Zimtzuckerherz - Heike Abidi

  • >>> Sollte jemandem der Buchtitel bekannt vorkommen – selbst mir, die ich mir keine Titel merken kann, hat er sich eingeprägt – : Ja, das Buch gab es 2012 schon mal. Jetzt sind die Rechte wieder an die Autorin zurückgefallen. Sie hat die Geschichte behutsam aktualisiert und den Roman in einer überarbeiteten Fassung erneut auf den Markt gebracht. <<<


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    Heike Abidi: Zimtzuckerherz. Der erste Liebesroman von Bestsellerautorin Heike Abidi. Überarbeitete Neuauflage (ursprünglich erschienen bei Schwarzkopf & Schwarzkopf), Otterbach 2023, Independently published, ISBN 979-8-39701883-8, Softcover, 296 Seiten, Format; 12,7 x 1,93 x 20,32 cm, Buch: EUR 9,99, Kindle: EUR 3,99.


    „Ich weiß, was Sie denken: Lügnerin. Betrügerin. Hochstaplerin! Und Sie haben zweifellos recht: All das bin ich. Aber ich kann nichts dafür! Ich bin da einfach so reingerutscht. Als freiberufliche Journalistin kann man sich die Aufträge nicht unbedingt aussuchen. Vor allem nicht als Berufsanfängerin.“ (Seite 12)


    Dieses Geständnis macht uns gleich zu Beginn die Heldin des Romans, Veronika Kramer, 35, Neu-Single und mit ihrer Freundin Charlotte in einer Bürogemeinschaft arbeitend. Was hat sie denn so Schreckliches getan, dass sie sich uns gegenüber als Hochstaplerin outen muss? Eigentlich hat sie doch nur erfolgreich gearbeitet und sich im Lauf der Jahre unter dem Namen „Vera Kroemer“ den Ruf einer kompetenten Aufräum-Expertin erschrieben. Erst war’s ein Artikel, dann eine Artikelserie, mittlerweile verfasst sie Bücher zu dem Thema.


    Aufräum-Expertin? In der Theorie!


    Außer ihrem allerengsten Umfeld weiß jedoch niemand, dass ihre Sachkenntnis rein theoretischer Natur ist.


    Je erfolgreicher und prominenter „Vera Kroemer“ wird, umso schwieriger und anstrengender wird es für Veronika Kramer, die perfekte Fassade aufrecht zu erhalten.

    Und wenn sie ihre Glaubwürdigkeit als Autorin verliert, ist sie beruflich am Ende.


    Die Schwester heiratet. Kein Problem, oder?


    Nur gut, dass keiner von Veronikas Lesern etwas von den irrwitzigen Vorbereitungen für die Hochzeit ihrer Schwester mitbekommt! Stehenden Fußes würden sie ihr das Vertrauen entziehen! Dabei ist Veronika nicht mal in die Organisation der Feierlichkeiten involviert. Ihre Aufgabe besteht allein darin, sich am Tag X schick angezogen in der Kirche einzufinden und ein Geschenk mitzubringen. Das kann doch nicht so schwierig sein, oder? Oh doch! Für Veronika schon.


    Die Klamottenfrage kriegt sie mit Hilfe ihrer Freundin Charlotte noch geregelt. Doch statt in Saarbrücken bei der Familie landet sie mit Till, einem charmanten vermeintlichen Gastroenterologen, in Paris – ohne Handy und ohne einen Cent in der Tasche. Das ist wieder irgendwie dumm gelaufen. Wenigstens ist dieser Till ein amüsanter und unaufdringlicher Zeitgenosse. Tante Amanda wittert schon eine Romanze, aber erstens hat er eine Partnerin und zweitens eine Glatze. Ach, und wenn sie erst wüsste, wer der Kerl wirklich ist …!


    Glatzkopf, Sportler oder Langweiler?


    Partnermaterial wäre da schon eher der attraktive und sympathische Fotograf Robert Steinbrecher. Wenn er nur nicht so ein Outdoor-Freak wäre und lauter halsbrecherische Hobbys pflegen würde, vor denen es Veronika von Herzen graust. Fabian Engel, der Geschäftsmann, der ihr Handy gefunden hat, wäre vielleicht auch eine Option. Er sieht aus wie Orlando Bloom, ist ein vollendeter Gentleman, aber leider auch ein entsetzlicher Schwätzer und Langweiler. Irgendwas ist halt immer.


    Doch Partnersuche und angesäuerte Verwandte haben jetzt erst einmal Pause. Veronika hat in ihrer Schusseligkeit die Deadline für ihr neues Buch verpennt und muss nun ein wahnsinniges Arbeitstempo vorlegen. Sie geht in Schreibklausur und bekommt dadurch einige Entwicklungen in ihrem Umfeld nicht mit. Was Freundin Charlotte ihr nun mitzuteilen hat, haut sie deshalb komplett aus den Latschen.


