Hier kann zu den Seiten 304 – Ende geschrieben werden.
"Unsere kurze Ewigkeit: Margarethe und Fritz Krupp" - Seiten 304 - Ende
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Den letzten Abschnitt habe ich langsam gelesen und immer wieder kurz inne haltend.
Schade, bin nun schon fertig mit dem Roman - hat aber das Gute, dass ich ihn gleich am Mittwoch beim Buchvorstellungsabend in der Bibliothek empfehlen kann.
Der Roman hat mir bis zur letzten Seite sehr gut gefallen, es war eine Freude ihn zu lesen. Die Sätze sind das ganze Buch über toll formuliert. Die Geschichte ist exzellent erzählt. Besonders der letzte Abschnitt ist wie eine Welle. Das Buch konnte ich, weil es Margarethe und ihren Töchtern nach dem Tod von Fritz zum Buchende gut geht, zufrieden zuklappen. Danke.
Gut hätte ich gefunden, wenn bei manchen Kapiteln, für die grobe zeitl. Orientierung, ab und an eine Jahreszahl dem Kapitel vorangestellt worden wäre.
Hatte mir im Vorfeld auch die Frage gestellt, warum Bertha und Barbara so jung geheiratet haben, gerade weil deren Eltern erst mit zehn Jahren mehr Lebenserfahrung heirateten. Lag es am frühen Tod des Vaters, dem Druck auf Bertha durch Krupp-GF, dass Margarethe abgelöst wird, die Anteile ihrer Tochter zu verwalten... Nein, beide Schwestern wählen bereits so jung ihre Ehepartner, anscheinend ohne äußeren Druck und sind wirklich verliebt und glücklich. Bei Bertha, der reichsten Partie, geht es besonders schnell: Romreise und Geburtstag im März, Verlobung im Mai, Hochzeit im Oktober.
Als ich das mit der Krupp-Stiftung, die u. a. Mitarbeiter in Not unterstützt, gelesen habe, musste ich an meinen Arbeitgeber denken. Auch bei uns gibt es eine Unterstützungskasse, die unbürokratisch bei unverschuldeter Not hilft/ ohne spätere Rückzahlung und zusätzlich eine Stiftung, die von der Tochter des letzten Alleineigentümers vor 50 Jahren gegründet wurde und in die sie alle Kommanditanteile als Grundstock gegeben hat.
Über die Margarethenhöhe werde ich in den nächsten Tagen noch nachlesen. https://www.margarethe-krupp-s….de/die-margarethenhoehe/
Ich verstehe nun meine Essener Freundin, die eindrücklich von Essen Rüttenscheid mir gegenüber sprach. Beim nächsten Besuch, werde ich dort mal hinfahren.
Schön ist auch die Episode geschildert, als Margarethe mit ihren Töchtern auf dem Weg vom Friedhof ist, die Droschke anhalten lässt und sich um das weinende Mädchen kümmert/der Mutter eine Chance bietet. Margarethe bleibt volksnah und ist den Menschen zugewandt.
Margarethe geht sehr reflektiert vor und Du, Melanie, erklärst so wunderbar ihre Gedanken und Gefühle und das warum. Auch als Du Prof. Binswangers mögliches Gespräch beschreibst, kann ich daraus für mich etwas mitnehmen. Ich meine ja auch oft, ich müsste alles retten und mich um alles kümmern... Es ist toll ein Buch lesen zu können, in dem die Autorin, aufgrund ihres Berufes, einen an der Analyse wunderbar teilhaben lassen kann.
Du beschreibst schlüssig, dass Fritz Suizid begangen hat. Es ist tragisch, dass er, der reichste Mann Deutschlands, dem der Kaiser vertraut und der Fritz als befreundeten Unternehmer bezeichnet, sich so schwach fühlt und nicht gegen die Verleumdungen stringent angeht und so jung keinen anderen Ausweg weiß, als sich zu vergiften. Nur gut, dass er zumindest das Geschäftliche ordentlich hinterlässt und geregelt hat. Aber seine Töchter sind erst 15 und 16... und es hält ihn auch nicht die Verantwortung für ein Unternehmen mit unfassbaren 50.000 Mitarbeitern, zu kämpfen. Wie schön, dass seine Arbeiter nicht glauben, was in der Zeitung steht, sondern an den Menschen glauben, den sie kennen.
ja, er muss sehr verzweifelt sein und ich verstehe Margarethe, wie sie den Leichnam schüttelt, verärgert ist, dass sie in Jena geblieben ist und dadurch nicht an Fritz Seite war. Das ist hart, denn hätte er sie nicht weggeschickt oder hätte er gebeten, dass sie zur Villa Hügel zurückkehrt, dann hätte sie in seiner Nähe den Suizid auch nicht verhindern können, doch so hatte sie keine Chance ihrem Ehemann zur Seite zu stehen.
