dtv, 2024
336 Seiten
OT: State of Grace
Übersetzt von Julia Wolf
Kurzbeschreibung:
Kate flieht – vor der unnachgiebigen Liebe ihres Predigervaters und um ihr Leben zu finden, die Wirklichkeit. An der sonnendurchglühten Golfküste jobbt sie als Kellnerin, schläft mit namenlosen Bekanntschaften. Im Herbst geht sie aufs College und tritt einer Studentinnenverbindung bei. Da ist, lebenszugewandter als sie, die Schar ihrer Mitstudentinnen, da ist ihr einziger Freund Corinthian Brown, der als Nachtwächter in einem schäbigen Zoo arbeitet. Und da ist Grady, ihr Mann.
In einem Wohnanhänger im Wald schaffen sich die beiden eine bröckelnde Idylle, während Kate ihr erstes Kind erwartet. Was ist es, das sie ihm dort gesteht? Entkommt sie ihren Erinnerungen? Immer tiefer führen diese Fragen ins labyrinthische Innere eines Romans, der auch Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner dunkel gleißenden Intensität verloren hat.
Über die Autorin:
Joy Williams, geboren 1944, wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet. Sie hat zwölf Bücher geschrieben, darunter Romane, Kurzgeschichten, Essays, einen Reiseführer. Sie zählt seit langem zu den nachdrücklichen ökologischen Stimmen in den USA und lebt in Tucson, Arizona und Centennial, Wyoming.
Mein Eindruck:
Der US-amerikanischen Schriftstellerin Joy Williams, die in Deutschland bisher außer einem Erzählungsband nicht übersetzt war, schwingt etwas von Kult bei.
Ihr zeitlos wirkender Erzählsound ist auch tatsächlich etwas Besonderes. Ihr Stil hat etwas von der Wirkung von Cormac McCarthy und dem Sound der Band 16 Horsepower.
Dem 1973 geschriebenen Roman und der Protagonistin Kate haften etwas rätselhaftes bei. Das liegt auch an den wechselnden Zeitebenen, die nicht ganz klar sind, wie weit sie auseinanderliegen. Irgendwie schafft die Autorin es, sie so zu gestalten, als würden sie sich alle zeitgleich abspielen.
Ausnahme sind die Passagen in der Kindheit Kates, die sie nach dem Tod der Mutter und Schwester alleine mit ihrem Vater, einem Prediger, verbrachte. Ein ambivalentes Verhältnis.
Dann gibt es die Passagen mit Kate an der Uni und die, die sie schwanger mit ihrem Mann Grady verbringt und die Szenen, als sie mit ihrem Vater wieder vereinigt ist.
Immer aber bleibt Kate eigenwillig und nicht ohne weiteres einzukategorieren.
Gleichzeitig ist es für meine Geschmack leicht überfrachtet. Es ist zweifellos ein harter Stoff!
Davon abgesehen werde ich fast betrunken von vielen, wirklich brillanten Sätzen über Details und Landschaft. Joy Williams scheut in ihren Sätzen auch keine Härte oder Schärfe. Dabei muss man auch den Kontext im Blick beibehalten.
Kein einfaches, aber ein faszinierendes Buch!
ASIN/ISBN: 3423283998 |