Apropos Theater: Warum ist es okay, wenn antike oder andere Stücke oft bis zur nahen Unkenntlichkeit dem Zeitgeschmack (oder der Interpretation eines Regisseurs) angepasst werden?
Der Zeitgeist und die Bücher oder ist das Zensur?
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Jo, aber der Verlag, der die Verwertungsrechte hält, druckt nur noch die woke Fassung. Neu kaufen kann man also nur das (vorläufige) Ergebnis des Weichspülgangs.
[...]
Übrigens ist das Verständnisargument tatsächlich ziemlich ballaballa. Romane und Erzählungen erzählen von ihrer Zeit.
Der Begriff "Weichspülgang" ist meiner Meinung nach unangebracht herablassend. Rassismus abzumildern hat nichts mit Verweichlichung zu tun! Deine Einstellung "lies das Original oder lies es gar nicht" ist in meinen Augen eine Frechheit gegenüber farbigen oder Sinti und Roma Kindern, die Pippi Langstrumpf oder die kleine Hexe wie alle anderen Kinder auch mit Freude lesen sollten! Ich begrüße die kleinen, moralisch in meinen Augen richtigen Anpassungen. Es handelt sich schließlich um Kinderbücher welche von Kindern selbstständig gelesen werden sollen!
Und das Verständnis-Argument ist nicht "ballaballa". Oder willst du ernsthaft behaupten, dass Kinder bei "wichsen" an verprügeln denken, nur weil es das mal bedeutet hat und das Buch schon alt ist? Das tun doch nicht einmal Erwachsene! Bei "Muhme" werden sie vielleicht noch nachfragen, aber bei "wichsen" ist das Missverständnis abzusehen. Deshalb sehe ich die Modernisierung hier wie eine Neuübersetzung, da hätte jeder Verständnis für aktuelle Ausdrücke.
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Der "Weichspülgang" bezog sich allgemein auf die Unterordnung nach beliebigen Partikularinteressen. Dass Du daraus die Anschuldigung zu machen versuchst, ich würde Rassismus verniedlichen, ist widerwärtig.
Aber da auch Du nur das liest und auf das reagierst, was Dir in den Kram passt, und andere dann Social-Media-fraktionierungsmäßig und reflexartig ihre Gefälltmirs drunterwutschen, damit auch hier klar wird, wie die Häsin läuft, ziehe ich mich endgültig zurück. Ich finde es überaus bedauerlich, dass auch bei den Eulen keiner mehr zuhört oder wirklich mitliest, und es nur noch darum zu gehen scheint, einen Diskurs durch das Masseprinzip zu entscheiden, wofür dann alle Mittel willkommen sind.
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Der "Weichspülgang" bezog sich allgemein auf die Unterordnung nach beliebigen Partikularinteressen. Dass Du daraus die Anschuldigung zu machen versuchst, ich würde Rassismus verniedlichen, ist widerwärtig.
Falsch, und das habe ich auch nicht so dargestellt. Aber ich behaupte, dass Du die Intention der Änderungen BEI KINDERBÜCHERN nicht akzeptierst. Dir ist die Unantastbarkeit der Kunst wichtiger als das, was Begriffe wie Neger oder Zigeuner mit den Betroffenen beim Lesen machen. Sollte es nicht so gemeint sein, kommt es dennoch so rüber.
Aber da auch Du nur das liest und auf das reagierst, was Dir in den Kram passt, und andere dann Social-Media-fraktionierungsmäßig und reflexartig ihre Gefälltmirs drunterwutschen, damit auch hier klar wird, wie die Häsin läuft, ziehe ich mich endgültig zurück. Ich finde es überaus bedauerlich, dass auch bei den Eulen keiner mehr zuhört oder wirklich mitliest, und es nur noch darum zu gehen scheint, einen Diskurs durch das Masseprinzip zu entscheiden, wofür dann alle Mittel willkommen sind.
Ich reagiere nur auf den Teil, den ich nachvollziehen und/oder beurteilen kann. Zu den Angriffen auf Buchhändler:innen kann ich nichts sagen, da habe ich außer von Dir noch nichts von gehört. Von den Problem mit dem Gendern oder Sanktione beim nicht-gendern von Schriften an Universitäten habe ich gehört, aber es gibt keine offizielle Genderpflicht. Und wenn man es vorher weiß, kann man auch entsprechend schreiben - für mich nicht kritischer als die Aufforderung zu korrekter Rechtschreibung. Ich mag es auch nicht besonders, kann aber damit leben. Es sind ja keine alten Schriften, welche überarbeitet werden, sondern neue Dokumente.
Schade, dass Du die Diskussion so empfindest. Meiner Meinung nach bist Du auch nicht gerade offen für Argumente und hast keinen Grund, jetzt beleidigt zu sein. Deine Vorwürfe haben was von Totschlagargument, und das mit den "Gefälltmirs" klingt nach beleidigter Leberwurst. Den Schuh ziehe ich mir (und die "Social-Media-Fraktion" vermutlich auch) nicht an.
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Dass Du daraus die Anschuldigung zu machen versuchst, ich würde Rassismus verniedlichen, ist widerwärtig.
Das wäre es wohl, schließlich hast Du Deine Meinung bzgl. Rassismus häufig genug geäußert. Das ist aber zumindest nicht das, was sie geschrieben hat. Sie schreibt, dass ihr der von Dir geäußerte Begriff 'Weichspülgang' für das Abmildern von Rassismus in Kinderbüchern nicht gefällt, sie findet den Begriff herabwürdigend. Sie vertritt damit ihre Meinung, dass es wichtiger ist, Rassismus in Kinderbüchern abzumildern, als diese Bücher als Zeitdokument zu erhalten und nicht zu ändern.
Du bist der Meinung, dass Bücher als Zeitdokument erhalten werden müssen, egal was in Ihnen steht, es widerspiegelt eben die Zeit in der sie geschrieben wurden und das ist ein Wert, der unwiederbringbar verloren gehen würde.Ihr habt lediglich diesbezüglich unterschiedliche Ansichten. Und vertretet diese mit Herzblut.
Ich habe auch weiter über das Thema nachgedacht. Ich verstehe den Wunsch Kinderbücher abzuändern. Die Bücher, um die es geht, sind ja die, die wir selbst in unserer Kindheit so geliebt haben und das wollen wir gerne weitergeben. Und es sind eben nicht irgendwelche Bücher, sondern nur ganz wenige aus der Kinderliteratur, die tatsächlich nach Jahrzehnten auf diese Weise überdauern.
Tatsächlich sind aber auch diese Bücher häufig nicht mehr das, was unsere Kinder überhaupt noch lesen wollen. Sie sind tatsächlich aus einer anderen Zeit und das 'Weichspülen' ändert daran nicht wirklich etwas.
Und da bin ich dann eben wieder bei Tom, da wiegt der Wert des Zeitdokuments und der Urheberschaft einfach schwerer. Tatsächlich haben zumindest meine eigenen Kinder ganz andere Bücher, die sie lieben. Die meiner Generation, die ich ihnen nahebringen wollte, kamen nie so wirklich an. Und nichts von dem, was sie lieben, gab es in meiner Kindheit schon.
Und schaue ich auf meine eigene Kindheit zurück, ist das ebenfalls so. Es gab sie, die Kinderbücher, die meine Eltern liebten. Aber auch die waren - Nils Holgersson als Ausnahme - nicht das, was mich tatsächlich mitriss.
Aus meiner Sicht opfern wir also Zeitdokumente den Emotionen unserer Kindheit, die wir weitergeben möchten. Was häufig nicht gelingt bzw. gelingt über andere neue Bücher, die unsere Kinder entdecken. Es sind aber diese Emotionen, die uns Bücher unserer eigenen Kindheit kaufen lassen, was spätestens, wenn wir sie unseren Enkeln schenken wollen, zu Konflikten mit unseren Kindern führen kann (da stehen aber ganz schön rassistische Sachen drin). Also wollen wir bereinigte Versionen. Obwohl es wahrscheinlich besser wäre, einfach den nächsten Band von Percy Jackson oder was gerade aktuell ist, zu schenken.
