Und vor welchen Traumata und Erfahrungshorizonten und Lebenswirklichkeiten und -situationen usw. usf. willst Du bitte wie ernsthaft durch "Triggerwarnungen" schützen? In der Konsequenz ginge das nur durch ein Verbot sämtlicher Produkte, die Gefährdungspotential haben, und auch dieser Gedanke liegt einigen nicht allzu fern.
Genau diese Konsequenz ist es aber, die sich immer mehr breit macht: sobald irgendwo irgend eine auch nur mögliche Gefahr am Horizont erscheint, wird nach einem Verbot gerufen. (Ich weiß, das ist etwas (?) überspitzt.) Aufgewachsen in einer Zeit, da niemand daran dachte, Zäune um Seen zu errichten, anzunehmen, daß Menschen zu Rassisten werden, weil sie (wie damals so gut wie jeder andere auch) den Begriff "Neger" verwendeten oder KInder in fast schon gepanzert anmutenden Autos (nennt man wohl "SUVs") jeden Meter gefahren werden, und schon gar niemand auf die Idee kam, vor Inhalten von Büchern zu warnen. Aufgewachsen also in einer so furchtbaren Zeit frage ich mich manchmal, wie ich so alt werden konnte, daß in ein paar Wochen, wenn man Udo Jürgens glauben darf, das Leben für mich erst anfängt?
Um nicht falsch verstanden zu werden: ich könnte in meiner Biographie auch so einige Dinge aufzählen, die Tom in seinen Beiträgen genannt hat, habe also durchaus Vorbelastungen. Und es gibt durchaus Dinge, über die ich eher nichts lesen (oder in Filmen sehen) möchte. Aber wie Tom früher schrieb, gibt es in Klappentexten Hinweise auf den Inhalt. Bisher ist es mir eigentlich immer gelungen, aus diesen Hinweisen herauszufiltern, ob ich besser die Finger von einem Buch lassen sollte oder nicht. Falls die Tendenz zu "nicht lesen" geht, sammle ich so lange Informationen, bis ich eine klare Meinung habe - und lese oder nicht. Es gibt, soweit ich mich erinnere, nur eine Ausnahme von dieser Regel, wo ich nicht erkannt habe, daß ich das Buch besser nicht lesen sollte. Und das war ausgerechnet noch eine LR hier im Forum. Allerdings habe ich auf die Folgebänden dann verzichtet.
Anmerkung an mich: ich hätte nie gedacht, daß ich einmal dermaßen mit Toms Meinung übereinstimme, wie hier in diesem Thread. Keine Ahnung, wie ich das einschätzen soll. Ob ich tatsächlich noch lernfähig bin?