Hier kann zu den Seiten 316 - Ende (Koma - Der Sinn des Lebens) geschrieben werden .
'Im wechselnden Licht der Jahre' - Seiten 316 - Ende
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Ich hab die Abschnitte etwas durcheinander gebracht aber das macht ja nichts. Teil 4 des Buches beantwortet einige Fragen, aber nicht alle. Das macht aber nichts, denn hier passiert für meinen Geschmack genug. Da dürfen ein paar Fragen offen bleiben, z. B. wie viele Solarien es in Berlin geben muss, denn auffallend viele Akteure scheinen die Bodytoaster sehr intensiv zu nutzen.
Was für eine Geburtstagsparty! Man wünscht sich, dabei zu sein. Die Wolken am Horizont lösen sich auf, es gibt sogar ein neues vielversprechendes Buchprojekt, vermutlich neue Songtexte mit Brahoon und als ob das nicht genug wäre, erfüllt sich Alexanders Jugendtraum. Aber bevor der Leser eine quietsch-rotgoldene Sonne über Kleinmachnow untergehen sieht, verlässt Gürsel die Bühne. So was muss wohl sein, damit die Leser keinen Happy-End-Zuckerschock erleiden. Am Ende wird also vieles wieder richtig gut und wie Tabea und Alexander das Rafael-Problem gelöst haben, finde ich richtig gut. Weil sie es gemacht haben, obwohl sie nicht mussten.Ich hab das Buch gelesen, weil ich neugierig war, wie der Protagonist diesen runden Geburtstag samt mulmiger Endzeitstimmung in den Griff kriegt. Als ich 30, 40, 50 wurde, hat das so gar nichts mit mir angestellt, aber diese 60 ist schon ein bisschen anders gewesen. Ich bin ja an diesem Tag, wie an jedem anderen Tag davor auch nur einen Tag älter geworden, aber trotzdem ist das was anderes. Vielleicht weil diese Zahl den Beginn einer ganzen Lebensphase und blöderweise der letzten einläutet und nicht einfach nur ein neues Lebensjahr. Es hat mich nicht so runtergerissen wie Alexander, aber einige Wochen beschäftigt. Kurz nach dem Geburtstag war der Spuk dann wieder vorbei.
Meinen Kindern hab ich schon vor 20 Jahren erklärt, dass sie sich keine vorschnellen Hoffnungen auf's Erbe machen sollten, weil ich plane 96 zu werden. Sie haben gelacht und mein Jüngster hat nachgefragt, was ich denn mache, wenn ich 96 bin und immer noch lebe. Meine spontane Antwort war: "Neue Pläne." the idea is to die young as late as possible. -
Das Motto Tabeas "Der Sinn des Lebens ist, möglichst lange nicht zu sterben" erinnert mich an einen Snoopy Cartoon von Charles M. Schulz. Vielleicht kennt es ja jemand.
Charlie Brown und Snoopy sitzen am Ufer eines Sees und Charlie Brwon seufzt und sagt :"Eines Tages werden wir alle sterben,Snoopy". Snoopy anwortet: "Stimmt. Aber an allen anderen Tagen nicht."
Dazu passt ja auch die Botschaft des "Carpe Diem"
Ich weiß nicht, diese Altersangst haben mir meine Eltern eigentlich genommen, die beide 95 wurden und auch aus jeder Familie ein Groß- und Urelternteil.
Es kursierte auch immer der Spruch "Wer nicht alt werden will, muss jung sterben" und wer will das schon. Angesichts im persönlichen Umfeld einiger Todesfälle im jungen und sehr jungen Alter, bevorzuge ich dann doch, dass meine Kinder und Enkel mich noch ne Weile haben.
Da ja auch Alex und Tabea sehr spät Kinder bekamen, wäre es auch ihnen zu wünschen, dass sie noch ein paar Jahre vor sich haben. Obwohl ja über der Familie das Damoklesschwert hängt, das wohl zwar nicht permanent aber doch immer mal wieder für mulmige Gefühle und Angst?sorgen kann.
Würde ich das Buch ohne Angabe des Autors bekommen und lesen, wäre ich ganz schnell bei Tom, denn seine Art zu schreiben kann man nicht verwechseln. Je nach Buch mag ich es oder nicht. Hier hatte ich stellenweise schon meine Probleme.
Ich muss nochmal drüber nachdenken, ob ich es so formulieren kann, damit es richtig rüber kommt.
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Jetzt habe ich etwas getan, was ich - soweit ich mich erinnere - in den letzten Jahren insgesamt vielleicht drei- oder vier Mal getan habe: ich habe meine üblichen Samstagtätigkeiten weitestgehend liegen gelassen und weiter gelesen, auf einen Rutsch bis (zum Glück nicht bitteren) Ende. Was einiges darüber aussagt, wie mir das Buch insgesamt gefallen hat: außerordentlich gut!
