Erin Litteken - Wären wir Vögel am Himmel

  • ASIN/ISBN: 3757700406


    Sommer 1941: In Lilijas Heimatort haben die Russen bis vor kurzem Angst und Schrecken verbreitet. Als nun die deutsche Wehrmacht näher rückt, hoffen die Menschen, dass sich die Verhältnisse bessern, doch es kommt noch schlimmer. Sie werden verschleppt, um für die Deutschen auf den Feldern und in den Fabriken zu arbeiten. Auch Lilija, die gerne so frei wie ein Vogel wäre, trifft dieses Schicksal. Sie, ihr Cousin Slavko und die erst zwölfjährige Halya werden mit einem Viehwaggon nach Leipzig gebracht. Werden sie ihre Familien jemals wiedersehen?


    Die Autorin hatte mich mit dem bewegenden Roman „Denk ich an Kiew“ wirklich packen können, daher wollte ich dieses Buch auch unbedingt lesen. Leider kam es für mich zu einer falschen Zeit, da ich aus persönlichen Gründen sehr angespannt war und „Wären wir Vögel am Himmel“ daher immer wieder zur Seite legen musste. Doch das Buch ist es wert, noch einmal gelesen zu werden.


    Anfangs habe ich mich sehr schwergetan, die Personen auseinander zu halten, doch nachdem ich mir eine Art Stammbaum aufgeschrieben hatte, war das kein Problem mehr.


    Ich habe sehr mitgelitten mit diesen Menschen, die doch nur ihr bescheidenes Leben leben wollten und immer wieder vom Regen in die Traufe kamen. Sie mussten unter den Deutschen genauso leiden wie unter den Russen. Die Grausamkeiten sind schrecklich und die Familien mussten auch noch zuschauen, wie ihre Liebsten gefoltert und ermordet wurden. Es ist erschreckend, wie manche Menschen zur Bestie werden und jede Menschlichkeit ablegen.


    Lilija und ihr Vater fliehen vor den schrecklichen Erinnerungen und können ihnen doch nicht entkommen. Dann geht Lilija in ihr Dorf zurück, wo sie von Verwandten aufgenommen wird. Sie trifft alte Freunde und den Polen Filip. Filip ist eigentlich ihr Feind und doch fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Aber kann man in solchen Zeiten sein Herz verschenken? Auch Halya wird erbarmungslos von ihrer Familie getrennt. Auf dem Transport treffen sich Lilija, Slavko und Halya. Sie stehen zusammen und geben sich gegenseitig Kraft. Als Vika, Slavkos Mutter, erfährt, wo die Kinder sind, macht sie sich auf den Weg nach Westen.


    Interessant sind die Vorbemerkungen der Autorin, die wichtig sind, das Geschehen einzuordnen.


    Es ist schwer zu ertragen, wie grausam die Menschen sein können. Aber sich zu erinnern und aus dem Vergangenen zu lernen, ist wichtig. Ich kann diesen erschütternden Roman nur empfehlen.

  • Vom Inhalt her fand ich das Buch auf jeden Fall lesenswert. Vieles basiert auf Erlebnisse, die der Großvater der Autorin mit seiner Familie erlebt hat. Die Personen im Buch sind aber Fiktion.


    So gut wie alle Ereignisse im Buch gingen mir sehr nahe. Mindestens 90 % des Buches handelt von Gewalt, Krieg, Tod, Zwangsarbeit, Leid, Trauer und Sorgen. Aber es gibt auch schöne Momente. Einmal musste ich weinen, weil mich eins richtig stark berührt hat.


    Im Allgemeinen wirkten die Personen aber eher distanziert auf mich, was vermutlich an der Erzählperspektive lag. (Ich denke mal, es ist eine Mischung aus personaler und auktorialer Erzählperspektive.)

    Manche Sätze empfand ich als etwas hölzern. Das lag vermutlich an der Übersetzung.


    Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen.

    Ich muss zugeben, da ich Vogelfan bin, hat mich das Buch zusätzlich interessiert und meine Aufmerksamkeit bekommen. Es war auch eher nur ein netter Nebeneffekt für mich gewesen, dass Vögel thematisiert wurden. Das ist auch nur ganz wenig der Fall. Für mich hat es die Geschichte aber ein kleines bisschen schöner gemacht. :)

    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers