Frank Goldammer - Tod auf der Elbe

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Als Gustav Heller, Kriminalrat der Königlichen Polizei in Dresden, den Sommertag 1879 mit einem Ausritt an der Elbe beginnen will, zerreißt ein infernalischer Knall die Stille. Auf dem Fluss ist der Kessel eines Frachtdampfers explodiert, Tote und Verletzte treiben im Wasser. Beherzt reitet Heller in den Fluss und zieht einen Schwerverletzten an Land. Der mutige Retter wird wenig später zum Ermittler in einem diffizilen Fall von Sabotage, Erpressung und Mord. Zwei Dampfschiffreedereien kämpfen erbittert um die königliche Schifffahrtslizenz auf der Elbe. Hellers hartnäckigen Nachforschungen erregen den Unwillen seines Vorgesetzten. Als auch seine Familie in Gefahr gerät, sucht Heller kurzerhand Hilfe beim sächsischen König …


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Frank Goldammer, Jahrgang 1975, ist gelernter Handwerksmeister und begann schon früh mit dem Schreiben. Die Bände seiner historischen Kriminalromanreihe über den Dresdner Kommissar Max Heller landen regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Goldammer lebt mittlerweile als freier Autor in seiner Heimatstadt Dresden.


    Allgemeines

    Erster Band einer neuen Reihe um Kriminalrat Gustav Heller

    Erschienen bei dtv am 16. Mai 2024 als TB mit 400 Seiten

    Gliederung: Roman in 24 Kapiteln – Leseprobe des Folgebandes „Haus der Geister“ (Frühjahr 2025)

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive des Protagonisten Gustav Heller

    Handlungsort und -zeit: Dresden und Umgebung, 1879


    Inhalt

    Im Sommer 1879 konkurrieren zwei Unternehmer um die Konzession für die Dampfschifffahrt auf der Elbe: Freiherr von Kelb, ein alteingesessener Adeliger, und Alwin Engelbrecht, ein aus Hamburg zugezogener Bürgerlicher und erfolgreicher Selfmademan. Kriminalrat Gustav Heller ist zufällig in der Nähe, als es zu einer Kesselexplosion auf einem Dampfschiff des Freiherrn Kelb kommt, bei dem einige Besatzungsmitglieder ums Leben kommen oder schwer verletzt werden. Einen der Verletzten rettet Heller selbst aus dem Wasser und sorgt für dessen ärztliche Versorgung. Als er sich am nächsten Tag nach seinem Wohlergehen erkundigen will, stellt sich heraus, dass der Verletzte einen falschen Namen angegeben hat und nun verschwunden ist. Das macht Heller in Bezug auf den tragischen Unfall misstrauisch und er beschließt, in diesem Unfall oder vielleicht Sabotageakt zu ermitteln. Mit diesen Ermittlungen stößt er in ein Wespennest, da er auch vor hochgestellten Persönlichkeiten keinen übermäßigen Respekt hat und ohne Ansehen der gesellschaftlichen Stellung Verdächtige ins Visier nimmt, was ihn nicht nur Schmähungen – er sei nur auf den Adel neidisch oder sogar ein Sozialdemokrat – aussetzt, sondern ihn und seine Familie in Lebensgefahr bringt…


    Beurteilung

    Bei Kriminalrat Gustav Heller handelt es sich um den Großvater von Max Heller, der dem Leser aus der im Dresden der 1940er bis 1960er Jahre spielenden Reihe bekannt ist.

    In der neuen Reihe gibt der Autor einen Einblick in die im Wandel begriffene Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts, eine Zeit, in der sich das Leben der Menschen durch technischen Fortschritt (Fabriken, Dampfschifffahrt) verändert und auch die tradierten Privilegien des Adels immer mehr in Frage gestellt werden. Der härteste Vorwurf im Königtum Sachsen ist die Beschuldigung, ein Sozialdemokrat zu sein, der durchaus ernste Konsequenzen für die berufliche Karriere des Beschuldigten haben kann. König Albert von Sachsen wird aber in positivem Licht dargestellt.

    Gustav Heller ist ein äußerst integrer Mensch, der sich durch „höhergestellte“ Persönlichkeiten nicht einschüchtern lässt und es auch mit Kollegen und Vorgesetzten aufnimmt, wenn diese ihn daran hindern wollen, der Wahrheit und Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Dabei ist er aber kein perfekter Held, er sitzt Irrtümern auf und verhält sich manchmal unüberlegt und undiplomatisch.

    Die Handlung des Krimis ist intelligent konstruiert und glaubwürdig, der anschauliche Erzählstil versetzt den Leser ins ausgehende 19. Jahrhundert. Stellenweise kommt auch viel Spannung auf.

    Interessant ist auch die Schilderung von Ermittlungen in einer Zeit, als der Erkenntnisgewinn aus Obduktionen ohne moderne forensische Methoden noch überschaubar ist – diese Szenen werden detailliert und recht unappetitlich präsentiert.


    Fazit

    Ein vielversprechender Einstieg in eine neue Reihe um einen authentisch wirkenden, sympathischen Protagonisten – intelligente Unterhaltung!

    10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3423263857

  • Frank Goldammer: Tod auf der Elbe. Kriminalrat Gustav Heller, München 2024, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-26385-6, Klappenbroschur, 398 Seiten, Format: 13,7 x 3,7 x 21,1 cm, Buch: EUR 17,00 (D), EUR 17,50 (A), Kindle: EUR 13,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    Dieser historische Kriminalroman ist mir aufgrund eines Zahlendrehers versehentlich zugegangen. Weil er nun schon mal da war, habe ich ihn gelesen, auch wenn ich mir das Thema nie selbst ausgesucht hätte.


    Quereinsteiger bei der Polizei


    Dresden 1879: Unter den (Polizei-)Beamten ist Kriminalrat Gustav Heller (40) ein Exot. Er entstammt weder dem Adel noch einer Beamten-Familie, sondern ist Quereinsteiger mit einem bunten Lebenslauf: Pferdezüchter, Offizier, Expeditionsteilnehmer, Abenteurer und Obstbauer – und jetzt Beamter der Königlich Sächsischen Polizei. Dass sie ihn überhaupt genommen haben, verdankt er zum Teil seiner Frau Helene, die aus einer berühmten Familie stammt. Dass Rittmeister Heller den König von Sachsen, Albert, persönlich kennt, hat bei der Einstellung noch keine Rolle gespielt, das kommt erst später ans Licht.


    Und wie’s eben so ist, wenn ein Mitarbeiter nicht den passenden „Stallgeruch“ hat: Er tut sich in seinem Job schwer, auch wenn er noch so gut ist. Rittmeister Gustav Heller hat’s leider gar nicht mit den geschliffenen Manieren. Er ist aufbrausend und ein bisschen ungehobelt. Außerdem sieht er nicht ein, warum Leute sich auf ererbte Titel und Vermögen etwas einbilden dürfen – Dinge, für die sie nichts können und für die sie nie haben arbeiten müssen. Das sagt er recht unverblümt, und bald ist er nicht nur als grober Klotz, sondern auch noch als Sozialdemokrat verschrien. Und als jemand, der sich nicht um Hierarchien schert, sondern einfach das macht, was er für richtig hält. Das sowieso. Einzig der nerdige und vollkommen humorlose Kriminalassistent Adelbert Schrumm (28) hält unverbrüchlich zu ihm. Von ihm nimmt Rittmeister Heller auch mal Kritik an. Kritisieren darf ihn sonst nur seine Frau.


