Hendrik Lambertus - Feuer und Erz

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Der Harz um 1470. Der Kupfer- und Silberbergbau, einst die Lebensader der Region, ist durch Pest, Kriege, Wassereinbrüche und Grubenunglücke fast zum Erliegen gekommen. Die Geschwister Cordt und Anna Fredemann tun alles, um die hoch verschuldete Grube ihres Vaters am Laufen zu halten. Als Cordt in einem alten Stollen einen vergessenen Klosterschatz entdeckt, beschließen sie, den Fund heimlich über die gefährlichen Stege des Oberharzes auszuführen, um mit dem Geld die Schulden zu tilgen. Doch Räuber lauern ihnen auf, und sie müssen ohne den Fund in den Wald flüchten. Ihre Zukunft scheint verloren, bis sie in einer alten Bergbau-Siedlung dem fremdländischen Alchemisten und Mineralogen Bartolomeo begegnen – der sie in das Geheimnis des Seigerverfahrens einweiht. Mit dieser neuen Einschmelz-Methode, mit der sich Silber aus Kupfererz gewinnen lässt, gibt es Hoffnung für die Grube. Nur ruft der Erfolg Neider auf den Plan. Und Bergbau ist ein gefährliches Geschäft. Über der Erde manchmal ebenso sehr wie unter Tage …


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Dr. Hendrik Lambertus wurde 1979 geboren und studierte in Tübingen Skandinavistik, ältere Germanistik und Indologie, anschließend promovierte er mit einer Arbeit über die spätmittelalterliche Literatur Islands. Noch heute beschäftigt er sich im Zuge seiner wissenschaftlichen Lehrtätigkeit mit alten Texten aus verschiedenen Kulturräumen, was ihm ebenso als Inspiration für sein eigenes Schreiben dient. Seit 2011 betreibt er als freiberuflicher Schreibcoach die Schreibwerkstatt „Satzweberei“ und veröffentlicht Bücher in unterschiedlichen Genres. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bremen.


    Allgemeines

    Erschienen im Rowohlt Verlag am 01.06.2024 als E-Book und am 18.06.2024 als TB mit 560 Seiten

    Gliederung: Roman in drei Teilen, jeweils mit nummerierten Kapiteln – Epilog - Glossar – Nachwort – Quellenverzeichnis - Abbildungsnachweis

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Rammelsberg und Goslar, 1472 bis 1486


    Inhalt

    Die Familie Fredemann, der die Geschwister Cordt und Anna angehören, betreibt schon seit Generationen das sogenannte „Katzenloch“, eine Grube im Rammelsberg, in dem Erz, Kupfer und Silber abgebaut werden. Doch mit dem Abbau geht es nicht gut voran, denn Wassereinbrüche haben tiefer gelegene Teil des Bergwerks unzugänglich gemacht. Nicht nur die Familie des Grubenmeisters Fredemann, sondern vor allem die Familien der einfachen Bergknappen, die im ärmlichen Bargedorp (Bergdorf) bei Goslar leben, geraten in existenzielle Not. Diese Situation will die wohlhabende Goslarer Kaufmannsfamilie Botken nutzen, um das Katzenloch in ihren Besitz zu bringen. Die Fredemanns wollen sich von ihrer Grube nicht trennen, obwohl sie hoch verschuldet sind. Als Cordt in einem verlassenen Schacht einen Schatz findet, hofft er auf ein Ende seiner Probleme, doch er und seine Schwester werden beim Versuch, den Schatz ungesehen zum Einschmelzen abzutransportieren, überfallen und ausgeraubt. Dennoch hat der Überfall auch sein Gutes, denn auf der Flucht vor den Räubern begegnen die Geschwister einem italienischen Mineralogen, der sich in einem verlassenen Bergdorf niedergelassen hat und dort Studien zur vereinfachten Gewinnung von Silber aus Erz betreibt. Cordt lernt bei diesem Mann das neue Seigerverfahren kennen und erkennt sogleich die Möglichkeiten, durch die schnellere Gewinnung von hochwertigem Silber aus Erzbrocken seinem Katzenloch zu neuer Blüte zu verhelfen.

    Auch für das Problem der „abgesoffenen Gruben“ gibt es neue technische Lösungsansätze: Durch die sogenannte „Heinzenkunst“, ein großes hölzernes, mit Muskel- oder Wasserkraft betriebenes Rad, mit dessen Hilfe man das Wasser aus den unteren Ebenen des Bergs nach oben (be)fördern und quasi abpumpen kann, können tief liegende Stollen, in denen das für das Seigerverfahren benötigte Blei gefördert werden kann, wieder nutzbar werden. Cordts Widersacher Sixtus Botken gibt jedoch nicht so schnell auf…


    Beurteilung

    „Feuer und Erz“ ist in drei Teile gegliedert und verfolgt das Schicksal der Grubenmeisterfamilie Fredemann und ihrer Bergarbeiter über die Jahre von 1472 bis 1486. Der gut recherchierte Roman schildert überaus anschaulich die Praktiken und Probleme des Bergbaus im späten 15. Jahrhundert sowie die politischen Verstrickungen zwischen Goslar und dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Goslarer Ratsherren hatten den Bergbau am Rammelsberg lediglich als Pfand von den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel erhalten, was zu wiederholten Konflikten führte, als die Herzöge, hier Herzog Wilhelm, dieses Privileg widerrufen wollten. Jedem der drei Teile des Romans ist ein schöner Holzschnitt zum mittelalterlichen Bergbau vorangestellt.

    Der Leser erfährt interessante Details über technische Fortschritte im Zusammenhang mit der Arbeit in den Gruben des Rammelsbergs an der Wende vom Mittelalter zur frühen Neuzeit. Die vielen Fachbegriffe zum Bergbau werden laienverständlich in einem umfänglichen Glossar erläutert.

    Die Protagonisten sind größtenteils fiktiv, allerdings hat der Autor ihnen reale Namen von Goslarer Familien des 15. Jahrhunderts gegeben und ihre Charaktere glaubwürdig und ohne ausufernde Schwarzweißmalerei ausgestaltet. Einige Romanfiguren sind historische Persönlichkeiten, so zum Beispiel der Montanunternehmer Johann Thurzo, der mit den Augsburger Fuggern Geschäfte machte und dessen Besuch in Goslar belegt ist. Mit seiner (fiktiven?) Nichte Katharina Thurzo und Cordts Schwester Anna bietet der Roman zwei starke, selbstbewusste weibliche Persönlichkeiten auf.


    Fazit

    Ein sehr fesselnder, gut recherchierter historischer Roman, der den interessierten Leser möglicherweise inspiriert, das Bergbaumuseum Rammelsberg (UNESCO-Weltkulturerbe) und die schöne Altstadt von Goslar zu besuchen – uneingeschränkt lesenswert!

    10 Punkte


    ASIN/ISBN: B0CLFSKKHV

    Edit: Link entfernt. €nigma ich hatte dich schon mal gebeten, die Verlinkungen in ein anderes Forum zu unterlassen.