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Nein, beide Schwestern wählen bereits so jung ihre Ehepartner, anscheinend ohne äußeren Druck und sind wirklich verliebt und glücklich. Bei Bertha, der reichsten Partie, geht es besonders schnell: Romreise und Geburtstag im März, Verlobung im Mai, Hochzeit im Oktober.
Da habe ich die Sichtweise der Urenkelin von Margarethe Krupp übernommen, die es so geschildert hat. Andere Quellen behaupten, der Kaiser hätte die Ehe von Bertha arrangiert, aber das glaube ich nicht. Ich glaube nicht, dass Margarethe eine arrangierte Ehe ohne Liebe für ihre Tochter erlaubt hätte. Ich denke, es war schon so, wie hier beschrieben, auch dass man den Kaiser später erst fragte, wie er dazu steht, weil man ja auch seinen Schirm angewiesen war. Und was hätte der Kaiser davon gehabt, Bertha mit einem Diplomaten zu verkuppeln? Dann doch lieber mit einem seiner Söhne , dann kommt Geld in die Haushaltskasse.
Ich denke, es war für Margarethe wichtig, ihre Älteste in guten Händen zu wissen und außerdem den Familiennamen zu erhalten. Und warum soll man dann lange mit der Hochzeit warten? Da hat sie selbst ja unschöne Erfahrungen gemacht, so lange, wie Fritz brauchte ...
Schön ist auch die Episode geschildert, als Margarethe mit ihren Töchtern auf dem Weg vom Friedhof ist, die Droschke anhalten lässt und sich um das weinende Mädchen kümmert/der Mutter eine Chance bietet. Margarethe bleibt volksnah und ist den Menschen zugewandt.
Das ist ausnahmsweise mal eine ganz fiktiv erfundene Szene, aber ich hätte mir gut vorstellen können, dass Margarethe, die ehemalige Gouvernante, genauso reagiert.
Du beschreibst schlüssig, dass Fritz Suizid begangen hat. Es ist tragisch, dass er, der reichste Mann Deutschlands, dem der Kaiser vertraut und der Fritz als befreundeten Unternehmer bezeichnet, sich so schwach fühlt und nicht gegen die Verleumdungen stringent angeht und so jung keinen anderen Ausweg weiß, als sich zu vergiften. Nur gut, dass er zumindest das Geschäftliche ordentlich hinterlässt und geregelt hat. Aber seine Töchter sind erst 15 und 16... und es hält ihn auch nicht die Verantwortung für ein Unternehmen mit unfassbaren 50.000 Mitarbeitern, zu kämpfen. Wie schön, dass seine Arbeiter nicht glauben, was in der Zeitung steht, sondern an den Menschen glauben, den sie kennen.
ja, er muss sehr verzweifelt sein und ich verstehe Margarethe, wie sie den Leichnam schüttelt, verärgert ist, dass sie in Jena geblieben ist und dadurch nicht an Fritz Seite war. Das ist hart, denn hätte er sie nicht weggeschickt oder hätte er gebeten, dass sie zur Villa Hügel zurückkehrt, dann hätte sie in seiner Nähe den Suizid auch nicht verhindern können, doch so hatte sie keine Chance ihrem Ehemann zur Seite zu stehen.
Ja, Fritz' Tod war tragisch und es waren schon ganz früh Gerüchte wegen Suizid im Umlauf. Die Urenkelin in der Biografie beharrt auf dem Schlaganfall, aber sie beschreibt die Todesumstände genauso, wie ich sie hier wiedergebe. Und als Psychiaterin ist mir klar, dass das so nicht stimmig ist. Das riecht alles nach einem Suizid durch Gift, weil ein Schlaganfall nicht zu Schaum vor dem Mund führt und Margarethe ihn dann auch nicht geschüttelt hätte, denn sie war ja keine schwache Frau, und das war auch keine Schwäche, das war Wut. Aber warum ist man wütend? Weil man weiß, dass da etwas nicht stimmt. Nur durfte der Suizid nicht an die Außenwelt gelangen, weil die Menschen es als Schuldeingeständnis gesehen hätten, von wegen, er ist wirklich homosexuell. Das glaube ich wiederum nicht. Das war damals nur der einfachste Weg, politische Gegner zu zerstören.
