'Ansichten eines Clowns' - Kapitel 08 - 12

  • Ich habe jetzt Kapitel 10 beendet.

    Hans ist ziemlich unreif. Am liebsten spielt er, schaut Filme, deren Inhalt er nicht reflektieren muss, sondern nur konsumieren kann und nimmt am sonstigen kulturellen Leben nur Marie zuliebe teil.

    Marie wirkt da viel verantwortungsbewusster und reifer. Mir scheint es sehr verständlich, dass sie als junge Frau irgendwo Halt sucht. Für sie stehen die Katholischen Leute an ihrer Seite.

    Aussteiger aus der Konsumgesellschaft sind mir per se sympathisch, ich habe Hochachtung vor Hans, dass er auf die Millionen seiner Eltern pfeift, dass er offen deren unbewältigte Nazi-Vergangenheit anspricht und sich in keine Abhängigkeit begibt. Aber ein wenig mehr Verantwortungsgefühl Marie gegenüber und den ungeborenen Kindern gegenüber hätte es zum Erhalt der Beziehung gebraucht. Und wenn er nur als Kompromiss irgendwelche Engagements angenommen hätte, mit denen er seine Familie ernähren kann.


    Ansonsten fand ich die Kapitel 9 und 10 langweilig.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Aber ein wenig mehr Verantwortungsgefühl Marie gegenüber und den ungeborenen Kindern gegenüber hätte es zum Erhalt der Beziehung gebraucht.

    Viel Zustimmung zu Deinen Antworten, aber hierzu noch eine Anmerkung:
    Hans hatte es versucht und Marie gefragt. Sie hatte ihm gegenüber aber blockiert und ist auch alleine ins Krankenhaus gefahren und hatte es ihm gegenüber wortkarg als Frauensache abgetan. Er war in der Kommunikation mit ihr mit Sicherheit nicht sehr geschickt, aber sie hatte es ihm auch nicht gerade einfach gemacht.

  • Wie kommt Ihr mit dem Begriff "Clown" zurecht?

    Für mich gibt es eigentlich nur den im Zirkus, der bis zur Unkenntlichkeit verkleidet ziemlich alberne Späße macht, um hauptsächlich die Kinder zu belustigen. Dann gab es meist in der Schule den einen oder anderen Pausen-Clown, der um Aufmerksamkeit heischend den Unterricht gestört hat. Und dann vielleicht noch den Horror-Clown aus diversen amerikanischen Filmen oder Serien.

    Es gibt schon viele verschiedene Facetten des Berufes "Clown". Außer den von dir genannten denke ich zunächst an die, die Hans selbst erwähnt: Charlie Chaplin und Grock.

    Irgendwie verbinde ich mit einem Clown immer Heiterkeit, Albernheit und Traurigkeit zugleich. Niemand kann hinter die Maske eines Clowns schauen.

    Clownerie ist für mich eine große Kunst. Ich denke zum Beispiel auch an die Clown-Doktoren, die es sich zur Aufgabe machen, Fröhlichkeit und Unbeschwertheit in die Krankenzimmer von Kindern zu bringen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Viel Zustimmung zu Deinen Antworten, aber hierzu noch eine Anmerkung:
    Hans hatte es versucht und Marie gefragt. Sie hatte ihm gegenüber aber blockiert und ist auch alleine ins Krankenhaus gefahren und hatte es ihm gegenüber wortkarg als Frauensache abgetan. Er war in der Kommunikation mit ihr mit Sicherheit nicht sehr geschickt, aber sie hatte es ihm auch nicht gerade einfach gemacht.

    Auch von meiner Seite Zustimmung. Du hast absolut recht, es gehören immer zwei zum Scheitern einer Beziehung dazu.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Auch von meiner Seite Zustimmung. Du hast absolut recht, es gehören immer zwei zum Scheitern einer Beziehung dazu.

    Und Marie und Hans sprechen unterschiedliche Sprachen, haben konträr Vorstellungen, auch davon, was sie von ihrer Beziehung erwarten. Während Hans damit zufrieden ist, dass er und Marie einander haben und eine Blase, einen Kokon inmitten gesellschaftlicher, politischer und sagen wir weltzeitlicher Stürme bilden, will Marie an all dem um sie herum mit ihm gemeinsam teilhaben. Was ihm genügt, ist für sie viel zu wenig.

  • Ich glaube nicht, dass er überhaupt eine Ausbildung hat. Ich meine mich zu erinnern, dass das irgendwo stand.


    Clowns finde ich gruselig, zumal sich Hans ja auch dazu schminkt und so. Mit seiner Bezeichnung als Clown habe ich aber kein Problem, da er sich auch selbst so nennt.

    Den Begriff Comedian gab es damals wohl eher noch nicht.

    Er beginnt, das steht erst in Kapitel 15, in dem ersten Jahr mit Marie in der Pension in Köln mit dem Training und zwar auf eigene Faust.
    Ich denke, dass der Begriff Comedian auch nicht auf Hans zutreffen würde, denn er muss ja sehr viel Körper- und Mimikbeherrschung üben, und aus der Beschreibung einiger Auftritte schließe ich, dass es sich um eine Art soziopolitische Pantomime handelt, die er da aufführt. Die Stücke beziehen sich wohl öfter auf Absurditäten des (damals, zum Teil wohl heute noch) modernen Lebens wie zum Beispiel das tägliche Ein- und Auspendeln in Städte oder eben auch die Treffen der Wirtschaftsbonzen.

