Miriam Georg - Im Nordwind

  • Klappentext

    Hamburg, 1913. Es muss einen Ausweg geben! Alice wohnt im rauen Arbeiterviertel auf der Uhlenhorst, und ihr Ehemann Henk macht ihr das Leben zur Hölle. Der einzige Lichtblick: ihre Tochter Rosa. Als sie das Kind kaum noch vor Henk beschützen kann, wagt Alice das Unmögliche. Sie will diese Ehe beenden!

    Nicht weit entfernt vom Elendsviertel lebt der Rechtsanwalt John Reeven in der Villa seiner alteingesessenen Familie. Die Geschäfte florieren, John ist standesgemäß verlobt. Aus guter hanseatischer Tradition berät er auch mittellose Hamburger in rechtlichen Fragen. Das Ansinnen dieser jungen Frau allerdings ist aussichtslos: Sie will sich von ihrem Ehemann trennen.

    Wider jede Vernunft willigt er ein, sie zu vertreten. Aber das Wagnis birgt ein hohes Risiko. Für Alice steht alles auf dem Spiel. Und John ahnt nicht, wie sehr seine sichere Welt ins Wanken geraten wird.


    Über die Autorin

    Miriam Georg, geboren 1987, ist die Autorin des Zweiteilers «Elbleuchten» und «Elbstürme». Beide Bände der hanseatischen Familiensaga wurden von Leserinnen und Lesern gefeiert, sie schafften auf Anhieb den Einstieg auf die Bestsellerliste und wurden zum Überraschungserfolg des Jahres. Die Autorin hat einen Studienabschluss in Europäischer Literatur sowie einen Master mit dem Schwerpunkt Native American Literature.


    Mein persönliches Fazit

    Ich liebe historische Familiengeschichten, die in Hamburg angesiedelt sind. Hamburg ist für mich einfach die schönste Großstadt Deutschlands. Und mit ein wenig Ortskenntnissen macht es auch gleich doppelt so viel Spaß. Sich vorzustellen, wie bestimmte Orte und Straßen vor sehr langer Zeit einmal ausgesehen haben, finde ich immer wieder spannend. Und genau dieses Vorstellen macht Miriam Georg mit ihrem Stil unheimliche einfach. Klar und schnörkellos, dabei aber trotzdem sehr bildhaft erschafft sie schnelle eine Atmosphäre. Egal ob auf dem Hamburger Dom, in einer ärmlichen Arbeiterwohnung oder der vornehmen Villa. Schon allein dadurch hat mir das Buch großen Spaß gemacht.


    Die Geschichte ist unheimlich mitreißend. Schon nach wenigen Seiten war ich abgetaucht. Zuweilen lies es mich auch sprachlos zurück, ob er Zustände und den gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten. Und dank des gefälligen Stils flogen die Seiten beim Lesen nur so dahin.

    Die Figuren sind vielfältig und bieten Abwechslung. Gelegentlich fehlt es ihnen etwas an Tiefe, da bleiben die Dialoge und Handlung etwas oberflächlich und dann wird es auch etwas vorhersehbar. Weil für mich aber das Gesamtpaket stimmig ist, ich mich keine Sekunde lang gelangweilt habe und vollkommen mitgerissen war, hat mich das aber gar nicht so sehr gestört.


    ASIN/ISBN: 3499012294

  • Ein wunderbares Buch, das mir - im Prinzip - hervorragend gefallen hat.


    Es gibt einen Minuspunkt, der mit dem Buch als solches allerdings nichts zu tun hat, zumindest nicht direkt.

    Es ist eine Dilogie und dieses ist der erste Teil und er endet dann doch sehr offen. Der Minuspunkt kommt daher, daß man dann so lange warten muß, bis das nächste Buch erscheint. Hier fände ich es doch immer angenehmer, wenn beide Bände relativ zeitnahe herauskommen würden - schon damit man noch mitten im Leseflow ist und beim zweiten Teil nicht erst mühsam wieder die Erinnerungen ankurbeln muß.



    Aber zum Buch:

    Die Hautperson Alice, taucht in der Sozialberatungsstelle auf, in der der Anwalt John Reeven ehrenamtlich arbeitet.

    Eine Sonderstellung in Hamburg diese Beratungsstelle, die es in anderer Form auch heute noch einmalig gibt, mit der öffentlichen Rechtsberatung für Menschen, die wenig Geld haben.


    Alice möchte sich von ihrem brutalen, sie mißhandelnden Mann scheiden lassen.
    Und das Sorgerecht für ihre kleine Tochter Rosa zugesprochen bekommen.


    Heutzutage nichts besonderes, aber 1913 ein Skandal!

    Erst weigert sich John, den Fall anzunehmen, aber Alice bleibt hartnäckig......



    Das Buch verschlingt einen praktisch sofort, Schon mit den ersten Sätzen ist man in der Handlung und mag gar nicht mehr unterbrechen.

    Ein wunderbarer Schreibstil macht das möglich und die Art und Weise, wie die Autorin es schafft, die beteiligten Figuren alle so lebensnahe dazustellen.

    Das Hauptaugenmerk liegt zwar auf Alice und John, aber auch die - ich würde es fast als erweiterte Nebenfiguren bezeichnen, spielen eine große Rolle.

    Genau das macht das Buch zudem sehr vielschichtig.

    Das Buch spielt hauptsächlich im Jahre 1913, es gibt aber Rückblenden, in denen erzählt wird, wie sich das Leben von Alice entwickelt hat, wie sie zu der geworden ist, die sie heute ist.


    Zudem wird die Zeit vor dem ersten Weltkrieg sehr gut beschrieben. Das Elend der armen Menschen, die Ausbeutung der Arbeiter, die Beschreibung der bessergestellten Menschen. Die Probleme, die es auf beiden Seiten gibt.

    Die Trennung der unterschiedlichen Schichten, auf die sehr viel Wert gelegt wird und es als undenkbar gilt, in Kontakt zu kommen.

    Dazu noch die tollen Beschreibungen Hamburgs zu der Zeit und des Doms, der ja heute noch eine Institution ist.



    Fazit

    Ein sehr guter erster Teil der Dilogie um Alice und John, Hamburg und den legendären Dom, kurz vor dem ersten Weltkrieg.

    Tolle Figuren, vielschichtig und gut gezeichnet. Wunderbarer Schreibstil, den einen in seinen Sog zieht.



    Ich kann das Buch sehr empfehlen.

    Allerdings würde ich warten, bis der zweite Teil erschienen ist, damit man nicht unterbrechen muß und in einem die wunderbare Geschichte genießen kann.

  • Finden Alice und John zusammen?

    Das Buchcover ist wunderschön und passt optimal zum Buchtitel 'Im Nordwind'. Dies ist nun mein zweites Buch von Miriam George und dieses Buch hat mir sogar noch besser gefallen als das erste, das ich von ihr gelesen hatte („Das Tor zur Welt - Träume“).

    Struktur und Inhalt:

    Das Buch ist gut strukturiert. Die Kapiteln sind durch mehrere Unterkapitel unterteilt und so erhalten diese eine angenehme Leselänge.

    Mit der Erzähltechnik des immer wiederkehrenden Zeitenwechsels schafft es die Autorin sehr geschickt, dass man das Buch kaum weglegen kann, weil man unbedingt wissen möchte, wie es mit Alice, Rosa und John weitergeht und welche Geheimnisse Alice und Julius haben. Die eigentliche Geschichte von Alice (beginnend in der Nordmarsch 1896), die sich als Kind nicht wehren kann und ihr Leben immer härter wird, haben mich sehr berührt.

    Ich fand die Hamburger Gesellschaft in diesem Buch sehr gut beschrieben. So sind nicht nur die Arbeiter gewissen Zwängen unterlegen, sondern auch die Gutbürgerlichen. Die beschriebenen Protagonisten wirken authentisch und ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Besonders beeindruckend fand ich Alice, die als Erwachsene beharrlich ihren Weg geht und bereit ist, dafür zu kämpfen.

    Fazit:

    Dank der blumigen Sprache mit dem sehr flüssig zu lesenden Schreibstil habe ich diesen etwas dickeren historischen Roman innerhalb weniger Tage gelesen, da ich diesen nur schwer aus der Hand legen konnte.

    Eine klare Kauf- und Leseempfehlung für alle Fans von historischen Romanen des 20. Jahrhunderts

  • Ich bin ein wenig zwiegespalten.


    Das Cover gefällt mir gar nicht, da es keine Ähnlichkeit mit der Protagonistin hat und bei mir eher den Eindruck erweckt hat, dass die Geschichte früher spielen könnte. Ich hätte also nicht zum Buch gegriffen, wenn ich nicht schon andere Romane der Autorin gelesen hätte.


    Die Geschichte liest sich sehr allerdings flüssig weg und gibt einen interessanten Einblick in die Gesellschaft Hamburgs kurz vorm 1. Weltkrieg. Die Hauptfigure Alice Bloom hat allen Grund sich scheiden zu lassen, da ihr Mann sie immer wieder schlägt und ihr Einkommen lieber in die Kneipe trägt, so dass die Familie immer zu knapsen hat. Doch das Recht dazu ist kaum durchzusetzen, vor allem, wenn es sich um das Sorgerecht für die kleine Tochter Rosa geht.