Zu einem späteren Zeitpunkt schreibe ich dann noch in den Threads, dies für jetzt vorab, da ich noch nicht überblicke, wie es hier zeitlich weiter und wann genau das familiäre Abendprogramm los geht und ich die nötige Ruhe (und Zeit) dazu habe.
PS. Auch muß ich zum Gelesenen erst mal meine Gedanken "sortieren" - das war doch eine ganze Menge "Input".
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Ich schließe mich SiCollier an. Tom hat den höchsten Gang eingelegt und Vollgas gegeben, was blieb mir da anderes übrig...
War heute morgen ganz durch, sammle mich und werde dann zu den einzelnen Abschnitten schreiben...
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Alles wieder gut! Fast alles - das bedrohliche Aneurysma bleibt, aber es beeinträchtigt kaum das harmonische Familienleben. Im Gegenteil: es hilft das Bewusstsein wach zu halten, dass jeder Augenblick mit Tabea kostbar ist, weil er der letzte sein kann.
Aber alle anderen Probleme wurden gelöst oder haben sich als nutzsteigernd erwiesen. Finanziell sind sie besser als je ausgestattet, so dass sie sogar dem vermeintlichen Bruder seine unberechtigte Forderung erfüllen können.
Mir ist das etwas zu viel Happy End - interessanter hätte ich einen echten Verlust und wie damit umgegangen wird gefunden.
Alex' Angst vor dem Alter hat sich kaum relativiert - da hätte ich mir eine deutlichere Entwicklung gewünscht.
Favel wird im zweiten Anlauf mit Hilfe seiner Eltern die Mittlere Reife schaffen, um dann professioneller Spieler zu werden? 😏
Gürsel stirbt zwar, aber bei einem, der seit Jahrzehnten HIV-positiv ist, erwartet man keine sehr hohe Alterszahl.
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Im letzten Abschnitt gehen die Dinge schnell, und fast alles wird gut. Alexander hat als Vater zwar keine Glanzleistung hingelegt, sondern sich die Kante gegeben, aber zum Glück hat er kompetentere Nachbarn ... Und zum Elternsprechtag sind er und Tabea offenbar auch nicht gegangen, sonst wüssten sie, dass Favel dringend Nachhilfe braucht.
Rafaels Nicht-Verwandtschaft empfinde ich als unlogisch. Warum wurde er nicht von Tabeas Eltern adoptiert, wie es üblich wäre? Sie haben ihn nicht nur großgezogen, sondern auch mit ihm das Land verlassen. Sie müssen ja das Sorgerecht gehabt haben. Und er braucht eine Geburtsurkunde für Behördenangelegenheiten. Adoptivkinder sind genauso erbberechtigt wie leibliche.
Die Geburtstagsparty ist toll, und auch wie sich die finanziellen Probleme auflösen. Ich habe ja vorher schon gesagt, eine Nacherzählung aus dem Gedächtnis nach 24 Jahren kann so genau nicht mehr sein.
Die zweite Hälfte des Buches hat mir gut gefallen, aber zu Anfang hatte es mir zu viele Längen. Und es bleiben einige Lücken, die ich gerne gefüllt gehabt hätte. Warum kam Tabea nach zehn Jahren zurück? Was hat sie gemacht, und warum ausgerechnet zu Alexander? Außer Alex finde ich alle Figuren ziemlich profillos. Tabea und die Kinder sind nur Nebenfiguren, was ich schade finde. Klar geht es um Alexander, aber etwas mehr hätte ich schon gerne erfahren.
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Rafaels Nicht-Verwandtschaft empfinde ich als unlogisch. Warum wurde er nicht von Tabeas Eltern adoptiert, wie es üblich wäre? Sie haben ihn nicht nur großgezogen, sondern auch mit ihm das Land verlassen. Sie müssen ja das Sorgerecht gehabt haben. Und er braucht eine Geburtsurkunde für Behördenangelegenheiten. Adoptivkinder sind genauso erbberechtigt wie leibliche.
Ja, diese nachgeschobene Info bringt auch nicht viel - außer einige ungelöste Fragen und nicht auserzählte Episoden: Wann hat Tabea von ihren Eltern erfahren, dass Rafael nur ihr Cousin ist? Wie hat sie darauf reagiert? Hatte er zu dem Zeitpunkt schon die Familie verlassen?
Warum hat sie es nach dem Wiedertreffen nicht zur Sprache gebracht? Nicht einmal Alex gegenüber?
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Weil das alles überhaupt keine Rolle spielt? Wenn Fragen nicht beantwortet werden, waren sie nicht von Bedeutung.