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Das ist ausnahmsweise mal eine ganz fiktiv erfundene Szene, aber ich hätte mir gut vorstellen können, dass Margarethe, die ehemalige Gouvernante, genauso reagiert.
Das ist Dein gutes Recht als Romanautorin.
Ja, Fritz' Tod war tragisch und es waren schon ganz früh Gerüchte wegen Suizid im Umlauf. Die Urenkelin in der Biografie beharrt auf dem Schlaganfall, aber sie beschreibt die Todesumstände genauso, wie ich sie hier wiedergebe. Und als Psychiaterin ist mir klar, dass das so nicht stimmig ist. Das riecht alles nach einem Suizid durch Gift, weil ein Schlaganfall nicht zu Schaum vor dem Mund führt und Margarethe ihn dann auch nicht geschüttelt hätte, denn sie war ja keine schwache Frau, und das war auch keine Schwäche, das war Wut. Aber warum ist man wütend? Weil man weiß, dass da etwas nicht stimmt. Nur durfte der Suizid nicht an die Außenwelt gelangen, weil die Menschen es als Schuldeingeständnis gesehen hätten, von wegen, er ist wirklich homosexuell. Das glaube ich wiederum nicht. Das war damals nur der einfachste Weg, politische Gegner zu zerstören.
Eigentlich hätte die dtv-Lektorin und vielleicht hat sie das auch, Bedenken geäußert zu Schaum vor dem Mund, bei Schlaganfall. Das Schütteln ist klar eine Wutreaktion, ihn sich zu packen und nicht, weil er an einem Schlaganfall verstorben ist.
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Tipp einer Freundin, aufgrund meines Berichts zum Buch:
Über die Margarethenhöhe gibt es in der WDR-Mediathek eine schöne Doku.
Essens Margarethenhöhe: Das schönste Dorf der Stadt (45 min)Kurzbeitrag/ Ausschnitt von 5 min: https://www1.wdr.de/mediathek/margareth ... n-100.html
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Tipp einer Freundin, aufgrund meines Berichts zum Buch:
Über die Margarethenhöhe gibt es in der WDR-Mediathek eine schöne Doku.
Essens Margarethenhöhe: Das schönste Dorf der Stadt (45 min)Kurzbeitrag/ Ausschnitt von 5 min: https://www1.wdr.de/mediathek/margareth ... n-100.html
Tolles Video, danke fürs Teilen
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.. . bin nun schon fertig mit dem Roman - hat aber das Gute, dass ich ihn gleich am Mittwoch beim Buchvorstellungsabend in der Bibliothek empfehlen kann.
Gesagt, getan... hatte den Eindruck, hab die Zuhörenden etwas angesteckt mit meiner Begeisterung. Habe den Roman herumgereicht und so manche Brille wurde aus der Tasche geholt, um den Klappentext zu lesen und den Titel zu notieren. Es hat länger als sonst gedauert, bis das Buch seine Runde beendet und wieder bei mir ankam.
Es ist das schöne Format "Leser empfehlen anderen Lesern ihre Lesehighlights" und die Bibliothek bekommt dadurch Anschaffungsvorschläge.
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Gesagt, getan... hatte den Eindruck, hab die Zuhörenden etwas angesteckt mit meiner Begeisterung. Habe den Roman herumgereicht und so manche Brille wurde aus der Tasche geholt, um den Klappentext zu lesen und den Titel zu notieren. Es hat länger als sonst gedauert, bis das Buch seine Runde beendet und wieder bei mir ankam.
Es ist das schöne Format "Leser empfehlen anderen Lesern ihre Lesehighlights" und die Bibliothek bekommt dadurch Anschaffungsvorschläge.
Vielen lieben Dank, das freut mich sehr! Im Augenblick haben Bücher es ohnehin schwer und laufen längst nicht mehr so gut wie noch vor 10 Jahren, was dazu führt, das die Verlage die Programme weiter einstampfen.
