Der Zeitgeist und die Bücher oder ist das Zensur?

  • Ich hab nichts gegen Triggerwarnungen, ich muss sie ja nicht lesen… Ich brauche sie auch nicht, weil ich einfach recht unempfindlich bin und mich über Bücher oder Filme, die ich lesen oder sehen will vorher informiere.

    Ich weiss aber auch, dass eben andere diesen Service wertschätzen, also ist es auch ok.


    Wie soll man über schwierige Themen schreiben, wenn man das Thema dann vielleicht gart nicht mehr richtig ansprechen kann, um niemanden auf den Schlips zu treten. Also den Text weichspült und damit dem Leser die Entscheidung auch ein wenig aus der Hand nimmt?


    Dann lieber ne Triggerwarnung, dann weiss auch jeder worauf er sich einlässt.

    Wobei ich mich bei manchen Filmen wundere, wovor alles gewarnt wird. Da werden Trigger erwähnt, auf die ich im Leben nicht gekommen wäre…..


    Edit: Wobei ich grade feststelle, dass die Triggerwarnung bei Netflix und Disney + wohl nur erscheinen, wenn ich den Film auch starte. Warum wird sowas denn nicht bei der FSK Einstufung einfach dazu geschrieben?

  • Die Triggerwarnungen bei Netflix etc. beziehen sich soweit ich weiß nur auf die FSK Einstufung. Kein Erwachsener wird durch Rauchen oder Schimpfwörter getriggert, aber sowas führt zu FSK12.

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Ich finde Triggerwarnungen für mich selber auch total überflüssig. Ich behaupte, nicht weil ich unsensibel bin, aber sollte es in einem Buch Szenen geben, die mich aus irgend einem Grund überfordern, dann merke ich dass schon nach wenigen Worten, Sätzen und kann dann problemlos vorblättern/drüber weglesen oder im schlimmsten Fall das Buch zur Seite legen (Ist mir erst zweimal so richtig passiert. Einmal war es der Nachfolger von "Das Schweigen der Lämmer" und dass da garstige Szenen dabei sind, war mir natürlich vorher klar. Die waren dann aber so, dass ich sogar ich das nicht lesen wollte.)

    Ich kann persönlich für mich selber entscheiden, ob ein Text etwas für mich ist oder nicht. Bei Filmen ist das sicher schwieriger. Vor allem im Kino rennt man ja nicht einfach raus. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemand für mich vorher aussucht, was etwas für mich ist und was nicht. Die Triggerwarnungen sind manchmal so grob gesetzt, dass ich sie total übertrieben finde. Ob vorne oder hinten ist mir total Wurst, ich lese die einfach nicht.

    Wobei ich mich bei manchen Filmen wundere, wovor alles gewarnt wird. Da werden Trigger erwähnt, auf die ich im Leben nicht gekommen wäre…..

    Dieser Film könnte Spuren von Nüssen enthalten. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich muss mich dann doch noch einmal zu Wort melden, weil mich das Thema sehr beschäftigt, und weil ich das irritierend finde, eigentlich aber regelrecht bizarr, dass es ausgerechnet in einem Bücherforum Leute gibt, die "Triggerwarnungen" ausdrücklich begrüßen und für großartig halten.


    In Folge S3.5 der Amazon-SF-Serie "Upload" (Trigger: "12 - Tabakerzeugnisse, sexuelle Inhalte") besucht der Held Nathan eine Bibliothek, und als er den ersten Gang betreten will, in dem sich echte, wahrhaftige Bücher befinden, springt ihm ein virtuelles Warnschild entgegen, und dann erscheint ein holografischer weißer, alter Mann, der ihm erklärt: "Bücher enthalten Informationen, die möglicherweise der Meinung, die Sie im Moment haben, nicht entsprechen oder in manchen Fällen sogar widersprechen." Nathan muss dann "Akzeptieren" sagen, um fortfahren zu können. Es geht aber noch weiter. "Bevor Sie diese Bibliothek betreten, sollten Sie wissen, dass Sie hier möglicherweise unangenehmen Tatsachen ausgesetzt werden."


    Das steht am vorläufigen Ende und jetzt schon im Kern von "Triggerwarnungen" (alleine dieser Begriff ist zum Heulen dumm). Aus dem Abenteuer, sich Kultur auszusetzen, wird eine Verlängerung unserer Blase, in der wir nur noch Leuten, Meinungen und Inhalten begegnen, die uns "gefallen", die unserem Weltbild entsprechen oder es stützen, die uns nicht emotional gefährden und so weiter. Wobei in diesem Satz auch noch der Konjunktiv fehlt. Könnten. Es passiert ja überhaupt nicht. Niemandem. Man wird nicht schwul, weil an der Schule jemand "gay" in Gegenwart meines Kindes sagt, man wird nicht zum Attentäter, wenn man Thriller anschaut, man verliert seine feministische Haltung nicht, wenn eine Romanfigur sexistisch agiert*. Aber die Erwartungshaltung an die (nicht nur kulturelle) Welt bewegt sich immer weiter in diese Richtung. Andere erledigen das Denken für mich, und das Abenteuer, das Kultur mal war, wird zu einem Nachmittag beim Minigolf (nur noch auf geraden, abschüssigen Bahnen, auf denen die Bälle automatisch ins Loch rollen, ganz egal, was wir tun, damit wir nicht durch das Erlebnis frustriert werden). Klar, das kann auch Spaß machen, aber dafür brauche ich den ganzen Bimbes drumherum nicht. Schaffen wir also am besten alles ab, das gefährlicher oder aufregender als Minigolf ist. (Wobei, ich kannte mal jemanden, einen Mitschüler an der Oberschule, der hat im Verein Minigolf gespielt, und als wir mit der Klasse eines Nachmittags gemeinsam auf die Minigolfbahn gegangen sind und er seine Tasche mit den Spezialschlägern und den 18 Bällen (für jede Bahn ein anderer) ausgepackt hat, hat ihm ein anderer Mitschüler eine üble Kopfnuss verpasst.)


    Die Bereinigung von Büchern geht in dieselbe Richtung. Es wird vor erfundenen Gefahren geschützt, etwa davor, dass Kinder das Wort "Neger" irgendwo lesen und deshalb quasi unmittelbar zu schlimmen Rassisten werden, wenigstens aber zu Menschen, denen das schlimme N-Wort jederzeit auf der Zunge liegt, alleine, weil sie es kennen. (Dieser Gedanke ist so dumm, dass ich mich kurz zum Eimer beugen muss. (...) So, bin wieder da.) Dabei lässt sich ohne die weitere Benutzung solcher Begriffe nicht von der unglaublichen Vergangenheit erzählen, die die menschliche Zivilisation hat, als sie sich bereits "zivilisiert" nannte, und die übrigens in nicht wenigen Ländern der Welt immer noch Gegenwart ist oder wieder zu werden droht. Nur, weil ich mich in meine Blase zurückziehe, in der bitte nichts zugelassen ist als Dinge und Leute, die dem entsprechen, was ich sowieso denke oder fühle, ändere ich daran überhaupt nichts. Ganz im Gegenteil. Wenn ich mich der Auseinandersetzung mit dem Übel völlig verschließe, überlasse ich anderen diese Auseinandersetzung, und im Endeffekt kümmert sich dann keiner mehr.


    Es ist sehr, sehr leicht, sich vor Inhalten zu schützen, die einen möglicherweise tatsächlich verstören (und nicht nur im Konjunktiv). Wenn man einen Klappentext oder eine Film-Synopsis aufmerksam liest, dann steht da in aller Regel alles, was man wissen muss, um sich zu schützen, etwa, wie hier absurderweise im Zusammenhang mit "Triggerwarnungen" ausgeführt wurde, davor, sexueller Gewalt oder pädophilen Vorgängen ausgesetzt zu werden. Wir sind allesamt selbst dazu in der Lage, das Abenteuer Kultur mitzuerleben, ohne bedeutenden Schaden zu nehmen. Aber es ist auch gut, wenn wir Schaden nehmen, wenn unsere vorgefertigte Meinung bröckelt, wenn unsere Vorurteile beschädigt werden und die Klischees, die wir leben, in Gefahr geraten. Wenn wir durch den Konsum von Kultur merken, dass wir uns eigentlich immer weiter in eine Bubble zurückziehen, die außer Langeweile und vermeintlich Gleichgesinnten nichts zu bieten hat, vor allem kein Leben. Wenn uns bewusst wird, wie viele Möglichkeiten es noch außerhalb derjenigen gibt, die unsere Blase ausmacht.


    Das ist nicht überzogen. Unterstützt das bitte nicht. Es ist der falsche Weg zu einem Ziel, über das auch noch diskutiert werden müsste.


    (*Warnung. Durch diese Aufzählung könnte der Eindruck entstehen, Homosexualität wäre aus meiner Sicht gleichzusetzen mit Menschen, die Morde begehen oder sich sexistisch verhalten. Dieser Eindruck könnte aber nur bei Leuten entstehen, die sich mit dem Klammerbeutel pudern oder solche Zusammenhänge unbedingt sehen wollen, was nicht selten dieselben Leute sind.)

  • Und ich finde es irritierend, dass Du scheinbar Menschen nicht ernst nimmst, die Traumata erlitten haben und damit konfrontiert in eine psychische Bredouille rutschen. Und ja, solche Menschen lesen vielleicht auch gerne Krimis, in denen Sexuelle Gewalt z.B. ein Thema ist, ohne das der Klappentext darauf hinweist.

    Mir fällt da Hakan Nesser ein, leider komme ich gerade nicht auf den Titel des Buches, da wird Kindesmissbrauch nämlich aus Sicht des Kindes beschrieben. Und das ist für jemanden, der das erlebt hat, ist das ich nicht witzig. Auch bei Harlan Coben findet man nicht alles im Klappentext.

    Es kann eben nicht jeder locker flockig damit umgehen. Sollen traumatisierte Manschen dann nur noch Heimatromane lesen? *Ironie aus*

    Und ja, ich verstehe etwas von Psychologie, ich habe das mal gelernt und mit etlichen ( lesenden ) traumatisierten Menschen gearbeitet.

    Ich habe meine Meinung, Du Deine. Einig werden wir uns hier nicht.


    Das wars hier von meiner Seite. Denn scheinbar können andere Meinungen hier nicht einfach akzeptiert werden.

  • Und ich finde es irritierend, dass Du scheinbar Menschen nicht ernst nimmst, die Traumata erlitten haben und damit konfrontiert in eine psychische Bredouille rutschen.

    So ein Blödsinn.


    Du hast mein Posting nicht gelesen, oder?


    Und vor welchen Traumata und Erfahrungshorizonten und Lebenswirklichkeiten und -situationen usw. usf. willst Du bitte wie ernsthaft durch "Triggerwarnungen" schützen? In der Konsequenz ginge das nur durch ein Verbot sämtlicher Produkte, die Gefährdungspotential haben, und auch dieser Gedanke liegt einigen nicht allzu fern.


    Man kann sich informieren und schützen. Das ist ganz leicht. Und sehr viel verlässlicher als durch "Triggerwarnungen".

  • Und vor welchen Traumata und Erfahrungshorizonten und Lebenswirklichkeiten und -situationen usw. usf. willst Du bitte wie ernsthaft durch "Triggerwarnungen" schützen?

    - Buchtitel und Buchcover: Sagen nicht viel aus.


    - Person: Wurde mal von seiner Mutter geschlagen und misshandelt als Kind.


    - Trigger Warnung: "Warnung in diesem Buch kommt häusliche Gewalt vor."


    So nun kann die Person darauf eingehen und eventuell in seine Vergangenheit katapultiert werden oder das Buch weg legen.


    Ich habe mir das btw nun ausgedacht, bevor jemand was anderes denkt.

  • Mir fällt da Hakan Nesser ein, leider komme ich gerade nicht auf den Titel des Buches, da wird Kindesmissbrauch nämlich aus Sicht des Kindes beschrieben. Und das ist für jemanden, der das erlebt hat, ist das ich nicht witzig.

    Ich hoffe, ich kenne niemanden, für den das witzig wäre.


    Hakan Nesser ist ein Krimiautor, und er gehört neben Mankell und einigen anderen zu jenen skandinavischen Krimiautoren, die sozusagen vor nichts zurückschrecken und von Grenzsituationen detailliert erzählen. Das tun sie manchmal um des Effekts willen, um jene Leute als Leser zu gewinnen, denen es nicht brutal genug zugehen kann (solchen Leuten sind Nesser- und Mankell-Romane in aller Regel aber zu klug), aber in der Hauptsache tun sie es, um bei allem Unterhaltungswert, den Kriminalromane haben (die übrigens in aller Regel von Morden erzählen, also von den grausamsten Taten, die Menschen einander antun können, denn dabei stirbt immer jemand, der anderen Menschen wichtig war, und wer stirbt, der ist für immer tot), nicht aus dem Blick zu verlieren, worum es dabei geht, wovon man sich hier unterhalten lässt. Das weiß man, wenn man einen Mankell oder einen Nesser in die Hand nimmt, und es ist ein Leichtes, sich darüber zu informieren. Man geht ja nicht in Buchläden und greift willkürlich nach irgendeiner Schwarte.


    Diese intensive Auseinandersetzung mit den Tatvorgängen gehört hier also quasi zum Konzept und zur Attitüde. Bei der Vielzahl von menschlichen Schicksalen und Lebenswegen braucht es aber nicht einmal so plakative Beispiele, um eine mögliche Verletzung von Gefühlen zu konstruieren. Die absurde Annahme, es wäre wirklich vonnöten, jede Person, die durch irgendeine Situation in ihrem Leben irgendwie psychisch belastet worden ist, durch entsprechende Etikettierung von Kulturgut davor zu schützen, konterkariert alles, was Kultur ausmacht, selbstbestimmtes Leben, Verantwortung und Freiheit. Und es ist absurd unrealistisch. Man müsste personalisiert warnen, sonst hätte es keinen Sinn.


    Ich bin voller Verständnis und Empathie für Menschen, die in extremen Situationen waren und seither darunter zu leiden haben, und auch wenn ich keine sexuelle Gewalt als Kind erleben musste, bin ich doch körperlich misshandelt worden. Das sind Ereignisse, die immer noch nachhallen, an die ich immer noch denken muss, von denen ich manchmal träume. Wenn ich in meinem Alltag (dabei muss es nicht um Kultur gehen) mit dieser Thematik konfrontiert werde, fühle ich etwas. Es ist nicht so, dass ich in die Situationen zurückfalle, dafür ist das zu lange her und eigentlich ist es auch seit Jahrzehnten verheilt. Ganz im Gegenteil. Ich empfinde etwas wie Anerkennung, und ich finde es richtig, dass das Thema Gegenstand von Kultur, von Dokumentation, von Diskussion ist. Und ich fürchte, Trigger funktionieren meistens auch nicht so, wie hier offenbar einige denken. Der missverständliche Begriff lässt meinen, es müsse nur der bildliche Abzug betätigt werden und dann ist es wie bei einem Alkoholiker, der nach Jahren wieder einen Schnaps trinkt. So ist das nicht, so funktioniert das nicht. Und ich will auch nicht, dass ich damit aufhöre, an jene Zeit zu denken. Ganz im Gegenteil. Ich bin aufmerksam und achtsam, und ich thematisiere das übrigens auch in meinen Büchern. Nicht um des Effektes willen.

  • Wie jetzt, Postings lesen? Muss man das tatsächlich? =O


    Da Du meine scheinbar auch nicht liest, erübrigt sich hier jedes weitere Wort.


    Nur eines noch, mich kotzt es tierisch an, das eine Meinung hier nicht einfach eine Meinung sein darf, nur weil sie Deiner nicht entspricht. Daher ist mein Dasein hier beendet. Ich verschwende meine kostbare Lebenszeit nicht mit Menschen wie Dir und anderen, die einfach nicht akzeptieren können, wenn jemand anders denkt.

  • Ja ich bin natürlich auch voll der Meinung, dass ein Kriegsflüchtling der vielleicht so 90% seiner Familie sterben sah in einem Buch auf 1x mit Krieg konfrontiert werden sollte, ein Traumata erleidet und dann noch mehr Depressionen entwickelt.


    Den Hauptsache wir werden nicht gEsPoIlErT


    Sarkasmus Off

    Du willst nicht verstehen, dass es hier um den Kompromiss ging, Triggerwarnungen nicht dorthin zu stellen, wo jeder sie zwangsläufig gleich sieht, sondern sie ans Ende zu stellen, wo derjenige, der sie braucht, hinblättern kann, bevor er anfängt zu lesen, während andere nicht zufällig über die Informationen stolpern, oder?

  • Lieber Tom,

    wenn ich gerade jemanden durch Suizid verloren habe, will ich nichts über Suizid lesen,

    wenn ich gerade jemanden durch eine schwere Krankheit begleite, will ich nichts über lebensbedrohliche Krankheiten lesen

    wenn ich einfach entspannen will, will ich keine detaillierte Beschreibung einer Gruppenvergewaltigung lesen

    usw...

    Leider ist das nicht immer im Klappentext ersichtlich und so manches vermeintlich beschauliche und entspannende Buch nimmt überraschende Wendungen.

    Was ich grundsätzlich spannend finde, aber eben nicht in jeder Situation.

    Wenn ich dann nachschauen kann, ob Themen auftauchen, über die ich gerade nichts lesen möchte, bin ich froh.

    Und wenn Du immer alle Themen lesen magst, freut es mich für Dich, Du kannst die Warnungen ja dann einfach ignorieren....

  • Ich habe das mal bei Wikipedia nachgelesen:

    Zitat

    Trigger in Psychiatrie und Psychologie

    In der Psychiatrie kann durch einen Schlüsselreiz ein Flashback ausgelöst werden. Die betroffene Person hat dabei ein durch den Trigger ausgelöstes plötzliches, intensives Wiedererleben eines vergangenen Erlebnisses oder früherer Gefühlszustände; das kann so stark sein, dass die Person unfähig ist, sie als Erinnerung zu erkennen und erlebt sie förmlich als aktuelles Ereignis.

    Als Intrusion wird das Wiedererinnern und Wiedererleben von psychotraumatischen Ereignissen in der Psychotraumatologie verstanden. Intrusionen gelten als Symptom der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), aber auch der Zwangsstörung, die zumeist durch einen Trigger ausgelöst werden.

    Von daher finde ich, sollte eine Trigger-Warnung als Schutzmaßnahme für solchermaßen betroffene Personen gesehen werden. Und nicht als Einschränkung für Jedermann/-frau/-sonstige, die eine einigermaßen normale Psyche haben.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Du willst nicht verstehen, dass es hier um den Kompromiss ging, Triggerwarnungen nicht dorthin zu stellen, wo jeder sie zwangsläufig gleich sieht, sondern sie ans Ende zu stellen, wo derjenige, der sie braucht, hinblättern kann, bevor er anfängt zu lesen, während andere nicht zufällig über die Informationen stolpern, oder?

    Dann hast du eben meinen Post nicht verstanden

  • wenn ich gerade jemanden durch Suizid verloren habe, will ich nichts über Suizid lesen,

    wenn ich gerade jemanden durch eine schwere Krankheit begleite, will ich nichts über lebensbedrohliche Krankheiten lesen

    wenn ich einfach entspannen will, will ich keine detaillierte Beschreibung einer Gruppenvergewaltigung lesen

    usw...

    Oh, Jesus.


    Wenn ich gerade einen Autounfall hatte, will ich nichts über Autos lesen, wenn ich gerade bei der Krebsvorsorge war, will ich nichts über Tumore lesen, wenn ich gerade geschieden worden bin, will ich nichts von glücklichen Ehen lesen, die lange halten, wenn ich gerade an einer roten Ampel geblitzt worden bin, will ich nichts über die Farbe rot lesen, und weil mein Ex Fred hieß, dürfen auch keine Namen in einem Text vorkommen, die den Buchstaben "E" enthalten.


    Das ist schon bizarr, oder? Lies einfach nicht. Leg das Buch weg, wenn Du merkst, dass es Dich irritiert. Geh spazieren. Red mit Freunden. Lies einfach etwas, das Du schon gelesen hattest und von dem Du weißt, dass es safe für Dich ist. Und erwarte nicht, dass die Triggerwarnungenautoren und -innen Dein Innerstes kennen und Dich vor sämtlichen Gefahren schützen können, die Du antizipierst, ohne dass es notwendigerweise wirklich so wäre.

  • Von daher finde ich, sollte eine Trigger-Warnung als Schutzmaßnahme für solchermaßen betroffene Personen gesehen werden.

    Solche Personen sollten sich von der Buchhändlerin oder dem Buchhändler ihres Vertrauens beraten lassen, bevor sie einen verdammten Thriller kaufen. Es ist völlig ausgeschlossen, funktionierende Warnungen für sämtliche denkbaren Traumata und Schlüsselreize zu formulieren. Davon abgesehen ist Lektüre in aller Regel kein Schlüsselreiz. So funktioniert das nicht.

  • Solche Personen sollten sich von der Buchhändlerin oder dem Buchhändler ihres Vertrauens beraten lassen, bevor sie einen verdammten Thriller kaufen. Es ist völlig ausgeschlossen, funktionierende Warnungen für sämtliche denkbaren Traumata und Schlüsselreize zu formulieren. Davon abgesehen ist Lektüre in aller Regel kein Schlüsselreiz. So funktioniert das nicht.

    Weil ja auch jeder Buchhändler jedes Buch im Detail kennt...


    Aber wie Immer, Du hast selbstverständlich in allen Punkten recht und der Rest ist doof. Auf solche Diskussionen habe ich keine Lust, ich bin raus.