    Kriminalrat mit querulatorischen Tendenzen


    Regierungsrat Ferdinand Posch würde den querulatorischen Rittmeister Heller lieber heute als morgen loswerden. Posch ist gut vernetzt, doch Heller kennt den König, deswegen ist ihm nicht so leicht beizukommen. Aber vielleicht ergibt sich ja jetzt eine Chance …


    Es ist Zufall, dass Kriminalrat Heller gerade am Elbufer entlangreitet, als mit einem Höllenschlag bei einem Dampfschiff der Kessel explodiert. Es gibt Tote und Verletzte. Heller zieht höchstpersönlich einen verwundeten Matrosen aus dem Wasser, der sich ihm als Justus Kleibig vorstellt. Er bringt den Mann zu einem Arzt, und damit sollte die Sache für ihn erledigt sein.


    Unfall oder Sabotage? Heller ermittelt


    Aber explodiert ein Dampfkessel einfach so? Kriminalassistent Schrumm bezweifelt das und auch der Ingenieur des Schiffseigners, des Freiherrn von Kelb, kann sich den Hergang nicht erklären. War’s Sabotage? Ein Versicherungsbetrug?


    Sonderbar ist auch, dass die Aussagen der wenigen Überlebenden klingen wie auswendig gelernt.


    Anscheinend geht’s hier um sehr viel Geld. Der adelige Schiffseigner von Kelb hat einen Konkurrenten, den bürgerlichen Hamburger Unternehmer Alwin B. Engelbrecht.

    Von Kelb und Engelbrecht sind beides keine Chorknaben.


    Hellers Vorgesetzte haben die Explosion längst als bedauernswertes Unglück abgehakt und er hat keine offizielle Befugnis, in der Sache zu ermitteln. Er tut es trotzdem und tritt dabei einer Menge hochrangiger Persönlichkeiten kräftig auf die Zehen.


    »Getroffene Hund bellen«


    So absurd sich Hellers Theorien für manche Leute auch anhören mögen – er scheint einen wunden Punkt getroffen zu haben. Nicht nur, dass auf ihn ein Anschlag verübt wird, als er allein unterwegs ist, eine Gruppe Unbekannter überfällt des Nachts auch noch das Gut seiner Familie.

    damit ist für Rittmeister Gustav Heller endgültig Schluss mit lustig!


    Es war interessant zu sehen, wie der Kriminalrat/Rittmeister mit den begrenzten Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, dem komplexen Fall auf den Grund geht. Heute würde die Kriminaltechnik ruckzuck geklärt haben, wie und warum der Kessel explodiert ist. Damals gab’s das noch nicht. Auch die Schwierigkeiten, die unangepasster Quereinsteiger hat, werden dem Leser sehr deutlich vor Augen geführt.


    Enthüller gegen Vertuscher


    Ich wollte wissen, ob Heller mit seinen Vermutungen recht hat – unterwegs vergaloppiert er sich ja mal mit seinen Theorien – und ob er es wirklich schafft, den/die Verantwortlichen zu überführen, obwohl so viele wichtige Leute die Ereignisse am liebsten unter dem Deckel halten würden. Wer von den verdächtigten Unsympathen tatsächlich der Übeltäter ist, war mir eigentlich egal.


    Der kantige Rittmeister und sein etwas seltsamer Assistent sind interessante Figuren. Der Autor hat mit Sicherheit ausgiebig recherchiert und ich weiß auch, dass seine Krimis Bestseller sind – doch Rang- und Revierkämpfe unter Männern und berufliche Intrigen sind keine Themen, mit denen ich mich (auch noch) in meiner Freizeit beschäftigen möchte. Offensichtlich gehöre ich nicht zur angepeilten Zielgruppe. Ich habe auch keinerlei Bezug zu Dresden. Es ist keine Frage der Qualität: Die „Kriminalrat Gustav Heller“-Reihe und ich sind einfach nicht kompatibel, daher werde ich sie nicht weiterverfolgen.


    Der Autor


    Frank Goldammer, Jahrgang 1975, ist gelernter Handwerksmeister und begann schon früh mit dem Schreiben. Die Bände seiner historischen Kriminalromanreihe über den Dresdner Kommissar Max Heller landen regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Goldammer lebt mittlerweile als freier Autor in seiner Heimatstadt Dresden.


    ASIN/ISBN: 3423263857

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner