Dumont, 2024
192 Seiten
Kurzbeschreibung:
»Am 17. Juni, Tag der Deutschen Einheit, wurde ich geboren und wuchs in einem rosa Haus neben einer Waschmaschinenfabrik auf. Ich blieb das einzige Kind. Am 2. Juni 1967 saß ich im Trikot des Kinderballetts vor der Tagesschau. Benno Ohnesorg war erschossen worden. Ich schlug meinem Vater aufs Knie: Papi, wenn ich groß bin, erschieß ich dich auch. 1977, als Baader, Ensslin und Raspe in Stammheim gerade noch lebten, schenkte mir meine Großmutter, Fließbandarbeiterin in einer Fabrik für Babybadewannen aus Plastik, zum Abitur 1.000 DM: Mach was draus, sagte sie und stellte ein Glas mit Kunsthonig auf das Sparbuch. 1989 stand ich zum letzten Mal als Tänzerin auf der Bühne. Eine wichtige und schüchterne Verlegerin saß im Publikum und meinte: Sie könnten auch mal einen Roman schreiben, Judith. Am 17. Juni 2023 weiß ich noch keinen Titel für meinen neuen Roman. Aber ich weiß, ab jetzt habe ich noch zwanzig grandiose Sommer vor mir – oder?«
Mit einer sprachlichen Dichte, die berührt, erzählt Judith Kuckart entlang ihrer Biografie und beleuchtet damit eine ganze, ihre, Generation.
Über die Autorin:
Judith Kuckart, geboren 1959 in Schwelm (Westfalen), lebt als Schriftstellerin und Regisseurin in Berlin. Sie veröffentlichte bei DuMont den Roman ›Lenas Liebe‹ (2002), der 2012 verfilmt wurde. Zuletzt erschienen ›Kein Sturm, nur Wetter‹ (2019) und ›Café der Unsichtbaren‹ (2022). Judith Kuckart wurde mit zahlreichen Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet.
Mein Eindruck:
Judith Kuckart ist eine Autorin, deren Literatur ich außerordentlich schätze. Auch ihnr neues Buch enttäuscht nicht.
Das Buch liest sich nicht wie ein normaler Roman. Kuckart wählt eine kunstvolle Art zu schreiben und einen stark autobiografischen Bezug.
Der Titel „Die Welt zwischen den Nachrichten“ ist nicht umsonst gewählt. Zwischen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen steht das ganz normale Leben und die Entwicklung der Hauptfigur.
Der gewählte Stil macht das Buch zu einem Kunstwerk, es wird aber durch ihn auch ein wenig konstruiert.
Auffällig ist auch der vorherrschende, leicht ironische Ton des Buches.
ASIN/ISBN: 383216846X |