Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit - Ulrike Renk

  • Über die Autorin (Amazon)

    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion. Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Australien-Saga, die Ostpreußen-Saga, die Seidenstadt-Saga, die große Berlin-Saga um die Dichterfamilie Dehmel und zahlreiche historische Romane vor.


    Produktinformation (Amazon)

    ASIN ‏ : ‎ B0CNPXD8DL

    Herausgeber ‏ : ‎ Aufbau Digital; 1. Edition (14. März 2024)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Dateigröße ‏ : ‎ 1361 KB

    Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 593 Seiten


    Schöne Romanbiographie

    Marthe wächst nach dem Tod ihres Vaters auf dem kleinen Hof ihrer Großmutter in den Vogesen auf. Von ihr lernt sie das Brotbacken und Rezepte regionaler Küche. Als Julie, ihre Mutter, in Paris eine Stelle bekommt, nimmt sie Marthe zu sich. In Paris steht die Weltausstellung kurz bevor und der Eiffelturm wird gerade gebaut. Mit der Tochter von Julies Arbeitgeber freundet sich Marthe an. Sie und Florence gehen zusammen zur Schule. Diese ermutigt sie, ihre Leidenschaft, das Schreiben, weiter zu verfolgen. Dann gibt es da noch Vincent. Die beiden trennen Welten, doch Marthes Herz schlägt höher.


    Meine Meinung

    Ich habe von dieser Autorin schon ein paar Bücher gelesen. Sie handeln meistens von realen Personen, um die eine mehr oder weniger fiktive Geschichte gewoben wurde. In diesem Buch geht es um Marthe Distel, die über Frankreichs Grenzen hinaus bekannt wurde. Ihre Mutter war eine exzellente Köchin und stand als Mansell dem Haushalt einer bekannten Familie vor. Sie verdiente gut und konnte so ihrer Tochter eine gute Bildung ermöglichen, die sie anders nicht bekommen hätte. Und Marthe wusste, was sie werden wollte. Ob sie ihr Ziel erreicht hat und wenn ja, wie, das steht in diesem Buch. Es ist spannend geschrieben und zwar vom Anfang bis zum Ende, hat mir gut gefallen und mich auch sehr gut unterhalten. Gerne empfehle ich es weiter und vergebe fünf Sterne. Hinzufügen möchte ich noch, dass es am Ende des Buches ein Nachwort gibt, das praktisch ein Glossar oder Personenverzeichnis ersetzt. Dies sollte eigentlich, überhaupt bei solchen Büchern, selbstverständlich sein. ist es aber leider nicht. Ich habe es jedenfalls als sehr gut empfunden und mich darüber gefreut.

    ASIN/ISBN: B0CNPXD8DL

  • Bleibt es ein Einzelband oder wird es eine Dilogie, Trilogie? Gibt das Nachwort einen Hinweis?

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Marthe Distel lebt nach dem Tod ihres Vaters bei ihrer Großmutter, während ihre Mutter in Paris versucht ein neues Leben für sie zu finden. Bei ihrer Großmutter lernt sie, dass in der Küche nichts verschwendet wird, und die Grundlagen des Kochens und Backens. In Paris bekommt sie dann die Möglichkeit die Schule weiter zu besuchen und ihren Traum vom Schreiben zu verwirklichen.


    Marthe war die Gründerin der Zeitschrift Cordon Bleu und der dazugehörigen Kochschule, die bis heute zu den besten Kochschulen der Welt gehört. In diesem Buch begleiten wir sie durch ihre Jugend und den Anfängen der Zeitschrift und der Schule. Marthe hat sich mit Florence, der Tochter des Haushalts, in dem ihre Mutter als Köchin arbeitet, angefreundet und bekommt so einen Eindruck des Lebens in der gehobenen Schicht. Und sie muss erkennen, dass der gesellschaftliche Aufstieg nicht so einfach ist. Und manchmal vielleicht auch nicht das Richtige.


    Ulrike Renk reichert die Geschichte mit vielen Beschreibungen von Gerichten und Zubereitungsarten an, hier merkt man, dass die Autorin auch selbst gerne in der Küche steht und das Kochen einfach liebt. Man lernt hier sehr viel über die gehobene Küche Frankreichs, über die damalige Zeit des Aufbruchs in der Gesellschaft und den Wandel in den Küchen.


