Kiss me, Fräulein - Christina Beer

  • Klappentext (Amazon):


    In einem bayerischen Dorf, nur wenige Kilometer von der größten amerikanischen Kaserne entfernt, kämpfen drei junge Frauen um ihr Glück.


    Deutschland in den Fünfzigerjahren: In der Micky Bar treffen sie auf lebenshungrige Soldaten, die Gefallen an deutschen »Fräulein« gefunden haben und nicht genug von ihnen bekommen können: Die selbstbewusste Ingrid mit ihren blonden Engelslocken stürzt sich ins Abenteuer und ermuntert auch ihre beiden Freundinnen, sie in das Tanzlokal zu begleiten. Jule und Gerda zögern, zu groß ist ihre Angst vor ihren konservativen Eltern. Doch die Neugier auf das neue Lebensgefühl mit heißem Rock ’n’ Roll und die Sehnsucht, den Alltag endlich hinter sich zu lassen, sind stärker. Unbeeindruckt von den missgünstigen Dorfbewohnern, die sie als »Ami-Liebchen« beschimpfen, gehen sie mutig ihren Weg – in eine verheißungsvolle, aber auch ungewisse Zukunft.




    Meine Rezension:


    Shake, Rattle and Roll


    In der Bayrischen Oberpfalz ist eine große Kaserne mit amerikanischen Besatzern stationiert. Die dortige Micky Bar ist auch für „deutsche Fräulein“ ein anziehender Ort, wo man den Alltag hinter sich lassen kann und ein paar wenige Stunden dem Vergnügen und dem Tanz frönen kann. Mitreißende neue Musik aus Amerika, Rock’n‘Roll, wird hier gespielt und die jungen Soldaten haben durchwegs gute Manieren, oft sogar bessere als die heimischen Bauernsöhne. Wie all das die drei Freundinnen Jule, Ingrid und Gerda beeinflussen wird? Ami-Liebchen sind ja nicht gerade gerne gesehen unter den Deutschen …


    Abwechselnd erzählt Christina Beer aus dem Blickwinkel der drei Mädchen, welche anfangs zwischen 17 und 19 Jahren alt sind. Dabei wechseln nicht nur die Szenen, sondern auch immer gleich einige Jahre, sodass weniger Wichtiges übersprungen wird. Alsbald feiern auch die beiden Jüngeren ihren 21. Geburtstag und damit ihre Volljährigkeit. Dass sie damit aber von ihren Eltern unabhängig sind, das ist in den 1950er-Jahren nicht der Fall. Und es gibt immer noch Vorbehalte gegen Amerikaner, insbesondere „Neger“ (was aufgrund des Realitätsbezuges auch so ausgesprochen wird). Aber auch Geschiedene und Evangelische bringen Schande über die selbsternannten „ehrbaren Katholiken“. Viel Konfliktpotential liegt in dieser Geschichte, Christina Beer greift etliche Punkte davon auf und arbeitet sie so in eine durchaus glaubwürdige Handlung ein, welche sich da oder dort ähnlich zugetragen haben könnte. Manchmal fehlen mir beim Lesen etwas die Emotionen der Hauptfiguren, fügen sie sich vielleicht zu schnell in ihre jeweilige Situation ein. Ein wenig Schwung, der zum Ende hin aufkommt, hätte schon früher gut getan. Nichtsdestotrotz ist die Zeit gut dargestellt, die Atmosphäre schön eingefangen. „Was der Vater sagt, das wird gemacht.“ „Solange du deine Beine unter meinen Tisch stellst, wirst du gehorchen.“ Ältere Leser haben das möglicherweise noch selbst gehört, jüngere aus Erzählungen mitgenommen. Ebenso die „g’sunde Watschen, die noch keinem geschadet hat.“ Während Jule, Ingrid und Gerda sich früher immer am Badesee getroffen haben, gehen sie mittlerweile ganz unterschiedliche Wege. Wohin sie diese führen? Lest selbst!


    Deutschland in den 1950ern, Abhängigkeit der Frauen von ihren Eltern und später ihren Ehemännern, Ami-Liebchen unter schrägen Blicken der Einheimischen oder die aufstrebende Mode- und Filmszene – vielfältige Themengebiete fließen ein in diesen Roman. Auch wenn er etwas ruhiger gehalten ist, durchaus lesenswert.


    ASIN/ISBN: B0CRWX5P35