    Der Rechtsanwalt John Reeven, Sohn einer reichen Familie, bietet Sozialsprechstunden an, und so begegnen sich John und Alice. Er macht ihr klar, dass keine Hoffnung auf Scheidung besteht, doch irgendwas rührt ihn an dieser entschlossenen, wunderschönen Frau an, dass er es doch wagt. So richtig sympathsich ist er mir aber nicht, denn als etwas geschieht, woran auch er Schuld ist, hält er sich für unschuldig und meint "Denkst du, mir macht das Spaß?". Ja, das dachte ich...


    Wir erfahren im Laufe des Romans, dass auch bei der Familie Reeven nicht alles Gold ist, was glänzt. Das Familienoberhaupt ist erkrankt und der zweite Sohn Julian tut sich schwer, seine Aufgaben in der Bank zu übernehmen. Mit seiner Frau versteht er sich gar nicht und dann kommt ihm auch noch das Dienstmädchen quer. Blanche mochte ich sehr gerne, die Tochter des Hauses ist ein Sonnenschein und hat einen Draht zu den Menschen.


    Ich fand die Geschichte ein wenig düster, denn so ziemlich jede Frau in diesem Roman wird unterdrückt oder misshandelt oder ausgenutzt.


    Doch viele weitere Aspekte des Lebens der damaligen Zeit werden beschrieben, so kommt auch der angedrohte Streik der Bierkutscher zur Sprache, die in der Holsten-Brauer arbeiten, bei der die Reevens große Anteile besitzen. Da Alice aus dem Schausteller-Milieu kommt, erfahren wir auch hier ein wenig, wie das Leben dort spielte.


    Ganz schlimm fand ich, dass der Roman total offen endet, viele Fäden hängen in der Luft und nun warten wir - gottseidank nur bis Oktober - bis wir die Fortsetzung lesen können.


    Und ich hätte auf die Rückblenden in der Form verzichten können, wie sie erzählt wurden, das führt bei mir zur Abwertung.


    Daher vergebe ich 7 Punkte, rate gerne dazu, abzuwarten, bis auch der 2. Teil erschienen ist, damit man nicht lange auf die Auflösung der vielen offfen Erzählstränge warten muss.

  • Nordwind bringt Ärger

    Dieser historische Roman, der kurz vor dem Ersten Weltkrieg spielt, erzählt auf sehr unterhaltsame Weise die Geschichte einer Verlorenen, die sich von ihrem brutalen Mann scheiden lassen und dabei auch noch das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter erstreiten will. Der reiche Anwalt John Reeven ist bereit, für ihre Rechte zu kämpfen und sie verlieben sich ineinander, obwohl ihnen bewusst ist, dass es keine Liaison geben kann.

    Ich bin sofort sehr gut in die Geschichte gekommen und war von diesem Buch bis zum Schluss total begeistert. Dies lag nicht nur an dem herrlichen, flüssigen Schreibstil von Miriam Georg sondern auch an der Struktur des Buches. Die Autorin hält die Spannung durch zwei Zeitebenen, in denen die Geschichte von Christina/Alice erzählt wird. Beide Zeitebenen sind jeweils chronologisch erzählt. Es gibt immer wieder portionsweise Rückblicke von Christina/Alice aus ihrem früheren Leben und es werden immer mehr Geheimnisse preisgegeben.

    Ich konnte mir alle Protagonisten richtig gut vorstellen. Die wunderschöne, starrköpfige Alice und der Ruhe ausstrahlende John sind liebevoll gezeichnet und ich fand sie durchgehend sehr sympathisch. Von Johns Familie fand ich nur seine Schwester Blanche sehr sympathisch. Sein Bruder Julius wurde mir im Laufe der Geschichte sogar immer unsympathischer.

    Fazit:

    Ich habe das Buch verschlungen. Für mich kam das Ende sehr abrupt, zumal es immer mehr an Fahrt annahm und ich freue mich auf eine rasche Fortsetzung. Ich kann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.

  • Tolles Thema - interessantes Zeitalter


    Die Autorin hat mir im letzten Jahr Lesehighlights geboten. Obwohl ich schon mehrere Romane gelesen hatte, die in Hamburg im ähnlichen Milieu spielten, habe ich Miriam Georgs Erzählungen sehr genossen. Daher habe ich mich sehr gefreut, als ich von der angekündigten Neuerscheinung vor einiger Zeit las.


    Mir gefiel gleich der Klappentext und die Leseprobe sprach mich sehr an. Die beiden Figuren John Reeven, Rechtsanwalt aus sehr gutem Hause und Alice Bloom, eine hübsche Frau, die in armen Verhältnissen lebt, mochte ich zu Beginn sehr. Alice möchte die Scheidung von ihrem Mann und sie möchte ihre Tochter dem Mann entziehen. Ein mutiger Entschluss vor 110 Jahren, in einer Zeit, als Frauen in einer Ehe zu gehorchen und sich unterzuordnen hatten. John entscheidet sich Alice auf dem Weg zu helfen.


    Ich mag Geschichten, die vom Leben von vor über hundert Jahren erzählen. Von einer damals von der Frau gewünschten Trennung zu erzählen, ist eine für mich neue Idee. Interessant fand ich auch die Idee der Sozialsprechstunde, wenn jedermann zugehört wird und Beratung erhält, auch wenn er kein Geld hat. So hätte ich mir daher auch gewünscht, dass wir im Buch von weiteren Beratungen anderer Hilfesuchenden lesen.


    Es gibt durch die Familie Reeven viele Namen zu merken und auseinander zu halten, da wäre ein Stammbaum oder ein Personenregister hilfreich.


    Der Roman hätte mir besser gefallen, wenn man die Rückblenden in Alice Kindheit und Jugend weggelassen hätte. Ich habe diesen Einblick für den ersten Band der Dilogie nicht benötigt und sollte es für den zweiten Band hilfreich sein, habe ich es bis Bucherscheinen ohnehin vergessen.


    Schade finde ich auch, dass das schwache Geschlecht, unabhängig von Elternhaus und pers. Möglichkeiten häufig Opfer von Gewalt und Misshandlung ist.


    Die Autorin wollte einen Roman im Schaustellermilieu schreiben und über das bunte Volk berichten. Die Stimmung wiederzugeben und besondere Personen hierfür zu entwickeln, die sich dadurch von der „normalen“ Bevölkerung unterscheiden, ist ihr in meinen Augen leider nicht gelungen.


    Diesen Auftaktband hat sich für mich bis zur Hälfte sehr gezogen. Die letzten 300 Seiten habe ich lieber gelesen, aber ich kann nicht sagen, dass ich jetzt bedaure, nicht gleich den Folgeband lesen zu können. Ich werde ihn vermutlich lesen, aber nach diesem Roman brauche ich jetzt erst einmal einen Kulissenwechsel. Das Buch kommt, wie auch die Gestaltung vom Buchcover, für mich nicht an Miriam Georgs bisherige Bände heran. Ich bin etwas enttäuscht.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Das Schicksal der Schaustellerin Alice

    Inspiriert durch einen Roman von Margarete Böhme aus dem Jahr 1905 „Tagebuch einer Verlorenen. Von einer Toten“ hat die Autorin das schlimme Schicksal von Alice sehr gut beschrieben. Von ihrem Mann grundlos misshandelt, hält sie solange durch, bis er sie umbringen will. Dann beginnt sie sich zu wehren und lernt in der Sozialsprechstunde den Rechtsanwalt John Reeven kennen, der sie in ihrer Scheidungsangelegenheit vertreten und dafür sorgen will, dass Alice das alleinige Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Rosa erhält.

    Das Stadtgebiet Uhlenhorst ist gesellschaftlich zweigeteilt: um den Feenteich wohnt die gehobene Gesellschaft, wie die Familie Reeven in ihrer Villa, während sich östlich der Winterhuder Straße das ärmliche Arbeiterviertel befindet, in dem Alice mit ihrer Familie wohnt. Ich fand die Protagonisten der gehobenen Gesellschaft, wie die herrschsüchtige Gesa, die seltsame Marlies, der jähzornige Julius authentisch und sehr gut beschrieben. Das gleiche gilt für Protagonisten der ärmeren Bevölkerungsschicht, wie der trunksüchtige Henk, die hilfsbereite Marietta, die keifende und frustrierte Nachbarin Westram. Alice sticht durch ihre beharrliche Art hervor, sie weiß ganz genau, was sie nicht mehr will und geht dann konsequent ihren Weg. Dies beeindruckt den souveränen, pflichtbewussten Rechtsanwalt John, der in ihrer Gegenwart den Verstand zu verlieren scheint.

    Fazit:

    Die Autorin Miriam Georg hat mit ihrem flüssigen Schreibstil den richtigen Nerv getroffen. Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen, obwohl es mehr als 500 Seiten umfasst. Es ist ein spannendes authentisches Buch, das ich absolut weiterempfehle und ich fiebere der Fortsetzung entgegen.