Feuerjagd - Tana French

  • Feuerjagd

    Tana French

    Fischer

    ISBN: 978-3949465109

    528 Seiten, HC 25 Euro, Kindle 18,99 Euro


    Dies gleich vorab; wer wilde Verfolgungen oder rasante Actionszenen erwartet, der sollte nicht zu diesem Buch greifen. Für Fans von atmosphärischer Spannung und stimmungsvollen Naturbeschreibungen aber, ist das neue Buch von Tana French ein weiteres Lesehighlight der Autorin.


    In „Feuerjagd“ treffen wir erneut auf Cal, den Expolizisten, der in das kleine irische Dorf Ardnakelty gezogen ist, seine Freundin Lena und Trey, eine 15-jährige, die bei beiden eine Zuflucht vor ihrer dysfunktionalen Familie gefunden hat.


    Sie alle haben schon in „Der Sucher“ eine große Rolle gespielt und sind auch in diesem Buch die Hauptpersonen. Man muss den Vorgängerband nicht unbedingt kennen, doch es hilft natürlich, die Vorgeschichte gelesen zu haben und lesenswert ist sie auf jeden Fall.


    Trey, die so langsam ihrer schwierigen Kindheit entkommen ist und sich als Teenager ein wenig gefangen hat, fertigt zusammen mit Cal Schreinerarbeiten für die Dorfbewohner an. Bei der Arbeit kommt sie zur Ruhe und wenn es nach ihr und Cal gehen würde, könnte das Leben immer so weiter laufen; ein beständiger Fluss, in dem die beiden unruhigen Geister Ruhe finden.

    Doch natürlich bleibt es nicht so; eines Tages steht Johnny vor der Tür, der ewig abwesende Vater von Trey und er hat aus London jemanden mitgebracht. Was genau sein Plan ist, das entblättert sich nur langsam und auch nur für diejenigen, die ihm nicht trauen. Ab jetzt beginnt ein perfides Spiel, in dem jeder seine eigenen Ziele verfolgt…


    Geradezu meisterhaft baut Tana French die Spannung auf. Ganz langsam ahnt man, wer aus welcher Motivation handelt und was daraus werden könnte. Es gibt unzählige Enden auf die das Ganze hinauslaufen könnte, weshalb ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte. Der Fokus liegt dann plötzlich auch auf den Dorfbewohnern als Gemeinschaft, von denen jeder Einzelne harmlos und nett wirkt, die aber zusammen ein bösartiges Konglomerat bilden und bereits in der Vergangenheit bewiesen haben, wozu sie fähig sind.


    Über allem lastet eine unerträgliche Hitzewelle, die die Stimmung der Farmer drückt. Auch hier beweist die Autorin, wie eindrücklich sie Naturbeschreibungen, Wetter und Stimmungen der Menschen miteinander verknüpfen kann.


    Ich habe dieses Buch, wie alle Bücher der Autorin, sehr gern gelesen. Sie überzeugt immer wieder mit sprachlicher Schönheit, detailgenauen Beschreibungen, spannender Atmosphäre und vielschichtig aufgebauten Charakteren. Meisterhaft, stimmungsvoll und beeindruckend – bitte mehr davon!


    ASIN/ISBN: 3949465103

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Zwei Männer kommen nach Ardnakelty. Einer kommt nach Hause. Einer kommt, um zu sterben. Und ein junges Mädchen steht zwischen allen Fronten.

    Ein ungewöhnlich heißer Sommer hat Irland im Griff. Die Farmer sind nervös, die Ernten bedroht. Die 15-jährige Trey hat an das kleine Dorf schon ihren Bruder verloren. Etwas Sicherheit bietet der Außenseiterin nur der ehemalige Polizist Cal, der sie liebt wie eine Tochter. Da kommt nach Jahren der Abwesenheit unerwartet Treys Vater zurück. Mit offenen Armen empfängt ihn niemand, doch er bringt einen verheißungsvollen, gefährlichen Plan mit. Und einen Fremden. Cal versucht, Trey zu schützen, aber Trey will keinen Schutz. Sie will Rache.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Tana French schreibt Romane und Kriminalromane von mächtiger Spannung und Schönheit. Die vielfach ausgezeichnete Autorin zeichnet mit ihrer eindrücklichen Sprache markante Natur- und Gesellschaftsbilder und schaut tief in die Seelen der Menschen. Ihre Werke stehen weltweit ganz oben auf den Bestsellerlisten. Tana French wuchs in Irland, Italien und Malawi auf, absolvierte eine Schauspielausbildung am Trinity College und arbeitete für Theater, Film und Fernsehen. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im nördlichen Teil von Dublin.


    Allgemeines

    Titel der Originalausgabe: „The Hunter“, ins Deutsche übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann

    Erschienen im Fischer Verlag am 24.07.2024 als HC mit 528 Seiten

    Gliederung: Roman in 21 Kapiteln – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Ardnakelty (Irland), ein heißer Sommer in der Gegenwart


    Inhalt

    Johnny Reddy, ein windiger und unzuverlässiger Bruder Leichtfuß, kommt nach vier Jahren Abwesenheit zurück in sein irisches Heimatdorf Ardnakelty, in dem er seine Frau mit vier Kindern zurückgelassen hat. Niemand ist begeistert über sein Erscheinen, zumal er einen Fremden mitbringt. Dieser Engländer namens Rushborough behauptet, auf den Spuren seiner Großmutter zu wandeln, die aus Ardnakelty stammte und nach deren Aussagen man dort nach Gold schürfen könne. Rushborough sucht Investoren für dieses Projekt. Der ehemalige Polizist Cal Hooper, der seit seiner Pensionierung vor zwei Jahren in Ardnaklety lebt und sich väterlich um Trey, Johnnys älteste Tochter kümmert, misstraut den beiden Männern und fürchtet, dass sie die Dorfbewohner betrügen wollen. Erstaunlicherweise scheint Trey, die ihren Vater verachtet und dem Engländer ebenfalls misstraut, die beiden Männer dennoch unterstützen zu wollen. Cal merkt schnell, dass in dem Dorf einige alte Konflikte schwelen und jeder – auch die fünfzehnjährige Trey – eine eigene Agenda verfolgt…


    Beurteilung

    „Feuerjagd“ schließt inhaltlich an den vorherigen Roman von Tana French, „Der Sucher“ an. Ohne dessen Kenntnis fällt es gelegentlich schwer, allen Details der Handlung folgen zu können, vor allem in Bezug auf die Geschichte von Treys älterem Bruder Brendan, der seit einigen Jahren vermisst wird und möglicherweise von einigen Dorfbewohnern ermordet wurde.

    Der Plot ist intelligent konstruiert und nimmt raffinierte Wendungen, die nicht vorhersehbar sind. Auch die Ausgestaltung der Charaktere ist sehr anschaulich, die Dorfbewohner bilden eine eingeschworene Gemeinschaft, in der Fremde nicht gern gesehen sind. Die Atmosphäre ist von Neugier, Tratscherei und Manipulation von „Außenseitern“ geprägt, die meisten Dorfbewohner sind keine Sympathieträger.

    Der Erzählstil ist stellenweise literarisch, aber leider für einen Kriminalroman viel zu ausufernd, wodurch bedauerlicherweise die Spannung (bis auf wenige Passagen) zerstört wird. Die endlosen Gespräche der Dorfbewohner im Pub, bei denen diese sich gegenseitig belauern, beweisen zwar ein gewisses psychologisches Einfühlungsvermögen der Autorin, sind aber auch recht ermüdend – der Leser wünscht sich, die Autorin, bzw. ihre handelnden Romanfiguren möchten endlich auf den Punkt kommen.


    Fazit

    Ein in literarischem Erzählstil präsentierter einfallsreicher Plot, der leider für einen Kriminalroman zu langatmig umgesetzt wird!

    6 Punkte