"Unsere kurze Ewigkeit: Margarethe und Fritz Krupp" - Seiten 001 - 101

  • Margarethe war Jahrgang 1854, Irene 1870. Margarethe hätte also rein theoretisch schon ihre Mutter sein können. Tatsächlich hat Eleonore zu der Zeit, als Margarethe Gouvernante wurde, alle Töchter außer der sechsjährigen Irene aus dem Haus getrieben und meinte, sie sollen jetzt für sich selbst sorgen, heiraten oder arbeiten. Sie selbst ging von da an nur noch ihren Hobbys nach, das war auch die Malerei. Sie ging in Galerien und kopierte mit ihrer Staffelei die Gemälde. Die Sechsjährige musste sie damals wohl oder übel noch behalten. Jetzt war sie froh, sie ein paar Jahre später loszuwerden.

    Irene tut mir in der Szene sehr leid. Es muss ja furchtbar schmerzhaft für sie sein, wenn ihre eigenen Mutter sie praktisch verstößt und aus dem Haus haben will. Und das als Sechsjährige, das muss sie bestimmt sehr gekränkt haben.

    Ich habe jetzt schon ein bisschen weiter gelesen und Eleonore noch ein wenig besser kennenlernen dürfen. Und ich kann sie jetzt auch besser verstehen. Sie hatte es bestimmt auch nicht leicht, so viele Kinder in so kurzer Zeit zu bekommen. Sie hat nur für die Kinder und die Familie gelebt. Und irgendwann wohl einfach beschlossen, dass es jetzt genug ist und sie selbst auch noch was von ihrem Leben haben möchte.

  • Irene tut mir in der Szene sehr leid. Es muss ja furchtbar schmerzhaft für sie sein, wenn ihre eigenen Mutter sie praktisch verstößt und aus dem Haus haben will. Und das als Sechsjährige, das muss sie bestimmt sehr gekränkt haben.

    Ich habe jetzt schon ein bisschen weiter gelesen und Eleonore noch ein wenig besser kennenlernen dürfen. Und ich kann sie jetzt auch besser verstehen. Sie hatte es bestimmt auch nicht leicht, so viele Kinder in so kurzer Zeit zu bekommen. Sie hat nur für die Kinder und die Familie gelebt. Und irgendwann wohl einfach beschlossen, dass es jetzt genug ist und sie selbst auch noch was von ihrem Leben haben möchte.

    Inzwischen ist Irene 10, 6 war sie, als die Mutter die älteren Tochter vergraulen wollte. Ansonsten ist es wirklich so, sie wollte nach der "Pflicht" ihr Leben zurück

  • Es ist schon etwas seltsam: das direkt zuvor ausgelesene Buch begann etwa 1878 (zwischen 1878 und 1880), hier setzt die Handlung auch 1878 ein - doch was für ein Unterschied! Hier das„zivilisierte“ (?) Deutschland bzw. England, dort die amerikanische Frontier in Nebraska. Schon seltsam, wie sich zu gleicher Zeit die Welten doch unterscheiden!

    Das finde ich auch immer wieder spannend, wenn man sich bewusst war, was wo los war. In Amerika herrschten die Bedingungen, wie man sie aus Wildwestfilmen kennt, die Schlacht am Little-Big-Horn war erst zwei Jahre vorbei, die Natives kämpften ums Überleben. Das packt man oft gar nicht vom Verstand her in dieselbe Zeit.

  • Irene tut mir in der Szene sehr leid. Es muss ja furchtbar schmerzhaft für sie sein, wenn ihre eigenen Mutter sie praktisch verstößt und aus dem Haus haben will. Und das als Sechsjährige, das muss sie bestimmt sehr gekränkt haben.

    Ich habe jetzt schon ein bisschen weiter gelesen und Eleonore noch ein wenig besser kennenlernen dürfen. Und ich kann sie jetzt auch besser verstehen. Sie hatte es bestimmt auch nicht leicht, so viele Kinder in so kurzer Zeit zu bekommen. Sie hat nur für die Kinder und die Familie gelebt. Und irgendwann wohl einfach beschlossen, dass es jetzt genug ist und sie selbst auch noch was von ihrem Leben haben möchte.

    mir tat Irene auch sehr Leid, einfach so von der Mutter vor die Tür gesetzt zu werden.

  • Eigentlich ist damit schon fast alles gesagt und mein Leseerlebnis wird perfekt wiedergegeben. :anbet

    Auch ich war von der ersten Seite an gefesselt und begeistert. Neben all dem, was Gucci hier schon so fein ausgeführt hat war es die Hauptperson Margarethe und wie aufmerksam sie in die Welt und auf die Menschen schaut. Sie ist so klug und einfühlsam und dabei doch eine ganz normale junge Frau ihrer Zeit. Das kommt so realistisch und empathisch bei mir an. Wow, liebe Melanie.


