Sanaka Hiiragi - Die Erinnerungsfotografen
Kurzbeschreibung von Amazon:
Das Fotostudio von Herrn Hirasaka ist ein magischer Ort: Hier, an der Schwelle zum Jenseits, können die Besucher aus Fotografien ihren persönlichen Lebensfilm zusammenstellen. Hirasaka bietet dabei einen besonderen Service: Jeder Besucher erhält die Möglichkeit, zu einem bestimmten Moment seiner Vergangenheit zu reisen und eins der Fotos aufzufrischen. Ob eine einstige Erzieherin mit blasser Erinnerung ans Nachkriegs-Tokio, ein ermordetes Yakuza-Mitglied, das glaubt, nichts als eine bedauernswerte Schneise der Verwüstung hinterlassen zu haben, oder ein Mädchen aus perspektivlosen Verhältnissen – ihnen allen zeigt Hirasaka: Das Leben ist doch wunderschön, man muss nur im richtigen Moment hinsehen.
Mein Eindruck:
Anders.
Asiatische Literatur für meinen Geschmack, es ist sehr "nüchtern" berichtet, aber in den feinen Tönen dazwischen sehr berührend. Nichts, wo man jeden Satz einfach das erste Mal weglesen und dann nicht mehr durchdenken sollte. Auch den Aufbau der Geschichte kann man hinterfragen.
Für mich ist die Botschaft "Zeit ist kostbar", ein Moment schöner Zeit kann ein Leben für immer prägen und lenken, kann sich für immer in einem selbst tief verwurzelt weiter entwickeln. Eine flüchtige Begegnung mit bestärkenden Worten für jemand anderen (Michi in dem Fall) kann eine Leidenschaft entzünden und wieder selbst Gutes hervorbringen. Gutes kann so klein sein und auch harte Yakuza-Männer können Ungerechtigkeit wahrnehmen, jemandem ein kleines kostbares Heft wiederbringen und dabei eine ganze Mobbingvergangenheit beenden...puh...
Die Themen, die mit angeschlagen werden, sind starker Tobak, auch bei der Hauptfigur Hirasaka, der das Fotostudio betreut. Am Ende des Lebens besucht man dieses oder eines der vielen weiteren Fotostudios und sucht sich ein Bild aus jedem Lebensjahr aus um seine persönliche Bilderlaterne damit zu bestücken...die kostbarsten Bilder sind dabei wie auch echte Fotos aber meistens leider zergriffen und verblasst und eines kann man dann durch die Reise zurück nochmal knipsen, um es der Laterne beizufügen. Hirasaka selbst hat nur ein einziges Foto von sich und die Geschichte dahinter, warum das so ist, war dermaßen berührend und ein Akt der Auflehnung gegen das Schicksal, dass ich vor Rührung ein wenig schniefen musste. Er ist ein wundervoller Mann, selbstlos und großherzig und im Leben so "übersehen" worden, dass es auch mitgibt, manchmal einfach etwas genauer hinzuschauen. Hinter jeder Fassade eines Menschen steckt eben nunmal darin ein Mensch...
Man begleitet in drei Abschnitten drei verschiedene Leute, die alte Frau, die ein erfüllendes Berufsleben hatte; den Yakuza, der Mobbing nicht duldet; ein kleines Mädchen, das vernachlässigt / missbraucht wurde...wer also bei Gewalt gegen Kindern, psychisch und physisch zart besaitet ist, sollte sich zwar auf den nüchternen Sprachansatz einstellen, aber für meine persönliche Empfindung macht es das "nur schlimmer" als explizite Beschreibungen, weil mich das dann näher heranholt.
Das ausnahmslos auf das Gute eingehen, ist sicherlich romantisch verklärend und das fand ich dabei auch etwas schade, daher auch "nur" 9 Punkte, weil am Ende alles doch recht gleichtönig war, obwohl jede Geschichte auf ihre Art und Weise interessant war. Außerdem war es mit den drei Episoden ein sehr kurzes Buch, merkt man ja auch an meinem Lesetempo, wenn man so will und das fand ich schade.
Es gibt bald auch ein neues Buch von Sanaka Hiiragi, Die Glückslieferanten, da ich jetzt allerdings da eine ähnliche "Botschaft" erwarte, bewahre ich mir erst einmal hier nur diesen Eindruck und werfe das andere Buch dennoch von der WuLi, was ja bei 9 Punkte Bewertung auch erstmal irre klingt...ich möchte diese Emotionen aus diesem Buch aber gar nicht "riskieren", es lieber bewahren...weil es so wunderschön "sanft" zwischen den Zeilen daherkam. Klingt immer noch komisch, merke ich beim Schreiben, kann es aber nicht besser greifbar machen...
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ASIN/ISBN: 3455016162 |