Green Day in Berlin am 10.Juni 2024
Als im vergangenen Herbst eine Tour zum neuen Album "Saviors" angekündigt wurde, nahm ich mir fest vor, dass ich dieses Mal den Starttermin für den Ticketverkauf nicht verpasse und so saß ich überpünktlich am 8.November 2023 vor dem Rechner, um zwei der begehrten Karten für die Waldbühne in Berlin zu ergattern.
Knapp sieben Monate später fanden mein Mann und ich dank der freundlichen Empfehlung einer Einweiserin einen guten Platz nicht ganz mittig in der obersten Reihe der Waldbühne; mit skeptischem Blick in den Himmel schauend, ob das Wetter hält.
Mit gut einer halben Stunde Verspätung starteten die Donots als Support Act, mittlerweile zum zweiten Mal für Green Day und brachten übergebührlich ihren Dank für die amerikanische Band zum Ausdruck, die seit 1991 regelmäßig in Berlin auftritt.
Daran, dass die Donots sich als Einheizer und Punkband verstehen, ließen sie in ihrem halbstündigen, bodenständigen und keineswegs kontaktscheuen Auftritt keinen Zweifel, besonders Sänger Ingo Knollmann animierte die Konzertbesucher im Stehbereich zu Tanzeinlagen.
Auf die Ohren gab es bekannte Songs wie "Wake The Dogs", "Whatever Happened To The 80s" oder "We're Gonna Take It", bevor die Ibbenbürener mit "So Long" ihren launigen Auftritt mit zeitgleich einsetzendem Regenschauer beendeten.
Bevor die Jungs von Green Day um 19.49 Uhr die Bühne betreten, stimmte der bewährte Queen Klassiker "Bohemian Rhapsody" auf den Abend ein. Das euphorische Publikum summte eindringlich mit, um die Band auf die Bühne zu locken. Doch Green Day ließ sich bitten und schickte einen rosafarbenen Hasen als Stimmungsmacher an die Front, der zu "Blitzkrieg Bob" tanzte und das Publikum von den Bänken riss.
Ihren Auftritt begann die Band um den blondierten Sänger Billie Joe Armstrong mit Liedern wie "Burnout" und "Having A Blast" von der im Jahr 1994 erschienenen Scheibe "Dookie", der weitere Lieder dieses Albums folgen; ebenso wie viele vom älteren und kommerziell äußerst erfolgreichen Album "American Idiot".
Erst in der Mitte dieses Abends traute sich Green Day ganze vier Songs von ihrem neuesten Album "Saviors" zu spielen; bedauerlich, denn neben "Bobby Sox" und "Dilemma" hätten auch andere Stücke durchaus das Zeug, die Zuhörer zu begeistern.
Als die kalifornische Band "Know Your Enemy" anstimmte, sang eine junge Frau aus dem Publikum mit, anschließendes Schweben auf den Konzertbesuchern in den ersten Reihen inclusive.
Natürlich durften die großen Hits der Band nicht fehlen und so bekam das Publikum an diesem Abend auch "Basket Case", When I Come Around", "Boulevard Of Broken Dreams" und das verlustbehaftete "Wake Me Up When September Comes" zu hören. Für Effekte sorgen an diesem Abend die riesige Verstärkerwand auf der Bühne, eine perfekte Lichtershow und Knalleffekte am Ende einzelner Songs.
Gegen Ende des Konzerts tauschte Billie Joe Armstrong seine rote Gitarre gegen eine Mundharmonika ein und bewies nach über zwei Stunden Konzert ohne Pause einmal mehr, dass Green Day eine vielseitige Band in Topform ist, die weit davon entfernt ist, an den Ruhestand zu denken.
Als wir die Waldbühne verliessen, hört es auf zu regnen und wir ahnten bereits, was uns an der S-Bahnstation erwartet. Eine Bahnsprecherin kündigte mit staatstragender Stimme an, dass sich die Bahn aufgrund Staatsbesuchs verspäten wird. Gleichzeitig haben sich auf dem Bahnsteig ein paar Hobbymusiker mit Gitarre eingefunden, die "Deine Schuld" von den Ärzten einstimmen und auf einmal sang ein Bahnsteig voller Konzertbesucher "Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist" und für einen Moment fühlte es sich so an, wie es der Songtitel "Stop The Clocks" von den Donots verspricht, den wir gerade noch hörten. Die herbeigesungene Bahn wird bejubelt und bringt die glücklichen Konzertbesucher nach einem gelungenen Abend nach Hause.