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Ich habe das Buch dann heute noch beendet, endlich mal wieder ausgiebig Zeit zum lesen, auch wenn ich Abschnitt drei im Wartezimmer meines Hausarztes gelesen habe...
Die Gespräche mit Dr. Binswanger fand ich sehr einleuchtend und seine Argumentation muss man sich auch heute immer wieder vor Augen führen. Auch ich neige dazu vieles selbst zu machen, um es ordentlich erledigt zu wissen. Gerade auf der Arbeit muss ich lernen, dass ich auch mal abrücken muss von meinen eignen Ansprüchen. Der Kopf weiß das ja immer, allein das danach handeln ist nicht so einfach.
Margarethe nutzt die Zeit ja auch um ihr Leben zu reflektieren, das mochte ich sehr. Nur die Einschätzung Binswangers von Fritz war natürlich eine falsche, weil er den Menschen ja auch nicht gekannt hat, sondern nur die öffentliche Person. Und die Schwächen, die er hatte hat Binswanger von Margarethe geschildert bekommen, damit hat er das sicher anders bewertet, als wenn er Fritz selbst gekannt hätte.
Ich kann Margarethe verstehen, dass sie wütend war auf ihn. Er hat sich aus der Verantwortung gestohlen, endgültig. Sie hat den Scherbenhaufen geerbt und muss nun sehen, wie sie das Ansehen der Familie und der Firma wieder herstellt. Glücklicherweise hat sie die Firmenleitung auf ihrer Seite und nicht lauter Männer da sitzen, die sie nicht ernst nehmen. Aber gut, in den vergangenen Jahren haben sie sie ja auch kennenlernen können und wussten, dass sie schon weiß was sie tut.
Schön, dass die Mädchen Männer heiraten konnten, die sie auch selbst ausgesucht haben. Nicht selbstverständlich zu der Zeit. Und glücklicherweise stimmt der Kaiser dem Namenszusatz zu. Da hat einfach alles gepasst.
Ich fand es gut, dass das Buch sich auf das private der Krupps beschränkt hat. Und dass es vor dem ersten Weltkrieg beendet ist. Der Name ist ja auch heute noch mit den Waffen verbunden, die damals produziert wurden. So bekommt man einen schönen Blick auf die Menschen hinter dieser Firma.
Margarethe fand ich sehr bemerkenswert. Durchaus ein Mensch ihrer Zeit, aber eben auch fortschrittlich und bereit in die Zukunft zu gehen und Dinge zu ändern.
ich finde gerade solche Geschichten über die Familien solch großer Firmen immer spannend. Vor allem wenn sie so lebendig geschildert sind wie bei dir liebe MelanieM !
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Ich kann Margarethe verstehen, dass sie wütend war auf ihn. Er hat sich aus der Verantwortung gestohlen, endgültig. Sie hat den Scherbenhaufen geerbt und muss nun sehen, wie sie das Ansehen der Familie und der Firma wieder herstellt. Glücklicherweise hat sie die Firmenleitung auf ihrer Seite und nicht lauter Männer da sitzen, die sie nicht ernst nehmen. Aber gut, in den vergangenen Jahren haben sie sie ja auch kennenlernen können und wussten, dass sie schon weiß was sie tut.
Ja, das ist historisch so belegt, sie hatte keine großen Probleme, sich mit der Firmenleitung durchzusetzen, weil sie den Geschäftsführern vertraute und zugleich das tat, mit dem sie die meiste Erfahrung hatte. Ich habe mich absichtlich an die überlieferte Historie gehalten und darauf verzichtet, aus dramaturgischen Gründen Konflikte zu erfinden, die es nicht gab. Die echten Konflikte hat sie schon viele Jahre früher aus dem Weg geräumt.
Ich fand es gut, dass das Buch sich auf das private der Krupps beschränkt hat. Und dass es vor dem ersten Weltkrieg beendet ist. Der Name ist ja auch heute noch mit den Waffen verbunden, die damals produziert wurden. So bekommt man einen schönen Blick auf die Menschen hinter dieser Firma.
Margarethe fand ich sehr bemerkenswert. Durchaus ein Mensch ihrer Zeit, aber eben auch fortschrittlich und bereit in die Zukunft zu gehen und Dinge zu ändern.
Ich habe absichtlich nicht allzu viel von der Firmenpolitik reingebracht, weil das vermutlich langweilig geworden wäre und es sollte ja um das Menschliche gehen. Wer sich für die Firmenpolitik interessiert, sollte lieber Sachbücher lesen als einen Roman. Die Stärke des Romans ist es ja, dass man sich in die Figuren hineinversetzen und ihnen Dinge in den Mund legen kann, die sie vielleicht gesagt und gedacht haben könnten, aber die nicht überliefert sind.
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ch denke, es war für Margarethe wichtig, ihre Älteste in guten Händen zu wissen und außerdem den Familiennamen zu erhalten.
Und noch ein von im Namen ist auch nicht zu verachten.
Den letzten Abschnitt hab ich dann in einem Rutsch gelesen.
Das lange Gespräch mit ihrem Psychater gibt gut wieder, wie ich es auch beim Lesen empfunden habe. Margarthe und die ganze Familie lassen Fritz wegen seiner Schwächen und Krankheiten so viel Freiraum, dass für Margarethe gar nichts mehr bleibt. Aber es wird ihm auch verwehrt, dass er bei Gegenwind lernt, sich zu behaupten und nicht darunter zusammenzubrechen. Bin natürlich kein Psychater aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man als Angehöriger manchmal zu viel Hilfe und Beistand leisten kann und die Augen verschließt davor, dass der "Kranke" dann gerne mal seine Schwäche vorschiebt, statt dagegen anzukämpfen.
Dass Fritz nicht angerufen hat, sondern nur ein Telegramm geschrieben hat, das war schon auffällig. Bei solchen Szenen muss ich immer schlucken, wie umständlich das früher mit der Kommunikation war. Ging mir ja auch am Anfang des Buches schon so, als Fritz 2 Jahre verstreichen ließ - ohne große Kommunikation - bis er Margarethe geheiratet hat. Gift ist natürlich heftig. Und auch, dass die Töchter nicht wissen durften, dass der Vater mit dem Tode rang.
Am Ende musste ich nochmal googeln, wie es mit den Töchtern weiterging.
Das wäre sicherlich nochmal ein Buch wert.
Die eine scheint einen zukünftigen Nazi geheiratet zu haben. Und die andere gehört mutmaßlich zu den Attentätern, die HItler beseitigen wollten. Wow. Das sind krasse Dinge, die da in der Krupp-Familie noch passiert sind.
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Der Roman hat mir bis zur letzten Seite sehr gut gefallen, es war eine Freude ihn zu lesen. Die Sätze sind das ganze Buch über toll formuliert. Die Geschichte ist exzellent erzählt.
Das fand ich auch. Mir ist ein schöner Schreibstil immer sehr wichtig und hier habe ich mich von der ersten Seite an wohlgefühlt.
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Vielen lieben Dank. Die Krupps waren keine klassischen Nazis, aber sie haben mit ihnen Geschäfte gemacht und die Nazis dadurch unterstützt.
Ich freue mich sehr, dass es euch gefallen hat.
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Zitat
Bin natürlich kein Psychater aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man als Angehöriger manchmal zu viel Hilfe und Beistand leisten kann und die Augen verschließt davor, dass der "Kranke" dann gerne mal seine Schwäche vorschiebt, statt dagegen anzukämpfen.
Ja, das war Margarethes Manko, gleich selbst handeln, damit es erledigt ist, anstatt sich zu ärgern, wenn Fritz es liegen lässt.
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Da ich am Wochenende sicherlich nicht zum Lesen kommen werde, habe ich mir heute die Zeit genommen auszulesen.
Der Schlußabschnitt hat es dann in sich. Ich wußte, daß Fritz im Jahr 1902 (also dem Jahr, in dem die derzeitige Handlung spielt) gestorben ist. Aber wie, wußte ich nicht.
Zunächst ist Margarethe zur Behandlung bei Prof. Binswanger. Ich bin über seinen Satz (S. 306) „(Sie sagten, Sie hätten immer das Gefühl, Sie müssten aufpassen.) Es ist allein in Ihrem inneren Erleben.“ gestolpert. Ich denke, hier irrte der Professor, Margarethes Sorgen und Befürchtungen waren bis zu einem gewissen Grade real - wie real, zeigt der Tod ihres Mannes. Ich habe dunkle Erinnerungen an den Schlaganfall meines Vaters; damals war ich neun Jahre alt. Man wußte zunächst nicht, wie schlimm es ist, aber letztlich war alles darauf ausgerichtet (zumindest ist so meine Erinnerung), daß er überlebt (hat er auch).
Als Laie würde ich sagen, Prof. Binswanger hatte bis zu einem gewissen Grade recht - aber nur bis zu einem gewissen. Margarethe hätte sich für sich selbst durchaus etwas zurücknehmen können. Aber sicherlich nicht so weit, daß sie ähnliche Freiheiten wir Fritz in Anspruch genommen hätte. Da wäre wohl alles den Bach hinunter gegangen.
Den Tod oder besser alles um den Tod von Fritz herum habe ich übrigens als sehr intensiv beschrieben empfunden.
Da es in früheren Abschnitten hieß, daß Thema komme noch, habe ich bisher nichts dazu geschrieben. So, wie es dargestellt wurde, hatte ich seit geraumer Zeit überlegt, ob Fritz homosexuell war. An asexuell, wie es auf S. 336 angedeutet wird, hatte ich nicht gedacht. Ich denke auch, wäre er anders veranlagt gewesen, hätte das schon längst zum Vorschein kommen oder in seiner nächsten Umgebung Ahnungen sein müssen, die gab es aber anscheinend nicht. Insofern ist das für mich schlüssig.
„Schon seltsam, dachte Margarethe bitter, wie schnell all das Gute aus den Augen de Menschen verschwindet, wenn sie lieber dem Skandal glauben wollen, der ihre reißerische Sensationslust befriedigt.“ (S. 343)
Und das schon damals, so ganz ohne „soziale Netzwerke“ - manche Dinge ändern sich anscheinend nie.
Sehr gut die Ratschläge, die Margarethe ihrer Tochter gibt (S. 346).
Als sie die Idee mit der Wohnstadt hatte, mußte ich unwillkürlich an die Fuggerei in Augsburg denken.
S. 405. „Wohnungen ohne Bad und Toilette sollte man in unserer aufgeklärten Zeit gar nicht mehr bauen.“ Ähm, die hat man sogar nach dem 2. Weltkrieg noch gebaut. Wir hatten das Glück, daß mein Vater eine Werkdienstwohnung hatte (da er oft Bereitschaftsdienst leisten mußte), die im Haus, da auch die Behörde, bei der er angestellt war, war. Da hatten wir ein Bad mit Toilette. In den anderen Häusern der Straße wurden jedoch erst in den 60er Jahren Bäder eingebaut. Bis dahin gab es im Keller unseres Hauses eine öffentliche Badeanstalt, wo man baden konnte.
Im Nachwort heißt es (S. 412): „Ich wollte die Personen als leibhaftige Menschen mit Stärken und Schwächen darstellen und habe die Freiheit des Romans für meine eigene Interpretation genutzt.“ Diese Darstellung als „leibhaftige Menschen“ ist ganz hervorragend gelungen! Ich hatte von Anfang bis Ende das Gefühl, mitten drin dabei zu sein und tatsächlich lebendige Menschen vor mir zu sehen. Großartig, das ist nicht in allen Büchern so.
Insgesamt ein mehr als sehr gutes Buch, das zum Monats- oder auch Jahreshighlight prädestiniert ist. Vor allem möchte ich auch die geschliffene Sprache erwähnen, die das Lesen zur wahren Freude werden ließ.
Übrigens sind heute die beiden Bücher von Diana Maria Friz über ihre Urgroßmutter sowie ihre Großmutter in meiner Bibliothek eingezogen. Wann ich allerdings zum Lesen komme, ist noch nicht ausgemacht. Mal sehen, wie die Bücher im ZuB sich einigen, in welcher Reihenfolge sie gelesen werden s/wollen . . .
Jetzt schon mal sehr herzlichen Dank an MelanieM für die überaus engagierte Begleitung der Leserunde und die vielen Hintergrundinformationen!
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Ich habe mich absichtlich an die überlieferte Historie gehalten und darauf verzichtet, aus dramaturgischen Gründen Konflikte zu erfinden, die es nicht gab.
Sehr schön, danke. So liebe ich das.
Ich habe absichtlich nicht allzu viel von der Firmenpolitik reingebracht, weil das vermutlich langweilig geworden wäre und es sollte ja um das Menschliche gehen. Wer sich für die Firmenpolitik interessiert, sollte lieber Sachbücher lesen als einen Roman.
Ich hatte so ein bißchen auch auf mehr Firmengeschichte und -politik gehofft - aber es stimmt, in die Konzeption des Romans hätte das nicht gut reingepaßt. Sachbuch kann noch kommen...
Die Krupps waren keine klassischen Nazis, aber sie haben mit ihnen Geschäfte gemacht und die Nazis dadurch unterstützt.
Hm, was hätten sie sonst tun sollen - als Waffenfabrikanten? Ich habe immer etwas Probleme damit, wenn wir aus unserer heutigen Sicht Menschen beurteilen, die früher in ganz anderen Systemen wie wir gelebt haben.
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Da ich am Wochenende sicherlich nicht zum Lesen kommen werde, habe ich mir heute die Zeit genommen auszulesen.
Der Schlußabschnitt hat es dann in sich. Ich wußte, daß Fritz im Jahr 1902 (also dem Jahr, in dem die derzeitige Handlung spielt) gestorben ist. Aber wie, wußte ich nicht.
Zunächst ist Margarethe zur Behandlung bei Prof. Binswanger. Ich bin über seinen Satz (S. 306) „(Sie sagten, Sie hätten immer das Gefühl, Sie müssten aufpassen.) Es ist allein in Ihrem inneren Erleben.“ gestolpert. Ich denke, hier irrte der Professor, Margarethes Sorgen und Befürchtungen waren bis zu einem gewissen Grade real - wie real, zeigt der Tod ihres Mannes. Ich habe dunkle Erinnerungen an den Schlaganfall meines Vaters; damals war ich neun Jahre alt. Man wußte zunächst nicht, wie schlimm es ist, aber letztlich war alles darauf ausgerichtet (zumindest ist so meine Erinnerung), daß er überlebt (hat er auch).
Als Laie würde ich sagen, Prof. Binswanger hatte bis zu einem gewissen Grade recht - aber nur bis zu einem gewissen. Margarethe hätte sich für sich selbst durchaus etwas zurücknehmen können. Aber sicherlich nicht so weit, daß sie ähnliche Freiheiten wir Fritz in Anspruch genommen hätte. Da wäre wohl alles den Bach hinunter gegangen.
Den Tod oder besser alles um den Tod von Fritz herum habe ich übrigens als sehr intensiv beschrieben empfunden.
Da es in früheren Abschnitten hieß, daß Thema komme noch, habe ich bisher nichts dazu geschrieben. So, wie es dargestellt wurde, hatte ich seit geraumer Zeit überlegt, ob Fritz homosexuell war. An asexuell, wie es auf S. 336 angedeutet wird, hatte ich nicht gedacht. Ich denke auch, wäre er anders veranlagt gewesen, hätte das schon längst zum Vorschein kommen oder in seiner nächsten Umgebung Ahnungen sein müssen, die gab es aber anscheinend nicht. Insofern ist das für mich schlüssig.
„Schon seltsam, dachte Margarethe bitter, wie schnell all das Gute aus den Augen de Menschen verschwindet, wenn sie lieber dem Skandal glauben wollen, der ihre reißerische Sensationslust befriedigt.“ (S. 343)
Und das schon damals, so ganz ohne „soziale Netzwerke“ - manche Dinge ändern sich anscheinend nie.
Sehr gut die Ratschläge, die Margarethe ihrer Tochter gibt (S. 346).
Als sie die Idee mit der Wohnstadt hatte, mußte ich unwillkürlich an die Fuggerei in Augsburg denken.
S. 405. „Wohnungen ohne Bad und Toilette sollte man in unserer aufgeklärten Zeit gar nicht mehr bauen.“ Ähm, die hat man sogar nach dem 2. Weltkrieg noch gebaut. Wir hatten das Glück, daß mein Vater eine Werkdienstwohnung hatte (da er oft Bereitschaftsdienst leisten mußte), die im Haus, da auch die Behörde, bei der er angestellt war, war. Da hatten wir ein Bad mit Toilette. In den anderen Häusern der Straße wurden jedoch erst in den 60er Jahren Bäder eingebaut. Bis dahin gab es im Keller unseres Hauses eine öffentliche Badeanstalt, wo man baden konnte.
