Elke Heidenreich - Altern (Leben)

  • Elke Heidenreich - Altern (Leben)


    ISBN: 3446279644

    Verlag: Hanser Berlin

    Erscheinungsjahr: 2023

    Seitenzahl: 112


    Über die Autorin:

    Elke Heidenreich, Jahrgang 1943, ist eine deutsche Schriftstellerin, Moderatorin und Literaturkritikerin, die aus Funk und Fernsehen bekannt ist.

    Sie studierte, Germanistik, Publizistik und Theatergeschichte ohne Abschluss und beendete ein Studium der Religionswissenschaft.

    Einen höheren Bekanntheitsgrad erlangte Elke Heidenreich mit ihrer Rolle der selbst erfundenen Else Stratmann sowie als Förderin der Kölner Kinderoper.

    Von 2003 bis 2008 moderierte sie erfolgreich "Lesen!", eine Literatursendung im ZDF, die beim Publikum großen Anklang fand.

    Von Elke Heidenreich sind die Bücher "Der Welt den Rücken", "Nero Corleone", "Männer in Kamelhaarmänteln" u.a. erschienen.


    Über den Inhalt (nach Amazon):

    Alle wollen alt werden, niemand will alt sein. Der Widerspruch ist absurd, das Leiden daran real. Wie lernen wir, so gut wie möglich damit zurechtzukommen? Geht das, alt werden und ein erfülltes Leben führen? Elke Heidenreich hat sich mit dem Altwerden beschäftigt. Herausgekommen ist dabei ein Buch, wie nur sie es schreiben kann. Persönlich, ehrlich, doch nie gnadenlos, mit einem Wort: lebensklug. Sie denkt über ihr eigenes Leben nach, und das heißt vor allem, über ihre Beziehungen zu anderen Menschen. Im Alter trägt man die Konsequenzen für alles, was man getan hat. Aber mit ihm kommt auch Gelassenheit, und man begreift: "Das meiste ist vollkommen unwichtig. Man sollte einfach atmen und dankbar sein."


    Meine Meinung:

    In seiner zehnteiligen Essayreihe spürt der Hanser Verlag den großen Fragen des Leben nach und mit Elke Heidenreich hätte der Verlag eine kaum geeignetere Autorin finden können, die sich mit dem Altern im gleichnamigen Band beschäftigt.

    Als Elke Heidenreich beginnt, über das Altern zu schreiben, zählt sie selbst bereits 80 Lebensjahre und blickt auf einen hilfreichen Erfahrungsschatz zurück, um sich einem Thema zu nähern, das alle betrifft und kaum jemand wahrhaben möchte.

    Mit dem wirkungsvollen Satz: "Ich habe mein Leben in den Sand gesetzt", beginnt die Autorin ihre Abhandlung, in der sie sich humoristisch, literarisch, selbstkritisch und überaus tiefgreifend mit dem Unausweichlichen auseinandersetzt.

    Wer Elke Heidenreich aus dem Fernsehen kennt oder ihre Bücher gelesen hat, der erahnt, dass diese selbstbewusste Frau, die immer ein wenig störrisch wirkt und eine beachtliche Karriere hinlegte, weit davon entfernt ist, ihr Leben in den Sand gesetzt zu haben.

    Nach und nach erzählt sie von einer Nachkriegskindheit, der Trennung ihrer Eltern, ihren gescheiterten Beziehungen und von Freundschaften, die bis ins hohe Alter halten. Gespickt sind diese Episoden mit literarischen Einschüben beispielsweise von Erich Käster über Helga Schubert bis zu Gottfried Benn, die zugleich melancholisch, spöttisch als auch wahrhaftig sind.

    Die Stärke dieses knapp 110 Seiten starken Buches besteht in ihrem Aufruf, sich nicht auszuruhen, sich nicht zu schonen und soweit wie möglich, bis ins hohe Alter zu arbeiten, aktiv zu sein und am Leben teilzunehmen.

    Neben den ernsthaften Momenten in diesem Buch, in denen es auch um Trauer und Verlust geliebter Menschen geht, um Aus- und Versöhnung, gibt Elke Heidenreich den Lesern trotz aller Zurückhaltung den unschätzbaren Rat, für das Alter vorzusorgen.

