Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland

  • Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland von Sarah Brooks


    Hardcover, 418 Seiten

    C. Bertelsmann, München Juni 2024 (1. Auflage)

    Originalausgabe "The Cautious Traveller's Guide to the Wastelands", Weidenfeld & Nicolson, London, 2024

    übersetzt aus dem Englischen von Claudia Feldmann


    Das Buch (Buchrückseite)


    "Es heißt, diese Reise habe ihren Preis. Einen Preis, der über die Kosten des Tickets hinausgeht."


    Es ist das Ende des 19. Jahrhunderts und nichts fasziniert die Menschen so sehr wie die geheimnisvollen und angsteinflößenden Wunder des Ödlands. Nichts berührt diese riesige, verlassene Wildnis zwischen China und Russland außer dem Transsibirien-Express, der jeden befördert, der es wagt, das Ödland zu durchqueren. Es gibt jedoch Gerüchte, dass der Zug nicht mehr sicher ist. Wer sich nun auf diese Reise begibt, hat seine ganz eigenen, verborgenen Gründe dafür: eine trauernde Frau mit fremdem Namen, ein Kind, das im Zug geboren wurde, und ein in Ungnade gefallener Naturforscher. Doch mehr und mehr scheint es, als würden die Gefahren des Ödlands ihren Weg ins Innere finden …


    Lassen Sie sich verzaubern und gehen Sie mit Sarah Brooks auf eine Reise, die sie so schnell nicht vergessen werden. Doch sehen Sie sich vor – das Ödland ist heimtückischer, als man meinen könnte.


    Die Autorin (Buchklappentext)


    Sarah Brooks hat in China, Japan und Indien gearbeitet und ist nun an der Universiät von Leeds tätig. Für ihren Debütroman Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland, der schon vor Veröffentlichung für große Begeisterung gesorgt hat, wurde sie mit dem Lucy Cavendish Fiction Prize ausgezeichnet. Der Roman erscheint in über 15 Ländern.


    Die Übersetzerin (Buchklappentext)


    Claudia Feldmann, Jahrgang 1966, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und übersetzt seit mehr als zwanzig Jahren aus dem Englischen und Französischen. Unter anderem hat sie Eoin Colfer, Morgan Callan Rogers und Rachel Elliott ins Deutsche übertragen.


    Meine Meinung


    Sarah Brooks nimmt uns mit auf eine spannende, fantastische und überraschende Reise durch das sogenannte „Ödland“, ein imaginäres Gebiet zwischen Peking und Moskau. Damit konnte sie mich auf ganzer Linie begeistern und so war ich sehr gerne Teil dieser einzigartigen Zugfahrt.


    Das Buch lässt sich nicht in ein Genre einteilen. Fantasy, Zeitgenössisches oder doch Historisch? Begründbar wären alle Zuordnungen. Ich mag solche außergewöhnlichen Bücher, die sich nicht in Schubladen und Genres stecken lassen und mich eigene Entdeckungen machen lassen. Nach längerem Nachdenken habe ich mich hier für "Belletristik" entschieden, als Sammelort für genreübergreifende Bücher.


    Ich konnte ganz in die Atmosphäre des Buches eintauchen. Drinnen „Steam-Punk-Nostalgie“, draußen ein geheimnisvolles, lebensfeindliches Land. Brooks schaffte es, mich mitzunehmen und in der Geschichte versinken zu lassen. Dabei mochte ich nicht nur die Reiseatmosphäre, sondern auch die Reisegesellschaft aus ganz unterschiedlichen Charakteren. Sie erwachten in meinem Kopf zum Leben und ich bin mit ihnen durch das Ödland gereist. Jede/jeder hat eine eigene Geschichte, die sich während der Fahrt mit dem Schicksal der anderen verbindet.


    Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Unaufgeregt, anschaulich und mit viel Liebe zum Detail erzählt die Autorin von den ungewöhnlichen Vorkommnissen auf der Reise. Das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Hilfreich zur noch besseren Vorstellung ist die schöne und aussagekräftige Grafik des Zuges auf den Klappentexten.


    Fazit: Ein tolles Buch, das ich jedem, der sich auf ungewöhnliche Reisen einlassen mag, nur ans Herz legen kann! Mich hat es begeistert und so vergebe ich gerne die ausgezeichnete Wertung von 9,5 Eulenpunkten.


    ASIN/ISBN: 3570105008


    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Enttäuschend langatmig: Ein Handbuch ohne fesselnde Reise

    Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland von Sarah Brooks enttäuscht trotz seines vielversprechenden Titels. Die Erzählung zieht sich über weite Strecken in die Länge und verliert dabei die Spannung und den Reiz, den man sich von einer Reise durch das Ödland erhofft hatte. Die Autoin wählt eine sehr gute Sprache und bringt die Impressionen und Erlebnisse auch bildhaft rüber. Der langsame Erzählstil lässt somit zwar Raum für detaillierte Beschreibungen, doch diese wirken oft repetitiv und unnötig ausgedehnt.


    Die Mischung aus verschiedenen Genres, die das Buch bieten möchte, fühlt sich unausgegoren an und schafft es nicht, ein kohärentes und fesselndes Leseerlebnis zu liefern. Einige Passagen schaffen es, den Leser zu verzaubern und die einzigartige Landschaft des Ödlands lebendig werden zu lassen, doch diese Momente sind selten und verstreut. Nach etwa der Hälfte verliert sich das Buch dann in, für mich doch wirre Beschreibungen und Ereignisse, die eher an Fantasyerlebnisse aus einer Zugfahrt mit Harry Potter erinnern, ohne auch nur annähernd dessen Unterhaltungswert zu erreichen.


    Insgesamt bleibt das Buch hinter den Erwartungen zurück und lässt den Leser mehrmals enttäuscht zurück. Für mich leider ein Buch, dass zwar stark beworben wird, aber diesem Werbehype nicht gerecht wird. Zwei Sterne für einige interessante Ansätze und die gelegentlich gelungenen Beschreibungen der Landschaft.

    Viele Grüße
    Thomas


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    wyrd bid ful aræd - Das Schicksal ist unausweichlich