Der Teufel von Tempelhof – Susanne Goga

  • Produktinformation (Amazon):

    • Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 1. Edition (15. Februar 2024)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Taschenbuch ‏ : ‎ 336 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3423220473
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423220477
    • Reihe: Leo Wechsler 9

    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Februar 1929: In einer Grünanlage am Ufer des Gewässers Blanke Hölle wird ein Mann ermordet aufgefunden. Man identifiziert ihn als Dr. Ferdinand Clasen, der in der Nähe in einem Haus wohnte, das im Volksmund Spukvilla genannt wird. Es finden sich Hinweise darauf, dass Dr. Clasen sehr freigiebig mit der Verordnung von Medikamenten war, solange das Honorar stimmte. Ein Mordmotiv?

    Die Erfolgsserie im Berlin der 1920er-Jahre geht weiter: Leo Wechslers bisher kniffligster Fall.

    Eine weitere Spur führt Oberkommissar Leo Wechsler zum Kloster vom Guten Hirten im benachbarten Marienfelde, das ein Erziehungsheim für Mädchen unterhält. Clasen hatte dort einen Kollegen bei der ärztlichen Versorgung unterstützt. Gerade ist die junge Erika von dort verschwunden, die von ihm behandelt werden sollte. Doch wo ist das Mädchen jetzt und könnte sie eine Mörderin sein?


    Zur Autorin (Verlag):

    Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler hat sie mehrere historische Romane veröffentlicht und wurde mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Goldenen HOMER für ›Mord in Babelsberg‹ und dem Silbernen HOMER für ›Nachts am Askanischen Platz‹.


    Meine Meinung:

    Ein neuer Fall für Leo Wechsler und seine Kollegen vom Kommissariat A. In Tempelhof wird an der Blanken Hölle ein Toter aufgefunden. Er ist Arzt und das Motiv liegt im Dunkeln. Doch nach und nach schaffen es die Polizisten den roten Faden zu finden und den mysteriösen Mord aufzuklären.


    Susanne Goga hat es in diesem Buch wieder geschafft einen interessanten Krimi mit einem ungewöhnlichem Motiv zu bieten. Es bleibt auch nicht bei einem Mord und auch Robert Walther ist wieder mit von der Partie. Der Krimianteil hält sich die Waage mit der privaten Seite und wir erfahren wieder viel über das Leben im Jahre 1929. Dabei entsteht ein spannendes Bild der Zeit, das durch viele Kleinigkeiten ergänzt wird. Die Parallelen zur heutigen Zeit fallen auf, werden aber nicht mit dem Holzhammer vermittelt. Machte man sich in den früheren Bänden Sorgen um die Protagonisten, weil man weiß. was auf sie zukommen wird, muss man sich mittlerweile die Frage stellen, ob wir nicht ähnliches zu befürchten haben. Die damalige politische Entwicklung hat sich ja auch über Jahre hinweg angeschlichen.


    Alles in allem war es wieder ein wunderbares Buch der Reihe. Auch in Band 9 lässt die Qualität der Bücher kein bisschen nach. Eine Reihe, die ich hoffentlich noch lange weiterverfolgen kann.


    9 von 10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3423220473

  • Im Februar 1929 wird an der Blanken Hölle, einem Teich in Tempelhof, der mit einer sagenhaften Geschichte um Hel, die Göttin der Unterwelt, verbunden ist, ein toter Arzt gefunden, augenscheinlich ermordet. Für Leo Wechsler und sein Team gibt es zunächst kaum Anhaltspunkte für Motiv und Täter:in.


    Im neunten Fall der Reihe nimmt sich Susanne Goga wieder interessanter Themen an, die mir dieses Mal zum Teil kalte Schauer beschert haben. So erfahren wir in einer Nebenhandlung um die dreizehnjährige Erika etwas über das Fürsorgesystem dieser Zeit, und auch die Hintergründe des Mordfalls sind nichts für schwache Nerven.


