ASIN/ISBN: 3550202253 |
Klappentext (amazon):
Hinter einem Marienaltar im Feld bei Schwalbach wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Der Körper ist mit einer Eisschicht überzogen, nachts hatten Temperaturen um die -10° C geherrscht. Die 16-jährige Larissa Jansen wurde erdrosselt. Pia Sander und Oliver von Bodenstein nehmen die Ermittlungen auf.
Durch eine DNA-Analyse gerät Farwad M. unter Mordverdacht, ein abgelehnter afghanischer Asylbewerber, der erst kürzlich zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Doch er konnte untertauchen, als er nach einer Haftbeschwerde aus der Untersuchungshaft entlassen wurde. Die Öffentlichkeit ist empört. Unbekannte werfen Molotow-Cocktails auf Flüchtlingswohnheime, die Bewohner sind in Todesangst.
Dann wird auf einer Landstraße im Hintertaunus ein Mann von einem Auto erfasst und getötet. Sein Körper ist übersät mit Bisswunden, sein Gesicht ist entstellt. Aufgrund von Fingerabdrücken kann der Mann identifiziert werden; er hatte fahrlässig eine schwangere Frau getötet und wurde gerade erst aus der Haft entlassen. Wovor ist er geflohen und wer hat ihn so zugerichtet?
Pia und Bodenstein stoßen auf immer mehr rätselhafte Todes- und Vermisstenfälle. Doch jede Spur führt in eine Sackgasse...
Mein Hör-Eindruck:
Der Krimi beginnt ganz klassisch mit einem Mordfall: eine 16jährige wird erdrosselt aufgefunden. Ein afghanischer Asylbewerber gerät unter Verdacht, er wird entführt – und nun weitet sich der Fall aus. Die Autorin hat sich offensichtlich inspirieren lassen von tatsächlichen Ereignissen der jüngeren Vergangenheit, z. B. der Mordserie der NSU.
Bei der Ausweitung des ursprünglichen Mordfalles zündet sie ein Feuerwerk an Themen, die überwiegend hochaktuell sind: Migrationsprobleme und Flüchtlingspolitik, Übergriffe auf Asylunterkünfte, Missbrauch, Überlastung der Gerichte, Geiselnahme, Lynchjustiz, Missbrauch, Zwangsverheiratungen in türkischen Familien, Rassismus, Korruption in Polizeikreisen und im BND etc.
Diesen brisanten Themen mengt sie allgemein menschliche Themen bei und verknüpft alles souverän zu einem dichten Krimi-Gewebe. Eine weitere Ergänzung besteht in den Liebesfreuden und -leiden der beiden Hauptermittler, die die Leser der Serie sicher erwarten.
Nele Neuhaus ist eine Erzählerin, die ihre Leser routiniert durch die Wirren der Erzählung führt. Ständige Wiederholungen und Zusammenfassungen sollen vermutlich das Verständnis des Lesers sichern; mir waren sie allmählich lästig, trotz der gekürzten Hörbuchfassung. Der ursprüngliche Mordfall gerät bei der Fülle an Verwicklungen und Mordfällen ab und an ins Hintertreffen. Durch die enorme und überaus spektakuläre Ausweitung des Falls treten viele Personen auf, die oft nur oberflächlich skizziert werden können.
Sehr schade fand ich, dass Nele Neuhaus die brisant aktuellen Themen immer wieder ins Unverbindliche manövriert. So wird z. B. die Klage eines Richters über die Probleme bei Jugendstrafverfahren nicht als Problem des Systems vermittelt, sondern als rein persönliches Problem dieses Richters. Hier hätte ich mir etwas mehr Biss bzw. Haltung gewünscht, aber Nele Neuhaus mutet ihren Lesern keine Irritationen zu.
Ein Vorzug: der Krimi ist auch für Nicht-Leser der Reihe problemlos zu lesen.
Und das Vorlesen Julia Nachtmann lässt einen über manche Unebenheiten hinwegsehen.
Daher 07/10 Pkt.