Klappentext:
Aus dem Ungarischen von Christina Viragh. Im Süden Kyotos, an der einschienigen Schnellbahn der Kaihan-Linie gelegen, nur eine Haltestelle außerhalb der Stadt, ist ein Kloster. Eine labyrinthische Steigung führt den Enkel des Prinzen von Genji an diesen abgelegenen Ort. Irgendwo hier müßte er sein, der schönste Garten der Welt. Wie von selbst werden seine Schritte durch die Klosteranlage gelenkt. Eine ausgeklügelte Bauweise hat die Natur in Form gebracht, jedes Ding hat seinen Platz und seine wohlgeformte Gestalt eine Bedeutung an sich. Und so eröffnet sich ein feiner, minutiöser Blick auf die Natur, auf Pflanzen, Wind und Vögel, wie auch auf die Architektur, auf Pagoden, Höfe, Terrassen. Das Kleine groß werden zu lassen, Unauffälliges in den Mittelpunkt zu rücken, die Bedeutung zu erkennen, die selbst dem scheinbar Zufälligen innewohnt, Schönheit im Alltäglichen aufzuspüren und das ordnende Prinzip im angeblichen Chaos zu benennen, all das leistet Laszlo Krasznahorkai bei seinem Ausflug in die japanische Landschaft und in Japans Ideen- und Gedankenwelt.
Meine Meinung:
Was mich beim Ammann-Verlag grundsätzlich stört, ist der konsequente Druck in alter Rechtschreibung. Wozu denn noch? Aber dafür kann László Krasznahorkai nichts. Für diesen Roman allerdings schon…
Angeregt durch den interessanten Titel und begeisterte Kritiken habe ich dieses Buch erworben. Eine Anschaffung, die ich bereut habe!
In Japan macht sich der Enkel des Prinzen Genji (wie eine Kritikerin recherchiert hat, ist Prinz Genji eine Figur, die vor 1000 Jahren von Murasaki Shikibu erfunden und in 54 Büchern literarisch besungen wurde) auf, um den Ort vollkommener Schönheit zu suchen. Diesen Ort findet er in einem verlassenen Kloster, das, wie in alten Büchern beschrieben, zwischen Berg, See, Weg und Fluss gelegen ist. Das ist die Geschichte.
Ende. Mehr passiert in diesem Roman nämlich nicht. Der Autor ergeht sich in ausführlichen Beschreibungen des Weges zum Kloster und durch das Kloster, jeder kleine Windhauch wird gewürdigt, jede Buddha-Statue… und das scheinbar endlose 154 Seiten lang, bis der Pilger endlich, endlich wieder im Zug sitzt und die heilige Stätte verlässt.
Beim Lesen kam mir der Gedanke, dass das wohl passend zum Thema eine Meditation sein soll. Allerdings funktioniert meditatives Lesen nicht so gut wie beispielsweise meditatives Tanzen, denn selbst die handlungsärmsten Sätze beschäftigen den Denkapparat, wenn auch nur mit dem Ärger darüber, dass nichts passiert…
Fazit:
Für manche sind Texte, die nur von kunstvoll arrangierten Wörtern leben und jeder Handlung entbehren, hohe Literatur. Für mich sind sie eine Zumutung.