    Mich hat das Buch wieder mitgenommen in eine Zeit und Gesellschaft, über die ich noch viel lernen konnte. Es gelingt hier die gesellschaftlichen Änderungen und die Aufbruchstimmung rund um die erste Pariser Weltausstellung zu transportieren. Marthe gehört zu einer Generation, in der sich für Frauen Türen öffnen, wenn auch nur langsam. Ich fand es schön dass sie dabei Unterstützung gefunden hat. Auguste Escoffier war mir namentlich zwar bekannt, hier habe ich ihn aber das erste Mal ein wenig besser kennengelernt.

    Alles in allem war es ein tolles Buch, das mich mitgenommen hat in die damalige Zeit. Und auch, wenn sicherlich nicht alles so passiert ist, wie Ulrike Renk es schildert, hatte ich immer das Gefühl, dass es so gewesen sein könnte.


    Ein wirklich schön zu lesendes und interessantes Buch!


    9 von 10 Punkte

  • Meine Rezension:


    Marthe wächst nach dem Tod ihres Vaters gemeinsam mit ihrer Mutter Julie am Gut der Großmutter Joséphine in den Vogesen auf. Schon früh interessiert sie sich für die Arbeit am Bauernhof, besonders aber für das Kochen und Backen. Voller Eifer verfolgt sie, wie die beiden Frauen frisches Brot backen, würzige Suppen kochen und auch aus den letzten Resten noch schmackhafte, wenn auch einfache Gerichte zaubern. Um Marthe eine ordentliche Schulbildung bieten zu können, zieht Julie mit ihrer Tochter nach Paris und nimmt dort die Stellung einer Hauswirtschafterin bei einer betuchten Familie an. Der Weg in Richtung Kochschule ergibt sich aus Mut zur Veränderung, Tatkraft und nicht zuletzt durch glückliche Fügungen.


    Der Roman beschreibt die Zustände im ausklingenden 19. Jahrhundert, die Standesunterschiede sind groß, die Rolle der Frau eine untergeordnete, der technische Fortschritt mit Elektrizität und Weltausstellung in Paris (Stichwort Marsfeld, Eiffelturm) wird mit Argwohn betrachtet. In dieser Welt jedoch werden sich Julie, und insbesondere Marthe, behaupten. Aufgrund weniger historisch belegter Daten zu Marthe Marie Joséphine Distel (1871 – 1934) erschafft Ulrike Renk eine wunderbare und vor allem sehr glaubwürdige Erzählung über die französische Küche und Marthes Talent, interessante Texte zu verfassen. So ist es zwar für die damalige Zeit, nicht aber für Marthe, recht ungewöhnlich, dass sie die Universität besucht und schlussendlich gemeinsam mit ihrer Mutter die Kochschule Cordon Bleu eröffnet und die gleichnamige Kochzeitschrift verlegt. Obwohl das Kochen raffinierter Gerichte und abwechslungsreicher Menüs eine Männerdomäne ist, können sich die beiden Distels erfolgreich durchsetzen und Geschichte schreiben.


    Ulrike Renk bedient sich, wie gewohnt, einer sehr ruhigen Schreibweise, konzentriert sich auf ihre Charaktere, denen sie liebevoll und sorgfältig Leben einhaucht. Die authentische Atmosphäre im Buch lässt den Leser auch bei knapp 600 Seiten nicht müde, sondern immer wieder neugierig werden, wie es denn weitergeht und welche Hürden als nächstes zu meistern sind. Zwischendurch gibt es recht viel Wissenswertes zu den damaligen Bedingungen rund ums Zubereiten von Speisen, Kühlschrank und Elektroherd haben ja erst später Einzug gehalten in den Haushalten. Die bildreichen Beschreibungen schon einfachster Küchentätigkeiten wie Gemüseputzen und Zwiebelschneiden sind so klar und detailliert, dass man Appetit bekommt auf Julies Gerichte, egal, ob sie aus schlichten Erdäpfeln bestehen oder exquisiter Hummer gereicht wird. Ebenso sind der Zusammenhalt der Distel-Frauen aus drei Generationen, sowie ihr Durchsetzungsvermögen in einer für Frauen schwierigen Zeit bemerkenswert. Dies kommt durch Renks Darstellungen wunderbar zur Geltung.


    Mich hat auch dieses empfehlenswerte Buch aus Ulrike Renks Schaffen sehr gut unterhalten, es wird nicht mein letztes gewesen sein!




    Titel Mademoiselle Marthe

    Autor Ulrike Renk

    ASIN B0CNPXD8DL

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (592 Seiten)

    Erscheinungsdatum 14. März 2024

    Verlag Aufbau


    ASIN/ISBN: B0CNPXD8DL