Oder eben Nils Holgersson. Im Original. -
Und ergänzend zu meinem letzten Beitrag:
Oder eben 'Die kleine Hexe'. Im Original. Und dazu zu stehen, dass wir in einer Zeit aufgewachsen sind, in der Rassismus allgegenwärtig war. Und dann darüber zu reden.
Denn genau das ist es natürlich auch, was entfernt wird. Es ist auch ein Reinwaschen unserer Kindheit.
Edit: Und das fehlende Vertrauen in unsere Kinder, damit umgehen zu können.
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Das wäre es wohl, schließlich hast Du Deine Meinung bzgl. Rassismus häufig genug geäußert. Das ist aber zumindest nicht das, was sie geschrieben hat. Sie schreibt, dass ihr der von Dir geäußerte Begriff 'Weichspülgang' für das Abmildern von Rassismus in Kinderbüchern nicht gefällt, sie findet den Begriff herabwürdigend. Sie vertritt damit ihre Meinung, dass es wichtiger ist, Rassismus in Kinderbüchern abzumildern, als diese Bücher als Zeitdokument zu erhalten und nicht zu ändern.
Du bist der Meinung, dass Bücher als Zeitdokument erhalten werden müssen, egal was in Ihnen steht, es widerspiegelt eben die Zeit in der sie geschrieben wurden und das ist ein Wert, der unwiederbringbar verloren gehen würde.Ihr habt lediglich diesbezüglich unterschiedliche Ansichten. Und vertretet diese mit Herzblut.
Seh ich auch so, man wird bei dieser Diskussion nie auf einen Nenner kommen. Mich selbst seh ich auch iwo dazwischen.
Ich bin absolut gegen Ändern von bereits bestehender Literatur, ums Verrecken Gendern oder woke sein, als Elternteil aber auch drauf bedacht mein Kind zu schützen ohne zu Helikoptern.
Hinweise auf den Inhalt/Triggerwarnungen oder wie auch immer man das nennen möchte, finde ich daher einen guten Kompromiss und nicht das Anfang vom Ende, wie es im Lauf dieser Diskussion prophezeit wurde (siehe Amerika, Zensur, Bücherverbrennung).
Der Autor kann frei schrieben und der Leser entscheiden, was er sich oder seinem Kind zumuten/erklären kann
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Interessanterweise entzündet sich diese Debatte immer nur an bestimmten Begriffen.
Inwiefern ist das "interessant"?
Weil es in meiner Wahrnehmung als Außenstehende oft gar nicht um die Bewahrung des Originaltextes geht, sondern nur um die Beibehaltung bestimmter Wörter.
Ansonsten hat Maarten gerade wunderbar erklärt, dass es bei der Frage um eine persönliche Meinung geht. Da gibt es kein richtig/falsch. Es wäre wünschenswert, wenn jede und jeder die eigene Meinung äußern kann und darf, ohne dafür dumm angegangen zu werden!
Wir leben in einem sehr freien Land, dafür sollten wir jeden Tag dankbar sein. Das heißt:
- Verlage können und dürfen selbstständig entscheiden, ob sie einen Originaltext drucken oder ihn sprachlich an heutige Zeiten anpassen. Das schreibt ihnen ganz bestimmt keine Gruppe und schon gar keine Regierung vor! (Pressefreiheit ist ein hohes Gut in Deutschland und es gäbe einen Skandal sondergleichen, wenn sich die Politik in Fragen der Veröffentlichung einmischt).
- Ich als Konsumentin darf entscheiden, ob ich eine Neuausgabe in veränderter Form oder doch lieber das Original kaufe bzw lese.
- Bei den Autorinnen und Autoren bin ich mir nicht sicher, da habe ich keinen Einblick, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sie ihre Werke vertraglich vor jeglicher Änderung/Anpassung sichern könnten - wenn sie dies den wollen.
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Weil es in meiner Wahrnehmung als Außenstehende oft gar nicht um die Bewahrung des Originaltextes geht, sondern nur um die Beibehaltung bestimmter Wörter.
Dem 'nur' möchte ich widersprechen. Das klingt so, als würde nur anders formuliert.
Diese Wörter werden ja deswegen entfernt/ersetzt, weil sie den allgegenwärtigen Rassismus der Zeit, in der das jeweilige Kinderbuch entstanden ist, spiegeln. Es geht nicht um eine Anpassung der Formulierung, sondern es geht darum ein Buch von dem Rassismus der damaligen Zeit zu bereinigen.
Klar gibt's Änderungen die man argumentieren kann. Aber wenn man damit anfängt, ist die Frage, wo man wieder aufhört. Und ob man dann nicht besser gleich die Finger davonlässt. -
Meine Kinder haben die kleine Hexe, den kleinen Wassermann, Pippi Langstrumpf etc. geliebt. Ottfried Preussler lief hier aber hauptsächlich als Hörbuch, und das war im Kindergarten. In dem Alter möchte ich keine großen Erklärungen abgeben müssen. Und ich habe zwar beim ersten Anhören mitgehört, aber die CDs liefen rauf und runter. Mir ist dann eine behutsame "Entschärfung/Modernisierung" lieber. Zumal sicher nicht alle Eltern sich die Mühe machen. Mit Helikoptereltern hat das nichts zu tun.
Gibt es eigentlich genauso viele Diskussionen, wenn Filme für die Ausstrahlung um 20 Uhr auf FSK12 geschnitten werden (beispielsweise Indiana Jones 2)? Oder FSK18 und FSK16 Fassungen erstellt werden (From Dusk Till Dawn)?
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Gibt es eigentlich genauso viele Diskussionen, wenn Filme für die Ausstrahlung um 20 Uhr auf FSK12 geschnitten werden (beispielsweise Indiana Jones 2)? Oder FSK18 und FSK16 Fassungen erstellt werden (From Dusk Till Dawn)?
Oh ja, die gibt es. In diversen Filmforen wurden dann früher regelmäßig die Messer gewetzt. Allerdings lässt das nach, weil das lineare TV an Bedeutung verliert und Film-Fans sich eh die DVDs kaufen.
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Weil es in meiner Wahrnehmung als Außenstehende oft gar nicht um die Bewahrung des Originaltextes geht, sondern nur um die Beibehaltung bestimmter Wörter.
Dem 'nur' möchte ich widersprechen. Das klingt so, als würde nur anders formuliert.
Diese Wörter werden ja deswegen entfernt/ersetzt, weil sie den allgegenwärtigen Rassismus der Zeit, in der das jeweilige Kinderbuch entstanden ist, spiegeln. Es geht nicht um eine Anpassung der Formulierung, sondern es geht darum ein Buch von dem Rassismus der damaligen Zeit zu bereinigen.
Das "nur" bezog sich auf die mengenmäßige Ersetzung, da gings in keinster Weise um den Inhalt.
Ich gebe dir recht, dass die verwendete Sprache die Entstehungszeit wiederspiegelt. Ich gebe dir aber nicht recht, dass bestimmte verwendete Wörter den Rassismus dieser Zeit wiederspielten. Denn: diese Wörter waren damals noch nicht rassistisch, diese Bedeutung haben sie erst später bekommen. Sprache ändert sich. Damals war das heute nicht mehr verwendete N-Wort Ausdruck für Menschen aus Afrika. Ohne Hintergedanken. Und ich unterstelle Preußler, dass er es genau so verwendet hat: als gängiger Ausdruck, ohne jemanden beleidigen zu wollen. Deswegen jetzt die Anpassung. Weil das Wort heute eine ganz andere Bedeutung hat.
Deswegen kann das Buch gar nicht vom Rassismus der damaligen Zeit "bereinigt" werden, weil es darüber überhaupt nichts aussagt. Es sagt was über den damaligen Sprachgebrauch. Es sagt was darüber aus, wie sich Kinder damals verkleidet haben. Bitte nicht Kinderbücher mit irgendwelchen Bedeutungen aufladen, die sie nicht haben und nie hatten.
