Tremor – Teju Cole

  • Claasen, 2024

    Aus dem Englischen von Anna jäger


    Kurzbeschreibung:

    Tunde lehrt an einer amerikanischen Universität Fotografie, aufgewachsen ist er in Lagos. Mit wachen Sinnen bewegt er sich über den Campus und durch Institutionen, denen er nie ganz selbstverständlich zugehören wird. In Bildern, in Filmen, in Landschaften, in der Musik findet er Schönheit, aber auch die Ablagerungen von Unrecht und westlicher Überheblichkeit. Was heißt es, richtig zu leben in einer Welt der Gewalt und der Oberflächlichkeit? Wie lässt sich der Brutalität der Geschichte bleibende Bedeutung abringen? Was schulden wir denen, die uns nahe sind, und was schulden wir Fremden? Tunde sucht nach Halt und nach Sinn: in seiner Kunst, in seinen Erinnerungen, als Freund und als Liebender.


    Über den Autor:

    Teju Cole, geboren 1975, wuchs in Lagos auf. Er ist Schriftsteller, Kritiker, Kurator und Fotograf. Für seine Bücher, darunter der Roman Open City, erhielt er zahlreiche Preise, unter anderem den PEN/Hemingway Award, den New York City Book Award, den Windham Campbell Prize und den Internationalen Literaturpreis. Teju Cole ist derzeit Professor für Kreatives Schreiben an der Harvard University. Er lebt in Cambridge, Massachusetts.


    Über die Übersetzerin:

    Anna Jäger ist Kuratorin, Herausgeberin und Übersetzerin aus dem Englischen und Kiswahili. Sie ist Mitglied von SAVVY Contemporary, einem Ort für epistemologische Vielfalt und radikale Gastlichkeit.


    Mein Eindruck:

    Teju Coles grandioses neues Buch ist ein Erlebnis. Cole schreibt keine konventionellen Romane mit geradliniger Handlung. Und besonders in dem vielschichtigen Buch Tremor steckt viel drin.

    Zum einen gibt es stark autobiografische Elemente, verschleiert dadurch, dass der Protagonist Tunde heißt.

    Er teilt aber wichtige Eckdaten mit Teju Cole, z.B. hat er Wurzeln in Nigeria, lebt aber in den USA und ist Professor in Havard.

    Dennoch sollte man nicht von Autofiktion sprechen, da der Autor darauf besteht, dass vieles fiktiv ist.


    Zum anderen ist Teju Cole auch ein wichtiger Essayist, der schon zwei Essaybände veröffentlicht hat. Da wundert es nicht, das es auch in Tremor ausschweifende Passagen gibt, die wie kleine Essays wirken.

    Und Teju Cole ist ein kluger Autor, der viel kennt und viel weiß.

    Er schreibt viel über kulturelle Themen, wie Musik und Film sowie Kunst.


    Es kann also sein, das nicht jeder Leser mit allen Textstellen etwas anfangen kann. Nicht jeder kennt die Filme von Ingmar Bergmann und Abbas Kiarostami oder die afrikanische und afroamerikanische Musik (Ali Farka Toure, Monk, John Coltrane etc.).

    Mich habe viele dieser Eindrücke, die Teju Cole mitteilt, erreicht.

    Ähnliches gilt für Abschnitte über Literatur und Gemälde.

    Immer wieder wurde ich animiert, mich mit vielen Themen zu beschäftigen und noch einiges steht aus, worüber ich nachlesen möchte.


    In der Mitte des Buches gibt es packende Abschnitte in Nigeria, in den ein Stimmengewirr entsteht.

    Dennoch ist es es doch ein US-Amerikanisches Buch und zwar eins, wie es einem in seiner Intensität nur selten begegnet.



    ASIN/ISBN: 3546100654