'Die Bahnhofsmission: Eines Menschen Leben' - Seiten 001 - 094

  • Ich bin sehr gut in das Buch gestartet - mir war durch den Klappentext ja schon bewusst, dass die Geschichte wesentlich später spielt als der erste Teil.


    Den Prolog fand ich unglaublich intensiv - nur ein paar Sätze und ich war drin. In der Geschichte, aber gefühlt auch in diesem Keller, in dieser Enge, mit dieser Angst, die die Menschen dort gefühlt haben. Dass Alice sich von dieser Atmosphäre nicht hat lähmen lassen und nicht zwischen Freund und Feind unterscheidet, wenn es darum geht einem Menschen zu helfen, finde ich großartig. Und letztendlich ist diese Großherzigkeit und dieser Mut ja auch belohnt worden.


    Die Beschreibung des Lebens nach dem Krieg fand ich sehr spannend. So etwas zu lesen macht mir immer wieder klar, wie gut es uns heutzutage doch geht. Uns hier in Deutschland, in Europa - in anderen Teilen der Welt sind die Zustände sehr ähnlich wie das, was im Buch geschildert wird.


    Interessant, was aus Alice geworden ist - klar, sie lebt selbstbestimmt, aber um welchen Preis? Ich habe, ähnlich wie hollyhollunder den Eindruck, dass sie recht einsam ist. Ob sie das wirklich so gewollt hat?


    Ich bin ziemlich sicher, dass Nr. 15 Natalie ist - ich bin sehr gespannt, ob wir noch mehr über sie erfahren, und wann sich die Wege der beiden Frauen wieder kreuzen werden (ich bin sicher, dass sie sich kreuzen werden).


    Alices Besuch in ihrem früheren Zuhause und diese Kiste mit Erinnerungen fand ich auch sehr berührend. Ich habe mich aber ein bisschen gewundert, dass ihr diese Erinnerungen recht wenig zu bedeuten schienen. Aber manche Erinnerungen sind schmerzhaft, da ist besser, sich dagegen zu verschließen...


    Insgesamt ein toller erster Abschnitt und ich freue mich auf's Weiterlesen :)

  • Zu der Eingangsseite muss ich euch was erzählen, was mich heute sehr geschockt hat.

    Mein Schwiegervater war heute bei meiner Tochter in der Schule, als Zeitzeuge. Da hat er unter anderem erzählt, wie seine Schwiegermutter, also die Großmutter meines Mannes, das Kriegsende erlebt hat.

    Sie waren wohl im Keller in ihrem Haus als seine Russen in Schönwalde (westlich kurz vor Berlin) einmarschiert sind. Ihre Schwester hat im Keller gerade entbunden gehabt, als Soldaten kamen. Sie hatte da Baby auf dem Arm und die Soldaten wollten wissen wer im Keller ist. Dann haben sie noch versucht ihre Schwester zu vergewaltigen, und da das nicht erfolgreich war, haben sie sie kurzerhand mit einem Genickschuss umgebracht….



    Ich muss sagen, mir ist kurz schlecht geworden bei dieser Geschichte…. Die Großmutter meines Mannes hat dann die Kinder ihrer Schwester bei sich aufgenommen und mit groß gezogen….. Ihr Mann ist von den Russen erschossen worden, als er kurz vor Kriegsende noch zum Volkssturm musste…. Das war kurz davor….

  • streifi , furchtbar :knuddel1Es ist immer schlimm, über solche Gräueltaten zu lesen, aber noch einmal schlimmer, wenn man weiß, dass es die eigene Familie getroffen hat.

    schlimm auch, dass es nichts in Romanen gibt, das nicht auch wirklich irgendwo so schon mal passiert ist. Die furchtbarsten Gräueltaten, die man sich als Autorin ausdenken kann, haben reale Menschen anderen Menschen schon mal angetan 😒

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Wie furchtbar! Es ist immer wieder erschreckend, wenn man feststellt, dass die Realität die Fantasie noch übertrifft. Wenn es dann noch die eigene Familie betrifft, berührt es einen noch viel mehr. Es gab so viele schlimme Schicksale damals. Es wundert mich nicht, dass die Leute nach Kriegsende oft nicht mehr darüber sprechen und nur noch vergessen wollten.