Ken Follett - Die Waffen des Lichts (Kingsbridge 5)

    • Herausgeber ‏ : ‎ Lübbe; 1. Aufl. 2023 Edition (26. September 2023)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 880 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3757700066
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3757700065
    • Originaltitel ‏ : ‎ The Armour of Light


    Über den Autor:

    Ken Follett, geboren 1949 in Cardiff, Wales, gehört zu den erfolgreichsten Autoren der Welt. Mit seinen Romanen DIE SÄULEN DER ERDE und der Fortsetzung DIE TORE DER WELT führte er das Genre des Historischen Romans zu neuer Beliebtheit. Nach einigen Thrillern hat er mit der dreibändigen JAHRHUNDERTSAGA eine groß angelegte Chronik des 20. Jahrhunderts vorgelegt. Danach wandte er sich mit DAS FUNDAMENT DER EWIGKEIT und KINGSBRIDGE – DER MORGEN EINER NEUEN ZEIT wieder der englischen Geschichte zu, die nach seinem Thriller NEVER auch in seinem neuesten Roman wieder im Fokus steht.


    Kurzbeschreibung:

    Willkommen zurück in KINGSBRIDGE!

    Mit seinem neuesten Roman läutet Ken Follett für die Menschen in Kingsbridge eine neue Ära ein. Eine Ära, in der Tradition und Fortschritt aufeinanderprallen, Klassenkämpfe in alle Teile der Gesellschaft vordringen und der gesamte Kontinent von einem erbitterten Krieg erfasst wird: die Zeit der Industrialisierung

    Fortschritt und Niedergang:

    Ein industrieller Wandel, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat, ergreift ganz England, auch Kingsbridge, und nimmt denjenigen, die in den Garn- und Tuchmanufakturen arbeiten, die Grundlage ihrer Existenz. Gefährliche neue Maschinen ersetzen die Arbeit von Hand und reißen Familien auseinander.

    Krieg und Befreiung:

    Während die Herrschenden in England alles dafür tun, um ihr Land zur dominierenden Wirtschaftsmacht zu formen, greift in Frankreich Napoleon Bonaparte nach der Macht. Bald schon dürstet es ihn nach mehr: Spanien, die Niederlande, ganz Europa. Ein großer internationaler Konflikt bahnt sich an, immer mehr Männer ziehen in den Krieg. Zugleich stellt sich eine Gruppe von Kingsbridgern - darunter Spinnerin Sal Clitheroe, Tuchhändler Amos Barrowfield, Weber David Shoveller und Kit, Sals ebenso erfinderischer wie eigenwilliger Sohn - dem Kampf einer ganzen Generation. Sie streben nach Bildung und Wissen und kämpfen für eine Zukunft ohne Unterdrückung ...

    Fortschritt und Niedergang, Krieg und Befreiung, Liebe und Verrat - in seinem fünften Kingsbridge-Roman rückt Ken Follett erneut ein großes, zeitloses Thema in den Mittelpunkt: den Kampf um Bildung und Meinungsfreiheit.


    Meine Meinung:

    Das Buch spielt zum Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts und umfasst mehrere Jahrzehnte (1770 - 1825), in denen wir diverse Figuren begleiten.

    Mit einer schrecklichen Szene, nämlich dem Tod von Harry Clitheroe, dem Mann von Sal und dem Vater Kit, erfahren wir, dass die Kluft zwischen arm und reich enorm ist. Die Adeligen haben das Sagen und in der Hand, ob du aus dem Dorf vertrieben wirst oder ein einträgliches Auskommen hast.

    Durch ihre Vormachtstellung als Richter können sie sich gegen "Aufständige" zusammentun und sie schlimmstenfalls zum Tode verurteilen oder in die Verbannung nach Australien schicken.


    Doch nicht jeder will sich unterordnen und die Gesellschaft muss sich wandeln, um bestehen zu können. Es geht um Bildung, um Gewerkschaften, um Industrialisierung und den Krieg zwischen Frankreich und England, der seinen Höhepunkt in der Sclacht von Waterloo findet.


    Sehr interessant fand ich die Schilderungen rund um die Lebensweise der verschiedenen Menschen. Während sich die einen kaum die Butter auf dem Brot leisten können, feiern andere mit 200 Gästen ein rauschendes Fest. Durch schlechtes Wetter fallen Ernten aus und das Brot wird immer teurer. Auch die Einstellung der Menschen ist spannend, während der eine denkt, dass in den Maschinen Geister wohnen, sind andere fasziniert, von den Möglichkeiten, die sie bieten.


    Das Buch ist voller Ereignisse, die die Geschichte lebendig erscheinen lassen.

    Sonntagsschule für arme Kinder, die sich dadurch vielleicht nur einmal in der Woche satt essen konnten. Die Verbindung der Methodisten, die frei und offen beten, anstatt sich in Kathedralen zu verschanzen. Die Gründung von Gewerkschaften, die mit den Arbeitgebern leichter verhandeln sollen. Die Verschleppung von geeigneten jungen Männern durch Presskommandos als Soldaten für den Krieg.

    Vor allem aber die Industrialisierung, die Einführung von Maschinen, die das Weben übernehmen und später sogar mit Lochkarten Muster weben können, fand ich spannend, mit allen Folgen, die das so hatte wie Arbeitslosigkeit, Revolten, Streik und auch die Einwanderung von Iren, die den Job der Engländer übernahmen.


    Die Figuren sind detailreich geschildert, wobei mir trotzdem ein Personenverzeichnis fehlte, allein wegen der Fülle an Nebenfiguren.

    Es gibt reichlich Bösewichte, die den armen Leuten das Leben schwer machen, die intrigieren und sich zusammentun, um Verurteilungen auszusprechen, die dem Täter (oder auch Opfer) das Überleben unmöglich machen. Dagegen gibt es aber auch viele Menschen, die Gutes im Sinne haben, wie z.B. mit der Sonntagsschule oder auch mit den Gewerkschaften.


    Die Erzählweise ist flüssig und so konnte ich den Schmöker kaum zur Seite legen.


    Ich habe mitgefühlt, mich gefreut und mitgelitten, einzig die Schilderungen des Krieges waren ein wenig langgezogen für mich.


    Von mir 8 Punkte


    ASIN/ISBN: 3757700066

  • Ein Bindeglied zwischen den Kingsbridge-Romanen und der grandiosen Jahrhundert-Trilogie sollte der neueste und abschließende Kingsbridge-Roman sein, und dafür hat sich Ken Follett eine Zeit voller Umbrüche ausgesucht, die eben zwischen diesen beiden Reihen noch unbearbeitet war. Daher begleiten wir die Figuren knapp 60 Jahre von 1770 - 1825 in eine Zeit der aufkommenden Maschinen, der Industrialisierung, aber auch der Französischen Revolution und ihre Gedanken sowie den großen Krieg, den Napoleon über Europa gebracht hat, sowie die ersten friedlichen Jahre danach.


    Hauptprotagonisten sind, wie bei Follett üblich, aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten um verschiedene Milieus zu zeigen, die guten sind in der Regel die Underdogs, die "Bösewichte" sind eher die, die sowieso eine Machtposition haben. Die guten sind auch wirklich gut, die Antagonisten haben kaum bis keine guten Seiten, wobei ich bei Follett schon Bücher hatte, die noch deutlicher schwarz-weiß waren.


    Mir hat es gut gefallen, in die verschiedenen Perspektiven einzutauchen, die Umbrüche zu erleben. Die erste Dampfmaschine muss auf die Menschen wahnsinnig beängstigend und beeindruckend gewesen sein, dazu nimmt sie den ärmsten noch Arbeit weg. Die Entstehung und Bekämpfung von Gewerkschaften, etwas, was heute selbstverständlich ist. Die Art der Rechtsprechung, die vorherrschte. Follett schafft es einfach, das ganze so zu beschreiben, dass ich meine, ich bin nah dran. Dafür nehme ich gerne die Schwächen in Kauf, wie die etwas einfarbigen Charaktere, oder auch, dass Follett mir als Leser wenig zutraut, da z.B. Charaktereigenschaften immer wiederholt werden, und manche Entscheidungen ellenlang hergeleitet werden, obwohl es sich eigentlich von den Motiven her aus dem Charakter ergibt.


    Was mir nicht so gut gefallen hat, und ich denke das ist kein Spoiler, ist die Art, wie er verschiedenste Protagonisten im letzten Drittel auf das Festland zusammenkommen lässt, das wirkt arg konstruiert. Auch fand ich die Schilderung des Kampfes bei Waterloo zu ausführlich, dafür waren dann die Friedensjahre im Kontrast dazu gehetzt. Zwar ist es spannend, Waterloo so ausführlich zu lesen und auch mehr zu verstehen was da genau passiert ist (bisher wusste ich nur, das war Napoleons letzter Kampf), aber es passte für mich nicht in das Erzähltempo des Buches.


    Alles in allem ist Armour of Light ein toller historischer Roman in einer sehr interessanten Zeit. Ich würde gerne etwas mehr als Leser herausgefordert werden, aber andererseits hat das Buch so wie es ist ein tolles Erzähltempo und bietet sich einfach zum wegschmökern an. Es ist der fünfte Kingsbridge Roman, der zur Century Trilogy überleitet, aber man kann ihn getrost lesen, ohne die anderen Bücher zu kennen.