Mir geht es nicht gut, weil... (ab 31.05.24)

  • Ich bin auch eher so wie Angie und Batcat, hab aber familiär sowohl mit ADS, als auch mit Autismus-Spektrum-Störung zu tun. Fühlt sich manchmal an wie in einer Sitcom.


    Gummibärchen - Ich kann dich gut verstehen und ich habe im Lauf meines Lebens gelernt, dass niemand beurteilen kann, was einen anderen Menschen überfordert und was nicht. Ich finde deinen offenen Umgang mit der Situation großartig. In der Begleitung meiner Söhne (inzwischen erwachsen) habe ich sehr oft erfahren, dass das schwer ist und häufig zu seltsamen Reaktionen führt, aber in Summe hat es das Leben leichter gemacht. Auch ich bin in Gedanken bei dir. :knuddel1

  • Ich finde es ganz wichtig, Gummibärchen über sowas zu sprechen. Oftmals bekommt man ja gar nicht mit, was in anderen Köpfen vorgeht. Da kann schon mal Unverständnis aufkommen.

    Ich kann aber verstehen, dass man nicht allen seine Gedanken offenbaren möchte.


    Ich habe mich kürzlich richtig mit einer Kollegin gestritten, die einfach ihren Job nicht gut kann. Sie hat mir dann von diversen Problemen erzählt. Das fand ich sehr erhellend. Jetzt können wir beide besser mit der Situation umgehen.

  • Das fand ich sehr erhellend.

    :anbet

    Viele - die meisten - Menschen neigen dazu, die Situation anderer strikt aus der eigenen Perspektive zu beurteilen (und das Urteil ist dann in aller Regel völlig falsch). Das liegt daran, dass sie meistens keine andere kennen, und dass es auch schwierig ist, sich wirklich in andere zu versetzen, aber das entschuldigt es nicht. "Walking in my shoes" (bzw. in your shoes) ist etwas, das man viel häufiger versuchen sollte.

  • :/ Manche wollen sich auch nicht ständig erklären müssen und wünschen sich, von anderen als "normale" Person wahrgenommen und behandelt zu werden.

    Oder sie haben ihren außergewöhnlichen Zustand akzeptiert und erwarten das auch von ihrer Umwelt. :/

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Ich möchte mich noch einmal so in der Gesamtheit für eure lieben Worte und auch eure Sicht auf die Dinge, Erfahrungen usw bedanken. Ich hab alles gelesen, einiges auch mehrmals, aber leider komme ich aktuell so gar nicht dazu, mich dazu zu äußern. Und auch wenn ihr das vielleicht nicht schlimm findet, mein innerer Monk tut es.:unverstanden

    Es sind einfach sehr sehr viele Aspekte angesprochen worden, die ich wichtig finde, bei denen ich gerne zustimmen, ergänzen, erklären oder meine Sicht schildern würde usw. Ich werde das sicherlich nach und nach tun, wodurch sich dann aber auch neue Sachen ergeben. Werde aber mal sehen - will dafür nicht unbedingt einen Extra-Thread eröffnen, aber auch nicht hier alles zum einen bestimmten Thema volltexten.

    Aber erstmal wollte ich nur Danke sagen und kurz erklären, warum ich gar nicht reagiere (außer mit ein paar "Gefällt mir"-Klicks). Es liegt wirklich nur an der Zeit bzw. an den Prioritäten aktuell und eben daran, dass mein Kopf durch das Lesen und erst recht durch die Antworten, die ich darauf geben möchte, einfach noch mehr Input bekommt und das vermeide ich jetzt bzw. dosiere es halt etwas.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Es ist aber auch schwierig über seine Probleme zu sprechen, wenn man immer wieder zu hören bekomnt „Ach, das kenne ich auch“


    Ich selber leide im Zusamnenhang mit meiner MS unter dem Fatigue Syndrom, einer enormen Erschöpfung die mich mal mehr, mal weniger im Alltag einschränkt. Ich bin ehrlich, wenn ich jedes mal gesagt bekomme „Ach, müde bin ich auch oft. Geh mal früher ins Bett, dann geht das vorbei“. Oder wenn ich mal wieder berichte, dass ich ein ganzes Wochenende verschlafen habe und man mit „Dann hat dein Körper das gebraucht“ darauf reagiert, dann fühle ich mich unverstanden. Grade dann, wenn es Menschen sind, die mich schon lange kennen, teilweise noch ohne MS. Es ist anstrengend sich immer wieder erklären zu müssen, teilweise sogar rechtfertigen muss, warum man Aktivität xy grade einfach nicht schafft.

