Sturmmädchen - Lilly Bernstein

  • Sturmmädchen - Lilly Bernstein


    Inhalt

    Drei junge Frauen. Ein Schwur. Wie stark ist eine Freundschaft?


    Die drei Freundinnen Elli, Margot und Käthe kennen sich seit ihren Kindertagen in der malerischen Eifel. Aber die Zeitläufte stellen ihre Freundschaft auf eine harte Probe. Als die Nationalsozialisten die Macht übernehmen, fühlt Käthe sich von der neuen Ideologie angezogen, während die Jüdin Margot bald um ihr Leben und das ihrer Familie fürchten muss. Die gehbehinderte Elli, für die Leute im Dorf nur das »Hinkemädchen«, wird hineingerissen in einen Strudel der Gefühle: Angst und Trauer um ihre Freundinnen, Sorge um ihre überarbeitete Mutter, die einzige Hebamme im Tal. Und sie fühlt eine Liebe in sich aufkeimen, die es gar nicht geben dürfte. Doch sie weiß, dass sie nur eine Wahl hat: Margot zu helfen, um jeden Preis. Auch wenn sie sich dabei selbst in Gefahr bringt und droht, alles zu verlieren, was sie liebt.



    Autorin

    Lilly Bernstein ist das Pseudonym der Kölner Journalistin Lioba Werrelmann. Sie wurde 1970 als mittleres von drei Bäckerskindern im Rheinland geboren. Sie studierte Politikwissenschaft, Staatsrecht und Germanistik, volontierte beim WDR und arbeitete als Radiomoderatorin und Fernsehautorin. Viele Jahre berichtete sie als Hauptstadtkorrespondentin für den ARD-Hörfunk aus Berlin.

    2014 erschien ihr autobiographisches Sachbuch "Stellen Sie sich nicht so an!", in dem sie erzählt, wie ihr angeborener Herzfehler sie mitten im Leben zu einer Vollbremsung zwang.

    Danach wollte sie so krasse Geschichten lieber nur noch erfinden, und weil sie Krimis liebt und Berlin vermisste, schrieb sie den Berlin-Krimi "Hinterhaus" - und gewann damit den GLAUSER-Preis als bestes deutschsprachiges Debüt.



    Meine Meinung

    Ich war sehr gespannt auf das neue Buch von Lilly Bernstein, da mir ihre beiden vorherigen Bücher so gut gefallen haben - und - ich bin nicht enttäuscht worden.

    Wieder einmal ist es der Autorin gelungen, mich zu packen.


    In einem kleinen Dörfchen in der Eifel leben die drei Freundinnen, Elli, Margot und Käthe. Unzertrennlich und sie haben sich geschworen, daß es immer so sein soll.


    Einige Jahre später kommen die Nationalsozialisten an die Macht und das Leben in dem beschaulichen Dorf ändert sich sehr.

    Käthe sympathisiert mit den neuen Machthabern, da sie, vorher arm und sich bedeutungslos fühlend, jetzt das Gefühl bekommt, jemand zu sein.

    Elli hingegen verabscheut die Nazis, sie, die seit ihrer Kindheit einen zu kurzen Fuß hat und von den Dörflern immer nur "das Hinkemädchen" genannt wurde, kann mit der Ideologie nichts anfangen.

    Im Gegenteil, sie bemerkt schnell, daß die Dritte im Bunde Margot, als Jüdin, es immer schwerer hat und immer mehr Grund bekommt, um sich und ihre Familie zu fürchten.


    Durch die veränderten Zeiten, haben die drei Mädchen, jetzt junge Frauen, weniger Kontakt.

    Aber dann gerät Margot immer mehr in Not.....


    Die Geschichte wird aus Sicht Ellis geschrieben. Sie lebt mit ihrer Mutter, einer Hebamme, in einer kleinen Kate. Sehr ärmlich aber doch zufrieden.

    Langsam bemerkt Elli immer mehr Veränderungen, auch Heimlichkeiten der Mutter.


    Anfangs wird Elli sehr naiv und auch leicht unbeholfen dargestellt. Sie macht sich ihre Gedanken, ist aber doch relativ gutmütig, so daß es sie doch sehr schockiert, je mehr sie über die veränderten Zeiten erfährt. Als plötzlich ein geistig behindertes Mädchen abgeholt wird, die Naziparolen immer schlimmer werden und auch ihre Freundin Marot in Gefahr gerät und die Dörfler ihr nicht helfen, beginnt sie sich zu verändern.

    Und diese Entwicklung tut ihr sehr gut, dadurch kommt immer mehr Schwung in die Geschichte.


    Die Landschaft in der Eifel, in der Nähe von Monschau, nahe der Grenze zu Belgien wird sehr schön und vor allem bildhaft beschrieben.

    Auch die Charaktere der Figuren sind sehr gut dargestellt. Sehr lebensecht und meist auch vielschichtig.


    Das war es, was neben der Geschichte als solches das Buch so berührend und auch interessant macht.

    Der Schreibstil ist flüssig, läßt den Leser ungern unterbrechen.




    Fazit

    Ein sehr berührender Roman, der in einer schrecklichen Zeit spielt und mit einer Protagonistin, die über sich hinauswächst.

    Ich kann es sehr empfehlen. Für Fans der historischen Romans, der in der Nazi Zeit spielt und für Lilly Bernstein Fans sowieso.






    ASIN/ISBN: ‎ 3864932327

  • Sehr gern habe ich die beiden vorherigen Lilly Bernstein-Romane „Trümmermädchen“ und „Findelmädchen“ gelesen. Beide waren Lesehighlights für mich und so war klar, ich will und werde auch den neuen Schmöker „Sturmmädchen“ lesen. Es hat sich gelohnt – auch dieser ist ein Leseerlebnis.


    Spielten die anderen „Mädchen“-Bände im Kölner Raum, ist die aktuelle Geschichte in der Eifel, nahe der belgischen Grenze, angesiedelt.


    Die drei Freundinnen kennen sich seit der Kindheit. Elli und Käthe besuchten gemeinsam die Schule, sie leben in einfachen Verhältnissen mit jeweils einem Elternteil. Margot wohnt mit ihrer Familie in Aachen, die Wochenenden und Ferien verbringt sie im Ferienhaus in der Eifel, so teilt das Kleeblatt viel unbeschwerte Zeit und fröhliche Erinnerungen. Nun sind sie erwachsen und wir begegnen ihnen im Oktober 1938. Käthe kümmert sich um Brüder, Vater und das Baby ihrer Schwester, sie ist stolzes Mitglied in der Nat. Soz. Frauenschaft und hat den Kontakt mit der jüdischen Freundin Margot abgebrochen. Ellis Vater hat sein Leben im Krieg verloren, ohne seine Tochter einmal gesehen zu haben und so bildet sie mit ihrer Mutter, der einzigen Geburtshelferin und Ratgeberin für so viele bei Gesundheitsfragen, eine kleine Familieneinheit. Margot ist und bleibt ihre Freundin - wie sie es sich vor Jahren gegenseitig geschworen haben.


    Die Geschichte wird ausgehend von Elli erzählt, die durch Briefe von der in Aachen lebenden Margot bruchstückhaft kleine Hinweise erhält, wie sich das Leben der früheren Geschäftsinhaberfamilie mit Angestellten und Personal zu einem sehr einfachen, unterdrückten und bedrohten Leben wandelt. Elli versucht gemeinsam mit ihrer Mutter die Familie mit kleinen Gesten zu unterstützen.


    Elli wächst über sich hinaus, sie ist eine junge Frau, die sich nützlich machen möchte, aber sie verabscheut alles was mit Kampf und Ausgrenzung zu tun hat. Sie hat eine körperliche Schwäche und weiß, wie es ist, auf ein Makel reduziert zu werden.


    Der Roman hat einen hohen Spannungsbogen, ich habe regelrecht mitgefiebert, wenn Elli mutig und waghalsig etwas geplant und ausgeführt hat. Sie riskiert ihr Leben um anderen ein Überleben zu ermöglichen. Nahe der belgischen Grenze wird sie immer wieder konfrontiert mit Flüchtenden und Grenzpatrouillen. Sie weiß, wie gefährlich es ist – aber zusehen kann keine Option sein.


    Ich habe diesen Roman sehr gern gelesen und für mich ist die Geschichte des Sturmmädchens und ihrer Freundinnen auch noch nicht auserzählt. Sie ist in diesem Buch bis Mai 1940 aufgeschrieben und daher ist noch viel offen. Kann mir daher sehr gut vorstellen, dass wir entweder einen linearen weiteren Band zu lesen bekommen oder mit einem Zeitversatz einer Freundin wieder begegnen oder aus anderer Sicht Situationen erzählt bekommen. Der kleine Friedrich, ein Held der Geschichte, ist auch wert, noch einmal aufzutauchen. Wie ergeht es Margot, Elli und Käthes Familie?


    Das Cover des Romanes passt von der Gestaltung sehr gut zu den bisherigen Bänden von Lilly Bernstein. Nur werden sich manche ärgern, dass der aktuelle Band als Paperback und nicht im kleineren Taschenbuchformat erschienen ist und in auf Höhe begrenzten Regalen nun nicht daneben stehen kann. Dafür ist das Schriftbild sehr lesefreundlich.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Packend und ergreifend

    Das kunstvoll gezeichnete Buchcover zeigt eine junge Frau auf der Flucht. Mich hat der Buchtitel sofort angesprochen und der Klappentext hat mich vollends auf das Buch neugierig gemacht. Da ich bisher noch keinen Roman von Lilly Bernstein gelesen habe, war ich auf ihren Schreibstil gespannt und ich war total begeistert. Mich hat das ganze Buch bis zum Schluss begeistert.

    Die Geschichte erzählt vor allem das Leben der gehbehinderten Elli, die zusammen mit ihrer Mutter, die Hebamme ist, im ehemaligen Backes eines reichen Bauern wohnt. Sie ist seit der Kindheit mit der armen Käthe, aus dem Dorf und der reichen Jüdin Margot befreundet. Als der Judenhass zunimmt, entschließt sich Elli ihrer Freundin Margot zu helfen, während sie sich immer mehr ihrer Freundin Käthe entfremdet, da diese neue Freundinnen gefunden hat, die ganz begeistert der Nationalsozialistischen Ideologie nacheifern.

    Die historischen Informationen werden geschickt in die Handlungen eingebaut. Die Autorin Lilly Bernstein schafft es sehr geschickt, dass man das Buch kaum weglegen kann, weil man unbedingt wissen möchte, wie es mit Elli, Margot und Margots Eltern weitergeht.

    Fazit:

    Ein beeindruckendes Buch, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Buch ein Bestseller wird.

  • Die Eifel während der Nazizeit

    Dies ist mein erstes Buch von Lilly Bernstein und ich war von ihrem Schreibstil, der sehr flüssig zu lesen ist, total begeistert. Diese fiktive Geschichte um drei sehr unterschiedliche Freundinnen beruht jedoch auf viele wahre Begebenheiten.

    Die Halbwaise Elli, die ein verkürztes Bein hat, wird seit ihrer Kindheit von der Dorfgemeinde gedemütigt und als einziges Mädchen vom Dorflehrer geschlagen. Sie ist mit dem verlässlichen Arbeitermädchen Käthe befreundet, die unter der Trunksucht ihres Vaters leidet und zum Unterhalt der Familie durch Fabrikarbeit beitragen muss. Margot ist ebenfalls mit den beiden befreundet, obwohl ihre Eltern reiche Juden sind und sie in Aachen wohnen. Als die Juden öffentlich immer mehr schikaniert werden und schließlich die Synagogen im ganzen Reich brennen, wird das Schicksal von Margot vor allem in Briefform erzählt.

    Die Autorin verwendet viele Stereotypen, wie die Judenhasserin, dargestellt durch Irmgard, die sogar Steine gegen Margot wirft oder der menschliche Pfarrer, der es schafft die aufgebrachten Gemüter der Dorfbewohner zu beruhigen. Während die einen in dieser schweren Zeit reich werden, wie der Bauer Janssen, werden andere schikaniert und beraubt, wie Margots Eltern. All diese Stereotypen fand ich nachvollziehbar und sehr gut beschrieben.

    Fazit:

    Die Autorin Lilly Bernstein hat mit ihrem flüssigen Schreibstil den richtigen Nerv getroffen. Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen. Es ist ein spannendes authentisches Buch, das ich absolut weiterempfehle.