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Ich gebe dir recht, dass die verwendete Sprache die Entstehungszeit wiederspiegelt. Ich gebe dir aber nicht recht, dass bestimmte verwendete Wörter den Rassismus dieser Zeit wiederspielten.
Rassistische Begriffe waren natürlich damals auch schon rassistische Begriffe. Du hast Recht, dass sie damals gedankenloser verwendet wurden als heutzutage. Genau das spiegelt aber doch die Selbstverständlichkeit und Allgegenwärtigkeit des Rassismus zu jener Zeit.
Und zB bei Preußler, einem früheren HJ-Fähnleinführer dessen erste Prosa-Veröffentlichung 'Erntelager Geyer' stark von der HJ geprägt war jetzt davon auszugehen, dass das alles nur gedankenlos war? So selbstverständlich sehe ich das tatsächlich nicht.
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Ich gebe dir recht, dass die verwendete Sprache die Entstehungszeit wiederspiegelt. Ich gebe dir aber nicht recht, dass bestimmte verwendete Wörter den Rassismus dieser Zeit wiederspielten. Denn: diese Wörter waren damals noch nicht rassistisch, diese Bedeutung haben sie erst später bekommen. Sprache ändert sich. Damals war das heute nicht mehr verwendete N-Wort Ausdruck für Menschen aus Afrika. Ohne Hintergedanken.
Danke für diese Anmerkung! "Ohne Hintergedanken" - exakt so habe ich die früheren Jahrzehnte, denen man heute alles mögliche vorwirft, in Erinnerung behalten. Die Hintergedanken werden aus heutiger Sicht dazu erfunden.
Zum Disput zwischen Tom und Breumel : Ich habe die Posts mehrfach gelesen, und selbst auf die Gefahr hin, daß ich mich nun (wieder mal) in die Nesseln setze: ich habe das genau so verstanden, wie Tom und hätte vermutlich ähnlich hart reagiert wie er.
Ganz allgemein zum Thema: ich habe alle Beiträge, teils mehrfach, gelesen und darin viel zum Nachdenken gefunden. Weiter oben schrieb ich, daß ich die in dem von Breumel verlinkten Artikel aufgeführte Argumentation nachvollziehen kann. Nachvollziehen, aber nicht für richtig halten. Ich gehe mal davon aus, daß ein Autor sich etwas dabei denkt, wenn er ein Buch schreibt. Und er zudem die Sprache beherrscht, also Worte und Sätze bewußt wählt und verwendet. Werden diese verändert, verändert sich auch das Buch - vom Inhalt bis zur "Stimmung" (von der Aussage ganz zu schweigen).
Wenn man also meint, daß bestimmte Begriffe nicht mehr geläufig sind, kann man die durch eine Fußnote (oder ein Glossar) erklären. Und wenn es einem inhaltlich nicht paßt, wäre eine Möglichkeit, das Lesen dieses bestimmten Buches ganz sein zu lassen. Angesichts der riesigen Anzahl verfügbarer Bücher sollte eigentlich jeder die für sich geeigneten finden. Wenn man nur Bücher mit dem heutigen Zeitgeist bzw. heutigen Verständnis will sollte man vielleicht auch nur zu neuen Büchern greifen. Da kann man dann nichts falsch machen.
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Rassistische Begriffe waren natürlich damals auch schon rassistische Begriffe. Du hast Recht, dass sie damals gedankenloser verwendet wurden als heutzutage. Genau das spiegelt aber doch die Selbstverständlichkeit und Allgegenwärtigkeit des Rassismus zu jener Zeit.
Und zB bei Preußler, einem früheren HJ-Fähnleinführer dessen erste Prosa-Veröffentlichung 'Erntelager Geyer' stark von der HJ geprägt war jetzt davon auszugehen, dass das alles nur gedankenlos war? So selbstverständlich sehe ich das tatsächlich nicht.