    TV-Talk mit Folgen


    Doch das Schlimmste steht ihr noch bevor, hat sie sich doch zur Teilnahme an einer Expertendiskussion im Fernsehen breitschlagen lassen. Gar keine gute Idee für jemanden, der ganz groß darin ist, sich um Kopf und Kragen zu quasseln …


    Vom Prolog an macht die Protagonistin uns Leserinnen zu Komplizinnen. Sie spricht nämlich mit uns: Oh. Hallo Sie da! Was für eine nette Überraschung! Sie lesen wohl gerne? Das trifft sich gut, denn ich schreibe. Allerdings nichts Spannendes – nur Ratgeberbücher. Zum Thema Ordnung im Büro. Nicht so Ihr Ding? Offen gestanden – meins eigentlich auch nicht.“ (Vorwort) Und schon hat sie die Leserin am Händchen gepackt und mitten in die Geschichte gezogen.


    Veronika macht uns zu Komplizinnen


    Fortan steht man wie ein unsichtbarer Begleiter neben Veronika und wird immer wieder persönlich angesprochen. „Würden Sie jetzt noch meine Bücher lesen? (...) Sehen Sie. Ich nämlich auch nicht.“ (Seite 6). Man ertappt sich dabei, ihr tatsächlich antworten zu wollen, wenn sie nach einem merkwürdig verlaufenden Gespräch verwirrt fragt: Hat er vorhin schon erzählt, in welchem Bereich er tätig ist und habe ich es bloß überhört? Erinnern Sie sich etwa daran?“ (Seite 116)


    Humorvoll und sympathisch ist sie, die kaffeesüchtige Veronika mit ihrer Vorliebe für Kalorienbomben aller Art. Da ist man auch kein bisschen neidisch, dass sie rank und schlank bleibt und die permanenten Schlemmereien überhaupt nicht bei ihr anschlagen.


    Zeit, erwachsen zu werden


    Was Veronika definitiv nicht ist: erwachsen. Das sieht ihre unkonventionelle und lebenslustige Tante Amanda ganz richtig. Und mit 35 wird’s langsam Zeit, dass man Alltag, Arbeit und das Liebesleben so auf die Reihe kriegt, dass nicht ständig irgendwelche Mitmenschen Babysitter, Coach und Lebensretter spielen müssen. Das sieht unsere Heldin zwar ein, aber wie sie das bewerkstelligen soll, ist ihr ein Rätsel.


    Veronika möchte sich keinen neuen Herausforderungen stellen, weder mit noch ohne Hilfe. „Warum kann ich auf der großen Tastatur des Lebens nicht einfach Strg + Z drücken? Auf einen Schlag alles ungeschehen machen und dann sofort abspeichern – dass es auch für immer so bleibt?“ (Seite 216/217) Schöne Idee, Veronika! Aber so funktioniert das leider nicht. Für deine Probleme wirst du schon andere Lösungen finden müssen ...


    Eine Frau – zu viele verschiedene Rollen


    Dass man sich in verschiedenen Rollen – als Schwester, Freundin, Geschäftsfrau etc. – immer etwas anders verhält, ist normal. Das tun wir alle. Bei Veronika sind diese Unterschiede nur besonders groß, besonders widersprüchlich – und besonders augenfällig: Für jede ihrer Rollen gibt es eine eigene Variante ihres Vornamens. Die Tante sagt Vroni zu ihr, die Schwester nennt sie Nicky, für die Freundin ist sie Vero, als Autorin heißt sie Vera und der Schwager ruft sie Nic.


    Das hat fast schon was von Multipler Persönlichkeit! Nur, dass sich Veronika durchaus bewusst ist, was ihre einzelnen „Segmente“ so treiben. Es will sich nur nicht zu einem harmonischen Ganzen fügen. Was aber all diesen Teil-Persönlichkeiten gemeinsam ist, ist das Talent, aus allen Lebenslagen das Beste zu machen.


    Es besteht also noch Hoffnung für unsere chaotische Ordnungs-Expertin. Aber das haben wir uns schon gedacht, nicht wahr? Schließlich handelt es sich hier um einen heiteren Liebesroman, und da enden die Geschichten nun mal nicht tragisch. Diese Literaturgattung will uns weder belehren noch verstören sondern uns „nur“ gut unterhalten. Und das schafft ZIMTZUCKERHERZ mit links!


    Ach ja, falls sich jemand fragen sollte, was in der Neuauflage jetzt anders ist als in der von 2012: Hauptsächlich die Verweise auf Technik, Popkultur und Zeitgeschehen.


    Die Autorin


    Heike Abidi, Jahrgang 1965, ist studierte Sprachwissenschaftlerin. Sie lebt mit ihrer Familie in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo sie als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Heike Abidi schreibt vor allem Unterhaltungsromane, Kinder- und Jugendbücher sowie unterhaltende Sachbücher - Letzteres auch zusammen mit Lucinde Hutzenlaub und Ursi Breidenbach. Mehr Infos über die Autorin: www.AbidiBooks.de


    ASIN/ISBN: B0C7J4X6CD

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner