Klappentext
Seit 1979, mit dem Sturz des Schahs, sind die Töchter der hochgestellten iranischen Familie Valiat im amerikanischen Exil. Ihre Mutter, die noch immer Heimat, Tradition und Stolz verkörpert, blieb damals allein mit der Enkelin in Iran zurück. Als bei dem alljährlichen Familientreffen in Aspen die Dinge aus dem Ruder laufen und die exaltierte Shirin erst gegen Kaution wieder aus der Arrestzelle entlassen wird, verändert sich etwas in den Frauen, jede muss sich schmerzlichen Fragen stellen: Wie sie zu ihren persischen Wurzeln steht. Und wer sie in Zukunft sein will. Die Exil-Iranerin Sanam Mahloudji legt ihren ersten Roman vor. Wie soll man ein Leben führen, wenn man nicht dort ist, wo man hingehört?
Über die Autorin
Sanam Mahloudji wurde 1977 in Teheran geboren und wuchs in Los Angeles auf, nachdem sie mit ihrer Familie während der iranischen Revolution in die USA geflohen war. Heute lebt sie mit ihrem Mann und zwei Kindern in London. Bevor sie sich dem Schreiben zuwandte, arbeitete Sanam Mahloudji als Juristin im Finanzwesen und am Gericht in Manhattan. Sie veröffentlichte zahlreiche Essays und Kurzgeschichten u.a. in McSweeney’s Quarterly Concern, im Kenyon Review, Idaho Review, Passages North und anderen literarischen Zeitschriften. 2018 war ihre erste Kurzgeschichte für den PEN/Robert J. Dau Short Story Prize for Emerging Writers nominiert. Eins ihrer Essays fand Eingang in die Anthologie Mothers Before: Stories and Portraits of Our Mothers as We Never Saw Them.
Mein persönliches Fazit
Ich hatte mir hier etwas völlig anderes erwartet. Und ich bin mir auch gar nicht so sicher, ob es letztlich Belletristik ist oder eher etwas Zeitgenössisches...
Fünf Frauen aus unterschiedlichen Generationen, eine davon aus dem Jenseits, erzählen ihre Geschichte über ihr Leben im Iran, ihre Flucht, ihr Leben im Exil bzw. ihr Leben als Frau mit persischen Vorfahren. Die Geschichten fallen so unterschiedlich aus, wie die Frauen sehr unterschiedliche Persönlichkeiten haben. Die Frage und die Auseinandersetzung, wie jede von ihnen zu ihren Wurzeln steht, habe ich aber nur teilweise gesehen.
Die Geschichten von Bita und Niaz, den jüngsten Frauen der Runde, fand ich dabei noch am interessantesten. Sie sind Nachfahrinnen der geflüchteten Elterngeneration. Bita ist in den USA groß geworden, sie kennt die Heimat ihrer Eltern nur aus Erzählungen. Dementsprechend hat sie nur eine vage Vorstellung der politischen Lage vor Ort. Das wird deutlich, wenn Telefonate mit Niaz beschrieben werden, die den Iran nie verlassen hat. Hier prallen nicht nur unterschiedliche Vorstellungen aufeinander, sondern auch unterschiedliche Lebensentwürfe und Zukunftsträume. Niaz' Kapitel sind auch die, die dem Leser am ehesten ein Leben unter dem Mullah-Regime verdeutlichen und den Wandel in der iranischen Gesellschaft näher bringen. Bei beiden Frauen ist das Beharren auf den Namen und das Prestige, der damit einst einherging, wenig ausgeprägt.
Die Geschichten von Shirin und Elizabeth haben den Vogel in negativer Hinsicht für mich allerdings komplett abgeschossen. Von dem vielen Alkohol (immer ein Glas Champagner in der Nähe... das hat schon fast was von Claudia Obert) und dem Drogenexzess zu Beginn des Buches mal abgesehen - ich habe selten so unsympathische Hauptfiguren gelesen. Man lebt von einem einst im Iran bekannten Namen, aber von Eleganz war da nicht viel zu sehen. Völlig empathielos werden da Aussagen über Familienmitglieder in den Raum getätigt, die einfach sehr weit weg von liebevoller Ironie sind. Mir ging diese Figur schon nach kurzer Zeit furchtbar auf die Nerven. Empathie- und lieblos, beharrend auf totalem Dünkel und einer schon abstoßenden Dekadenz, in der das Geld regelrecht verschleudert wird.
Eigentlich schade, denn Simas Geschichte zeigt, dass die Autorin es auch besser kann. Dort werden Themen wie Ausgrenzung und Integration auf ganz andere Weise verarbeitet.
Auch wenn es sicherlich sehr schwer ist, seine Heimat aufgeben zu müssen um nicht Gefahr zu laufen, getötet werden, aber das hier Geschriebene ist mir einfach viel zu abgehoben und verdreht. Es gelang mir einfach nicht für eine der Figuren Mitgefühl oder Verständnis zu entwickeln. Die Geschichte hat mich diesen Frauen leider kein Stück nähergebracht und war für mein Empfinden auch häufig zu sehr in die Länge gezogen. Trotz eines insgesamt gut zu lesenden Stils, war es nicht ganz so einfach bei der Stange zu bleiben. Daran ändert auch ein eilig herbeigezaubertes (wenn auch früh absehbares) Familiengeheimnis leider nichts.
ASIN/ISBN: 3492072267 |