    Soll jetzt nicht lehrerhaft klingen, aber ich habe das Gefühl, das dein Schreibstil immer "besser" wird. Also so geschliffen und kraftvoll. Du bringst so vieles so genau auf den Punkt. Und ganz ohne "to much". Also auch ohne oberlehrerhaft. :) Für mich schon jetzt eines deiner besten Bücher. Und die waren alle sehr gut, die ich gelesen habe. :anbet

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Mich überrascht und es ist ungewöhnlich, dass Fritz jetzt schon zwei Jahre Margarethe warten lässt,

    - entweder hat er immer noch nicht mit seinem Vater gesprochen oder dieser ist mit seiner Wahl so gar nicht einverstanden und der 'alte' Krupp hofft, Fritz würde währenddessen andere Wahl treffen.

    - denkt man, Margarethe würde Geduld verlieren und sich, da alte Jungfer!, mit einem anderen verloben?

    Sie scheinen wohl auch nicht im Briefkontakt zu stehen. Auch Mutter Bertha wohl nicht mehr im Kontakt mit Margarethe.

    Also damals lief ja einiges ganz anders wie heute. Also langsamer und entschleunigter. Kontakte zu Menschen waren ja nur auf Briefe beschränkt. Und die konnten dauern. Und man schrieb sich sicherlich nicht täglich. Und das Warten war damals Normalität. Die Ungeduld ist heute ja extrem. Wann antwortet man auf Whatsapp, wann kommt ein bestelltes Päckchen an, wann ändert die Regierung endlich etwas, wann ist der Krieg endlich zu Ende. Man kann das auf alles anwenden. Das manche Dinge dauern, auch mal länger, ist nicht mehr in unserem Programm des sofort und ganz schnell.

    Aber die zwei Jahre sind sicher lang. Vor allem, da sie sich nicht gesehen haben und Margarethe auch gar nicht mehr recht weiß, wie ihre Beziehung ist.

    Wobei ich von Anfang an den Eindruck habe, dass es keine brennende Leidenschaft werden wird. Also kein Gefühl, was ungeduldig macht. Sondern eher eine ruhige Liebe - auch eine der Vernunft - und eine Beziehung auf Langstrecke ausgelegt.


    Ich finde Fritz ist etwas anstrengend mit seiner Schwäche. Es ist ja richtig feige, wie er sich vor seinem Vater wegduckt. Vor allem, da er ja der Alleinerbe ist. Also gar keine große Gefahr besteht. Den hat der Vater schon ganz schon klein gekriegt. Da wird Margarethe sicher Kämpfe führen müssen. Nur gut, dass die Schwiegermutter in spe sie sehr mag.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Margarethes Mutter ist schon ein besonderer "Fall",

    Margarethe versucht ja, sich ihr Verhalten zu erklären. Und eine Rechtfertigung zu finden. Aber das geht einfach gar nicht. Eine Freundin von mir hatte auch so eine Mutter. Und die ist jetzt gestorben und meine Freundin ist fast froh darüber. Am Ende wurde sie noch garstiger und ungerechter und hat die eine Tochter gedemütigt und schikaniert und die andere Tochter geliebt und der auch alles vererbt. Es gibt solche Menschen, die ihre Kinder nicht so lieben können, wie sie sollten. Für die Kinder ist das echt schrecklich. Man muss Margarethe bewundern, weil sie ganz anders geworden ist. Eigentlich das genaue Gegenteil (Wie meine Freundin).

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich glaube ja, der alte Herr hätte es sich gewünscht, dass sein Sohn mal den "Arsch in der Hose" gehabt hätte, um für seine Belange einzutreten, obwohl er sich zugleich einen gehorsamen Sohn wünschte. In diesem Zwiespalt bewegte sich Fritz, der nicht so recht wusste, wie er sich durchsetzen kann. Und von seiner weichen Mama hat er gelernt, Krankheiten als Druckmittel zu nutzen, deshalb galt er als schwächlich. Er hat es aber auch genutzt.

    Schwierig dieser Fritz. Wäre nicht meine erste Wahl für Magarethe. Aber besser wie ein dominanter Mann mit alten Wertvorstellungen allemal.

    Fräulein Germer ist fiktiv,

    Die erinnert mich an die Gouvernante aus der Trilogie. Die mit dem Stock. :gruebel

    Es war übrigens schwierig, die Namen der Kinder der Familie MacKenzie rauszukriegen. Die standen nicht in den einschlägigen Biografien, nur der Name, der dort Mackenzie geschrieben wurde. Aber über Ancestry habe ich die Familie gefunden. Für mich war es Ehrensache, dass ich die echten Namen der Kinder verwende und mir nichts ausdenke.

    Cool, solche Details. Man merkt aber schon beim Lesen, dass da viel Recherche dahintersteckt. :anbet

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Die erinnert mich an die Gouvernante aus der Trilogie. Die mit dem Stock.

    Bemerkenswerterweise hatte ich die Recherchen für das Margarethe-Exposé schon abgeschlossen, ehe ich "Mehr als die Finsternis" schrieb. In gewisser Weise ist Fräulein Wermuth ein Produkt von den Recherchen, weil mich Margarethes Leben inspiriert hat, sie so darzustellen.

  • mir tat Irene auch sehr Leid, einfach so von der Mutter vor die Tür gesetzt zu werden.

    Wirklich eine Rabenmutter. Der älteren Schwester einfach die Verantwortung aufbrummen und Inge einfach loswerden. Bin ja mal gespannt, was los ist, wenn Margarethe verkündet, wen sie heiraten will.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Der heutige Sonntag verlief anders als sonst (kein Besuch), so konnte ich doch etwas weiter lesen. :-)



    Fritz kommt also zu Besuch nach England - und bittet Margarethe, seine Frau zu werden! Der Brief von Frl. Germer hat wohl recht gut das zum Ausdruck gebracht, was Margarethe im Weiteren fürs Leben brauchen wird.


    Die Heimkehr für ein paar Tage war dann ja ein heftig Ding! Leicht grinsen mußte ich, wie Herr von Ende das letztlich alles eingefädelt hatte - und seine Frau voll auflaufen ließ. Ob das auf Dauer allerdings etwas geändert hat, wage ich zu bezweifeln.


    Auf Seite 73 ist mir der Satz „Die höfische Etikette war streng und vermutlich das Letzte, was den Adel noch vom reichen Bürgertum unterschied.“ aufgefallen. Mir war gar nicht bewußt, daß das 1880 schon so war.


    Zunächst aber geht es nach Dessau an den Hof als Erzieherin. Die schöne Zeit findet eine Unterbrechung, als sie von ihrer Mutter zurückgerufen wird. Ist schon ein starkes Stück, ihr einfach so ihre jüngere Schwester „aufzudrücken“. Gewundert hat mich, daß ihr Vater es trotz seiner nicht vorhandenen Diplomatie so weit gebracht hat; daß mit Bismarck nicht gut Kirschen essen ist, hätte er eigentlich wissen müssen. Na ja, mit geänderten Titeln würde es heute in ähnlichen Situationen wohl ähnlich laufen.


    Währenddessen hat sich Fritz noch immer nicht mit seinem Vater ausgesprochen. Wenn es ein Roman wäre, würde ich mich jetzt fragen, ob das überhaupt noch etwas wird. Aber da es sich ja um ein Stück Geschichte handelt, wird das wohl noch kommen… ;-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Währenddessen hat sich Fritz noch immer nicht mit seinem Vater ausgesprochen. Wenn es ein Roman wäre, würde ich mich jetzt fragen, ob das überhaupt noch etwas wird. Aber da es sich ja um ein Stück Geschichte handelt, wird das wohl noch kommen… ;-)

    Wenn das ein rein fiktiver Roman wäre, und keine Tatsachengeschichte, hätte möglicherweise das Lektorat gesagt:

    Ist es nicht unrealistisch, dass er sie so lange warten lässt? Und warum lässt sie sich das gefallen? Da muss es mal ein bisschen schneller zur Sache gehen, sonst langweilen sich die Leser. ;-)

  • Margarethe versucht ja, sich ihr Verhalten zu erklären. Und eine Rechtfertigung zu finden. Aber das geht einfach gar nicht. Eine Freundin von mir hatte auch so eine Mutter. Und die ist jetzt gestorben und meine Freundin ist fast froh darüber. Am Ende wurde sie noch garstiger und ungerechter und hat die eine Tochter gedemütigt und schikaniert und die andere Tochter geliebt und der auch alles vererbt. Es gibt solche Menschen, die ihre Kinder nicht so lieben können, wie sie sollten. Für die Kinder ist das echt schrecklich. Man muss Margarethe bewundern, weil sie ganz anders geworden ist. Eigentlich das genaue Gegenteil (Wie meine Freundin).

    Ja man kann vor Margarete nur den Hut ziehen, ich bewundere sie.