    Daneben gibt es aber auch positive Dinge, z. B. eine Hochzeit, über die ich mich sehr freue, und Robert Walther erhält eine neue Chance. Mittlerweile sind die Familie Leos und sein Team wie alte Freunde, man freut sich, sie wiederzutreffen, und ist gespannt, was sich in ihrem Leben tut. Auch hier gibt es ein paar Neuigkeiten, z. B. über Sonnenschein und Neufeld, und Leo kann wieder einmal zeigen, wie loyal er ist.


    Was mir immer besonders gut gefällt, ist dass es Susanne Goga jedes Mal gelingt, mich sofort in den Roman zu ziehen, der mich dann auch bis zum Ende nicht mehr loslässt. Ich mag es auch, wie sehr ich mitfühlen kann. Am Ende ist dann auch hier wieder der Fall nachvollziehbar gelöst, und man muss sich leider wieder bis zum nächsten Band von den liebgewonnenen Charakteren trennen. Wie ich gelesen habe, wird es zum Glück einen weiteren Band geben, auf den ich mich schon sehr freue.


    Auch der historische Hintergrund fließt jeweils gelungen in die Romane ein. Man kann sich darauf verlassen, dass die Autorin gut recherchiert hat, wie man auch am Nachwort erkennen kann. Mich bringt es auch immer dazu, ein bisschen zu goggeln, sei es zu den historischen Persönlichkeiten, die zumindest erwähnt werden, sei es bezüglich historischer Gegebenheiten und Ereignisse. Das vertieft mein Wissen, und macht den Roman noch authentischer.


    Band 9 der Leo-Wechsler-Reihe hat mich wieder von Anfang an gepackt, das Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren ist immer wieder schön. Dieser Fall hat mir einige kalte Schauer beschert und mich emotional sehr gepackt. Wie für die ganze Reihe gibt es auch für diesen Band wieder eine Leseempfehlung von mir.

  • Ein faszinierender historischer Kriminalroman


    Buchmeinung zu Susanne Goga – »Der Teufel von Tempelhof«


    »Der Teufel von Tempelhof« ist ein Kriminalroman von Susanne Goga, der 2024 bei dtv erschienen ist. Dies ist der neunte Band in der Serie um den Berliner Kommissar Leo Wechsler.


    Zum Autor:

    Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler hat sie mehrere historische Romane veröffentlicht und wurde mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Goldenen HOMER für ›Mord in Babelsberg‹ und dem Silbernen HOMER für ›Nachts am Askanischen Platz‹.

    Zum Inhalt:

    Februar 1929: Neben einem Mord an einem Arzt geht es um die Flucht einer Jugendlichen aus einer kirchlichen Anstalt und Verbrechen an jungen Frauen in der Vorkriegszeit. Aber auch politische und gesellschaftliche Entwicklungen spielen eine Rolle.


    Meine Meinung:

    Ich habe schon Bücher dieser Serie gelesen und bin zum bekennenden Fan avanciert. Auch der neue Band hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Neben einem spannenden Kriminalfall um einen ermordeten Arzt werden aktuelle Entwicklungen aus dem Umfeld Leo Wechslers geschildert. Da sind sein schwuler Assistent oder ein aus einer Erziehungsanstalt geflohenes Mädchen, mit denen es der empathische Kommissar zu tun bekommt. Leo Wechsler versucht sich zu kümmern, aber vorrangig ist er ein Ermittler, der hartnäckig die Spuren verfolgt. Er entdeckt Hinweise auf nahezu unglaubliche Taten, die in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg passiert sind und die mich sprachlos gemacht haben. Man kann kaum glauben, welche Taten von Ärzten im angeblichen Namen der Wissenschaft begangen wurden. Die Behandlung und Verknüpfung dieser Themen in einem Krimi sind einfach großes Kino. Die Figuren sind interessant mit etlichen Grautönen gezeichnet, die historischen Beschreibungen sind eindringlich und akkurat gehalten und der Fall überrascht mit einigen überraschenden Wendungen. Selbstverständlich ist die Auflösung umfassend und nachvollziehbar. Der Leser fiebert mit den Figuren mit, aber nicht für alle geht es gut aus. Beeindruckend ist für mich, welche Spannung auch von den nicht fallrelevanten Szenen ausgeht. Mir hat der Roman fesselnde Lesestunden beschert und ich fiebere dem nächsten Band entgegen.


    Fazit:

    Ein beeindruckender Kriminalroman aus dem Berlin zur Zeit der Weimarer Republik, der mit Handlung, Atmosphäre, Figurenzeichnung und historischer Genauigkeit keine Wünsche offen lässt. Deshalb bewerte ich diesen Titel mit der Maximalwertung von fünf Sternen (100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0CLMPR7Z3

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone

  • Susanne Goga: Der Teufel von Tempelhof. Kriminalroman. Ein Fall für Leo Wechsler, München 2024, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3 423-22047-7, Taschenbuch, 328 Seiten, Format: 12,8 x 2,6 x 19,9 cm, Buch: EUR 13,00 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    „Ferdinand Clasen, ein Arzt aus Tempelhof, wurde am Platz Q erschlagen aufgefunden. […] Ein Heimatforscher hat erzählt, dass sich dort, wo man die Leiche gefunden hat, nach einer germanischen Sage das Tor zur Unterwelt befindet. Und in der Villa, in der Clasen gewohnt hat, spukt es angeblich. Du kannst dir vorstellen, was die Presse für ein Garn daraus spinnt.“ (Seite 117)


    Ein toter Arzt am Tümpel


    Berlin 1929: Heimatforscher Ludwig Bönisch hat die seltsame Angewohnheit, jeweils bei Vollmond einen Spaziergang zu dem sagenumwobenen Tümpel „Blanke Hölle“ zu unternehmen. Unheimlich ist es dort schon, auch wenn er weiß, dass das vorchristliche Heiligtum der Totengöttin Hel keine Menschenopfer (mehr) fordert. Dass er an einem Februarabend dort tatsächlich eine Leiche findet, ist für ihn ein Schock. Und dann gerät er auch noch unter Mordverdacht! Niemand glaubt ihm, dass sich zwei ältere Herren rein zufällig im Dunkeln an diesem entlegenen Ort aufgehalten haben.


    Es dauert eine Weile, bis Oberkommissar Leo Wechsler und seine Kollegen von der Inspektion A (Mordkommission) herausfinden, wer der gut gekleidete Senior ist, der da erschlagen am Ufer liegt: Dr. Ferdinand Clasen, ein Internist – und eine schillernde Figur. Gesellschaftlich wollte er immer hoch hinaus und wenn die Kasse stimmte, hat er auch vor dubiosen Behandlungsmethoden nicht zurückgeschreckt. Oder hat er tatsächlich geglaubt, dass er zum Wohl seiner Patient:innen handelt?


    Eine Augenzeugin taucht unter


    Neben Heimatforscher Bönisch und Dr. Clasen war in jener Vollmondnacht noch eine weitere Person am Tatort: die dreizehnjährige Erika Sperber.


    Die Polizei tut sich schwer mit den Ermittlungen. Wer mit Dr. Clasen zu tun hatte, weiß entweder nicht viel über ihn und seine Arbeit oder will nicht reden. Clasens Methoden waren nicht nur gefährlich und umstritten, sondern berühren auch heikle Themen. Frau Dr. Martha Schott, eine Freundin der Familie Wechsler, tut sich erkennbar schwer, Leo zu erklären, worauf sich der Arzt spezialisiert hatte. Und wenn einer Ärztin schon die Worte fehlen …!


    Rabiate Behandlungsmethoden


    Leo ist von Marthas Ausführungen schockiert. Von derlei Methoden hat er ja noch nie gehört! Wir Leser:innen von heute schon.


    Jetzt ist Leo klar, warum niemand reden will. Wenn er wenigstens die Unterlagen aus Clasens früherer Arbeit in der Privatklinik Waldblick hätte! Vielleicht fände sich da ein Anhaltspunkt. Behandlungsfehler, unzufriedene Patienten, Todesfälle, aufgebrachte Angehörige … was auch immer. Aber die Klinik wurde vor Jahren geschlossen und es scheint niemand mehr am Leben zu sein, der über Informationen oder gar Patientendaten verfügen würde.


    Ein mitfühlender Kommissar



    Manchmal nimmt er sich seine Fälle und die Schicksale der darin verstrickten Menschen schon sehr zu Herzen. Aber dafür liebt ihn seine Familie – und die Leser:innen auch. Diese Aussage hier ist typisch für ihn und wir können das gut nachvollziehen:


    „Hoffentlich ist dies nicht einer der Fälle, in denen ich den Täter oder die Täterin besser verstehe als das Opfer“, sagte Leo zögernd. (Seite 253)


    Keiner macht den Mund auf



    Wenn niemand den Mund aufmacht, ist es fast unmöglich, Motiv und Täter zu finden. Theorien, Vermutungen und Verdachtsmomente allein bringen die Polizei nicht weiter. Aber so leicht gibt die Inspektion A nicht auf …


    Historischer Gesellschaftsroman plus Mord


    Ich verfolge die Krimi-Reihe um Oberkommissar Leo Wechsler von Anfang an. Das hier ist Band 9. Für mich sind das historische Gesellschaftsromane, in denen „zufällig“ ein Mord passiert. Und während wir die Polizisten bei ihren Ermittlungen begleiten und auch ein bisschen was von ihrem Privatleben mitkriegen, erkennen wir die Zustände und Missstände der damaligen Zeit. Natürlich sehen wir mit dem Wissen von heute auch manches kommen, von dem die Romanfiguren noch nichts ahnen, beziehungsweise, was sie kolossal unterschätzen. So würden wir zum Beispiel dem Polizisten Oskar Neufeld einen ganz anderen Rat geben als Leo Wechsler es tut.


    Ich habe das Buch in zwei Tagen durchgelesen und trotzdem manchmal leichte Orientierungsschwierigkeiten gehabt. Nach dem Umblättern kommt plötzlich ein weiterer Name ins Spiel und ich habe mich gefragt, wer das jetzt schon wieder ist. Da wäre ein Personenverzeichnis nicht schlecht gewesen, denn es sind ganz schön viele Leute unterwegs.


    Erika in den „Hauptcast“, bitte!


    Und auch, wenn mich die „Personalfülle“ regelmäßig an meine Grenzen bringt: Es gibt in fast jedem Leo-Band eine Nebenfigur, die ich gerne in den Folgebänden wiedersehen würde. Könnten wir bitte Erika behalten, ja? Ginge das? Die Eheleute Dohm haben keine Kinder, die könnten sich doch ein bisschen um den Teenager kümmern. Sie scheinen ja gut miteinander klarzukommen. So intelligent, zäh und mutig wie Erika ist und mit ihrer enormen Beobachtungsgabe gäbe sie später bestimmt mal eine gute Polizistin ab. Das ist nur so eine Idee. Den Roman schreibt immer noch die Autorin. 😉


    Ich fühlte mich, wie bei den vorigen Bänden auch, spannend unterhalten, habe etwas über unsere Geschichte gelernt und in weitere Abgründe des Homo sapiens geblickt. Wir sind schon eine ziemlich wüste Spezies!


    Die Autorin


    Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler hat sie mehrere historische Romane veröffentlicht und wurde mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Goldenen HOMER für ›Mord in Babelsberg‹ und dem Silbernen HOMER für ›Nachts am Askanischen Platz‹.


    ASIN/ISBN: 3423220473

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner