Okay, Luxusproblem, irgendwie. Aber dann doch nicht.
Ich habe im Februar Tickets für "Pearl Jam" in der Berliner Waldbühne gekauft. Da wurde für die zwei Konzerte ein Riesenlärm gemacht, man musste sich vorab für den Vorverkauf registrieren, und dann bei Vorverkaufsstart in einem Warteraum ausharren, und dann flog man doch wieder raus, so ungefähr kurz vor der Bestätigung der Kreditkartendaten. Also verabschiedete ich mich von der Idee. Erstaunlicherweise waren, als ich zwei Tage später nachschaute, noch sehr viele sehr gute Plätze frei. Also habe ich zwei Tickets gekauft, Mittelrang, zweite Reihe für satte 172 € pro Stück, zuzüglich 5 € Vorverkaufsgebühr, dabei ist es sogar technisch völlig unmöglich, die Tickets nicht im Vorverkauf zu holen (und man bekommt auch überhaupt keine Tickets, deren Versand man übrigens noch extra zahlen müsste, wären gedruckte Tickets möglich). Anyway. 349 Tacken insgesamt, für eine Band, die ich eigentlich gar nicht so supergerne mag, die aber live immer noch zum besten gehören soll, was es auf dem Planeten gibt. Und die ich bislang noch nicht gesehen hatte.
Und dann wollte niemand mitgehen. Und dann sollte das Wetter auch noch schlecht werden. Und überhaupt. Aber die Tickets, die nur in der Eventim-App verwaltet werden können, kann man natürlich sowieso nicht zurückgeben (obwohl das Konzert da schon von 20.00 Uhr auf 18.15 Uhr vorverlegt worden war, ohne Angabe irgendwelcher Gründe). Und verkaufen geht auch schwer - am problemlosesten noch über "Fansale", den hauseigenen Service von Eventim, der dann noch einmal ordentlich bei der Provision zulangt. Also: Angeklickt. Und geflasht: Der "Saalplan" der Berliner Waldbühne quoll vor "Ich will meine Tickets loswerden"-Fähnchen nachgerade über. Kaum einer wollte mehr als seinen Einstandspreis haben, wie sonst überall. Einige wären mit der Hälfte zufrieden gewesen. Und offenbar wollte niemand wirklich zu Pearl Jam - oder die Schwarzhändler hatten sich im großen Stil verzockt. Teilweise waren ganze Blöcke fast vollständig im Verkaufsangebot.
Aber dann kam die Absage, am Montagmorgen, einen Tag vor dem Gig, und ich war beinahe erleichtert. Jedenfalls für einen Moment. Bis ich die Mail von Eventim las - obwohl alle Daten vorlagen, musste man den Stornierungs- und Rückforderungsantrag manuell stellen. Immerhin kam die Rückmeldung relativ schnell. "Wir haben 323 auf das von Ihnen verwendete Zahlungsmittel angewiesen." Mo-ment. Da fehlte doch was. Richtig, 26 € fehlten. Einfach so. Der Mail lag keine Rechnung oder Erklärung bei, wir zahlen einfach 13 € pro Ticket weniger zurück, weil wir Eventim sind und das können. 2,50 € pro Ticket hätte ich noch verstanden (aber nicht akzeptiert). Doch 26 Tacken insgesamt. What for?
Das fragte ich auch sofort den Eventim-Kundenservice per Mail und bekam auch beinahe sofort die Automatenantwort. "Wir haben unsere Leistungen erbracht, nämlich die Tickets an Sie verkauft, und damit sind wir fein. Wir sind ja nicht der Veranstalter, eigentlich haben wir nämlich mit all dem nichts zu tun. Dafür, dass die Sache abgeblasen wurde, können wir nix." Weiterhin keine Erklärung für die Höhe des Betrags. 13 € pro Ticket, das sind bei geschätzt 30.000 verkauften Tickets für zwei Tage (viele Plätze waren noch völlig frei) satte 390.000 €, mehr als eine Drittelmillion - für nüscht. Einfach so kassiert, für diese wunderbare Leistung, automatisiert Tickets für etwas zu verkaufen, dass es dann doch nicht gibt.
Also schrieb ich noch eine Mail, bedankte mich für die Automatenantwort und verwies auf ein Grundsatzurteil des LG München, nach dem eine Einbehaltung von Gebühren bei Absage unzulässig wäre. Ich setzte eine Frist und kündigte an, im Zweifelsfall eine gerichtliche Entscheidung herbeiführen zu lassen (was bei diesem Betrag allerdings schwierig wäre). Außerdem merkte ich an, dass doch wohl nicht die Käufer das Risiko einer Absage zu tragen hätten, sondern Künstler und Veranstalter (die mit Sicherheit auch dagegen versichert sind). Und, siehe da, zehn Minuten später kam dann diese Mail:
Und fünf Minuten später eine weitere. Man hätte abermals 21 € auf mein Zahlungsmittel erstattet. Ja, Himmelsakra! Einundzwanzig? Es wären aber Sechsundzwanzig! Sie haben also die in der Mail erwähnte Vorverkaufsgebühr (man erinnere sich: 5 €) doch einbehalten.
Seither korrespondiere ich abermals im Pingpongverfahren mit der Kundendienst-KI von Eventim. Aber immerhin habe ich jetzt 98,5 % dessen zurückerhalten, was ich für Tickets bezahlt hatte, die von einer Sekunde zur anderen wertlos waren.
Das ist einfach irre frech und sehr ärgerlich, und es nervt mich äußerst, was dieser Monopolist da so treibt. Auf den Websites der Verbraucherzentralen finden sich tonnenweise von Hinweisen dazu, und es gibt Musterbriefe und Sammelklagen, aber sie machen einfach weiter, auf die Blöde. Keine Ahnung, wie viele Leute akzeptiert haben, deutlich weniger zurückzubekommen, aber das ist nicht in Ordnung und man muss sich das nicht gefallen lassen. Wir haben als Kunden nicht das Risiko zu tragen, wenn die Bands keinen Bock darauf haben, vor einer halbleeren Arena zu spielen.