  • Also damals lief ja einiges ganz anders wie heute. Also langsamer und entschleunigter. Kontakte zu Menschen waren ja nur auf Briefe beschränkt. Und die konnten dauern. Und man schrieb sich sicherlich nicht täglich.

    Ich hab es schon früher erwähnt, meine Großeltern haben sich bis zur Hochzeit 1940 täglich geschrieben. Er hat jeden Abend gg 22 h seinen Brief in den Briefkasten am Zug in Hannover geworfen (er wohnte nah am Bahnhof) und sie hatte ihn zum Frühstück in Mülheim im Briefkasten. Auch Sonntags wurde Post ausgetragen. Irgendwann nehme ich mir mal die Schatulle mit ihren Briefen aus dieser Zeit vor, denn aufgrund der Entfernung haben sie über die Briefe einander kennengelernt und Familie/ihr Leben vorgestellt.


    In diesem Buch wird das Telegramm viel bemüht, eine faszinierende Technik um kurze Nachrichten auszutauschen und es gibt sogar schon das Telefon

    Ich schreibe dies jetzt nicht, weil ich meine, darüber hätten Fritz und Margarethe Kontakt halten sollen, sondern nur wg. der früheren techn. Errungenschaften. Ich glaube, in der Wartezeit hatten sie sich auch nicht so viel zu sagen, weil sie sich nicht so stark verbunden fühlten und zumindest Margarethe auch ihre Zweifel haben musste, ob Fritz sie tatsächlich heiraten wird.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich finde Fritz ist etwas anstrengend mit seiner Schwäche. Es ist ja richtig feige, wie er sich vor seinem Vater wegduckt.

    Ich finde Fritz auch anstrengend, und ich finde, im Verlauf der Geschichte fällt mir das immer mehr auf. Er hat natürlich auch viele positive Seiten. Er ist so empfindsam und aufmerksam, versucht Margarethe nichts vorzuschreiben und er scheint sie wirklich aufrichtig zu lieben. Aber seine Feigheit und dass er sich immer so als Opfer und kränklich und schwach darstellt finde ich auch wirklich anstrengend.

  • Bin ja mal gespannt, was los ist, wenn Margarethe verkündet, wen sie heiraten will.

    Dito, zumal es sich ja "nur" um einen bürgerlichen handelt. Aber vielleicht wieg das Geld diesen, ähm, Nachteil auf.



    Da muss es mal ein bisschen schneller zur Sache gehen, sonst langweilen sich die Leser.

    Ach ja, diese dauernde Hetze überall in unserer Zeit. Alles muß schnell gehen, dauernd muß etwas passieren, immer etwas in Bewegung sein, selbst bei Klassik-Konzertaufnahmen dauernde Kameraschwenks, so daß man kaum ein Instrument in Ruhe ansehen kann - manchmal (?, eigentlich ziemlich oft) nervt mich das (ich weiß, ich bin unmodern, macht mir aber nix aus). Ich glaube, dann dürfte ein Buch von Adalbert Stifter besser nicht ins Lektorat von Piper kommen - da bliebe nicht viel von übrig. - Ich mag Bücher (und Filme), die sich langsam entwickeln.



    Aber seine Feigheit und dass er sich immer so als Opfer und kränklich und schwach darstellt finde ich auch wirklich anstrengend.

    Fand ich bisher jetzt eigentlich nicht. Bei dem Vater kann man eigentlich gar nicht anders werden - oder man ist knallhart veranlagt und wird wie die Trumps heute.



    Zum Thema Briefe: in meiner Jugend habe ich an meine damalige Freundin auch Briefe geschrieben ("Ihr könnt schreiben, telefonieren ist zu teuer."). Abends eingeworfen, war die Post auf jeden Fall am nächsten Tag am Ziel. Nicht wie heute, wo ein Brief innerhalb einer Kleinstadt schon mal über acht Tage braucht (so erlebt im November 2023). Aber das wird künftig ja wohl eher die Regel denn die Ausnahme (nicht gerade acht Tage, aber deren drei).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich finde Fritz auch anstrengend, und ich finde, im Verlauf der Geschichte fällt mir das immer mehr auf. Er hat natürlich auch viele positive Seiten. Er ist so empfindsam und aufmerksam, versucht Margarethe nichts vorzuschreiben und er scheint sie wirklich aufrichtig zu lieben. Aber seine Feigheit und dass er sich immer so als Opfer und kränklich und schwach darstellt finde ich auch wirklich anstrengend.

    Das kann ich verstehen, mir ging es ähnlich, Er ist eben mehr der Sohn seiner Mutter als seines Vaters.

    Ich glaube, dann dürfte ein Buch von Adalbert Stifter besser nicht ins Lektorat von Piper kommen - da bliebe nicht viel von übrig. - Ich mag Bücher (und Filme), die sich langsam entwickeln.

    Das betrifft im Prinzip alle Verlage und Agenten ;-) .

    Zum Thema Briefe: in meiner Jugend habe ich an meine damalige Freundin auch Briefe geschrieben ("Ihr könnt schreiben, telefonieren ist zu teuer."). Abends eingeworfen, war die Post auf jeden Fall am nächsten Tag am Ziel. Nicht wie heute, wo ein Brief innerhalb einer Kleinstadt schon mal über acht Tage braucht (so erlebt im November 2023). Aber das wird künftig ja wohl eher die Regel denn die Ausnahme (nicht gerade acht Tage, aber deren drei).

    Das kenne ich auch noch.

  • So, ich konnte jetzt auch endlich einsteigen und war auch gleich im Buch.

    Margarethe ist mir sehr sympathisch. Dieses Konsequenzen tragen für die Entscheidungen die man trifft ist eine sehr schöne Eigenschaft.

    Ihre Mutter ist wirklich schwierig, hat totale Standesdünkel und scheint auch die eigene Situation nicht richtig einzuschätzen. Der Vater scheint sich ja nur selten durchsetzen zu können. Was die beiden da am Ende mit Irene durchziehen fand ich ziemlich daneben. Aber scheinbar hat die Mutter mit all ihren Töchtern Probleme gehabt zu haben. Was ich ja bis heute nicht verstehe, warum man den eigenen Kindern nicht eine bessere Zukunft als sich selbst wünschen kann. Die Einstellung, wenn ich nicht das machen konnte was ich mir gewünscht habe, sollen es meine Kinder auch nicht haben, verstehe ich ja überhaupt nicht.


    Fritz hat mir an sich ganz gut gefallen, allerdings finde ich es von ihm schon wirklich schwierig, dass er Margarethe so lange warten lässt. Ja, sie hat einen guten Job, aber ihm sollte auch klar sein, dass er den Konflikt mit dem Vater ja nur schlimmer macht, je länger er wartet. Und Margarethe wird ja nicht jünger, wie sie ja selbst feststellt. Natürlich kann sie noch lange Kinder bekommen, aber damals war sie ja schon mit ihren 24 abgestempelt als alte Jungfer. Am Ende des Abschnitts müsste sie ja dann schon 27 gewesen sein.


    Ich hoffe sehr, ihre zukünftige Schwiegermutter bleibt ihr gewogen, den Schwiegervater kann ich nicht einschätzen. Er scheint Margarethes Bildung ja per se nicht abzulehnen, die Frage ist halt nur, ob sie auch als Schwiegertochter ausreicht....


    Ich bin auf jeden Fall gespannt wie es weiter geht. Und jetzt lese ich mal eure Kommentare

  • Zum Thema Beschleunigung: Briefe wurden früher ja noch viel häufige rausgetragen als heute. In den großen Städten ist die Post ja mehrmals täglich gekommen.... Davon kann man heute ja nur noch träumen.


    Fräulein Germer fand ich auch sehr gut, so lebensklug. Dass sie Margarethe nicht gleich abrät Fritz zu heiraten, ihr aber auch sagt, auf was sie sich einstellen muss, fand ich gut.


    Irgendwie habe ich bei Krupps immer nur den zweiten Weltkrieg im Kopf wo sie die Familie ja nicht mit Ruhm bekleckert hat. Allerdings kann ich meine nicht so positive Einstellung gar nicht so richtig an Fakten festmachen...

  • Zum Thema Beschleunigung: Briefe wurden früher ja noch viel häufige rausgetragen als heute. In den großen Städten ist die Post ja mehrmals täglich gekommen.... Davon kann man heute ja nur noch träumen.


    Fräulein Germer fand ich auch sehr gut, so lebensklug. Dass sie Margarethe nicht gleich abrät Fritz zu heiraten, ihr aber auch sagt, auf was sie sich einstellen muss, fand ich gut.


    Irgendwie habe ich bei Krupps immer nur den zweiten Weltkrieg im Kopf wo sie die Familie ja nicht mit Ruhm bekleckert hat. Allerdings kann ich meine nicht so positive Einstellung gar nicht so richtig an Fakten festmachen...

    Ich mochte Fräulein Germer auch sofort mit ihrem trockenen Humor und ihrer Lebensweisheit, dir möchte man gerne sofort zur Freundin haben.