SWR will die Literatursendung "Lesenswert" ab 2025 absetzen

  • Viele Radiosender sind auch öffentlich-rechtlich, und mit den Radionachrichten beginnt mein Tag. Und meine Tageszeitung ist für mich eine seriöse Quelle, welche mich zu den mich interessierenden Nachrichten meistens ausführlicher informiert, als ich in einem kurzen Beitrag in den Fernsehnachrichten erfahre.

    Außerdem wird niemand Nachrichten im ÖR nur deshalb schauen, weil er zwangsweise dafür bezahlen muss. Zwangsgebühren sind für mich kein Anreiz!

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Es gibt eine bestimmte Partei, die den Begriff "Zwangsgebühren" besonders gerne verwendet. Einen Solidarbeitrag (dazu gibt es eigentlich nicht mehr zu sagen - aber es ist in Ordnung, nicht solidarisch sein zu wollen) so zu bezeichnen, verdeutlicht, wie man es mit der Solidarität hält. Wie man die Gesellschaft sieht oder sehen möchte, in der man lebt.


    Tatsächlich zahlen wir schon seit 14 Jahren keine Rundfunkgebühren mehr. Die sind nämlich abgeschafft worden. ;)

  • Ich habe eben bei jungen Verwandten, die gar keinen Fernseher haben und sich nur am Laptop zusammensuchen, was ihnen gefällt, erlebt, dass diese über aktuelle Vorkommnisse gar nicht oder nur verzerrt informiert waren.

    Die hören auch kein Radio oder kaufen sich Zeitungen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • Das ist nicht nur unter jungen Leuten verbreitet, dieses Phänomen, das Netz, Telegram, TikTok usw. für verlässliche Informationsquellen zu halten (und es sind nicht nur die Jüngeren, die fast ausschließlich streamen). Dadurch ist eine riesige und stetig weiterwachsende Gruppe entstanden, die sachliche, relativ neutrale Information oder wenigstens ernsthaft als solchen zu bezeichnenden Qualitätsjournalismus nicht mehr schätzt, kennt oder nie kennengelernt hat. Die soziale Bubble ist zugleich der Lieferant für diese Quellen, was die Polarisierung fördert und dafür mitverantwortlich ist, dass die Diskurse, so es sie denn überhaupt noch gibt, immer weiter verrohen, dass einfache Antworten auf komplexe Fragen durch die Bank bevorzugt werden, dass Meinung mit Nachricht verwechselt wird, dass emotional manipuliert wird und man nur noch das nachplappert, was in Ultrakurzvideos für mental Schallgedämpfte (oder Leute, die es einfach nicht besser wissen wollen) in handlichen Häppchen aufbereitet wurde. In dieser Situation, die sich fast täglich verschärft, weil ja auch der private Qualitätsjournalismus erodiert, da ihn niemand mehr bezahlen will, nach einer Zurückdrängung der öffentlich-rechtlichen Sender zu rufen, heißt, die Beseitigung der perspektivisch letzten wenigstens marginal noch verlässlichen Quelle zu fordern. Und sich einer Welt auszusetzen, in der als wahr akzeptiert wird, was die meisten Likes bekommt.

  • Ich schaue seit Jahren Lesenswert Quartett & Co. als Stream. Das Format hat also nicht unbedingt etwas damit zu tun, wie eine Sendung finanziert wurde, und da gibt es vielleicht auch eine gewisse Unkenntnis. Ähnlich wie der Strom aus der Dose kommt, nimmt man dann vielleicht das eine oder andere Angebot einfach als selbstverständlich an. Ist es aber nicht.


    Ich tue mich schwer mit Kritik an "Zwangsgebühren". Wie schon von Tom angedeutet, hat das immer so eine politische Note, mit der ich mich nicht identifizieren kann, und der Preis dafür steht in keinem Verhältnis zu den angeblichen Nachteilen derselbigen. Ich erinnere mich immer an ein Interview in einer Fernsehzeitung vor vielen, vielen Jahren, wo irgendein Prominenter, vielleicht ein Fußballer, auf die Frage, was ihn im Fernsehen stört oder nervt, geantwortet hat: diese Alexander-Kluge-Sendungen, die mitten in der Nacht auf RTL und/oder SAT 1 liefen. Keine Ahnung, ob das irgendeine Auflage für die Sendelizenz war, aber ich habe nur so gedacht: Ja, genau, 24x7-Programm für die Massen und dann zwischen 1 und 2 in der Nacht an einem Wochentag Kultur. Ist jetzt genau das, was abgeschafft gehört. Das hat für mich immer so eine radikal anti-intellektuelle Note.


    Und wenn man das nur durch den Markt regeln würde, dann würde es aus meiner Sicht sehr schlecht um das kulturelle Programm stehen. Diese Nischenprogramme müssen irgendwie gefördert werden, oder wir bekommen nur noch pinkes, süßes Popcorn 24x7 serviert.

  • Wenn ich für etwas bezahlen muss, dann interessiert es mich auch einigermaßen und dann will ich das auch nutzen. Das geht wahrscheinlich nicht nur mir so.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • Eine Analogie, an die ich gerade denken muss: Bibliotheken. Sie werden auch über öffentliche Mittel finanziert.