    Ich habe wirklich wenige Menschen um mich, mit denen ich darüber reden kann und auch möchte. Bei denen ich weiß, dass sie zumindest versuchen mich zu verstehen. Es ist halt auch schwer zu erklären wie sich Fatigue oder andere Symptome anfühlen und glaubt mir, Fatigue ist nicht mit normaler Müdigkeit zu vergleichen. Kein bisschen. Das ist kein Spaß und mit ein bisschen schlafen zu beheben.

  • :/ Manche wollen sich auch nicht ständig erklären müssen und wünschen sich, von anderen als "normale" Person wahrgenommen und behandelt zu werden.

    Oder sie haben ihren außergewöhnlichen Zustand akzeptiert und erwarten das auch von ihrer Umwelt. :/

    Das habe ich ja auch schon erwähnt, dass ich mir vorstellen kann, dass es nervig ist. Allerdings finde ich, wenn einem das Gegenüber wichtig ist, würde ich es tun. Aber das kann natürlich jeder für sich entscheiden. Es ist meiner Meinung nach nur schwierig, wenn man Eigenschaften hat, die andere nicht nachvollziehen können. Ich meine damit nicht mal explizit Gummibärchen, sondern generell Menschen, die sich anders verhalten als es die Masse der Menschen tut.

    Für mich hat das nichts mit sich erklären zu tun, sondern mit zwischenmenschlicher Kommunikation. Ich gehöre zum Beispiel zu den Leuten, die oft emotional sind. Das ist auch nicht immer einfach, liegt aber daran, dass ich Gefühle anderer oft direkt erfassen kann und sie dann automatisch spiegele. Ich kann da nicht immer was gegen tun, beispielsweise wenn jemand schlechte Laune hat oder niedergeschlagen ist. Ich denke, sowas zu wissen, macht den Umgang miteinander einfacher.

  • Selbst dann ist es schwierig. Also wenn man es weiß. Aber man kann es versuchen.

    Man kann sich in der Situation zumindest erinnern, was derjenige einem mal dazu erzählt hat und reagiert dann milder darauf, als wenn Reaktionen oder Taten aus dem Nichts kommen und man sie nicht versteht.


    Ich habe heute lange mit einer Autistin gesprochen, die mir erzählt hat, dass sie sich den ganzen Tag über anderen gegenüber verstellt, damit sie nicht als abnorm gilt. Das fand ich schlimm, habe aber verstanden, warum sie das tut. Einige Reaktionen von ihr habe ich in der Vergangenheit nicht verstanden und war froh, dass wir gesprochen haben. So kann ich es einordnen. Dann hab ich direkt noch gefragt, wie ich damit umgehen soll, wenn mir was seltsam aufstößt. Das hat auch geholfen und ich hoffe, dass sie durch das Gespräch auch merkt, dass ich ihr positiv gestimmt bin und sie nicht auf eine Art verurteile.

  • Knoermel


    Ich kenn das als "Du müßtest Dich nur mehr bewegen, dann wärst Du auch leistungsfähiger" etc. Nein, ich kann trainieren, soviel ich will - manche Sachen gehen halt nicht.


    Ich kann z.B. problemlos 5-7 km vor mich hinschleichen, aber wenn ich 100m dem Bus hinterherrenne, brauche ich anschließend ein Sauerstoffzelt, egal wie viel ich trainiere. Ist halt so. Kann man nix machen. Da helfen auch keine gut gemeinten Sprüche.


    Wobei Fatigue schon eine miese Sache ist. Meist lädt sich der Akku ja über Nacht wieder ganz gut auf. Aber morgens aufstehen und genau so fertig zu sein wie am Abend zuvor ist echt gemein.:freundschaft

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • ...


    Ich habe heute lange mit einer Autistin gesprochen, die mir erzählt hat, dass sie sich den ganzen Tag über anderen gegenüber verstellt, damit sie nicht als abnorm gilt. Das fand ich schlimm, habe aber verstanden, warum sie das tut. Einige Reaktionen von ihr habe ich in der Vergangenheit nicht verstanden und war froh, dass wir gesprochen haben. So kann ich es einordnen. Dann hab ich direkt noch gefragt, wie ich damit umgehen soll, wenn mir was seltsam aufstößt. Das hat auch geholfen und ich hoffe, dass sie durch das Gespräch auch merkt, dass ich ihr positiv gestimmt bin und sie nicht auf eine Art verurteile.

    Das kenne ich leider auch zu gut, dass mit dem sich verstellen. Ich bin seit mehr als der Hälfte meines Lebens depressiv und habe chronische Schmerzen ( was die Depression sicher noch forciert hat ). Immer die Fassade aufrecht halten zu müssen ist kräftezehrend. Inzwischen mache ich das nicht mehr, ist zum Glück auch nicht nötig. Aber das war nicht immer so und so musste ich immer funktionieren, gut drauf sein. Daheim konnte ich dann ich selbst sein, heulen und irgendwie versuchen mich aufzurichten um zu funktionieren. Und warum? Weil psychische Erkrankungen abgetan wurden. Frei nach dem Motto, man kann es nicht sehen, also kann es ja nicht so schlimm sein. Hier bin ich froh, dass sich das Verständnis inzwischen erweitert hat und die Menschen verständnisvoller damit umgehen.

    Seit einigen Jahren gehe ich offen damit um und seither geht es mir besser damit. Die Reaktionen waren entsprechend: " Was? Du??? Das hätte ich nie gedacht, du bist doch immer so fröhlich und und und"

    Tja, Fassade meine Lieben, man lernt perfektes schauspielern um sein wahres Ich zu verbergen. Heute bin ich das aber wieder - ohne Fassade. Aber das war ein langer, harter Weg. Und er ist keine Garantie, dass ich wieder in ein tiefes Loch falle. Ich hatte 3 solcher schweren Schübe, da war schon duschen eine Herausforderung, weil man einfach nicht kann.

    Mir hat es geholfen, mir meine Depression, meine Schmerzen, meinen Tinnitus zum Begleiter zu machen, anstatt dagegen anzukämpfen. Mein drei Kameraden gehören zu mir, ob ich will oder nicht. Also habe ich ( hart!) gelernt, sie zu akzeptieren und anzunehmen.

    Aber, ich bestimme über mein Leben, nicht mehr sie. Seither geht es mir richtig gut und ich bin tatsächlich wieder der Mensch, der ich mal war: positiv, fröhlich. Mit schlechten Tagen. Aber die hat ja jeder. Ich mache einfach das beste draus. Und ja, manchmal lass ich einen Tag auch mal scheiße sein und suhle mich drin. Aber dann wird die Krone wieder gerichtet und weiter gehts.


    Liebe Gummibärchen , danke für Deine Offenheit. Fühl Dich einfach mal gedrückt. :knuddel1

    Und alle anderen Weggefährten auch :knuddel1

  • Nur durch Offenheit kann man anderen versuchen zu erklären, welche Einschränkungen und Probleme eine Erkrankung mit sich bringt.

    Ja.

    Allerdings schreibst du ja selbst „versuchen“. Es klappt halt leider nicht immer und im schlimmeren Fall führt es dazu, dass es gar nichts bringt bzw nur wenig hilfreiche bis frustrierende Reaktionen bringt. Und im schlimmsten Fall geht es komplett nach hinten los - man wird belächelt, nicht ernst genommen, als komplett verrückt und quasi für die Gesellschaft nicht tragbar abgestempelt usw.
    Manchmal ist es hilfreich und manchmal denke ich mir „hättest du lieber deinen Mund gehalten, er/sie will/wird es einfach nicht verstehen.“


    Und hier würde noch mehr zum Thema verstehen und Verständnis haben kommen, aber das evtl ein anderes Mal.

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