Louise Pelt - Die Halbwertszeit von Glück

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  • ASIN/ISBN: 3757700228


    Paris 2019: Kurz vor ihrer Hochzeit erfährt Mylène etwas, das sie total verunsichert und daran zweifeln lässt, wer sie wirklich ist.


    DDR-Grenzgebiet 1987: Johanna ist von Schuldgefühlen geplagt und hat sich in eine kleine Hütte im Wald zurückgezogen. Doch dann benötigt ein junges Mädchen ihre Hilfe und sie versteckt es vor den Grenztruppen.


    Los Angeles 2003: Auch Holly fühlt sich schuldig, weil ihre Kollegin Jay ums Leben gekommen ist, nur weil Jay für sie eingesprungen ist.


    Louise Pelt verwebt die Geschichten dieser Frauen, die ihr Glück finden möchten. Sie erzählt lebendig und packend.


    Leider ist ihr das bei der Darstellung der Protagonistinnen nicht so gut geglückt. Keine der Frauen kam mir wirklich richtig nahe. Nur mit Margarete, von deren Schicksal ich im ersten Kapitel erfuhr, konnte ich wirklich mitfühlen. Über sie hätte ich gerne noch mehr erfahren. Johanna ist eine interessante Person. Sie ist Wissenschaftlerin und zieht sich aus Schuldgefühlen in die Hütte im Wald zurück. Dass sie sich trotz der Gefahr um das Mädchen kümmert, hat mir gefallen. Auch ihre spätere Entscheidung, die ihr sicherlich nicht leichtgefallen ist, kann ich nachvollziehen. Dagegen fand ich Mylène und Holly manchmal etwas nervend. Mylène verhielt sich manchmal etwas pubertär und nicht wie eine gestandene Geschäftsfrau. Holly habe ich die Schuldgefühle abgenommen, doch wie sie sich direkt nach dem Unglück, bei dem Jay starb, verhalten hat, das konnte ich nicht nachvollziehen. Es sind drei sehr unterschiedliche Frauen, die Schicksalsschläge hinnehmen und ihren Weg und ihr Glück danach finden mussten.


    Manche Entwicklung konnte man recht früh voraussehen, andere waren nicht so offensichtlich. Manchmal hatte ich den Eindruck, als gäbe es Situationen, die nur dazu dienten, die Handlung voranzutreiben und dass sich am Ende der Kreis schließt. Nicht alles schien mir schlüssig und am Ende ging es mir etwas zu abrupt.


    Obwohl es in diesem Buch viel um Schicksalsschläge, Glück und Emotionen ging, haben mich die Geschichten nicht so berührt.


    6/10

  • *** Geht unter die Haut ***


    "Ein Lied mag verklingen, doch die Liebe tanzt ewig"

    Soeben habe ich Louise Pelts mitreißenden Roman "Die Halbwertszeit von Glück" beendet und bin noch immer ganz ergriffen von dieser unglaublich berührenden Geschichte, die mir in jeglicher Hinsicht unter die Haut gegangen ist.

    Ich weiß ehrlich gesagt gerade gar nicht wohin mit meinen Emotionen. Dieses Werk ist eine Klasse für sich!

    Die Figuren sind allesamt bemerkenswerte Frauen, jede auf ihre eigene Art und Weise. Auch über Margarethe (deren Kapitel als Einleitung dient), hätte ich gerne noch mehr gelesen.

    Es gab zwei Elemente, bei denen ich mir vorstellen kann, dass sie von der Leserschaft als polarisierend aufgenommen werden könnten (aus Gründen der Spoilervermeidung formuliere ich beide Punkte so offen wie möglich): zum einen das Thema der Mutter-Kind-Bindung, zum anderen die Entwicklung einer gewissen Beziehung. Lest einfach selbst - vor allem, wenn ihr intensiv erzählte, vielschichtig angelegte Stories mögt, in denen die romantische Liebe zwar vorkommt, aber eben nicht der Hauptschwerpunkt ist.

    Was den Schreibstil betrifft: Ganz große Schreibkunst! Tiefgründig, klug, atmosphärisch und rundum fesselnd. Realistische Wortwahl in den Dialogen, solider Spannungsbogen … gekrönt von einem befriedigenden Ende.

    Abschließend habe ich euch noch meine Lieblingszitate rausgesucht; meine liebsten Textstellen waren diese hier:

    "Das Glück mag vergehen, und es lässt sich nicht festhalten, aber es ist kein Einzelgänger. Wenn ein Glück geht, kommt ein neues - nicht sofort vielleicht, aber irgendwann."

    "Eine einzige Sekunde genügte, um aus zwei Fremden eine neue Ewigkeit zu machen."

    "Die Liebe war kein bloßes Gefühl, sondern eine Wahrheit. Wer sie einmal erkannt hatte, konnte weder Augen noch Herz davor verschließen. So war es, wenn man etwas fand, was man nicht gesucht hatte."


    𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
    Lebensnah und voller Hoffnung, wunderschön geschrieben. Von mir gibt es eine begeisterte Leseempfehlung!

  • Mir ist das Cover durch die bunte Gestaltung aufgefallen. Als ich den Klappentext las, war ich interessiert an der Geschichte der drei Frauen und in welchem Zusammenhang sie wohl miteinander stehen.


    Im Prolog lernen wir Margarete im November 1938 kennen, die wahrscheinlich durch die Novemberpogrome ihren Geliebten verliert.


    Danach springen wir zu Mylène ins Jahr 2019, die erfolgreiche Geschäftsführerin einer kleinen Lippenstift-Firma ist und kurz vor der Hochzeit mit Frédéric steht. Als sie einen Brief von einem Notar erhält, der ihr mitteilt, dass sie eine Wohnung in Amsterdam geerbt hat, stellt sich ihr ganzes Leben auf den Kopf.


    Die nächste Protagonistin ist Johanna, die im Jahr 1987 im DDR Grenzgebiet in einer Hütte lebt und eine schwangere junge Frau aufnimmt, die beim Fluchtversuch angeschossen wurde.


    Und im dritten Erzählstrang begegnen wir Holly, die im Jahr 2003 versucht, in Los Angeles als Drehbuchautorin Fuß zu fassen und in der Zwischenzeit in einer Filmproduktionsfirma als Mädchen für alles arbeitet.


    Mit jedem Kapitel springen wir in der Zeit und zu den einzelnen Frauen hin und her, bis sich ein Gesamtbild ergibt. Dadurch ist die Geschichte spannend, denn immer, wenn man gerade etwas neues erfahren hat, wechseln wir wieder den Erzählstrang.


    Am sympathischsten war mir Johanna, die Einsiedlerin, die ihre selbstgewählte Abgeschiedenheit aufgibt, um der jungen Frau zu helfen, die ihr durch Zufall im Wald begegnet. Mylène erschien mir oftmals als Drama Queen, die immer alles jetzt und sofort klären und erfahren muss und mit Übersprungshandlungen oftmals übers Ziel hinausschießt. Und Holly meint, eine Schuld auf sich geladen zu haben, die sie wieder gutmachen muss und dabei ebenfalls ziemlich unreif und ein wenig drüber ist.


    Alles in allem fand ich die Geschichte schon spannend und flüssig zu lesen, wobei ich mir die Auflösung etwas ausführlicher gewünscht hätte. Da mir allerdings Holly und vor allem Mylène nicht wirklich ans Herz gewachsen sind, sondern mich eher genervt haben durch die überzogene Dramatik und wiederholte Schuldzuweisung, gibt es von mir 7 Punkte.