Diesen Satz empfinde ich als sehr selbstgerecht. Nach der Nazizeit war es normal auch die seinerzeot grängigen Begrifflichkeiten weiter zu verwenden. Beim Militär war es zudem noch sehr lange normal im Jargon der Wehrmacht zu reden - und man hat sich daran nicht gestört. Und es nervt, wenn hinter jedem St ein und Busch Rassismus vermutet wird. Auch die Dinge aus früherer Zeit sind Teil unserer Kultur und sollten nicht dauern von irgendwelchen selbsternannten Moralaposteln in den Dreck gezogen werden.
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Diesen Satz empfinde ich als sehr selbstgerecht. Nach der Nazizeit war es normal auch die seinerzeot grängigen Begrifflichkeiten weiter zu verwenden. Beim Militär war es zudem noch sehr lange normal im Jargon der Wehrmacht zu reden - und man hat sich daran nicht gestört. Und es nervt, wenn hinter jedem St ein und Busch Rassismus vermutet wird. Auch die Dinge aus früherer Zeit sind Teil unserer Kultur und sollten nicht dauern von irgendwelchen selbsternannten Moralaposteln in den Dreck gezogen werden.
Nochmal in der Hoffnung, dass es klar ist, was ich geschrieben habe:
Der Begriff ist rassistisch. Das war er schon in den Jahrhunderten davor und auch in den Jahrzehnten danach. Der Begriff
Die Verwendung damals war häufig gedankenlos. Gedankenlos, d.h. ohne Hintergedanken
Die gedankenlose Verwendung von rassistischen Begriffen ist ein Zeichen der damaligen Zeit.
Diese Zeitzeichen werden aus den Büchern entfernt. Wie die Intention des Autor war, spielt dabei - wenn überhaupt - eine untergeordnete Rolle. Im Vordergrund steht, ob sich das Buch dann besser verkaufen lässt.
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Der Begriff ist rassistisch. Das war er schon in den Jahrhunderten davor und auch in den Jahrzehnten danach.
Siehe dazu einen sehr ausführlichen Artikel mit zahlreichen Verweisen: https://de.wikipedia.org/wiki/Neger
Zwei Zitate daraus:
"Ab Mitte der 1970er Jahre fanden sich in deutschen Wörterbüchern, zunächst nur vereinzelt, Hinweise auf eine abwertende oder diskriminierende Konnotation des Begriffs. "
"Ulrike Kramer schloss aus der Betrachtung von Wörterbucheinträgen, dass gesagt werden könne, „daß sich Neger in seiner Wortgeschichte vom ursprünglichen Extrem einer wertfreien Bedeutung weg- und in die Richtung eines anderen Extrems, nämlich eines Schimpfwortes, hinbewegt“ habe."
Die kleine Hexe ist übrigens 1957 erschienen.
Ich gehe mal davon aus, daß ein Autor sich etwas dabei denkt, wenn er ein Buch schreibt. Und er zudem die Sprache beherrscht, also Worte und Sätze bewußt wählt und verwendet.
Davon gehe ich auch aus. Nur kann niemand zum Zeitpunkt des Schreibens wissen, wie sich die Bedeutung von Wörtern ändert. Uns muss allen bewusst sein, dass in 50 Jahren Wörter und Begriffe, die wir heute ganz selbstverständlich verwenden unverständlich, missverständlich oder völlig daneben sein werden. Nur heute wissen wir es nicht "besser" und müssen damit arbeiten, was wir haben.
Wenn man also meint, daß bestimmte Begriffe nicht mehr geläufig sind, kann man die durch eine Fußnote (oder ein Glossar) erklären. Und wenn es einem inhaltlich nicht paßt, wäre eine Möglichkeit, das Lesen dieses bestimmten Buches ganz sein zu lassen. Angesichts der riesigen Anzahl verfügbarer Bücher sollte eigentlich jeder die für sich geeigneten finden.
Bei Erwachsenenbüchern bin ich da voll und ganz bei dir. Da kann man es anders lösen bzw. beim Lesen von "Klassikern" voraussetzen, dass diese in einem zeitgeschichtlichen Kontext gesehen werden (machen bestimmt nicht alle, aber das ist dann deren Problem). Hier geht es aber um Kinderbücher, speziell um die Zielgruppe Kindergarten/frühe Grundschule. Da helfen Fußnoten oder ein Glossar nicht weiter und glaubt mir, Medien werden von Kindern dieser Altersgruppe sehr oft alleine konsumiert, so dass auch die Einordnung von kundigen Erwachsenen oft wegfällt.
Die Bücher nicht mehr aufzulegen könnte natürlich auch eine Lösung sein - aber will das ernsthaft jemand? Dazu finde ich diese Kinderbuchklassiker viel zu schön und literarisch zu "wertvoll".
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Siehe dazu einen sehr ausführlichen Artikel mit zahlreichen Verweisen: https://de.wikipedia.org/wiki/Neger
Zwei Zitate daraus:
"Ab Mitte der 1970er Jahre fanden sich in deutschen Wörterbüchern, zunächst nur vereinzelt, Hinweise auf eine abwertende oder diskriminierende Konnotation des Begriffs. "
"Ulrike Kramer schloss aus der Betrachtung von Wörterbucheinträgen, dass gesagt werden könne, „daß sich Neger in seiner Wortgeschichte vom ursprünglichen Extrem einer wertfreien Bedeutung weg- und in die Richtung eines anderen Extrems, nämlich eines Schimpfwortes, hinbewegt“ habe.
Aus dem gleichen Artikel kann ich auch mit der gegenteiligen Meinung zitieren. Aber ich sehe auch den Widerspruch nicht. Ulrike Kramer scheint mir von den Gedanken zu sprechen, mit denen der Begriff verwendet wird/wurde.
Lies mal in dem Artikel den Abschnitt Etymologie. Da wird sehr deutlich, das es sich schon immer um einen rassistischen Begriff handelt.
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SiCollier Ich habe Tom nie für einen Rassisten gehalten und bin auch keineswegs der Meinung, dass er Rassismus verharmlosen oder verniedlichen wolle. Maarten hat das auch richtig verstanden.
Womit ich ein Problem habe, ist diese "ganz oder gar nicht" Haltung, wenn es um Kinderbücher geht, vor allem um Bücher für 4-7jährige. Da sind Fußnoten oder Glossar nicht hilfreich, und bei Hörbüchern gibt es diese gar nicht. Preussler und Lindgren sind Klassiker der Kinderliteratur, welche in vielfältiger Form auch heute noch von Kindern geliebt werden. Und zur Allgemeinbildung gehören. Der Standpunkt "das N-Wort muss aus kulturellen Gründen drin bleiben, es muss ja nicht jeder das Buch lesen/hören/den Film schauen" grenzt meiner Meinung nach Kinder aus, die von dem Wort verletzt werden. Und das finde ich einfach traurig. Im Namen der Kultur Menschen zu verletzen oder auszugrenzen, die für Fußnoten und Erklärungen noch zu jung sind, ist für mich nicht richtig.
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Preussler und Lindgren sind Klassiker der Kinderliteratur, welche in vielfältiger Form auch heute noch von Kindern geliebt werden. Und zur Allgemeinbildung gehören. Der Standpunkt "das N-Wort muss aus kulturellen Gründen drin bleiben, es muss ja nicht jeder das Buch lesen/hören/den Film schauen" grenzt meiner Meinung nach Kinder aus, die von dem Wort verletzt werden. Und das finde ich einfach traurig. Im Namen der Kultur Menschen zu verletzen oder auszugrenzen, die für Fußnoten und Erklärungen noch zu jung sind, ist für mich nicht richtig.
Das ist natürlich ein Standpunkt, den man haben kann. Gerade wenn man die Bücher selbst liebt.
Genauso kann man den Standpunkt haben, dass Preußler und Lindgren bei ihren Büchern ohnehin ausschließlich weiße Kinder als Publikum adressiert haben und die heutige Literatur da tatsächlich breiter aufgestellt ist.
Und man deswegen 4-7 jährigen Kindern - insbesondere in den gemischten Konstellationen im Kindergarten - auch etwas zeitgemäßeres, weniger mit unseren eigenen Emotionen verbundenes vorliest.
Das man Bücher nicht ändert, ist ein Axiom.
Zumindest für Schriftsteller.
Und das sind die Experten für Bücher.