  • Viel Zustimmung zu Deinen Antworten, aber hierzu noch eine Anmerkung:
    Hans hatte es versucht und Marie gefragt. Sie hatte ihm gegenüber aber blockiert und ist auch alleine ins Krankenhaus gefahren und hatte es ihm gegenüber wortkarg als Frauensache abgetan. Er war in der Kommunikation mit ihr mit Sicherheit nicht sehr geschickt, aber sie hatte es ihm auch nicht gerade einfach gemacht.

    :/ War es eine Abtreibung? Oder eine Nachbehandlung eines schlampigen Schwangerschaftsabbruchs?

    Was für ein seltsames Vertrauensverhältnis die beiden doch miteinander haben. :hmm

    Aber Marie scheint ihn trotz allem zu lieben.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Jean M. Auel: (Ayla-Serie)

  • War es eine Abtreibung? Oder eine Nachbehandlung eines schlampigen Schwangerschaftsabbruchs?

    Glaube ich beides nicht. Marie ist dafür "zu katholisch".

    Für mich hat sie das Blut im Handtuch gesehen und ist daraufhin ins Krankenhaus gefahren.

  • Ich bin mit dem zweiten Abschnitt nun auch durch. Bölls Schreibstil gefällt mir nach wie vor sehr, sehr gut.


    Nur Hans ist ein bisschen zu selbstmitleidig. Den Rat seines Agenten finde ich nicht mal so unvernünftig. Er wäre nicht der erste Künstler, der sich durch Alkohol die Karriere versaut. Nur die Frage des Verdienstes ist natürlich dabei offen ...

  • So, ich lese inzwischen auch weiter, das Hirn funktioniert wieder einigermaßen.


    Ich bin ja froh, dass nicht nur mir Hans hier ein wenig auf die Nerven geht. Er ist sehr egozentrisch - ich glaube zwar, dass er Marie liebt, aber es geht ihm immer nur darum, dass sie ihm fehlt, dass man sie ihm weggenommen hat, nicht darum, wo Marie sein möchte, was Marie glücklich macht. Er ist auch nicht in der Lage, seinen eigenen Anteil an den Problemen zu sehen.


    Hier haben zwei Menschen versucht, eine Beziehung zu führen, die nicht zusammen passen - und sie zieht jetzt die Konsequenzen daraus. Die Katholiken haben sicher ihren Anteil daran, aber das finde ich jetzt auch nicht unnormal - den meisten Trennungen, die ich miterlebt habe, seien es eigene oder die im Familien- und Freundeskreis gingen Gespräche mit anderen über die Beziehung voraus, häufig wagt man den Schritt erst, wenn man von anderen darin bestärkt wird. Das können Familienmitglieder, Freunde oder halt wie hier Kontakte über die Kirche sein.

  • Da hast du sicherlich Recht, Ellemir . Es liegt ja auch nichts Verwerfliches im Austausch mit Freunden. Dass der verlassene Partner gegenüber diesen Freunden / Bekannten Ressentiments hat oder ihnen zumindest misstraut, ist wohl auch ziemlich normal.

    Aber hier dient das ja dem erzählerischen Zweck, verschiedene Formen von Scheinmoral zu entlarven. Ich finde es interessant, dass dabei Züpfner, der jetzige Lebenspartner von Marie, bei Hans am besten wegkommt, denn ihn hält er für moralisch integer.

  • Was Hans nicht zulassen kann, ist der Gedanke, dass Marie gehen wollte, sie selbst, und dass sie es wohl auch ohne die Bestärkung durch die Freunde getan hätte. Für ihn war alles gut, und es gab auch keine Probleme. Vielleicht ist es das, was Hans am schwersten fällt: sich wirklich zu hinterfragen.

  • Hier haben zwei Menschen versucht, eine Beziehung zu führen, die nicht zusammen passen - und sie zieht jetzt die Konsequenzen daraus.

    Das ist so eine Sache mit dem zusammen passen...

    Unbesehen glaube ich Ihnen die Liebe, auch wenn sie bei beiden unterschiedlich ist. Vielleicht hätte sogar etwas beständiges daraus werden können, wenn auch Hans bereit gewesen wäre, daran zu arbeiten, gemeinsam mit Marie. Aber dazu ist Problembewusstsein eine Grundvoraussetzung.

  • Vielleicht trägt zu Hans' Beziehungsproblemen auch bei, dass er aus einem extrem gefühlskalten Elternhaus kommt, daher "klammert" und selbst nicht in der Lage ist, empathisch mit seinen Mitmenschen umzugehen.

    Ganz bestimmt ist das so.

    Das Elternhaus und das, was er vorgelebt bekam, haben ihn sehr geprägt.

    Aber jeder ist verantwortlich für sein Leben und sein Glück und kann daran arbeiten, es anders zu machen. Sind wir wirklich so sehr Produkt unserer Erziehung und frühen Prägung:gruebel?

    Ich möchte mich weigern, das zu glauben oder hinzunehmen. Ich will nicht in Abrede stellen, dass das großen Einfluss hat. Aber man kann es ändern, wenn man will.

  • Ganz bestimmt ist das so.

    Das Elternhaus und das, was er vorgelebt bekam, haben ihn sehr geprägt.

    Aber jeder ist verantwortlich für sein Leben und sein Glück und kann daran arbeiten, es anders zu machen. Sind wir wirklich so sehr Produkt unserer Erziehung und frühen Prägung:gruebel?

    Ich möchte mich weigern, das zu glauben oder hinzunehmen. Ich will nicht in Abrede stellen, dass das großen Einfluss hat. Aber man kann es ändern, wenn man will.

    :write

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin