. Frank ist schwul und künstlerisch ambitioniert. Er geht nach New York und lebt ein offenes Leben. Dann kommt Aids auf und Frank steckt sich an.

    Sulzer findet hier klare Worte, wie die Stimmung in den Achtziger Jahren war. Es gab Vorurteile bis zur Hysterie gegen betroffene.


    Erzählt wird das alle in der Erinnerung des Icherzählers. Diese Form prägt das Buch stark mit. Dadurch kommt man Frank nicht ganz so nahe, da er immer nur aus der Distanz beschrieben wird.


    Der zweite, nicht mehr ganz so starke Teil des Buches behandelt schließlich Franks künstlerischen Nachlaß.


    Meine Punkte-Bewertung: 8,5 von 10 Punkte.



    ASIN/ISBN: 3869712945