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Ist eine Frage nur deshalb nicht von Bedeutung, weil sie für das Ergebnis irrelevant ist?
Ich bin Anhänger von "der Weg ist das Ziel", und mir fehlt ein Teil des Weges.
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So sehe ich das auch.
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Breumel logische Fehler im Plot würden mich stören, aber ungelöste Fragen, die der Roman selbst gar nicht thematisiert, stören mich nicht. Es geht für mich nicht darum, was Tabea in den 10 Jahren gemacht hat, bis sie Alexander wieder trifft und warum. Die beiden haben sich wiedergefunden und entschieden, ihr Leben miteinander zu verbringen. Die Botschaft, dass die beiden sich lieben und miteinander glücklich sind, reicht mir als Info. Hauptthema ist ja nicht die lückenlose Lebensgeschichte der beiden, sondern Alexander Bengst bevorstehender 60. Geburtstag, der ihn etwas aus der Bahn seines ziemlich beschaulichen Lebens zu werfen droht. Die Bomben, die da nebenbei zu platzen drohen, sind mir auch nicht zu weit hergeholt. Sie sorgen für Spannung und haben mich neugierig gemacht, was da passiert und vor allem, wie Bengt damit umgeht. Seine Beichte bei seiner Verlegerin macht ihn für mich sympathisch, grade, weil er selbst Skrupel hat, an der Verfilmung der geklauten Idee zu verdienen, die vielleicht nicht mal so sehr viel mit der Ursprungsfassung gemein hat. Er hat eine Antenne für richtiges und falsches Verhalten und trennt das vom juristisch zulässigen Handeln.
Ich war kurz auf einer falschen Fährte und hatte Ayksen Brahoon als Fahrer des Unfallwagens in Verdacht, der dann seine Tournee in Asien als Alibi braucht. Allerdings wäre das im Nachhinein sehr unlogisch gewesen, weil er die Tournee vor dem Unfall erwähnt hat. Ich brauche wiederum nicht die Antwort auf die Frage, warum Tabeas Eltern Rafael nicht adoptiert haben. Mir reicht, für die Entwicklung der Figuren von Tabea und Alexander, dass und wie sie Rafaels Forderungen akzeptieren. Ob Rafael das wusste oder nicht, ist für Alexander Bengts Leben und Gefühle und damit für die Story nicht wichtig und muss für mich nicht zwingend aufgeklärt werden. Für mich rundet es die Beschreibung von Tabeas und Alexanders Charakter ab. Die beiden brauchen einander, keine juristisch einwandfreie Klärung oder irgendeine Form von Genugtuung. Und am Ende erkennen sie wohl beide, wie wichtig das Leben in der Gegenwart ist. Das Aneurysma scheint für mich eine Richtschnur für die Konzentration auf die Wertschätzung jeden einzelnen Tages zu sein, statt auf den bangen Blick auf einen 60. Geburtstag und das vermeintlich nahe Lebensende.
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So unberechtigt waren Rafaels Forderungen wohl doch nicht: als Enkel von Tabeas Großeltern wäre er wohl genauso erbberechtigt wie sie an dem Haus. Die Aneignung der DDR und deren Auflösung hätten wohl wenig mit den Enterbungsabsichten von Tabeas Eltern zu tun.
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So unberechtigt waren Rafaels Forderungen wohl doch nicht: als Enkel von Tabeas Großeltern wäre er wohl genauso erbberechtigt wie sie an dem Haus. Die Aneignung der DDR und deren Auflösung hätten wohl wenig mit den Enterbungsabsichten von Tabeas Eltern zu tun.
Enkel haben keinen Pflichtteil. Da wäre höchstens interessant, ob seine verstorbene Mutter (was ist mit dem Vater?) etwas hinterlassen hatte.
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Ich sitze hin und wieder in Videokonferenzen, die für eine Stunde angesetzt sind, aber nach zwanzig Minuten ist das Thema eigentlich erledigt, doch irgendwie hat sich in den Köpfen festgesetzt, dass die Stunde, die man eingeplant hatte, auf Gedeih und Verderb in der Videokonferenz verbracht werden muss, also werden Fragen gestellt, einfach nur um Fragen zu stellen, damit es videokonferenzmäßig weitergeht. Ein bisschen kommt mir das hier gerade auch so vor. Das ist dann auch die Zeit für diejenigen, die zum Thema selbst nicht viel zu sagen hatten. Oder die sowieso nicht in der Konferenz sein wollten.
