Kafka und Felice - Unda Hörner

  • Klappentext (Amazon):


    Auf den Spuren von Kafka und Felice – die wahre Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe und eine fesselnde Zeitreise in das Berlin vor hundert Jahren.

    Beruhend auf Kafkas Briefen an Felice erzählt Unda Hörner fesselnd und atmosphärisch dicht die wechselhafte Liebesgeschichte des ungewöhnlichen Paares, das sich zwischen 1912 und 1917 immer wieder trifft, en passant auf Bahnhöfen, in Parks und Hotels, in Berlin, Prag oder Marienbad. Kafka wirbt immer wieder heftig um Felice, entpuppt sich jedoch bald als unsicherer Kantonist, der vor allem für eines brennt – das Schreiben. Daneben entsteht das lebendige Bild einer lebenslustigen jungen Frau, die ihre Arbeit liebt, gern tanzen geht und auch vor Kafkas Abgründen nicht zurückschreckt. Gemeinsam mit Kafka und Felice taucht der Leser tief ein in die Atmosphäre des zeitgenössischen Berlin kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs bis an die Schwelle der Zwanzigerjahre – ein faszinierender Blick, gleichsam über Kafkas Schulter, auf eine bizarre Liebe, die leuchtende Spuren in der Weltliteratur hinterlassen hat.


    Meine Rezension:


    Man schreibt das Jahr 1912, als Felice Bauer und Franz Kafka zum ersten Mal aufeinandertreffen. Die Entfernung zwischen Prag und Berlin überbrücken die beiden jungen Leute fortan mit zahllosen Briefen, persönliche Treffen finden nur sporadisch statt. Eine besondere Liebe, die Unda Hörner hier wieder zum Leben erweckt.


    Chronologisch und übersichtlich gestaltet die Autorin diesen Roman, der aufgrund der Briefe sehr authentisch ist und durch fiktive Szenen abgerundet wird. Treffende Überschriften weisen dem Leser den Weg und heben jene Begebenheiten hervor, welche die eklatanten Unterschiede zwischen Felice und Franz aufzeigen. Sie, eine lebenslustige junge Dame, aufgrund wirtschaftlicher Notwendigkeit bereits mitten im Berufsleben und hoch oben auf der Karriereleiter, einem Tanzabend nie abgeneigt, er, ein verdrossener, schweigsamer, unzufriedener Mensch, der am liebsten ganze Nächte durch beim Schreiben sitzen möchte. („Nur die Nächte mit Schreiben durchrasen, das will ich. Und daran zugrundegehn oder irrsinnig werden.“ Kindle, Pos. 2079)


    Hörner versteht es, die Atmosphäre ab 1912 und in den darauffolgenden Kriegsjahren bis 1917 einzufangen. Berlin, Prag, Karlsbad oder Marienbad sind klar beschrieben, die wenigen Male, die Felice und Kafka tatsächlich aufeinandertreffen und nicht nur per Brief miteinander parlieren, sind bildhaft in Szenen gesetzt. Wie auch manche Figur im Buch, so fragt man sich beim Lesen, was denn so besonders ist an diesem Kafka, der sich alsbald mit dem Fräulein Bauer verlobt, dann aber immer wieder einen Schritt zurück tut, wenn es um die Hochzeit geht. Bisweilen gerät der Text etwas spröde und langatmig, dem Charakter Kafkas allerdings dürfte das wie ein Spiegelbild gut entsprechen – ein Hin und ein Her, ein Zögern, ein Umentscheiden, in der Realität wohl ein eher schwieriger Zeitgenosse. Und 1917 ist Felice immer noch – nur verlobt.


    Interessante Einblicke in die damalige Zeit und in eine eigenwillige Liebe bietet dieser biografische Roman, der eine Realität ohne süßliche Romantik wiedergibt. Vier Sterne für Felice und Franz.



    Titel Kafka und Felice

    Autor Unda Hörner

    ASIN B08FJ1K25S

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook (336 Seiten)

    Erscheinungsdatum 21. August 2017

    Verlag ebersbach & simon


    ASIN/ISBN: 3869151528