Im Nachwort heißt es (S. 412): „Ich wollte die Personen als leibhaftige Menschen mit Stärken und Schwächen darstellen und habe die Freiheit des Romans für meine eigene Interpretation genutzt.“ Diese Darstellung als „leibhaftige Menschen“ ist ganz hervorragend gelungen! Ich hatte von Anfang bis Ende das Gefühl, mitten drin dabei zu sein und tatsächlich lebendige Menschen vor mir zu sehen. Großartig, das ist nicht in allen Büchern so.
Insgesamt ein mehr als sehr gutes Buch, das zum Monats- oder auch Jahreshighlight prädestiniert ist. Vor allem möchte ich auch die geschliffene Sprache erwähnen, die das Lesen zur wahren Freude werden ließ.
Übrigens sind heute die beiden Bücher von Diana Maria Friz über ihre Urgroßmutter sowie ihre Großmutter in meiner Bibliothek eingezogen. Wann ich allerdings zum Lesen komme, ist noch nicht ausgemacht. Mal sehen, wie die Bücher im ZuB sich einigen, in welcher Reihenfolge sie gelesen werden s/wollen . . .
Jetzt schon mal sehr herzlichen Dank an MelanieM für die überaus engagierte Begleitung der Leserunde und die vielen Hintergrundinformationen!
Vielen Dank für dein Ausführliches Feedback, das freut mich wirklich sehr. Als ich die Biografie von der Urenkelin gelesen habe, und wie der Tod von Fritz dort dargestellt wird , habe ich gleich gedacht, das passt überhaupt nicht zum Schlaganfall, aber die ganze Vorgeschichte und Szenerie passt sehr gut zu einem Suizid. Es ist oft so, dass die Menschen, wenn sie sich dazu entschieden haben, dafür sorgen, dass Sie alleine sind, und das hat Fritz ja auch mit Margarethe so gemacht. Zu den Gesprächen mit professor Binswanger: Ich hab mir überlegt was die Hauptfehler von Psychiatern sein können, da ich diese Szene aus meiner eigenen Berufserfahrung heraus geschrieben habe, und es ist tatsächlich manchmal so dass Psychiater an bestimmten Stellen sagen: "Lassen Sie los", auch wenn das, was sich die Patienten so vorstellen, gar nicht so verkehrt ist. Das ist vor allen Dingen bei Psychotherapien so, und ich habe in Gruppensvisionen oft mit angehört wie Therapeuten dann so ähnliche wie Binswanger über Patienten gesprochen haben. Ich hab mir dann immer gedacht: mein gott es kann ja auch sein, dass da was dran ist, und genau das wollt ich in diesem Gespräch darlegen. Margarethe lässt sich beruhigen, aber als sie nach Hause kommt ist das Schlimmste passiert.
Übrigens, als ich studiert habe, ich habe 1991 begonnen, hatte ein Kommilitone noch eine Wohnung auf St. Pauli gemietet. Die war spottbillig, weil sie noch eins der letzten Etagenklos in ganz Hamburg hatte. Ich war erstaunt, dass es damals so was überhaupt noch gab. Ich hätte da nicht wohnen wollen.
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Zitat
Hm, was hätten sie sonst tun sollen - als Waffenfabrikanten? Ich habe immer etwas Probleme damit, wenn wir aus unserer heutigen Sicht Menschen beurteilen, die früher in ganz anderen Systemen wie wir gelebt haben.
Ja, das sehe ich auch so.
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Ich war über das aus heutiger Sicht ungerechte Erbrecht erstaunt. Eine Tochter erhält alles und die andere geht fast leer aus. Und Barbara schien damit auch niemals zu hadern. Wenn Margarethe aber noch eine ganze Stadt bauen konnte, dann hat sie wohl - über die Stiftung - auch noch genug Vermögen gehabt. Dass sie aber das Haus räumt und dann sogar an ihr ehemaliges Vermögen eine Miete zahlte, hatte mich auch verwundert.
Ich las, dass es vor einigen Jahren in der ARD einen Dreiteiler über die Familie gab. Das habe ich leider verpasst, aber durch dieses Buch nun einen guten Eindruck in die Krupp-Familie erhalten. Vielen Dank dafür. Sehr schön und interessant geschrieben.
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Nicht in der ARD, sondern wohl im ZDF gab es die Serie. Über Youtube kann man das immer noch sehen.