    Ein besonderes Anliegen scheint der Autorin der Blick auf die Bedürfnisse älterer Menschen zu sein, in der sie verdeutlicht, dass Altern nicht Verzicht auf Liebe und Zuneigung bedeutet.

    Mit Würde auf ihr Lebensende zuzugehen, solange wie möglich im eigenen Haus selbstbestimmt zu leben und am Ende auf Gerätemedizin zu verzichten, mit diesem Wunsch schließt die Autorin ihre Abhandlung, nicht ohne sich zu fragen, ob sie im nächsten Frühjahr am Himmel die Ankunft von Zugögeln noch erleben wird.

    Mit "Altern" hat Elke Heidenreich einen lesenswerten, nachdenklichen und über weite Strecken optimistischen Essay über den letzten Lebensabschnitt vorgelegt, der Mut macht, dem Alter und Inaktivität mit Chuzpe entgegenzutreten und den ich uneingeschränkt empfehlen möchte.


    ASIN/ISBN: 3446279644

  • :danke Salonlöwin für deine Rezi


    Ich habe erst kürzlich in einem Podcast ein Interview mit Elke Heidenreich zu diesem Buch gehört und war schon angefixt. Mir gefällt sie gerade wegen ihrer, ich sag mal etwas störrischen Art, die nicht unbedingt auf Harmonie aus ist. Nicht immer oder pauschal, aber dadurch rüttelt sie vielleicht manchen auf und holt ihn runter von der Couch oder raus aus alten Zöpfen. Das Buch werde ich auf jeden Fall lesen! :-]

  • Das hört sich sehr interessant an - gerade auch dann wenn man selbst im achten Lebensjahrzehnt steht. Ich denke, ich muss das einfach kaufen. :)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • :danke Salonlöwin für deine Rezi


    Ich habe erst kürzlich in einem Podcast ein Interview mit Elke Heidenreich zu diesem Buch gehört und war schon angefixt. Mir gefällt sie gerade wegen ihrer, ich sag mal etwas störrischen Art, die nicht unbedingt auf Harmonie aus ist. Nicht immer oder pauschal, aber dadurch rüttelt sie vielleicht manchen auf und holt ihn runter von der Couch oder raus aus alten Zöpfen. Das Buch werde ich auf jeden Fall lesen! :-]

    Verrätst du mir, welcher Podcast das war?

  • Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Positiver Blick auf das Altern und das Leben allgemein


    Elke Heidenreich nimmt ja bekanntlich kein Blatt vor den Mund.

    Und das ist gut so und passt zu ihr.

    So auch in ihrem neuesten Buch "Altern".

    Sie befasst sich grundsätzlich und vor allem aus ihrer eigenen Perspektive mit diesem Thema.

    Dazu verwendet sie sehr viele Zitate und Buchausschnitte von bekannten Persönlichkeiten.

    Diese haben mich oft zum Nachdenken angeregt.

    Genauso wie die Gedanken dazu von Elke Heidenreich.

    Sie ist diesem Thema gegenüber grundsätzlich positiv gestimmt - erkennt aber natürlich auch ihre eigene Situation, die manches erleichtert.

    Sei es, dass sie keine finanziellen Sorgen hat, ihr Leben größtenteils nach ihren Wünschen leben konnte, intellektuell auf hoher Stufe agiert.


    Trotzdem spielen natürlich bei jedem die eigene Einstellung und die eigenen Möglichkeiten eine große Rolle.

    Es kann aber auf jeden Fall nicht schaden, diese manchmal zu überdenken und wenn möglich anzupassen oder zu ändern.


    Der typische Heidenreich-Humor kommt auch in diesem Buch nicht zu kurz und ich nehme ihr ihre Gedanken, Überlegungen und Einstellungen wirklich ab.

    Das Buch hat nur gut 100 Seiten - in diesen steckt aber viel Weisheit und man kann, soll und darf es sicher öfters lesen.

  • Elke Heidenreich gibt mit diesem Buch Mut. Mut in Würde und selbstbestimmt zu altern und sich dabei das Leben nicht vermiesen zu lassen. Sie reflektiert dabei auch ihr eigenes Leben und wie sie selbst mit ihrem Alter umgeht. Mit Humor und Spitzzüngigkeit geht sie auf das was noch geht und auch auf das, was eben nicht mehr geht ein. Dabei zitiert sie immer wieder aus der Literatur.


    Ich mochte das Buch gerne und hatte Elke Heidenreichs Stimme und Pointierung im Kopf, auch weil ich sie kurz zuvor im Kölner Treff gesehen hatte, in dem über ihr Buch gesprochen wurde. Ich mag ihre Art geradeheraus zu sagen, was ihr durch den Kopf geht und auch nicht nur das zu sagen, was die Leute hören wollen.

    Mir waren es teilweise ein wenig zu viele Zitate, dadurch verliert man ein wenig den Blick auf die Autorin.


    Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Damit eine Leseempfehlung.


    8 von 10 Punkte

  • Ich gehöre auch zur Zielgruppe und kann mich den positiven Stimmen nicht anschließen. Mir waren es zu viele Zitate und Frau Heidenreich hat sich in meinen Augen als "was bin ich doch für eine tolle Alte" präsentiert, die teilweise herablassend auf Altersgenossen herabsieht.
    Wie mögen sich die Leserinnen fühlen, die vor ihr standen um sich ein Buch signieren zu lassen, dabei äußerten, vom gleichen Jahrgang zu sein und über die Frau Heidenreich in meinen Augen sehr respektlos und arrogant verkündete, sich mit deren Aussehen nicht auf eine Stufe stellen zu können. So hat sie das nicht wörtlich gesagt, aber so habe ich die Botschaft verstanden.
    (Nein, ich war nie auf einer Lesung von Frau Heidenreich, bin auch noch ein paar Jährchen jünger, aber ich habe mich in die Situation dieser Damen versetzt ;))
    Ich mochte das Buch nicht, es hat mich mehr geärgert als erfreut.

  • Ich habe das Hörbuch gehört. Elke Heidenreich liest wirklich sehr gut, man hat oft das Gefühl, dass sie eher erzählt als liest.


    Allerdings ging es mir eher wie Roma: Zuviel Buchzitatet, die sichzwar mit dem Thema Alter beschäftigen, mich aber eher genervt oder gelangweilt haben. Als wolle die Autorin zeigen, wie belesen sie ist, was sie ja auch ist, das kam mir aber eher ein wenig belehrend vor.


    Wenn sie aus ihrer persönlichen Sicht schildert und eigene Erfahrungen oder Erlebnisse teilt, war ich dagegen gefesselt, schließlich plaudert sie da aus dem Nähkästchen und das fand ich schon spannend. Manchmal kam jedoch auch da ein wenig zuviel Nostalgie durch, dass früher vieles besser war.


    Von mir daher nur 6 Punkte für das Hörbuch, weil es mich doch oft gelangweilt oder genervt hat. Als Sprecherin dagegen verdient sie 9 Punkte.

  • Das Alter als Lebensstufe - Mach was draus!


    "Altern" von Elke Heidenreich, vielen LeserInnen bereits seit Jahrzehnten (Else Stratmann) als Kolumnistin und Autorin bekannt, hat sich in der http://www.reiheleben.de des Hanser Berlin Verlags des Themas auf der ihr unnachahmlichen Weise angenommen, dass es eine Freude und ein Vergnügen ist, es zu lesen (HC, geb., 110 S., 2024). Ich wüsste wirklich nicht, wer dieses sehr lesenswerte Essay der heute über 80jährigen bekannten Autorin hätte besser schreiben können!


    Elke Heidenreich (*1943) beginnt das Thema, dem sie sich stellt (und dem sich alle stellen sollten, am besten auf authentische und ehrliche Weise) mit zwei verschiedenen Versionen ihres Lebensrückblicks: Es kommt auf den Blickwinkel an und augenzwinkernd fordert sie den Leser auf, "sich eine Version auszusuchen". Hier erkennt man bereits die humorvolle, nicht immer friedliche, zuweilen störrische, oft spöttische und immer kämpferische Autorin, die hier einen Essay lieferte über das "Älterwerden", das Altern, das sich wirklich zu lesen lohnt: Es ist sehr schwierig, hier auf den Inhalt detailliert einzugehen, da jeder Satz für sich bemerkenswert erscheint und man sich in vielen Aussagen wiederfindet; die Lebensklugheit und -bejahung stellen dann das Sahnehäubchen dieses wundervollen Essays dar, mit dem E.H. uns beschenkte.


    Apropos Geschenk: "Alles über 60 ist ein Geschenk; alles unter 30 ist Quälerei", so die Meinung der Autorin, worin sich wiederum ihr Humor widerspiegelt.


    E.H. geht auf die verschiedenen Lebensstufen ein; stellt fest, dass der Wert des Alters nicht geringer sein darf als der der Jugend (in die man hineinrasselt, dennoch ahnend, dass das Alter auf einen zukommen wird). Einige namhafte AutorInnen werden zitiert, die sich über das Alter ausgelassen haben; auch Philosophen wie Seneca und Schopenhauer, mit dem ich mich dringend näher beschäftigen möchte, da hier sehr kluge Sätze von ihm versammelt sind (und Elke Heidenreich in jedem ihrer Bücher stets als 'Literaturvermittlerin' auftritt, so wie hier, wenn sie Lyrik, Dichter und Denker zitiert, die sehr Zutreffendes zum Thema äußerten. Allerdings hat E.H. selbst sehr viel - und dies ganz persönlich - zum Thema beizusteuern, ist sie doch inzwischen "im richtigen Alter", sich über dieses auslassen zu dürfen.


    Und das tut sie; auf gewohnte Weise mal ironisch, mal etwas sarkastisch, gar politisch (hier teile ich ihre Meinung absolut) und auch spöttisch: Wenn es z.B. um das 'Styling im Alter' geht, dem sich einige unterziehen: Schönheitschirurgen, Kosmetikindustrie skandieren "jünger, frischer, straffer!" - wovon E.H. (und auch ich) so gar nichts halten. Schon Dieter Hildebrandt stellte mal an entsprechender Stelle (Leute nach Gesichts-Schönheits-OP's) fest: "Dann sitzt die ganze Weisheit hinter den Ohren". :D


    Sehr wohl plädiert E.H. jedoch dafür, sich beizeiten Gedanken über ein erfülltes Alter zu machen; (die großen Tröster Literatur und Musik erachtet sie zeitlebens als sehr wichtig) Struktur und Unabhängigkeit sind dabei von großer Wichtigkeit. In einem Interview zum Buch mit Volker Weidermann (Freunde der Zeit), das im Internet auffindbar und sicher noch abrufbar sein dürfte (meine absolute Empfehlung) trifft E.H. folgende Aussagen:


    "Altern ist sehr individuell (die Alten sind sich weniger gleich als die Jungen); wir kennen multimorbide Alte, welche, die Marathon laufen, wir sehen die verbitterten Alten und die glücklichen Mütter, umsorgt von ihren Kindern; wir sehen die Einsamen, die in ihrer Wohnung sitzen und nix mit sich anfangen können... - d.h. Altern ist sehr individuell und das muss man früh genug wissen und was draus machen." (Interview)


    Die Quintessenz dieses Buches ist für mich die folgende Aussage:

    "Es ist nicht wichtig, wie alt man wird, sondern wie man alt wird" (dass man das früh genug weiß und regelt) (Zitat S. 43 und Interview)


    Auch die Tipps (Interview) finde ich hilfreich für ältere Menschen (ab 60....):

    "Grämt euch nicht so viel, seid nicht so ängstlich, lebt einfach: Seht doch diese Idioten in der Welt (Politiker, wobei sie Länder und Namen nicht ausspart, sich positioniert), diesen Narrativen muss man etwas entgegensetzen!" Und letztendlich: Atmen und dankbar sein (für ein Leben bis zum Alter in einem Land ohne Krieg) - Alter als ein Geschenk; Gesundheit vorausgesetzt).


    Fazit:


    Ein Essay über das Altern, das niemand hätte besser schreiben können als Elke Heidenreich: Ehrlich, humorvoll, augenzwinkernd, lebensbejahend, mal ironisch, mal sarkastisch, oft kritisch - ein sehr ehrliches Buch über Altern, das sowohl persönlich als auch im gesellschaftlichen Kontext überaus lebensbejahend, sich selbst (und das in jedem Alter!) annehmend ist, das Mut macht! Danke Elke Heidenreich für diesen wunderbaren Essay!


    5***** + Buchtipp!!