Die ersten drei Sätze eures aktuellen Buches (ab 07.06.2024)

  • Jaques Maire spazierte am Kanal entlang, der quer durch L'Isle-sur-la-Sorgue verlief. Er zählte die Enten. Betrachtete das sanft dahintreibende Grün, das das Wasser färbte und immer wieder unter dem Glitzern der Sonne verschwand.


  • Regen, noch immer kein Schnee im kleinsten Staat des Deutschen Reiches. Die zweite Januarwoche und nichts als stahlgraue Wolken, zügig und dicht gen Westen ziehend. Wäre dies ein Film und wir die Zuschauer, die erste Einstellung wäre mit einer Drohne aus der Perspektive eines Regentropfens gedreht: als würden wir durch seine vom Luftwiderstand abgeflachte Seite auf die Erde herabblicken.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Es heißt, dass es besser sei, eine Kerze anzuzünden als die Dunkelheit zu verfluchen. Im Sommer 1702 war man in der Stadt New York allerdings geneigt, beides zu tun - denn die Kerzen waren klein und die Dunkelheit war groß. Wohl war; es gab die städtischen Wachtmeister und Schutzmänner.

  • Es heißt, dass es besser sei, eine Kerze anzuzünden als die Dunkelheit zu verfluchen. Im Sommer 1702 war man in der Stadt New York allerdings geneigt, beides zu tun - denn die Kerzen waren klein und die Dunkelheit war groß. Wohl war; es gab die städtischen Wachtmeister und Schutzmänner.

    Super, Du liest Matthew weiter.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Genau! Schwankte zwischen Grayson Steel und Matthew Corbett. Matthew hat gewonnen!

    Wenn ich mich entscheiden müsste, hätte Matthew um einen Hauch die Nase vorn.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Hellblau wölbt sich der Himmel bis zum Horizont über dem weiten Land. Nur ein paar wattige weiße Schönwetterwölkchen ganz hoch oben. Die flirrende Luft duftet nach Sommer, und Lene Marie fühlt die wohlige Wärme des Bodens unter den Sohlen ihrer bloßen Füße.


  • Eine meiner frühsten Erinnerungen ist die an Granny, wie sie Welsh Cakes in einer gusseisernen Bratpfanne macht, die schon damals schwarz vom Altern war, jedoch sorgfältig gepflegt.

    ich weiß noch, wie ich sie zum ersten Mal halten durfte, Grannys ausgestreckte Hand ein Stück unter meiner, eil die Pfanne für ihre Größe unglaublich schwer ist. Und ich weiß noch genau, wie sie mir zeigte, wie man sie waschen und pflegen muss, damit die seidige Patina erhalten bleibt.


  • Hellblau wölbt sich der Himmel bis zum Horizont über dem weiten Land. Nur ein paar wattige weiße Schönwetterwölkchen ganz hoch oben. Die flirrende Luft duftet nach Sommer, und Lene Marie fühlt die wohlige Wärme des Bodens unter den Sohlen ihrer bloßen Füße.


    Na, da hab ich jetzt ja die ersten drei Sätze von besagtem Buch auch mal gelesen. ;)

  • „Dieser Ire“, sagte Francesca und setzte sich an den Küchentisch, „war wieder da. Er hat an jeder Tür geklingelt, aber sprechen will er dich. Ich habe ihm gesagt, dass du bald heimkommen würdest.“

  • Es war doch das, dass damals trotz Dienstpflicht, Katasterkontrolle und Einwohnermeldepflicht immer noch genügend grüne Plätzchen übrigbleiben, auf denen du dich - ungestört vom Staat - tummeln konntest. Die Eisenbahnen fuhren im Lande umher - auch Müssiggänger benutzten sie - und kaum einer sah sie scheel an. Keine bestimmte Ration Haferkleie, tierische Fette, Fleisch, Wohnungskubikmeter und Öfen standen dir zu - nicht einmal die Lebensfreude war rationiert und du durftest für preußische Verhältnisse schon eine ganze Menge.


    (Diese wunderbare Einleitung ist tatsächlich von 1912, nicht von 2024.:lache)


  • In manchen Nächten, wenn der Sturm von Westen kam, stöhnte das Haus wie ein Schiff, das in schwerer See hin- und hergeworfen wurde. Kreischend verbissen sich die Böen in den alten Mauern.

    So klingen Hexen, wenn sie brennen, dachte Vera, oder Kinder, wenn sie sich die Finger klemmen.


    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)

  • Olivia

    6. Dezember 2018

    Der Tag an dem...


    Von dem Augenblick an, als ich wusste, dass ich ein Baby erwartete, wünschte ich mir ein Mädchen. Ich lief durch die Gänge der Kaufhäuser, strich mit der Hand über Kleider in Puppengröße und griff nach winzigen paillettenbesetzten Schuhen. Sah uns mit gleichfarbigem Nagellack - mich, die noch nie eine Maniküre hatte machen lassen.


  • Im Mai 1987 – ich war erst sechsundzwanzig Jahre alt – schrieb mir meine Mutter auf einer alten russischen Schreibmaschine einen Brief, den sie nie abschickte. Es ging gleich damit los, wie faul sie gerade sei, wie sehr sie sich dafür mal wieder schämte, dass sie tagelang auf der riesigen roten Rolf-Benz-Couch im Wohnzimmer herumlag, die sie noch mit meinem Vater gekauft hatte, und pausenlos ihre langen, dünnen Kim-Zigaretten rauchte. Wie sie in der Küche Patiencen legte und noch mehr rauchte.

  • Im Westen Berlins, dem Grunewald so nah und doch im Gewimmel der Stadt, gibt es einen Bau, der jünger aussieht als er ist. Wie ein Schiff liegt er da, mit kühnem, rundem Schwung zur Strasse hin. Dieses Schiff war ursprünglich mal ein Kino, es wurde im Krieg beschädigt, verfiel, und was weiss ich, was noch alles mit ihm passierte, bis es letztendlich wachgeküsst wurde von einigen eifrigen Theaterleuten.