    Wie viele Prozent der Bevölkerung würden sie niemals nutzen? 90%? Wieso bezahlt dann doch jeder für sie, und wie viele dieser 90% würden das dann auch gerne nicht mehr tun, weil ja nichts verloren geht, weil wen interessiert es?


    Aber wollen wir nicht gleichzeitig als Gesellschaft es Menschen, vielleicht Kindern aus genau diesen kulturfernen Haushalten, ermöglichen, zufällig oder weil sich die Gelegenheit ergibt, dann doch einmal eine Bibliothek zu betreten?


    Es müssen halt auch Möglichkeiten geschaffen werden.

  • Was der ÖRR zu leisten hat ist klar staatsvertraglich geregelt.

    Und naürlich gibt es eben auch Sendungen die nicht jedermann gefallen - dafür gefallen sie aber anderen Zuschauern.

    Noch ist das Programm der ÖRR vielfältig, wenn es auch leider ein Tendenz zum oberflächlichen Journalismus gibt. Denn den wirklich guten Qualitätsjournalismus ala Nowottny, Luck, Merseburger u.a. gibt es schon lange nicht mehr. Heute muss man halt Lanz, Maischberger, Illner und Co. aushalten was nicht immer ganz einfach ist.


    Googol schreibt:

    "Eine Analogie, an die ich gerade denken muss: Bibliotheken. Sie werden auch über öffentliche Mittel finanziert."


    Vieles wird aus dem Haushalt bezahlt. Allerdings können aus dem Haushalt keine individuellen Ansprüche hergeleitet werden. Leistungen können nicht eingeklagt werden. Das ist einer der Haushaltsgrundsätze. Genau wie "Alle Einnahmen dienen zur Deckung aller Ausgaben".

    Die Gemeinschaft zahlt ein und das Parlament entscheidet über die Verwendung.


    Rechtlich gesehen sind die Fernsehgebühren eine Zwangsabgabe analog der Steuern und anderer Abgaben.


    Irgdendwie bin ich jetzt neben dem Thema gelandet, darf man in meinem Alter aber auch........:)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Wenn ich für etwas bezahlen muss, dann interessiert es mich auch einigermaßen und dann will ich das auch nutzen.

    Die Panzer der Bundeswehr? Kindertagesstätten? Ampelanlagen, Straßen und Fußgängerüberwege in Oberkaka (Sachsen-Anhalt) oder in Hänchen, Kotzen oder Wassersuppe (Brandenburg)? Das Klärwerk Lägerdorf?


    Diese zutiefst egoistische Bürger- und -innenperspektive - der Staat darf nur Dinge finanzieren, die mir unmittelbar zugute kommen, von denen ich profitieren kann - ist, vorsichtig gesagt, ganz schön problematisch, aber es gibt Klientel, unter denen sie weit verbreitet ist (zu Adelszeiten hat das tatsächlich funktioniert, wenigstens für eine sehr kleine Elite). Was nicht unmittelbar mir dient/gefällt, soll weg, das ist der Umkehrschluss. Solidargemeinschaft geht anders.

  • Die Panzer der Bundeswehr? Kindertagesstätten? Ampelanlagen, Straßen und Fußgängerüberwege in Oberkaka (Sachsen-Anhalt) oder in Hänchen, Kotzen oder Wassersuppe (Brandenburg)? Das Klärwerk Lägerdorf?


    Diese zutiefst egoistische Bürger- und -innenperspektive - der Staat darf nur Dinge finanzieren, die mir unmittelbar zugute kommen, von denen ich profitieren kann - ist, vorsichtig gesagt, ganz schön problematisch, aber es gibt Klientel, unter denen sie weit verbreitet ist (zu Adelszeiten hat das tatsächlich funktioniert, wenigstens für eine sehr kleine Elite). Was nicht unmittelbar mir dient/gefällt, soll weg, das ist der Umkehrschluss. Solidargemeinschaft geht anders.

    Das habe ich damit nicht gemeint! Es geht mir um Gelder, die ich direkt beeinflussen kann (wie GEZ).

    :kopfdreher

    Der Staat soll meinetwegen gerne die Kindertagesstätte in Oberkaka finanzieren und vielleicht brauchen wir demnächst wieder Panzer, um unsere Freiheit zu verteidigen - bin froh, dass ich das nicht direkt entscheiden muss. Dafür gehe ich wählen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • Es gibt die GEZ schon seit fast 15 Jahren nicht mehr. Und welche Gelder kannst (oder willst) Du "direkt beeinflussen"?

    Den Rundfunkbeitrag, von dem ich mich befreien lassen könnte, wenn ich es darauf anlegen würde.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • Den Rundfunkbeitrag, von dem ich mich befreien lassen könnte, wenn ich es darauf anlegen würde.

    Befreien lassen kann man sich aus sozialen Gründen oder aufgrund einer Behinderung, was bei vielen staatsbürgerlichen Pflichtleistungen so ist. Ich verstehe trotzdem nicht, wovon Du redest.


    Der Rundfunkbeitrag ist nur deshalb keine Steuer, weil er im Gegensatz zu Steuern unmittelbar zweckgebunden ist, also ausschließlich und in voller Höhe (und nur in dieser) für die Erfüllung der staatlichen Pflicht zur Bereitstellung öffentlich-rechtlicher Medienversorgung (und zwar für alle gleichermaßen, ganz unabhängig von einzelnen Präferenzen) verwendet werden darf. Im Gegensatz zu Steuern ist er außerdem mit einer Gegenleistung verbunden. Sonst nimmt sich das eigentlich nichts; wir zahlen alle in einen Topf für Leistungen, von denen alle profitieren (könnten). Wer sich davon ausnehmen lassen will, weil ihn das nicht oder nicht vollständig interessiert, missachtet in asozialer Weise ein Grundprinzip.

  • Befreien lassen kann man sich aus sozialen Gründen oder aufgrund einer Behinderung, was bei vielen staatsbürgerlichen Pflichtleistungen so ist. Ich verstehe trotzdem nicht, wovon Du redest.

    :unverstanden Dann halt nicht!

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    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • Tom Tante Li wird schon Gründe haben, zu glauben, dass sie sich vom Rundfunkbeitrag befreien lassen könnte. Da nachzufragen finde ich ziemlich asozial! Es wird niemand befreit, nur weil ihn der ÖR nicht interessiert - dann gäbe es mit Sicherheit deutlich weniger Gebührenzahler ...

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Ich habe das für mich eher so interpretiert, dass Tante Li sich aus Gründen, die uns auch gar nichts angehen, befreien lassen könnte - Tom aber nicht nachvollziehen kann, warum man irgend jemand das tun sollte, da diese Gebühren eben ein Solidarbeitrag sind - unsere Gesellschaft funktioniert nun mal durch Solidarität.


    Der Rundfunkbeitrag - oder wie auch immer man ihn nun nennen mag - ist einer von ganz vielen Posten, bei denen viele oder auch alle einzahlen und viele andere (oft auch man selbst) ;) davon profitieren. So ist das nun mal und das finde ich gut in unserer Gesellschaft. Ist vielleicht weit hergeholt, aber so funktioniert im Prinzip ja auch unsere medizinische Versorgung: alle zahlen ein und alle fahren ganz gut damit. Ich möchte bei uns never ever solche Verhältnisse haben wie z.B. im amerikanischen Gesundheits"system".

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Mich ärgert da auch weniger, dass jeder zahlen muss, sondern mehr, dass die Gebühren immer weiter angehoben werden, um noch mehr Leistungen anzubieten, die wirklich nur noch von sehr wenigen Menschen genutzt werden. An allen Ecken wird gespart, aber im ÖR hört man davon eher wenig. Meiner Meinung nach wäre das Geld für ZDF neo und ARD alpha im deutschen Bildungswesen für die Jugend besser aufgehoben. Oder in der maroden Bundeswehr.

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  • Dieses "Mir wäre es lieber, das Geld ginge woandershin" ist eine Form von Whataboutism - das kann man bei fast allem sagen, und im Ergebnis gibt es eigentlich nichts mehr, das sich priorisieren ließe (warum auch). Im/beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird ganz erheblich gespart, und das schon seit Jahren - es gab Strukturreformen, Personalabbau, Programmveränderungen, Technologieinvestitionen, die Ressourcen eingespart haben, und stärkere Zusammenarbeit zwischen den Einzelanstalten, um aus mehrfachen Kosten einfache zu machen. Wer sich nicht informiert, weiß das natürlich nicht. Und es ist auch mitnichten so, dass keiner mehr z.B. öffentlich-rechtliches Linearfernsehen schaut.


    Aber es gibt ja eine Partei, die sich u.a. auf die Fahnen geschrieben hat, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ganz erheblich einzudampfen und das Geld anderswo zu verwenden. Das sind auch die, die ganz gerne von "Zwangsgebühren" reden. Passt also. ;)

  • Aber es gibt ja eine Partei, die sich u.a. auf die Fahnen geschrieben hat, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ganz erheblich einzudampfen und das Geld anderswo zu verwenden. Das sind auch die, die ganz gerne von "Zwangsgebühren" reden. Passt also. ;)

    Mich als AfD Anhänger zu bezeichnen, nur weil ich Rundfunkgebühren als Zwangabgabe empfinde (was sie schließlich auch sind), ist eine ziemliche Frechheit! Bei der ganzen "Solidargemeinschaft über alles" Lobhudelei könnte mir fast der Verdacht kommen, dass du es mit der Linken hältst. Ist aber wohl ähnlich wahrscheinlich, wie dass ich die AfDeppen wähle. Ist dir je der Verdacht gekommen, dass es keine Nullprozentige Übereinstimmung geben muss, um etwas abzulehnen?!? Ich habe nichts gegen die Solidargemeinschaft, es gibt lediglich unterschiedliche Auffassungen, was zur Grundversorgung gehört!

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss