"Sturmklänge" - Seiten 001 - 132

  • Wie ich auf den Einwand von hollyhollunder schon geantwortet habe, ich sortiere nicht das Buch als Ganzes in die Kategorie ein, ich empfinde nur die Schwestern als typische Protagonisten, wie sie auch in diesem Genre vorkommen könnten, und kann mit ihnen einfach nicht so viel anfangen. Ich mag eher vom Leben geformte Figuren.


    Tatsächlich finde ich aber nicht, dass YA-Romane nicht auch komplexe und undurchsichtige politische Systeme haben können. Die Romane von Jennifer Benkau sind in der Hinsicht ein gutes Beispiel, finde ich.


    Klischees und Tropes sind nichts schlechtes, wenn sie richtig eingesetzt und interessant ausgeschmückt werden. Tatsächlich finden sie sich in so ziemlich jeder Geschichte.


    Und wieso wäre eine Braut um die 40 unglaubwürdig? Zugegeben, in der misogynen Gesellschaft von Hallandren, in der sie nur als Gebärmaschine eingesetzt werden soll, braucht man was junges, aber grundsätzlich finde ich nicht, dass politisch motivierte Ehen nicht auch mit älteren Frauen geschlossen werden können. Ist in der Geschichte sehr häufig vorgekommen, gerade wenn es sich nicht um die erste Ehe handelt. Aber das führt jetzt zu weit von unserer Geschichte weg.

  • Und wieso wäre eine Braut um die 40 unglaubwürdig? Zugegeben, in der misogynen Gesellschaft von Hallandren, in der sie nur als Gebärmaschine eingesetzt werden soll, braucht man was junges, aber grundsätzlich finde ich nicht, dass politisch motivierte Ehen nicht auch mit älteren Frauen geschlossen werden können. Ist in der Geschichte sehr häufig vorgekommen, gerade wenn es sich nicht um die erste Ehe handelt. Aber das führt jetzt zu weit von unserer Geschichte weg.

    In der durch Männer geprägten Gesellschaft - real wie auch in der Fantasy - haben Bräute jungfräulich zu sein, und das ist mit 40 ganz schön viel verlangt. Gerade im Königshaus, schließlich geht es um die Thronfolger, nicht nur um Allianzen. Lady Di wurde noch auf Jungfräulichkeit untersucht, es ist also noch nicht so lange her ...

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • In der realen Welt haben durchaus auch Witwen Ehen geschlossen, um politische Bindungen einzugehen.


    Wenn Krankheiten noch eine reale Gefahr sind und Ehemänner in Schlachten sterben, dann ist eine Neuvermählung häufig die einzige Möglichkeit, eine Witwe zu versorgen und gleichzeitig noch neue Bindungen zu knüpfen. Und wenn Frauen im Kindbett sterben, steht häufig nicht wieder eine Jungfrau zur Verfügung - gibt ja auch noch andere Adlige, die ebenfalls Frauen suchen. Da ist der Konkurrenzkampf um die Jungfrauen irgendwann hoch.


    Und die Sache mit dem Thronfolger - manchmal waren da sogar Frauen interessanter, die schon bewiesen haben, dass sie gebären können. Und um zu vermeiden, ein Kuckuckskind zu bekommen, muss man ja nur die Verlobungszeit lang genug halten und der Braut in dieser Zeit keine Möglichkeit zum Fremdgehen einräumen.

  • In der realen Welt haben durchaus auch Witwen Ehen geschlossen, um politische Bindungen einzugehen.


    Wenn Krankheiten noch eine reale Gefahr sind und Ehemänner in Schlachten sterben, dann ist eine Neuvermählung häufig die einzige Möglichkeit, eine Witwe zu versorgen und gleichzeitig noch neue Bindungen zu knüpfen. Und wenn Frauen im Kindbett sterben, steht häufig nicht wieder eine Jungfrau zur Verfügung - gibt ja auch noch andere Adlige, die ebenfalls Frauen suchen. Da ist der Konkurrenzkampf um die Jungfrauen irgendwann hoch.


    Und die Sache mit dem Thronfolger - manchmal waren da sogar Frauen interessanter, die schon bewiesen haben, dass sie gebären können. Und um zu vermeiden, ein Kuckuckskind zu bekommen, muss man ja nur die Verlobungszeit lang genug halten und der Braut in dieser Zeit keine Möglichkeit zum Fremdgehen einräumen.

    Wobei mit 40 das mit dem Kinderkriegen schon schwieriger wird. Und ich tippe mal, die Gesellschaft ist eher eine mittelalterliche. Da war man mit 40 uralt, wenn man überhaupt so alt wurde.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Natürlich hat körperliche harte Arbeit zu einer rascheren Alterung geführt, Unter- oder Mangelernährung tat ihr übriges, aber das gilt kaum für die Schicht, aus der potentielle Bräute für den König stammten.


    Mal ein Beispiel: Eleonore von Aquitanien war zweimal verheiratet, zuerst mit Ludvig VII von Frankreich, mit dem sie zwei Kinder hatte, dann mit Henry Plantagenet, den sie erst mit 30 heiratete und mit dem sie noch 8 weitere Kinder bekam. Bei der Geburt ihres jüngsten Sohnes (John Ohneland) war sie 43. Sie ist 80 geworden. Klar ist sie ein Extrembeispiel, aber Geburten über 40 waren im Adel nicht so selten und wer nicht im Kindbett oder in der Schlacht (oder natürlich an Krankheiten) starb, hatte gute Chancen, alt zu werden.


    Und nein, ich finde nicht, dass in der Fantasy Bräute jungfräulich sein müssen. Wozu brauche ich Fantasy, wenn sie doch nur das übernimmt, was in unserer Welt schlecht ist? Wir reden von Welten, in denen Magie funktioniert und die Naturgesetze nicht dieselben sein müssen wie unsere - ist der Schritt zu Fruchtbarkeitsmagie oder Pflanzen, die die Fruchtbarkeit erhöhen so weit? Oder vielleicht ist die Biologie einfach eine andere? Elfen und Zwerge gibt es in Fantasywelten doch auch - warum nicht Schwangere jenseits der 40? Kann man sich ein anderes Geschlechterverhältnis als in der realen Welt wirklich schlechter vorstellen als Drachen und Feuerbälle?

  • Elfen und Zwerge gibt es in Fantasywelten doch auch - warum nicht Schwangere jenseits der 40? Kann man sich ein anderes Geschlechterverhältnis als in der realen Welt wirklich schlechter vorstellen als Drachen und Feuerbälle?

    Ein sehr interessanter Gedanke. Mir fällt da kein Buch ein, scheinbar ist die Phantasie, der doch häufig männlichen Fantasyautoren mit einem anderen Frauenbild tatsächlich überfordert. Und das Bräute immer jung, schön und jungfräulich sein müssen, das ist wirklich ein Klischee, das in Fantasyromanen ständig vorkommt...

  • Nun, vielleicht liegt es daran, dass ich mit der Fantasy aus dem Umfeld von Marion Zimmer Bradley angefangen habe und die Reihe, die mich am meisten geprägt hat, ihr Darkover-Zyklus ist. Da sind Frauen, deren Rechte und Möglichkeiten ein großes Thema.


    Als ich dann das erste Mal Der Herr der Ringe gelesen habe, fand ich ihn scheußlich. Hat sich inzwischen, vor allem mit der Verfilmung, auch geändert.

  • Ich auch. Wo war nochmal eines? Abercrombie :gruebel

    Meist sind die Schwerter dann nicht wirklich Schwerter, sondern Dämonen, Wesen aus anderen Ebenen oder so.


    Stormbringer (das Schwert von Elric von Melniboné) dürfte wohl eins der ersten sprechenden Schwerter in der Fantasy sein.

    Ich meine mich daran zu erinnern, dass es in D&D-Romanen sprechende Schwerter gibt, weiß aber gerade tatsächlich nicht, welche. Ganz sicher sind es Romane auf den Forgotten Realms.

    In der Night Angel Trilogie gibt es ein sprechendes Schwert.

  • Du hast in allem recht, was du zur Heirat von nicht mehr ganz jungen Frauen sagst Ellemir . Aber hätte das hier wirklich gepasst? Das ganze Anfangsszenario mit dem 20-jährigen Vertrag, der rein auf die Zeugung eines Erbens ausgerichtet ist, würde doch dann nicht mehr passen. Das müsste dann eine ganz andere Konstellation sein - und wäre damit eine andere Geschichte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Nein, hätte in diese Geschichte nicht gepasst, aber ich mag diese Art Geschichte auch nicht. Insofern hätte mir eine Geschichte, in der Frauen nicht wie Waren verschachert werden, wahrscheinlich besser gefallen. Aber es ist, was es ist, und ich kann dem Buch auch Gutes abgewinnen.

  • So, nun steige ich hier auch noch mit ein.

    Diese Art von High-Fantasy habe ich ziemlich lange nicht mehr gelesen. Mein erster Eindruck ist ähnlich wie bei @Ellemir und auch beim Frauenbild stimme ich mit ihr überein. Mit den beiden Schwestern habe ich in erster Linie Mitleid. Ob im puritanischen Idris oder im dekadenten Hallandren: Ihre Rolle ist nicht beneidenswert.

    Vascher und Lichtsang sind bisher für mich die interessantesten Figuren. Von Lichtsang habe ich mir auch diese Sätze markiert:

    "Unsinn. Krieg ist viel schlimmer. Solange es Politik gibt, gibt es wenigstens nette Häppchen in den Pausen."


    Auf den Gottkönig bin ich auch noch sehr gespannt.

  • Aber es ist, was es ist, und ich kann dem Buch auch Gutes abgewinnen.

    :) Na das ist doch die Hauptsache! :thumbup:


    Mich stört in Fantasy-Romanen das Frauenbild tatsächlich weniger als in so vielen "realistischen" Romanen. Wie belladonna schon mal geschrieben hat, hier ist es eher mittelalterlich geprägt und da war es leider oft - wenn natürlich nicht immer! - so. Das hat aber mit heute relativ wenig zu tun, von daher gehe ich da eher mit.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Mich stört in Fantasy-Romanen das Frauenbild tatsächlich weniger als in so vielen "realistischen" Romanen. Wie belladonna schon mal geschrieben hat, hier ist es eher mittelalterlich geprägt und da war es leider oft - wenn natürlich nicht immer! - so. Das hat aber mit heute relativ wenig zu tun, von daher gehe ich da eher mit.

    Geht mir ähnlich. Wobei ich es LIEBE, wenn sich da im Laufe der Geschichte etwas ändert. Also die Frauen zu starken Heldinnen werden - wenn sie es vorher noch nicht waren. Dürfen gerne auch mal starke Bösewichtinnen sein. Auch das mag ich.

    Wie ich überhaupt Bücher mag, in denen die Charaktere eine Entwicklung durchmachen. Und da muss der Charakter entweder erst jung und naiv oder schwach und unwissend sein, damit er dann wachsen und stark werden kann. Finde ich ein häufiges Element in Fantasybüchern.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Deshalb liebe ich die Bücher von Jennifer Estep, dort gibt es eigentlich immer starke Frauen.

    In Romanen stört es mich weniger, solange die Frauen dagegen ankämpfen, ob nun offen oder im Hintergrund. Massiv stört es mich in Rollenspiel-Regelwerken. Da finde ich es nicht akzeptabel.

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Rollenspiel-Regelwerke folgen ja dem, was man in der Fantasy so liest. Wenn in den Büchern Frauen unterdrückt werden oder interessante weibliche Rollen gleich ganz fehlen, kann man in den Rollenspielen nichts anderes erwarten. Sie bedienen halt den Markt.

  • Rollenspiel-Regelwerke folgen ja dem, was man in der Fantasy so liest. Wenn in den Büchern Frauen unterdrückt werden oder interessante weibliche Rollen gleich ganz fehlen, kann man in den Rollenspielen nichts anderes erwarten. Sie bedienen halt den Markt.

    Sind ja immer noch mehr Männer/Jungs als Frauen/Mädels, die solche Spiele spielen, oder? Ist nur so eine Vermutung aber in meinem Umfeld spielen alle Jungs sowas mal mehr mal weniger aber nur eine Handvoll Mädels.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Inzwischen gibt es deutlich mehr Frauen im Rollenspiel als in den Achtzigern, als ich damit angefangen habe. Damals war ich wirklich häufig die einzige, inzwischen hängt das vom System und der Runde ab.


    Aber die Katze beißt sich da in den Schwanz - ich habe viele Mädchen und Frauen kennengelernt, die es ausprobiert haben und unzufrieden mit der Repräsentation von Frauen waren. Ein guter Spielleiter kann das ausgleichen, wenn er sich dessen bewusst ist und es ihn interessiert. Wenn nicht, ist wieder einmal eine Frau für dieses Hobby verloren.