Matthew Blake - Anna O / Anna O

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Seit vier Jahren hat Anna Ogilvy ihre Augen nicht mehr geöffnet. Nicht seit jener Nacht auf der Farm, wo man sie im Tiefschlaf gefunden hat, ein Küchenmesser in der Hand, die Kleidung blutverschmiert. Neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde. Die einen halten Anna O. für unschuldig, die anderen für eine kaltblütige Mörderin. Aber nichts und niemand hat sie aus ihrem Albtraum wecken können. Bis jetzt.

    Dr Benedict Prince ist Psychologe und Experte für Verbrechen, die im Schlaf begangen werden. Bei Nacht und Nebel wird er in die Schlafklinik The Abbey gerufen. Dort hat man die berühmteste Verdächtige des Landes eingeliefert: Anna Ogilvy, 29. Das ganze Land spekuliert: Hat Anna die Tat wirklich begangen? Hat sie dabei geschlafwandelt? Wie steht es dann um ihre Schuld? Und warum ist sie seitdem nicht mehr aufgewacht?

    Ben hat eine gewagte Theorie, wie er Anna wecken könnte. Doch Ben wird beobachtet. Vom Justizministerium. Von seiner Ex-Frau, die als Kommissarin damals als Erste am Tatort war. Von Annas Mutter, früher eine einflussreiche Ministerin. Von einer Bloggerin, die Annas geheime Aufzeichnungen besitzt. Und vielleicht auch von dem mysteriösen Patienten X, dem Anna auf der Spur war. Ben bleibt nicht viel Zeit. Und er ahnt nicht, in welcher Gefahr er schwebt.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Als Matthew Blake hörte, dass der Mensch im Durchschnitt 33 Jahre des Lebens schlafend verbringt, spürte er den Sog einer Geschichte. Er begann zum Thema »Schlaf und Verbrechen« zu recherchieren und auch über das mysteriöse Resignationssyndrom. Was ihn zu der spannenden Frage führte: Wenn jemand beim Schlafwandeln einen Mord begeht, ist er dann schuldig oder unschuldig? Die Idee zu »Anna O.« war geboren – und elektrisierte Menschen weltweit. Die Rechte am Manuskript wurden innerhalb von 48 Stunden auf alle Kontinente verkauft, der Roman erscheint in über 30 Ländern weltweit. Matthew Blake studierte Anglistik an der Durham University und am Merton College in Oxford und arbeitete als Rechercheur und Redenschreiber für das britische Parlament.


    Allgemeines

    Titel der Originalausgabe: „Anna O“, ins Deutsche übersetzt von Andrea Fischer

    Erschienen am 26.06.2026 bei FISCHER Scherz als TB mit 480 Seiten, am 01.06,2024 als E-Book

    Gliederung: Prolog – Roman in fünf Teilen mit insgesamt 82 Kapiteln – Danksagung

    Größtenteils Ich-Erzählung von Dr Prince und Anna O (in Tagebuchform), stellenweise Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: hauptsächlich London in der Gegenwart, Rückblick auf 2019 in Annas Aufzeichnungen


    Inhalt und Beurteilung

    Im Sommer 2019 wurde die seinerzeit 25-jährige Anna O schlafend und mit einem blutigen Messer in der Hand aufgefunden, offensichtlich hatte sie (im Schlaf) zwei Freunde und Kollegen in ihrem Startup mit jeweils zehn Messerstichen getötet. Obwohl Anna sich nicht in einem Koma befindet, ist es seit vier Jahren niemandem gelungen, sie aufzuwecken.

    Die Justiz hat ein Interesse daran, dass Anna aus ihrem rätselhaften Zustand aufwacht und vor Gericht gestellt werden kann, aber es gibt auch Menschen, die sie für unschuldig halten, da sie Täter, die im Zustand des Schlafwandelns Verbrechen begehen, für schuldunfähig halten. Als Anna in eine renommierte Schlafklinik in der Harley Street verlegt wird, versucht der Schlafexperte Dr. Benedict Prince mit ganz neuen Ansätzen, die Patientin wieder zu Bewusstsein zu bringen.

    Die Thematik des Romans um Parasomnie und das Resignationssyndrom ist sehr interessant. Es geht um die Schuldfrage bei Verbrechen, die möglicherweise in einem Zustand des Schlafwandelns begangen wurden, bzw. um die Frage, ob und inwiefern es überhaupt möglich ist, in diesem Zustand Straftaten zu verüben, ohne aufzuwachen. Wie es sich herauskristallisiert, ist Anna vor dem Doppelmord durch diverse Umstände traumatisiert gewesen, hier stellt sich die Frage, ob der Tiefschlaf auf ein Resignationssyndrom zurückgeht, ob Anna sich gewissermaßen aus der unangenehmen Realität und damit der aktiven Teilnahme am Leben „verabschiedet“ hat.

    Der Roman setzt sich aus der Ich-Erzählung von Ben(edict Prince) und Rückblenden in Form von Annas Tagebuchaufzeichnungen zusammen, die einander abwechseln. Es kommen jedoch auch Kapitel vor, die in der dritten Person beschrieben sind und die Perspektiven anderer Personen schildern.

    Insgesamt ist der Roman durch zu viele Handlungsstränge, unwahrscheinliche Umstände und einen allzu konstruierten Plot überfrachtet, das gilt vor allem für die letzten Kapitel, die sehr unglaubwürdig wirken.

    Der Erzählstil ist anschaulich und stellenweise spannend, manche Kapitel hätten jedoch kürzer gehalten werden können. Durch die Perspektiv- und Richtungswechsel in der Erzählung ist es manchmal etwas mühsam, der Handlung zu folgen – auf jeden Fall erfordert die Lektüre Konzentration.


    Fazit

    Ein Roman mit einer interessanten psychologischen Thematik, der leider in seiner Umsetzung nicht komplett überzeugen kann!

    5 Punkte

    ASIN/ISBN: B0CRVCK2QK


    Edit: Auch hier: Link zu einem anderen Forum entfernt.

  • Hoffnung


    Hoffnung ist es, was Psychologe Dr. Benedict Prince wecken möchte, um eine Patientin aus ihren vierjährigen Schlaf zu holen. Er geht von einem Resignationssyndrom aus, das behandelbar ist. Allerdings steckt er in einer Zwickmühle: denn wenn Anna O. zu Bewusstsein kommt, wird sie wegen Doppelmordes vor Gericht gestellt, immerhin ist sie mit einem blutigen Messer in der Hand aufgefunden worden, während ihre beiden Freunde tot im Blut gelegen sind. Aber ist sie überhaupt schuldig? War sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte? Oder war sie als Schlafwandlerin unterwegs?


    Aus unterschiedlichen Blickwinkeln wird diese Geschichte erzählt, vorwiegend von Ben in der Ich-Form, der Rest aus Sicht eines neutralen Dritten. So wechseln die kurzen Kapitel rasch und fachen des Lesers Neugierde an. Was ist das Resignationssyndrom? Warum sind Schlafwandler nicht oder nur bedingt schuldfähig? Interessante Themen kommen zur Sprache, während das wichtigste natürlich unter den Nägeln brennt: was hat Anna in besagter Nacht getan?


    Blakes Schreibstil ist flott und nimmt den Leser mit, die Figuren sind teilweise schwer durchschaubar und auch die Handlung selbst ist komplex. Leider wird es im letzten Drittel dann ein wenig langatmig, aber wo man sich im Grunde schon ein Ende erwartet, kommt nochmals Spannung auf mit überraschenden Wendungen - diese Auflösung habe ich keinesfalls vorhergesehen.


    Das angesprochene Thema ist überaus interessant, wer Lesen ohne überschwängliche Dramatik und barbarisches Blutvergießen liebt, wird hier gut bedient sein.


    ASIN/ISBN: B0CRVCK2QK

  • Psychologe Dr. Benedict Prince wird zu einem besonders heiklen Fall hinzugezogen. Er soll einer jungen Frau beim Aufwachen helfen, die vor vier Jahren angeblich ihre Freunde getötet und anschließend in ein schlafähnliches Koma gefallen ist. Obwohl Prince Bedenken hat, nimmt er den sensationellen Fall an und kann schon bald erste Erfolge bei seiner neuen Patientin Anna O. verbuchen. Doch jeder seiner Schritte wird von einer Vielzahl von Personen genauestens beoachtet und auch die Medien wittern schon bald große Schlagzeilen. Dadurch ergibt sich nicht nur ein Rennen gegen die Zeit, sondern ebenso gegen jede Menge Widrigkeiten. Ständig gibt es unerwartete Wendungen und verzwickte Probleme. Allein dies macht die Geschichte äußerst spannend. Eine weitere Komponente ist die präzise Ausdrucksweise in Matthew Blakes Erzählung. Man hat nicht das Gefühl, ein Romandebüt vor sich zu haben, sondern ein Werk von jemandem, der genau weiß, wie er mit der Sprache umzugehen hat. Hier merkt man deutlich, Blakes Anglistikstudium und seine Arbeit als Redenschreiber für das britische Parlament. Mich hat „Anna O.“ von Anfang an in seinen Bann gezogen und bis zum Schluss nicht losgelassen.

  • In der Nacht auf den 30. August 2019 auf einer Farm in Oxfordshire (England): Die Leichen von Douglas Bute (26) und Indira Sharma (25) werden tot in ihren Betten aufgefunden. Die Spuren auf dem blutbeschmierten Tatmesser weisen auf deren beste Freundin Anna Ovigly (25) hin. Ist sie die Täterin? Doch die junge Frau fällt kurz nach den Morden in einen Tiefschlaf und kann keine Auskunft geben. Der Londoner Schlafforscher Dr. Benedict Prince soll die Verdächtige vier Jahre nach der Tat wecken und so die Aufklärung des Falls unterstützen…


    „Anna O.“ ist ein Psychothriller von Matthew Blake.


    Die durchdachte Struktur des Thrillers ist nicht unkompliziert: Er besteht aus 82 kurzen Kapiteln, die sich über fünf Teile erstrecken. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven: der von Ben, Lola, Bloom, Emily und Clara. Dazwischen eingestreut sind Einträge aus Annas Notizbuch, Chatverläufe, E-Mails und Auszüge aus Akten. Die Handlung umfasst insgesamt etwa fünf Jahre und spielt an unterschiedlichen Orten.


    In sprachlicher Hinsicht ist der Thriller unspektakulär, aber anschaulich und dank vieler Dialoge lebhaft. Fachbegriffe werden erklärt. Leider sind die verschiedenen Perspektiven stilistisch so ähnlich, dass es nicht authentisch wirkt.


    Das Personal ist recht umfangreich, aber dennoch nachvollziehbar. Die Figuren bleiben, dem Genre angemessen, undurchsichtig und geheimnisvoll. Die Charaktere sind recht klischeefrei und interessant angelegt.


    Inhaltlich ist der Thriller sehr facettenreich und komplex. Das Resignationssyndrom und die Schlafforschung bilden einen originellen und interessanten Hintergrund. Diesbezüglich wird die fundierte Recherche des Autors immer wieder deutlich. Medizinische, juristische und politische Zusammenhänge werden gut erklärt. Diese Themen machen die Geschichte besonders. Auch aktuelle Bezüge werden aufgegriffen.


    Während mich die Grundidee des Thrillers sehr angesprochen hat, empfinde ich die Umsetzung als weniger gelungen. Erstens: Die Story ist inhaltlich überfrachtet. Das sorgt dafür, dass die Auflösung nicht alle losen Fäden wieder aufnehmen kann und alle offenen Fragen beantwortet werden. Zweitens: Zwar kann die Handlung mit mehreren Wendungen punkten und ein Plottwist sorgt zum Ende hin für einen zusätzlichen Überraschungseffekt. Die vielen Zufälle machen das Geschehen allerdings unrealistisch. Zudem ergeben sich mehrere Logikbrüche.


    Das kreative Cover und der prägnante Titel, der mit dem Original identisch ist, heben sich auf positive Weise von anderen Büchern des Genres ab.


    Mein Fazit:

    „Anna O.“ von Matthew Blake ist ein ungewöhnlicher und interessanter Thriller. Trotz inhaltlicher Schwächen in der Umsetzung hat mich die Geschichte gut unterhalten.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Psychothriller mit Längen


    An sich mag ich Psychothriller nicht so sehr, aber die vielen guten Bewertungen haben mich verleitet, dem Buch eine Chance zu geben.

    Die Geschichte dreht sich um die junge Anna Ogilvy, die seit vier Jahren im Koma liegt. An jenem schicksalhaften Abend wurde sie schlafend mit einem blutigen Messer in der Hand gefunden. Im direkten Haus daneben lagen die Leichen ihrer beiden Freunde. Der Fall sorgt im ganzen Land für Aufregung. Ist Anna eine kaltblütige Mörderin, die nur so tut, als wäre sie im Tiefschlaf? Oder hat sie die Morde im Schlaf begangen und ist dennoch schuldfähig? Dr. Benedict Prince, ein Spezialist für schlafbezogene Verbrechen, wird beauftragt, Anna aufzuwecken. Doch die Zeit drängt und Ben ist sich der Gefahr, in der er selbst schwebt, nicht bewusst.

    Die wechselnden Perspektiven bieten einen guten Überblick über die Handlung. Der Großteil wird aus Bens Sicht erzählt, ergänzt durch Auszüge aus Annas Tagebuch, Emilys, Lolas und Claras Sicht der Dinge. Die Thematik, ob Verbrechen im Schlaf möglich sind und die damit verbundene Schuldfrage, fand ich sehr spannend. Besonders das Resignationssyndrom war mir neu, ich konnte aber nicht so wirklich daran glauben. Aber scheinbar gibt es das tatsächlich.

    Der Einstieg in die Geschichte war zwar interessant, jedoch gab es in der weiteren Entwicklung zu viele Längen, sodass ich mich fast schon gelangweilt habe. Im letzten Drittel wurde es dann endlich richtig spannend. Wer ist Patient X? Die Auflösung war für mich unerwartet und überraschend.


    Mein Fazit: Guter Thriller mit einigen Längen, dennoch lesenswert.

    3 von 5 Sternen