Ein Roman ist Fiktion. Die zehn Jahre, die Tabea weg war, gab es nicht, und Tabea war auch nirgendwo. Es gibt keine Tabea. Es gibt nur das, was erzählt wird. Es gibt Gründe dafür, warum das, was erzählt wird, erzählt wird, und es gibt Gründe dafür, warum das, was nicht erzählt wird, eben nicht erzählt wird. Es geht beispielsweise bei der langen Trennung (obwohl angedeutet wird, warum die Familie zusammenbleiben muss und was sie tut usw. - natürlich ist mir klar, dass völlig motivationsloses Handeln Romane killt) ausschließlich um die Tatsache der langen Trennung, und nicht darum, was währenddessen geschah und welches Wetter da wohl gerade in Tel Aviv war oder wo irgendein Sack Reis vom Tisch gekippt ist. Es irritiert mich, wenn danach gefragt wird, obwohl doch so offensichtlich ist (oder sein sollte), worum es geht, oder vielleicht doch nicht und ich bin ein noch beschissenerer Erzähler, als ich geglaubt hatte. Jedenfalls, um das auf den Punkt zu bringen: Es ist kackegal, verdammter Pfeffer. Alexander und Tabea hatten und haben eine Singularität, und auch die zehn Jahre haben es nicht geschafft, daran etwas zu ändern, nur darum geht es. Und um diese beiden. Es geht nicht darum, was ihre Eltern getan haben, ob sie von Aliens entführt worden ist oder diese Zeit am Boden eines ausgetrockneten Brunnens verbracht hat, sondern einzig und alleine um die Tatsache, dass sie nicht zu ihm konnte, aber als sie es dann konnte, war es das einzige, was sie tun wollte. Und ihm ging es umgekehrt. Alles andere spielt keine Rolle. Was nicht erzählt wird, ist nicht wichtig. (Manches, was erzählt wird, ist auch nicht sooooo wichtig, aber dieser Anteil sollte kleiner sein.)
Oder diese Fragen nach anderen Erblinien oder warum Rafael nicht adoptiert worden ist. Wenn das so wäre, hätte sich eine andere Geschichte ergeben, wären andere Dinge passiert, aber das sollte nicht sein. Es hat seinen Zweck, aber der Zweck ist nicht ein Exkurs ins Erbrecht, sondern die (inhaltlich und rechtlich korrekt wiedergegebene und recherchierte) Situation für die Hauptfiguren und ihre Reaktionen darauf. Hätte ich etwas anderes erzählen wollen, hätte ich das getan, habe ich aber nicht. Es ist, wie es ist.
Das ist, wie erwähnt, ein wenig irritierend. Statt sich darüber zu unterhalten, was im Roman geschieht und erzählt und, vor allem, thematisiert wird, wird das zerredet und mit Fragen zu Belanglosigkeiten zugeschüttet. Wozu? "Im wechselnden Licht der Jahre" ist kein Thriller oder Whodunnitkrimi, bei dem es im Kern darum geht, irgendeinen Mörder mit irgendeinem Motiv ausfindig zu machen oder irgendwelche Rätsel zu lösen, sondern eine Geschichte über jemanden, eine Erzählung über einen Mann, dessen Art, dem Leben zu begegnen, auf eine, wie ich finde, recht harte Probe gestellt wird. Es geht um Sorgen und Erwartungen und um Glück, um Werte und, vor allem anderen, die richtige Art, miteinander umzugehen.
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Tabeas Eltern waren Onkel und Tante für Rafael. In diesem Fall hätte Rafael nach gesetzlicher Erbfolge nur erben können, wenn es Tabea nicht gegeben hätte. 😉
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In diesem Fall hätte Rafael nach gesetzlicher Erbfolge nur erben können, wenn es Tabea nicht gegeben hätte.
Selbst in diesem - für den Roman völlig belanglosen - Fall hätte er allerdings keinen Anspruch gehabt.
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Selbst in diesem - für den Roman völlig belanglosen - Fall hätte er allerdings keinen Anspruch gehabt.
sag ich ja. Und wie ich oben geschrieben habe, ist das für mich nicht von Bedeutung. Ich reagiere nur reflexartig auf nicht ganz korrekte Vermutungen - in diesem Fall zu Erbansprüchen. Ist wohl beruflich bedingt.
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Ich hatte Dich mit meinen Auslassungen weiter oben auch nicht gemeint, Idgie.
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Tom Mir geht es darum, dass ich Tabea als Person nicht kennenlerne. Alles dreht sich nur um Alex. Bei einer Liebesgeschichte sollte man aber beide Protagionisten kennenlernen und verstehen - dazu wären die zehn Jahre sinnvoll. Aber es soll wohl auch keine Liebesgeschichte sein, sondern "nur" ein Roman über einen jammernden, 59jährigen Mann, der durch das Schicksal und fragwürdige Entscheidungen irgendwann wirklich Grund zum Jammern hat.
Mich holt das Buch nur teilweise ab, und vielleicht interessiert es dich ja, wieso.